Schachtheorie
(Bauernendspiele, Turm gegen Bauer, Wolga-Gambit, Turm gegen Turm + Bauer)
Heilbronner-Schachverein
(Infos, Bilder, Download, Mattaufgaben, Partien)
Schachtagebuch
Gronk-Award

Mein Schachtagebuch

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Einträge 81 - 100 Einträge 121 - 140 von 324 ( vom 04. Juni '04 - 30. September '04)

Eintrag #121 (vom 04.06.04)
Normalerweise habe ich Freitags keine Zeit zum Schachspielen. Dieser Freitag war eine Ausnahme. Ich saß zu Hause und überlegte mir, was ich machen konnte. Ich hatte mir den großen Zeh lädiert (mittlerweile leuchtet er in einem hübschen Blauviolett) und sann nach. Zu Hause bleiben wollte ich nicht (zu langweilig), also vielleicht mal einen der anderen Schachvereine besuchen. He, in Willsbach fand dieses komische Chaos-Blitz-Turnier statt. Warum nicht dort rüber düsen und schauen, wie es läuft? Gesagt, getan. Ich hatte einige Anlaufschwierigkeiten, das TSV Sportheim zu finden - fast wäre ich daran vorbeigefahren. Auf dem Parkplatz sah ich schon den ersten Schachspieler. Es war Drofenik von Neckarsulm. Drinnen begegnete ich Big Pommes, der mit Thilo Kabisch angereist war. Ups, das würde ein harter Kampf werden, wenn ich den 3. Platz und damit noch den Geldpreis erreichen wollte. Von den Willsbachern waren Wartlick, Klotz, Kleinknecht, Hohl und nicht zu vergessen Wolfgang Kolb anwesend, neben einigen anderen, die ich nicht kannte. "Oh, der Wolbert", begrüßte mich Thomas. "Bist du alleine gekommen?" "Ja. Da fällt mit ein, ich hätte ja Jochen mitbringen können. Der ist überraschender Weise in Heilbronn. Obwohl, er hätte vermutlich keine Lust gehabt." "Schade!" Ich setzte mich hin und schaute Thomas und Thilo beim Blitzen zu. Die Anmeldung zum Turnier hatte ich gerade eben erledigt, aber es würde noch etwas dauern, bis alles vorbereitet war. Beim Chaos Blitz-Turnier bekommt jeder Teilnehmer eine Liste mit allen Spielern und sucht sich einen Gegner. Ist man fertig, einfach den nächsten. Angeblich soll man damit bis zu 7 Runden pro Stunde schaffen. Ich bin davon nicht so überzeugt. Besonders gegen Ende, wenn die Auswahl der Spieler gering wird, steht man mehrere Minuten dumm rum und wartet auf den anderen. Das passierte gleich zweimal bei mir. Aber zurück zum Turnier. Kolb begrüßte die Teilnehmer und erklärte den Modus. Dann sagte er noch: "Und ich freue mich, dass auch ein paar Fremde zu dem Turnier erschienen sind." Hartmut zu mir: "Hallo, Fremder." Das Turnier begann. Die erste Runde gewann ich schnell, dann hatte ich mit Thilo den ersten schweren Brocken vor mir. Ich geriet anfangs in eine passive Position, konnte aber im Mittelspiel ausgleichen. Im Endspiel gewann ich sogar die Figur, musste dann aber zusehen, wie mein Blättchen fiel. Zwei Runden später war dann Thomas an der Reihe. Diesmal bin ich eingefahren. War einfach Chancenlos. Die Willsbacher bereiteten mir vorerst keine Probleme. Ich gab gegen Wartlick ein Remis ab, das war es auch schon. Nach der Halbzeit lag ich an Position drei. Dann musste ich mich anstrengen, den Wolfgang Kolb stand an. Da musste ich einfach gewinnen. Ich erarbeite mir einen Bauern, ging ins Endspiel über, konnte einen zweiten Bauern ergattern und nach Abtausch aller anderen Bauern, musste ich nur noch mit Dame und Turm Matt setzen. In 5 Sekunden! Mist, klappte nicht. So ging es remis aus. In der darauf folgenden Runde gab ich gegen Hartmut einen Zähler ab, der Rest verlief wunschgemäß. Es war klar, dass die ersten beiden Plätze an Thilo und Thomas gehen würden. Platz 3 war durch die Niederlage gegen Hartmut gefährdet. Und nur für die ersten 3 Plätze gab es Geldpreise (von zwei weiteren Sonderpreisen abgesehen). Für alle gab es einen Trostpreis aus dem reichen Fundus - wir erinnern uns an vor zwei Jahren, als Wolfgang mit der Idee zu uns kam und eine Rassel schwang, sowie ein Schweinchen mit der Aufschrift "www.ichbingeil.de" trug - der Kleinartikel zur Verfügung stellte. Ich wurde mit einem halben Punkt Rückstand auf Kolb Vierter und durfte mir als Erster etwas aussuchen. Ich entschied mit für ein große Pyramiden-Kerze. Thomas betrachtete die Kerze und fragte: "Was ist das für ein Phallus?" Ich grinste und fragte ihn, ob er noch ein wenig Lust zum Blitzen habe. "Klaro!" Und siehe da, entweder lag es daran, dass er schon etwas Bier intus hatte, oder dass es spät war, oder dass er mit den Gedanken woanders (Kerze?) war, auf jeden Fall gewann ich 80% der Partien. Zu Tandem konnte ich leider niemanden aktivieren. Also fuhr ich durch die Nacht nach Hause.

Eintrag #122 (vom 06.06.04)
Saygun ist sehr aktiv als Jugendleiter. Er fährt zu vielen Turnieren mit unseren Jugendlichen und lernt dabei viele Leute kennen. Und als er letztes Jahr im Herbst in Bad König war, hinterließ er (erstaunlicher weise) einen guten Eindruck. So gut, dass ein Freundschaftsspiel ins Auge gefasst wurde. An diesem Sonntag sollte es soweit sein. Die Schachfreunde von Bad König wollten mit ca. 20 - 30 Mann anreisen und gegen 9:30 Uhr in Heilbronn eintreffen. Wir hatten, um so viele Leute entsprechend aufnehmen zu können über Verdi den großen Saal reserviert und waren schon um 9:00 Uhr da, um die Vorbereitungen zu treffen. Da ich mich mit einem lädierten Zeh rumplagen musste, bevorzugte ich eine sitzende Tätigkeit. Da noch jede Menge Brezeln mit Butter zu versehen waren, machte ich mich daran. Alex: "Wasch dir vorher die Hände." "Glaubst du nicht, es wäre besser, wenn das Immunsystem etwas zu tun bekommen würde? Nicht, dass es sich Mangels Erreger langweilt und Allergien auslöst?". erwiderte ich grinsend, mich auf den Weg zur Toilette machend. Kurz darauf, mit frisch gewaschenen Händen schmierte ich mit Alex Butterbrezel. Da kommt Jens vorbei: "Hast du dir auch die Hände gewaschen, Alex? Christian habe ich gesehen, dich nicht!" Ich sagte nichts, nur ein Lächeln prangte auf meinem Gesicht. Während ich die Brezel fertig machte, vergaß ich nicht, einen Blick ab in den Saal zu werfen, zu schauen, was die anderen so machten. Michael Bösherz machte Fotos, Saygun labberte viel rum, einige der jüngeren Jugendlichen spielten Schach, also alles wie gewohnt. Helmut kam auch, latschte zu uns vorne. "Willst du helfen?" "Ich glaube, Helmut kommt eher zum Brezel essen, als zum Brezel schmieren." Gegen 9:40 kamen Sascha und Ramin. Ich: "Hi, seid ihr nicht ein bisschen spät dran?" Sascha: "Saygun sagte, das Turnier geht um 10 los." "Richtig. Um zehn soll es losgehen, anvisiert sind die Schachfreunde um 9:30, das bedeutet, sie müssten jeden Augenblick hier sein und um 9:00 Uhr war unser Treff geplant, um alles aufzubauen." "Hat uns niemand gesagt." Wohl eher nicht genau zugehört. Aber es gibt ja noch was zum Abbauen. Und dann trafen auch schon die Gäste ein. Saygun begrüßte sie im Hof und stellte mich dem Vorsitzenden vor. Dann gab es die üblichen Begrüßungsreden. Unsere Gäste überreichten uns ein Wappen von Bad König, wir ihnen ein selbst erstelltes Bild von Heilbronn mit mehreren Motiven. Saygun erklärte noch kurz den Turnierablauf, wir würden immer so gepaart werden, dass immer ein Heilbronner Spieler gegen einen von Bad König antreten würde. Da sie aber nur mit 20 Schachspielern gekommen waren, gaben wir ihnen noch kurzerhand Heinz und Branko Drofenik als Verstärkung mit. Also waren es insgesamt 44 Spieler am Turnier. Während ich mir dies notierte, kam Valon zu mir: "He, ich habe gehört, du schreibst Witze im Internet." "Tatsachenberichte", korrigierte ich ihn. Hinter mir brach Helmut in lachen aus.. In der ersten (von neun) Runden wurde ich gegen eine Frau gepaart, Valentina hieß sie. Sie begrüßte mich gleich mit den Worten: "Ich bin Anfängerin." "Kein Problem, ich spiel auch manchmal wie ein Anfänger." "Nein, ich habe noch nie jemanden Matt gesetzt." Ja, und es sollte auch ihr jetzt nicht gelingen. Die erste Runde ging mit 13,5:8,5 an uns. Ich warf einen Blick auf die Teilnehmerliste. Der DWZ-stärkste Gegner (ich glaube er heißt Sauer) hatte eine Zahl von 1930. Dann fielen die anderen zahlen stark ab und ein Drittel hatte noch keine Wertungszahl. verglich ich es mit unseren Zahlen, so waren wir deutlich favorisiert. In der zweiten Runde bekam ich einen Jugendlichen. Er machte in der französischen Partie einen Eröffnungsfehler und verlor einen Bauern und hatte die schlechtere Stellung dazu. Herr Sauer am Nachbarbrett spielte seine Partie. Einige Augenblicke später war er umringt von dreien seiner Jugendspieler. "Seid ihr schon etwa fertig?", fragte er verblüfft. "Ja." "Und wie habt ihr gespielt?" Verloren. Er schüttelte den Kopf. "Warum spielt ihr auch so schnell. Ihr habt doch Zeit. Nehmt euch ein Beispiel an Marcel." Er deutete zu meinem Gegner hin. Marcel spontan: "Lieber nicht!" Die zweite Runde ging mit 16,5 zu 5,5 noch deutlicher an uns. Auf zur dritten Runde. Branko war diesmal mein Gegner. Aber der Sieg gegen ihn war letztendlich doch einfacher als gedacht. Sascha hatte seinen Gegner auch schon besiegt. Wir machten scherzhafter Weise ein Fernduell zwischen uns aus. Sascha hatte vor keinen Punkt abzugeben. Ich auch nicht. "Dann wird es spannend, wer am Ende vorne sein wird", meinte er. "Ich nicht, denn meine Buchholz wird gnadenlos schlecht sein." "Wieso?" Und ich erzählte im die Story von meiner Gegnerin in der ersten Runde. Die dritte Runde ging mit 15,5:6,6 ebenfalls deutlich an Heilbronn. "Bist du sicher, dass der Modus wir gegen sie so gut ist?", fragte ich Saygun. "Nicht, dass sie am Ende deprimiert sind, weil sie so klar untergehen." "Noch ist es ja nicht zu Ende. Da kann sich noch einiges ändern." Runde 4 wurde noch vor der Mittagspause gespielt. Diesmal hatte ich Sauer als Gegner. Ich gewann eine Qualität, opferte dann einen Bauern, was sich als schlecht darstellte. Jetzt hatte er genügend Kompensation. Aber Gott sei Dank, schoss er noch einen Bock und ich konnte meinen Materialvorteil verwerten.. Immer wenn ich früh mit einer Partie zu Ende war, übernahm ich die Ergebniseingabe. Das Ergebnis endete jetzt sogar: mit 21,5:0,5 für Heilbronn.  Junge, Junge, das war eine klare Niederlage. Viele Tage später sagte Saygun zu mir, das die Spieler von Bad König ausgegangen waren, es wäre ein Freundschaftsspiel geplant, wo primär Anfänger spielen sollten. Warum, so frage ich dich, Saygun, bestandst du darauf, dass Leute der ersten Mannschaft mitspielten? Das müssen wir noch mal klären. Aber zu diesem Zeitpunkt war ich überzeugt, dass unsere Gäste deprimiert nach Hause fahren würden, mit dem Entschluss, nie wieder vorbeizukommen. Aber noch bleiben unsere Gäste optimistisch. "Es kann nur noch aufwärts gehen", kommentierte einer von ihnen lakonisch. Valon: "Wer hat Remis gespielt?" Carsten meldet sich. "Du blamierst Heilbronn", entgegnete er rotzfrech. Dann war Mittagszeit. Einige hatten Pizza bestellt, andere gingen zum Essen. Und Fritz führte eine Stadtbesichtigung durch. Aufgrund der Brezel und der Kuchen, die kommen würden, verzichtete ich auf ein Essen und fragte ganz unschuldig: "Jemand Lust auf Tandem?" "Was, jetzt??" "Klar." "Ich bin doch nicht verrückt." Leute, man muss nicht verrückt sein, um Tandem zu spielen - aber es ist hilfreich. Leider war der Großteil der verbleibenden Leute zu rational veranlagt; keine Spontaneität, kein einfach mal was ausgefallenes, verrücktes tun. Wo wird diese Welt noch enden? Sei's drum. Ich wanderte durch den Saal und schaute, was die anderen so machten. Ramin zum Beispiel zeigte gerade ein Endspiel, das er gewonnen hatte. Mit einem Mehrbauer und einem Mehrspringer. Sascha nach einigen Zügen locker mit ironischem Unterton: "Welch ein studienhaftes Endspiel!" Inzwischen hatten sich Michael Waldherr und Helmut zum Blitzen eingefunden. Helmut kam wiederholt in schlechte Stellung. "Ich kann nicht Schach spielen!" Michael: "Das ist falsch! Du darfst nicht sagen: Ich kann nicht Schach spielen, sag einfach: Du versuchst Schach zu spielen." "Immerhin habe ich noch Plan B." "Plan B?", fragt Michael zurück. "Zeit!" In der nächsten Partie stand Helmut besser, verfolgte aber den falschen Plan und gerät in Nachteil. Sascha: "Helmut, du hast ein negatives Positionsverständnis." "Das mag sein sein. Ich glaube, ich muss wieder auf Plan B zurückgreifen." Drei Partien später räumt Helmut seinen Platz. Ramin nimmt seinen Platz ein. Sascha: "Jetzt die Jugend." Michael trocken: "Erst mal das Honorar hinlegen, bevor du gegen mich spielen kannst." Kurz darauf trudelten die Leute nach und nach wieder in den Turniersaal ein.  Die Stärkung schien den Gästen gut getan zu haben. Sie holten in der Runde 8 Punkte. Ihr zweitbestes Ergebnis bisher. Ein Blick auf die Tabelle zeigte bis zum Platz 18 nur Heilbronner Spieler (5 davon noch Punktverlust). Wobei viele unserer Jugendlichen vorne mit zu finden waren. So hatte Julia 4 Punkt und Valon staunte, dass er auf dem 8. Platz lag. Ab der sechsten Runde wurde es wieder leichter, nachdem ich alle starken Gegner gehabt hatte, wurden von unten neue hoch gelost. Mit 20:2 ging die Runde glatt an uns. In der 7. Runde holten wir 14 Punkte und ab jetzt waren nur noch Sascha und ich die einzigen, die nichts abgegeben hatten. Gegen 14:30 tauchte Jochen auf. Gegen 14:31 hatte er schon einen Kuchen in der Hand. Allerdings blieb er nicht lange. Eine Viertelstunde später ging er zu Del Arte, ein Eis essen. Sein Angebot, mitzukommen, musste ich leider absagen, als Vorsitzender kann ich schlecht sagen: "Tschüss, ich gehe Eis essen. Die letzten beiden Runden gebe ich kampflos ab." Runde 8 ging mit 17:5 an uns. Und es war 15:44 Uhr, als ich von Helmut gelobt wurde. "Den Kuchen hätte ich dir nicht zugetraut. Der ist wirklich gut", sagte er. Saygun musste nun auch mal fragen, was das da oben auf dem Kuchen wäre. "Eierlikör", antwortete ich. Es ging in den Endspurt, die letzte Runde musste ausgelost werden. Erwähnte ich schon, dass Swiss-Chess ein absolut beknacktes und schlechtes Programm ist? Bestimmt! Das Ding war zu blöde, die 9. Runde auszulosen. Es können keine Paarungen erstellt werden. Hä? Ich hatte von 22 Gegnern bisher nur 8 gehabt. Damit hat jeder Spieler 14 mögliche Gegner. Mathematisch gesehen gibt es mehrere Tausend Möglichkeiten, die Spieler zu paaren. Es kann nicht sein, dass keine legale Paarung mehr zustande kommt. Wir wiederholten die Auslosung. Wieder dasselbe Ergebnis: "Berechne 65000 Kombinationen. Keine Paarung möglich."  Keine Chance. Noch zwei Versuche, und Alex musste die Paarungen bezüglich der Vereinszugehörigkeit aufheben und es kam zu Vereinsinternen Paarungen. Und das auf den hinteren Brettern. Der Programmierer von Swiss-Chess ist unfähig. Wenn man eine neue Paarung auslost, ist es am effektivsten, wenn man zuerst Brett 1 paart, dann das letzte Brett, dann Brett 2, dann das vorletzte Brett usw. Sollte es nicht aufgehen, macht man ein Backtracking, solange, bis es aufgeht. Wenn man mit einer Hälftenbildung arbeitet, ist es noch effizienter. Auf jeden Fall konnte die 9. Runde nicht mehr in die Statistik aufgenommen werden (132:44). Sascha und ich gewannen unsere Partien, wobei aufgrund der besseren Feinwertung ("Ich habe noch nie jemanden Matt gesetzt" -Nachteil) Sascha am Ende vor mir lag. "Ich muss mir überlegen, ob wir die Heilbronner wieder einladen", meinte der erste Vorsitzende spöttisch. Nachdem dann die Siegerehrung vorbei war (wir hatten jede Menge Preise vorgesehen, so auch zum Beispiel für die besten 10 Jugendlichen vom jeden Verein), sagte er noch:  "Wir haben noch nie so viele Preise wie hier gewonnen; ich denke, wir kommen wieder!"

Eintrag #123 (vom 17.06.04)
Die Fußball-EM wirft ihre Schatten, auch auf das Schach. Es gibt doch einige Schachspieler, die lieber vor dem Fernseher sitzen, als zum Vereinsabend zu gehen. Und ich? Ich ging hin! Allzu viel los war nichts. So saßen Huther und Kövel wie üblich hinter der Theke an ihrem Stammtisch. "Nanu, heute ohne Schachbrett?", fragte ich, weil noch nichts aufgebaut war. "Wir spielen heute blind", entgegnete Horst Huther scherzhaft. Wir anderen spielten ein Schnellturnier. 20 Minuten waren vorgesehen mit insgesamt 8 Teilnehmern. In der ersten Runde spielte ich mit Weiß gegen Jens. Ich behandelte die Eröffnung mal wieder lax. Zwar stand ich gut, spielte aber auf eine Eröffnungsfalle, die leider nicht klappte. Dadurch hatte ich meine Stellung verschlechtert. Um nun nicht einen Bauern zu verlieren, musste ich einen Doppelbauer auf f3 zulassen. Damit hatte sein blöder Springer auf f4 ein Feld, von dem ich ihn nicht vertreiben konnte. Jens witterte Morgenluft, ein Remis durch Stellungswiederholung reichte ihm nicht mehr. Grinsend konnte ich 4 Züge später seinen h-Bauern erobern. Beim darauf folgendem Schach überlegte ich, wohin mit dem König. g3 erschien mir verlockend, obwohl der Springer auf h5 dann kein Rückzugsfeld mehr haben würde. Aber im nächsten Zug würde ich seinen Springer angreifen können und ich würden dann seinen gegen meinen tauschen. "Oh, der geht ja auch noch!", kommentierte ich überrascht den Zug Df5, der meinen Springer angriff und gleichzeitig dann seinen decken würde. Also opfern auf g7 gegen einen zweiten Bauern. Etwas wenig, aber vielleicht konnte man was ja machen. Weitere Überlegungen wurden durch die Ankunft Jochens unterbrochen, der sich auf die Couch niedersinken ließ und einige Zettel auspackte. "Jochen, pack die LA Übungsblätter wieder ein. Wir werden sie nicht für dich lösen", ruf ich von hinten. Dann widmete ich mich wieder Jens, der keinen Plan fand. Dafür ich. Bald musste Jens aufgeben. "Wie konnte das passieren?", fragte er. "Du wolltest ja auf Gewinn weiterspielen. Remis war ja drin." "Nie wieder höre ich auf Saygun!", schimpfte Jens. Ich begrüßte Jochen, der wirklich LA Aufgaben ausgepackt hatte. "Na, woher habe ich das bloß gewusst?", fragte ich ihn. "Das hast du gesehen." "Von dort hinten?" Bernd fragte Jochen, wo er studiere. "In Karlsruhe." "Das ist ja nicht wo weit weg." "In Anbetracht, der Wäsche, die Jochen jedes Mal mitbringt, wäre es ihr sicherlich lieber, wenn er weiter weg wohnen würde", bemerkte ich. "Nein, das stimmt nicht", entgegnete Jochen, "sie freut sich immer, wenn ich komme." Saygun, der noch spielte: "Ja, weil sie weiß, dass du wieder gehst." Wir lachten und labberten weiter und kamen dann auf Wohnungen und WG's zu sprechen. Ich: "Es kommt immer darauf an, mit wem man seine Wohnung teilt. Man kann sich so super verstehen, aber trotzdem nicht gemeinsam in einer WG hausen können." Bernd stimmt mir zu: "Stimmt. Ich bin so ein netter Kerl, aber mit mir in einer Küche auskommen zu müssen, ist nicht einfach." In dem Moment fiel mein Blick auf die einzige offene Partie: Saygun - Michael. Offen? Spielten die noch oder waren sie fertig? So wie es aussah, unterhielten sich Saygun, Michael und Jens genüsslich miteinander. Und redeten, und redeten. Aber da Michaels Uhr noch lief, musste die Partie noch in Gange sein. "Äh, Michael, spielst du noch, oder labbert ihr nur rum?" "Wir spielen noch." "Dann macht mal voran, damit wir mit der zweiten Runde weitermachen können." Sie spielten und ich wendete mich wieder dem Gespräch an unserer Couch zu. Mittlerweile war man auf den Vorteil einer eigenen Wohnung zu sprechen gekommen, nach dem Motto: "Weg von Zuhause - ein eigenes Leben führen." Alex: Ich werde auch wegziehen." Jochen: "Wohin?" "Sontheim." "Das ist ja nicht gerade weit weg von Zuhause", meint Bernd. "Immerhin hat er es dann näher zur Waschmaschine als Jochen", bemerkte ich zu Bernd. Da lacht Drofenik laut auf: "Männerwirtschaft!" Und dann fragt Alex Jochen, warum er Mathe studiert. Jetzt war ich gespannt auf die Antwort. "Weil die Arbeitslosenrate bei den Mathematikern nur 3% beträgt." Sofort ruft Saygun dazwischen: "Aber auch nur, weil sie es selbst so hintricksen." "Vermutlich beträgt die Quote bei den Statistikern nur 1%", ergänzte ich grinsend. und oh Wunder, die Partie zwischen Saygun und Michael war zu Ende. Weiter ging es mit der 2. Runde. Diesmal musste ich gegen Wickenheiser antreten. Und wieder stellte ich mich dämlich an und verlor einen Bauern. Zum Glück ist Michaels Endspielwissen nicht so ausgeprägt. Er erlaubte es mir eine Remisstellung aufzubauen, dann durch einen Fehler plötzlich den Bauern zurück zu gewinnen und dann hatte ich ein Problem. ich konnte seinen letzten Bauern mit dem Turm schlagen und nach dem Turmtausch hätte ich einen Mehrbauer, aber Michael die Opposition, was zu einem Unentschieden gereicht hätte. Nach einigen Turmmanövern schlug ich dann doch den Bauern und ließ mir zeigen, dass er das Endspiel Remis halten konnte. "ich weiß nicht, wie ich das noch so versauen konnte", meinte er ratlos. "Das ist noch nichts: Jens hatte sogar eine Figur mehr." Darauf Jens: "Scheint heute deinen schlechten Tag zu haben." Mal abwarten. Ich ging rüber zu Jochen, der eine der schwierigeren Aufgaben eben gelöst hatte. "Ah, jetzt habe ich nachgedacht", sagte Jochen. Spontan kam der Ruf vom Ollen Fritz: "Wurde mal Zeit!" Dies war eine weitere Episode aus Jochens heiteren Leben. Gespannt war ich, ob die nächste Partie genauso heiter werden würde, wie die in den ersten beiden Runden. Nicht ganz, wie es sich rausstellte. Gegen Bernd konnte ich ohne Patzer zu machen gewinnen. Es war ein Wolga-Gambit. Bernd versucht immer mit f3 und e4 eine Bauernphalanx aufzubauen, ohne mit cxb5 ein Tempo zu verlieren. Diesmal griff ich mit e6 recht früh diese Phalanx an, bekam ein freies Spiel und gewann nach einigen netten Springerzügen die Qualität. Während ich mir überlegte, wie ich den Sack zuschüren konnte, tönte laut Alex Stimme: "Was ein Abschaumraum?" "Anschauungsraum", korrigierte Jochen. "Ich habe Abschaumraum verstanden." (Für alle die es noch nicht wissen: Mathematiker kennen viele Räume, in manchen, wie dem Hilbertraum passieren komische Dinge. Andere Räume sind so abstrakt, fremd und unverständlich, dass man eigens Räume geschaffen hat, um dies anschaulich zu machen. Daher der Begriff: Anschauungsraum. Auch wenn man in der Literatur vergeblich nach einem Abschaumraum sucht, so ist dieser den Mathematikern wohl vertraut. Dies ist der Raum, in dem die Stochastiker ihre Vorlesungen halten.) Aber wieder zurück zum Schach. Runde 4 gegen Saygun wurde zum Spitzenduell. Im Gegensatz zum Grand prix der Volksmusik landete am Ende Deutschland vor der Türkei. Und Durch den Gewinn der letzten Runde, gegen Drofenik, gewann ich dann das Turnier und bekam sogar Applaus. Was will man mehr? Äh, spontan fallen mir sogar viele Dinge ein: eine liebe Frau, eine Million auf dem Konto,... aber das Leben liegt ja noch vor mir. Was nicht ist, kann ja noch werden. Obwohl das mir der Million mir doch sehr unwahrscheinlich vorkommt. Vielleicht sollte ich Jochen bitten, mir die Wahrscheinlichkeit exakt auszurechnen. Wozu sind Mathematiker denn sonst gut?

Eintrag #124 (vom 24.06.04)
Noch immer wirft die Fußball-EM ihren Schatten. Man könnte sagen, jetzt mehr denn je, nachdem die schlechten Mannschaften schon in der Vorrunde ausgeschieden sind. Aber der DFB ist an der Pleite selber schuld! Nachdem man mit dem Buchstaben V - wie Vogts - schon schlechte Erfahrungen gesammelt hat, hätte man es nicht noch ein Mal damit probieren sollen (V wie Völler). Richtig wäre es gewesen, mit dem nächsten Buchstaben fortzufahren: W wie Wolbert zum Beispiel. Aber was geschehen ist, ist geschehen. Erfreue man sich doch einfach an den erstklassigen Spielen des Viertelfinales. Und das Spiel England - Portugal war in der Tat sehenswert. Aber persönlich ziehe ich Schach vor, weshalb ich zum Monatsblitz ging. Thomas Heinl war ebenfalls schon da. Drofenik, Wächter kamen wie fast sonst immer auch, dann erschien noch Bernd und von unserem Verein waren Saygun (der an diesem Abend die Regie übernahm), Sommer und Nidens mit dabei. Auch Michael Eberhard, der nach dem Ausscheiden der Deutschen Mannschaft noch etwas geknickt wirkte, spielte mit. Den musste ich gleich aufmuntern.: "Sag' mal, Saygun. Hat Michael nicht gesagt, dass er uns zur Pizza einlädt, wenn Deutschland nicht EM-Meister wird." Saygun grinsend: "Ja, mir war auch so, als ob er es gesagt hätte."  Nur Michael war nicht dieser Meinung. Mit 8 Leuten startete das Turnier. Saygun las kurz vor, wer auf welchem Platz saß. Wir rutschen ausnahmsweise mal richtig rum. Nach Links, im Uhrzeigersinn. Einer muss sitzen bleiben." Er schaute mich an, da ich gerade am Tischende saß. "Nee, ich will mich lieber bewegen. Tut mir sicherlich gut." Sitzen bleiben musste dann Volker Schneider. Gegen ihn gewann ich dadurch, dass er einfach eine Figur tauschen wollte, aber übersah, dass ich zweimal das Feld kontrollierte. Wie sagte er doch: "Blitzen ist einfach zu schnell für mich. Da übersehe ich so viel."  Ist mir recht. In der Runde zwei konnte ich wieder einen Punkt holen, es müsste gegen Drofenik gewesen sein, wenn ich mich recht erinnere. Dann gab es schweres Kaliber. Gegen Thomas stand ich nicht so gut. Ich hatte seinen Königsangriff abgeblockt, allerdings auf Kosten eines eingesperrten Königs. Der stand auf h1 und sein Läufer auf d4 kontrollierte das einzige Feld, über dass er raus konnte. Ein Grundreihenmatt war immer allgegenwärtig. Da ich aber die einzige offene Linie kontrollierte, konnte ich beide Türme abtauschen und per Schach gelang es mir den Bauer auf f5 zu nehmen. Meine beste und einzige Chance bestand im Abtausch der Damen. Danach würde ich einen Bauern mehr haben, aber bis ich mit meinem Springer seinen Läufer von d4 vertrieben hätte, hätte sein König genügend Zeit gehabt, auf den Damenflügel zu wandern, um dort seinerseits einen Bauern von mir zu bedrohen. Aber Thomas wich dem Dametausch aus und mir gelang es Dauerschach zu geben. In der Analyse fand ich heraus, dass ich durchaus hätte stärker spielen können. Die Stellung wäre höchstwahrscheinlich sogar gewonnen gewesen. "Diesmal habe ich nicht gegen dich gewinnen können", meinte Thomas. "Vielleicht klappt es beim nächsten Mal", erwiderte ich und Thomas brach in lautes lachen aus. Saygun: "Wie habt ihr gespielt?" "Remis." In der darauf folgenden Runde kam es zu einem Klassiker. Michael Eberhard gegen Saygun Sezgin. "Warum spielst du gegen mich immer so engagiert und nicht gegen Christian?", beschwerte sich Saygun  Das ist doch ganz einfach; es macht mehr Spaß! Aber leider konnte Michael sich nicht durchsetzen. Auch ich holte meinen Punkt und konnte jetzt das versuchen, was Michael nicht gelungen war - Saygun zu bezwingen. Und yoh, es klappte! Super, damit sollte mir Platz zwei eigentlich sicher sein, denn in den letzten Runden hatte ich nicht mehr so starke Gegner. Ich müsste noch gegen Sommer und Michael antreten. Wenn ich alle anderen Partien gewinnen würde, würde ich mit Thomas auf den geteilten ersten Platz kommen. Leider machte mir Saygun hier einen Strich durch die Rechnung, er gewann einfach gegen Thomas. So was, da war ich einmal bereit einen Platz zu teilen, tss, tss, tss. Die beiden noch ausstehenden Runden brachte ich unter Dach und Fach. Die Auswertung dauerte eine Kleinigkeit. Saygun musste die Feinwertung ausrechnen. Hier landete Saygun nach Intensiven Addieren auf dem vierten Platz. Aber zum Glück hat er mich. Ich entdeckte einen Fehler und siehe da, Saygun wurde doch noch Dritter. Das Ergebnis wurde bekannt gegeben und dann. Sofort strömte ein Großteil nach Hause, um sich über die neuesten Ergebnisse im Fußball zu informieren. Nidens und Thomas blieben noch, um zu blitzen. Ich blitzte dann auch noch einige Partien gegen Vladimir. Aber obwohl ich in jeder Partie auf Gewinn stand, schlichen sich dann Patzer ein, durch die fast immer verlor. Nach 5 Partien beschloss ich dann doch aufzuhören. Thomas hatte ebenfalls keine Lust mehr und so packten wir zusammen. So kamen an diesen Abend all recht früh nach Hause, früh genug, um noch das Elfemeterschießen zwischen England und Portugal zu sehen.

Eintrag #125 (vom 01.07.04)
Ein neuer Monat beginnt. Wie so häufig wusste ich nicht mehr, was auf dem Terminplan stand. "Was ist heute Abend angesetzt?", fragte ich Saygun. "4-Disziplinen-Turnier." "Können wir statt dessen nicht ein Tandemturnier machen?", fragte ich hoffnungsvoll. "Nein. Ich habe strikte Anweisungen ein 4-Disziplinen-Turnier durchzuführen." Schade. Da tauchte Jürgen auf. "He, dich sieht man auch mal nach langer Zeit wieder!" "Wir haben uns doch vor kurzem erst gesehen?" "Was, wo?" "Beim Jugendschach." "Stimmt. Habe ich glatt vergessen. Wie sieht es in Bad Wimpfen aus? Bist du schon durch?" "Ja, es ist noch eine Runde zu spielen, aber ich bin schon durch." Da kommt gerade Volker vorbei und sagt zu Jürgen, der hinter der Theke stand, weil er sich was geholt hatte: "Eine Fante, bitte." Jürgen leicht überrascht, herrschte doch bei uns das lockere Prinzip der Selbstbedienung: "Nimm sie dir doch!" Dann tauchte überraschend noch der, Dessen Name Nicht Genannt Werden Möchte in Anzughose, Hemd und schicker Krawatte auf (heute war sein erster Arbeitstag) und übernahm die Spielleitung. "Wir spielen in 4-Disziplinen-Turnier, bei dem die Bedenkzeit immer größer wird, weil es sich zeigt, dass die stärkeren Spieler erst in den letzten Runden aufeinander stoßen..." Ich hob schon  die Hand zum Einspruch, da fuhr er schon fort. "... auch, wenn es bei geringerer Teilnehmerzahl vorkommen kann, dass sich schon in der 3. Runde sie Spitzenpaarung trifft." Meine Worte, bei einem Schweizer System wird sich bei 2 hoch n Teilnehmern spätestens in der n-ten Runde die Spitzenpaarung ergeben. Deshalb sollte man im Sinne des 4-Disziplinentuniers die Bedenkzeiten an der Anzahl der Teilnehmer richten und nicht einfach immer mehr Zeit draufschlagen. So ging ich davon aus, dass ich in der 3. Runde gegen Jürgen würde spielen müssen (vorausgesetzt, alles verlief normal). Zu Beginn kam ich gegen Jens. "Du bist heute so fröhlich?", fragte er mich, weil ich ständig Paint it Black sang. Ich hatte das Lied im Kopf, weil es gerade im Radio lief, als ich vor dem Verein anhielt. "Och, ich bin einfach deswegen so fröhlich, weil ich weiß, dass ich gewinnen werde", meinte ich locker. Saygun, der links neben mir saß, schüttelte grinsend den Kopf. Er musste gegen Michael spielen und zu meiner rechten spielte Jürgen gegen den, Dessen Name Nicht Genannt Werden Möchte. So ab und zu warf ich mal einen Blick rüber, konzentrierte mich aber mehr auf mein Brett. Wie so häufig bekämpfte ich 1.e4 mit e6. Saygun sollte mal die Französische Eröffnung im Jugendschach behandeln; den Bauern d4 darf man in der Eröffnung nicht verlieren. Bald darauf fiel noch der zweite Bauer und der Rest ich nur noch Sache der Technik. Da erklang neben mir zur Linken ein "Ohoh!" aus Sayguns Mund. Ich blickte rüber. "Äh, wo ist deine Dame, Saygun?", fragte ich. "Geopfert!" Geopfert? Sah mir doch eher wie ein Einsteller oder ein Fingerfehler aus. Ich blickte zu meiner rechten Hand. Oh, oh, Jürgen stand auch deutlich auf Verlust, da fehlten sogar mehrere Figuren. Gespannt sah ich dann wieder auf Sayguns Brett, wo er versuchte, über die Zeit Michael ein Schnippchen zu schlagen. Es gelang ihm nicht, um es vorweg zu nehmen. Dafür hörte ich hinter mir Jürgen "Matt!" sagen. Da hatte er mit Dame und Turm weniger Dessen Name Nicht Genannt Werden Möchte billig Matt gesetzt. "Oh, Nein!. Da habe ich was mehr und verliere gegen dich." Und wie, es war nämlich kein zwingendes Matt gewesen. Der, Dessen Name Nicht Genannt Werden Möchte nicht genannt werden möchte fasste es immer noch nicht. "Warum hast du nach dem Verlust der Dame noch weiter gespielt? Die Stellung war total verloren." Humorvoll erwiderte Jürgen: "Ich habe mir gedacht, gegen dich gewinne ich irgendwie." In Runde zwei gab es dann Favoritensiege. Jürgen gewann seine Partie, wie auch Saygun und ich ebenso. Dann kam es in Runde 3, wie anfangs vorhergesehen zum Kampf gegen Jürgen. Saygun spielte gegen Bernd. Jürgen schien heute nicht seinen besten Tag zu haben. Durch ein taktisches Manöver konnte ich am Damenflügel einen Bauern erobern. Mit der einhergehenden besseren Stellung konnte ich dies zu meinen Vorteil ummünzen. Saygun hatte zu diesem Zeitpunkt gegen Bernd eine Figur mehr und es gelang auch ihm, dies entsprechend zu verwerten. "Der Springer war's", sagte er am Ende zu Bernd. "Ja! Aber ich hatte mir gedacht, warum so halbherzig spielen." So ist es. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Remisschieben kann doch jeder. Dann musste ich mich in der vierten Runde Saygun stellen. Als Weißer zog ich mal zur Abwechslung e4. Saygun spielte dann e6. Wunderbar, als wieder mal Französisch. Da kam mir eine Idee. Warum mal nicht eine andere Variante spielen? Ich probierte es mit dem Aljechin-Chatard Angriff. Saygun nahm das Bauernopfer nicht an, sondern spielte statt dessen c5. 'Einen Moment', dachte ich, 'wie geht es denn jetzt weiter?' Mist, ich hab Null Theoriewissen. Ich weiß nur dass dxc5 Sxe5 nicht so optimal ist. In der Folge ließ ich mir noch auf g5 den Läufer schlagen und verlor den h4-Bauern. Kompensation war schon da, denn Saygun durfte nicht klein rochieren. Dummerweise konnte ich wegen der Dame auf g5 auch nicht groß rochieren und musste dann doch 0-0 spielen, worauf Saygun erleichtert ebenfalls zur Rochade kam. Danach verlagerte sich der Kampf auf den Damenflügel und ich erkannt, dass dort nichts zu holen war. Also opferte ich einen weiteren Bauern, um seine Schwerfiguren vom Königsflügel wegzulocken, wo ich einen Angriff zu starten versuchte. Fast wäre er auch durchgedrungen, aber auch nur fast. Mein Damenflügel war sperrangelweit offen und Saygun zog Tc2+. "Ich biete Remis an", sagte ich locker. "Remis?" "Ja, nach Th8+ Kxh8 Dh4 habe ich Remis durch Dauerschach drin." "Oh, gut, dass du das sagst. Ich hätte das nicht gesehen." Ich zog Th8+. Saygun: "Das geht noch nicht, du stehst im Schach." "Was? Oh Mist." Ich musste Kh3 ziehen und Saygun konnte die Damen nun zwingend tauschen. Das Turmendspiel mit 2 Bauern weniger konnte ich nicht halten. 30 Sekunden, bevor das Blättchen fiel, konnte mich Saygun Matt setzen. "Kürzer hätte die Partie auch nicht sein dürfen." Die letzte Runde kam, mit 30 Minuten Bedenkzeit. Saygun gegen Jürgen und Dessen Name Nicht Genannt Werden Möchte gegen mich. "Das ist nicht fair. Warum muss ich gegen Christian spielen. ich überlege mir, ob ich nicht nach Hause gehe und mir das Fußballspiel anschaue." "Warum?" "Das ist doch keine faire Paarung." "Doch!", spöttelte Saygun. "Es spielen der Vereinsmeister gegen den Vereinvizemeister." "Ich will wirklich nicht." "Komm schon." "Ich habe keine Lust, 1h rumzusitzen." Jens: "Das dauert keine Stunde!" Dann entschied sich der, Dessen Name Nicht Genannt Werden Möchte, doch zu spielen. Ich dachte mir, den musst du motivieren und spielt im Damengambit Lg4, was nun wirklich nicht gut ist. Wie erwartet, nahm Dessen Name Nicht Genannt Werden Möchte den Fehdehandschuh auf und spielte auf Angriff. Ich stand gedrückt, aber noch solide. Sobald er mit e5 oder d5 vorstoßen würde, bekämen meine Springer schöne Zentralfelder. Und es kam zu e5. Mit Lh6, Sg5, Se4, Df3 gedachte er zum Mattangriff zu kommen. Aber f5 hielt die Stellung. Statt mit exf6 e.p. Lxf6 fortzufahren gedachte er mit Sxe6 einen Bauern zu gewinnen, weil meine Dame angegriffen war. Aber fxSe4 griff im Gegenzug seine Dame an. Jetzt hatte ich eine Figur mehr und schlug den Angriff Stück für Stück zurück. Und nach dem erzwungenen Damentausch war es aus. Saygun hatte gegen Jürgen ebenfalls gewonnen. Noch war unklar, wer vorne lag. Saygun hatte zwar gegen mich gewonnen, aber in der ersten Runde verloren, was seiner Buchholz nicht unbedingt gut zu statten kam. Aber so richtig interessierten wir uns nicht mehr dafür. Viel brennender war die Frage, welche Fans das Hupkonzert auf der Alle veranstalteten. Zwar favorisierten wir die Tschechen, aber nach der Lautstärke zu urteilen, mussten es doch einige sein. "So viele Tschechen gibt es nicht. Es müssen die Griechen sein", lautete dann der einhellige Beschluss. In der Tat. Als ich nachher nach Hause fuhr, fuhr ich über die Allee. So viele griechische Flaggen hätte ich dann doch nicht erwartet. Aber dadurch, dass das Finale der EM am Sonntag stattfinden würde, wäre es auch der letzte Donnerstag, auf denen die EM 2004 ihren Schatten werfen würde. Mal sehen, wie es nächsten Donnerstag aussieht.

Eintrag #126 (vom 03.07.04)
Prolog:
Um die Mittagszeit dieses Tages herum versuchte ich Saygun anzurufen. Wie meistens war er nicht erreichbar. Aber gegen zwei rief er zurück. "Du hast angerufen. Was gibt es?" "Ich brauche die Info, wem du die Einladung zur Spielerversammlung alles gegeben hast. Ich muss dann noch den übrigen die Einladung per Post schicken." "Also: Jens hat sie bekommen, Andreas Usov,..." "Halt! Ihr habt doch ein Verbandsjugendliga-Spiel?" "Kommst du vorbei?" "Ja, dann bringe ich die Liste mit und wir können in Ruhe alles durchgehen." "Wann kommst du?" "Sagen wir, in einer halben Stunde." "Okay."
Das war die Vorgeschichte, liebes Schachtagebuch. So kam es, dass ich zum RMG fuhr und den Kampf zwischen unseren Jugendlichen und den Tammern, den direkten Verfolgern, verfolgte. Zwei Runden vor Schluss lag unsere Mannschaft mit 2 Mannschaftspunkten Vorsprung vor Tamm und Wolfbusch auf den ersten Platz. Mit 5 Brettpunkten war das Polster auch im Fall einer knappen Niederlage noch ausreichend, den ersten Tabellenplatz zu behalten. Aber bevor ich einen Blick auf die Bretter werfen konnte, musste ich mich mit einem anderen Problem herumschlagen: Das Tor zum Hof war verschlossen. Das ist immer so; jemand, der aus dem Hof vom RMG raus fährt, schließt pflichtgemäß als Deutscher Michel brav die Tür hinter sich ab, nicht daran denkend, dass ja noch andere Leute in den Hof rein müssen. Aber Saygun bemerkte mich dann durch das Fenster und ich gab ihm ein Zeichen. "Hast du dein Handy dabei?", fragte er mich, kaum, dass er aufgeschlossen hatte. "Ja, wieso?" "Kannst du Sascha anrufen? Mein Akku ist leer, und er ist noch nicht da." Ich schaute auf die Uhr: 14 Uhr 46. "Könnte knapp werden", meinte ich. Saygun gab mir die Nummer und ich rief an. Leider erwiderte nur die Mailbox meinen Anruf. Und nach diesem Versuch bekam ich die komplette Story verzählt und die lautete so: Sascha hätte angekündigt, dass er vermutlich etwas später kommen würde, weil er noch Tennis spielte. So weit, so gut, wäre nicht um 14 Uhr 15 bei Saygun das Handy geklingelt. "Sascha?", meldete er sich, da die Nummer auf dem Display angezeigt wurde. Nö, war er nicht. Es war ein Kumpel von Sascha, der noch Tennis spielte, und folgende Frage stellte: "Habt ihr schon die Aufstellung gemacht?" Köstlich, köstlich. Natürlich war eine Viertelstunde nach Beginn die Aufstellung schon fix und fertig. Aber das war noch nicht die Krönung der Geschichte, die Krönung war, dass Jens da war und Saygun ihn als Ersatz hätte aufstellen können, wäre der Anruf eine Viertelstunde früher gekommen. Wir gingen rein. Wie nicht anders zu erwarten, war die Stimmung leicht aufgeladen. Die Frage, ob Sascha in den nächsten 10 Minuten kommen würde, belastete doch die Stimmung. Aber mein Auftauchen verbesserte sichtbar die Moral der Jungs. Ich wurde begrüßte und schaute mir die Lage an. Xinping stand mit Schwarz im Sizilianischen sehr stark. Er bedrohte den Damenflügel, hinter dem sich der weiße König verkrochen hatte, während Weiß es nicht geschafft hatte mit h5 selbst am Königsflügel aktiv zu werden. Stefan stand ausgeglichen, obwohl sein Gegner zentralisierter stand. Das waren die beiden Bretter am Eingang. Bei Johannes stand es ausgeglichen, auch wenn seine Gegnerin deutlich mehr Raum hatte. Ramin stand ebenfalls gut und hinten kämpfte Julian mit Weiß gegen seinen Gegner. Aufgrund der momentan herrschenden Fesslung in der offenen E-Linie sah ich hier schon eine Gewinnmöglichkeit: Lxc7 nebst Df5 sah sehr stark aus. So schlecht sah es nicht aus, ein Gewinn läge noch im Möglichen. Dann setzte ich mich im Nachbarzimmer mit Saygun zusammen und ging die Mitgliederliste durch. Während wir dies taten, kam Xinping herein, er hatte gewonnen. Gut, damit herrschte Ausgleich. Dann fragte Saschas Gegner Saygun, ob er schon den kampflosen Punkt eintragen konnte. "Ja." "Und wenn der jetzt noch kommt?", kam die Frage. Ramin: "Hörst du die Kirchenglocken? Die läuten gewöhnlich um 3 Uhr, das bedeutet, es ist zu spät." Wie tiefsinnig die Jugend von heute doch ist. Saygun meinte noch: "Ich glaube nicht, dass er noch kommt." Aber oh Wunder, wer kam 20 Minuten später total zerknirscht an? Richtig, der lang Vermisste. "Es war blöde von mir", gestand er. (Ja, dem kann man zustimmen.) "Ich hätte einfach die Uhr auf 13:45 Uhr stellen können. Dann hätte ich dir rechtzeitig absagen können und du hättest jemanden als Ersatz aufstellen können." "Jens war da", meinte Saygun zustimmend. Mehr Vorwürfe bekam Sascha aber nicht zu hören. Selbst seine Teammitgliedern begrüßten ihn herzlich (wenngleich sie ihn eine halbe Stunde früher noch herzlicher begrüßt hätten). Dies zeigt, das der Teamgeist bei unseren Jugendlichen in Ordnung ist. Ich schaute noch mal einen Blick in den Turnierraum. Stefan war in einem Turmendspiel gelandet und sein Gegner bot ihm Remis an. Ich dachte mir noch, nimm es an, die Mannschaft steht gut und du hast die deutlich schlechtere Bauernposition. Ich sah nicht, wie Weiß alle seine Bauern würde halten können. Aber nein, Stefan gehörte nicht zu den Gedankenlesern und auch nicht zu den Leuten, die ein Endspiel gut einschätzen können. Er spielte weiter. Ramin stand auf Gewinn, Johannes hatte sich befreien können und nun stände er sogar leicht vorteilhafter, wenn er seine Zentrumsbauern würde halten können. Danach sah es aber nicht aus. Julian hatte irgend etwas anderes gespielt und seinen Vorteil weitgehend eingebüßt. Ich ging wieder rüber zu Saygun. "Ah, da kannst du es gleich dem Richtigen sagen", erwiderte er zu Sascha und deute mit dem Kopf auf mich. Fragend schaute ich Sascha an. "Nächste Saison sollte die Erste immer komplett spielen. Es wäre Scheiße, wenn die Zweite deswegen absteigen würde, bloß weil in der Ersten die Leute fehlen!" An dieser Stelle hätte mein Grinsen Sascha warnen sollen. Ein reaktionsschneller Rückzieher hätte noch geholfen, aber nein, es sollte nicht sein. "Ach, weißt du, Sascha", begann ich betont harmlos, "wenigstens melden sich meine Leute bei mir ab, wenn sie nicht spielen können." Treffer, versenkt! Er hätte sich jeden Tag für eine Kritik aussuchen können, aber nicht diesen. Wir kamen dann auch gleich auf andere Themen zu schwätzen und irgendwann stand es 2:2. Ramin hatte gewonnen und Johannes hatte einfach den Turm stehen lassen, dabei wäre das Endspiel nach dem Damentausch forciert Remis gewesen. Und wie standen Stefan und Julian. Bei Stefan kam ich gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie dieser den d-Bauer verlor. Das sah nach einer Niederlage aus. Julian hatte nur noch leichte Vorteile, aber verlieren sollte er die Stellung nicht. Dann waren ein paar Partien Tandem angesagt. Jens: "Och, da habe ich keine Lust dafür." Saygun: "Doch, die hast du." Nach mehreren Partien warf ich noch einen weiteren Blick in den Turniersaal. Es hatte sich nicht viel geändert. "Ich gehe", meinte ich dann zu Saygun. Ich hatte keine Zeit, das Ende noch mitzuverfolgen. Aber momentan sah es danach aus, dass bestenfalls ein 3:3 herauskommen würde. Immerhin wäre dies noch gut, da mit einem Sieg in der letzten Runde gegen Ditzingen alles noch im Lot gewesen wäre. Umso überraschter war ich, als ich am Montag sah, dass es 3,5:2,5 für uns ausgegangen war. Wie hatte Stefan die Partie noch Remis halten können??

Eintrag #127 (vom 08.07.04)
Spielerversammlung. Der Tag, an dem fiel geredet wird. Nachdem wir schon im Vorfeld vieles abgeklärt hatten, würde an diesem Abend der wichtigste Diskussionspunkt sein, wer in der 3. Mannschaft spielen würde. Da hatten wir mehr Bewerber als Bretter. So kurz vor 20:00 Uhr versammelten sich die Leute. Ich zählte nach. Es waren knapp 20. Von den 6 Mannschaften, die wir melden würden, waren das nicht mal 50%. Ich denke, wir leisten im Vorfeld zu gute Arbeit, so dass die meisten es nicht mehr für nötig halten, vorbei zu kommen. So ist das doch nicht gedacht! Da muss ich doch mal eine kleine Rüge aussprechen, insbesondere deswegen, da auch an diesem Tag wie üblich noch die Siegerehrung des Vereinspokals stattfindet. Wenigstens dazu sollte man vorbeikommen. Ich gab noch eine kleine Zugabe von 20 Minuten, damit auch noch die Nachzügler eintreffen konnten. Wie sagte doch Julian (oder war es Vladimir) am Samstag: "Bei allen Vereinen, wenn es heißt, um 20:00 Uhr geht es los oder Treffpunkt um 8:30 Uhr zum Mannschaftskampf, sind die Leute pünktlich. Das Erste, was ich beim Heilbronner Schachverein lernte, war, dass es nicht so ist. Da kommt man später." Für wahr - Eile mit Weile - könnte man das inoffizielle Motto des Vereins nennen. Aber gut, so kurz vor halb Neun, wollte ich loslegen. "Wir fangen an", informierte ich Wolf und den Dessen Name Nicht Genannt Werden Möchte, die noch bei der Theke standen und redeten. "Wir kommen gleich - fang schon mal an", lautete die Antwort und sie redeten weiter. Das darf doch nicht wahr sein! "Kommt her und setzt euch hin!", entgegnete ich scharf. Ich fang doch nicht mit der Begrüßung an, während im Hintergrund noch ein Gerede und Getuschel herrscht. Erstens ist es störend, zweitens ruiniere ich mir die Stimme, wenn ich den Geräuschpegel übertönen muss und zum Dritten zeugt es von Mängeln im Charakter resp. Anstand. Ich muss zugeben, in solchen Fällen bin ich meistens rigoros; ich stelle die Leute vor zwei Alternativen: Klappe halten und sich hinsetzen, oder raus gehen und dort weiterreden. Man entschied sich für den ersten Weg. Wir starten dann gleich mit der Siegerehrung, die Saygun übernehmen musste. Er war ein wenig verwundert, warum nicht ich oder Dessen Name Nicht Genannt Werden Möchte, dies nicht übernahmen, aber übernahm dann doch in bewährter Regie das Zepter. Saygun las von hinten die Platzierung vor. Als er immer nähr sich der Tabellenspitze näherte, rief er plötzlich aus: "Oh, jetzt weiß ich, warum ich die Ehrung übernehmen sollte." Korrekt, und fast hätte Saygun ebenfalls die Ehrung nicht durchführen können, wäre er nicht nur auf den 4. Platz gelandet. Wie drückte er es aus: "Die A-Karte gezogen habe ich und bin auf dem undankbaren 4. Platz gelandet." Leider war von den Platzierten Hans-Henrik nicht dabei. Das werden wir das Gruppenfoto nachholen müssen. Yoh, und dann ging es los. Zur ersten Mannschaft gab es keine große Veränderungen, bis auf einen Tausch der Bretter von Alfred und Ralf würden wir in der gleichen Aufmachung spielen, wie letztes Jahr. Mit einem Flipchartmarker wurde die für alle gut sichtbar auf Papier gemalt. Als I-Tüpfelchen schrieb ich noch die DWZ mit hinzu, obwohl seltsamerweise jeder, den man fragt, erwidert: "Ach, die DWZ ist ja uninteressant." Bei der zweiten Mannschaft wurde es schon schwieriger. Sie wird es eh schwer haben, da sie in der selben Liga spielen muss. Aber das schöne daran ist. Ich muss mich nächste Saison nicht um den Ersatz kümmern. Ich muss nur Saygun anrufen und sagen, ich brauche 1 Mann Ersatz und Saygun kümmert sich darum. Ist ja fast perfekt! Aber zur Aufstellung. Die ersten sechs Bretter waren schon fix. Nur an 7 und 8 fehlte es. Okay, Vladimir war angedacht, fehlte noch einer. Und da dachte ich schon, herrlich, jetzt können wir von der Dritten, wo 9 Leute Stamm spielen wollen, einen in die Zweite stecken und hätten den Überschuss gelöst, als Wolf sich meldete und sagte, er würde an Brett 8 spielen. Eine freudige Überraschung, wo doch Wolf eigentlich ein wenig kürzer treten wollte. Dies zeigt wieder deutlich, wie sehr er sich für den Verein engagiert! Aber damit hatten wir wieder das Problem für die Dritte Mannschaft, vor allem da die Vierte schon komplett war. Wir hatten im Vorfeld schon eine Idee gehabt, wie man es lösen könnte: per Rotationsprinzip. Das würde bedeuten, dass immer einer aussetzt, so dass am Ende jeder der 9 Leute 8x spielt. Nach einigen Diskussionen, bei der Michael Waldherr vorschlug, Stefan Witte von der Vierten in die Dritte zu nehmen (Nur 2 Leute der Dritten haben eine höhere DWZ als Stefan), Stefan dies ablehnte und umgekehrt Michael in die Vierte aufnehmen wollte, entschied man sich doch für das Rotationsprinzip. Mal schauen, wie es sich bewähren wird. Bei der vierten Mannschaft wurde unsere Aufstellungsvorschlag fast komplett übernommen. Nur Thomas und Benjamin waren sich nicht einig, wer von ihnen vor dem anderen aufgestellt werden sollte. Das ließ man noch offen, die Beiden sollten es unter sich ausspielen. Neuer Mannschaftsführer der Vierten würde Uwe sein. "Die Pizzas kommen weiterhin von Michael", warf ich grinsend ein. Ebenso ging es mit der 5. glatt und auch bei der Aufstellung der zwei Vierer-Mannschaften für die S-Klasse, verlief es ruhig. Das einzige, was noch zu Diskussionen führte, war die Frage der Ersatzleute. Hier wollten Saygun und Dessen Name Nicht Genannt Werden Möchte unbedingt, dass ich zwei Leute der Dritten als Erstaz aufstelle. Mit Ramin ist das okay, weil er die Spielstärke hat, aber nicht bei Xinping. Die Prämisse ist klar, die Erste soll aufsteigen, womit sie auch mit dem stärkst möglichen Ersatz antreten muss. Zum anderen soll die Zweite auch nicht absteigen, weshalb auch sie guten Ersatz benötigt. Das bedeutet, sie brauchen Xinping mehr, als die Erste. Ich konnte mich durchsetzen. Dann waren wir schon am Ende und Julian forderte mich zum Blitzen auf. "Spielst du in Steinlach mit?", fragte er mich während der Partie. "Steinlacher Nachtblitz? Weiß ich nicht. Wann ist denn Steinlach?" "Jetzt am Samstag." "Was, übermorgen?" Ich überlegte kurz und sagte dann, was soll's! Spiel ich mit. Vladimir war dann auch gleich mit dabei und wir verabredeten uns für Samstag. Damit dürfte klar sein, worüber mein nächster Eintrag handelt.

Eintrag #128 (vom 10/11.07.04)
Steinlacher Nachtblitz zum Dritten. Den Vormittag und Nachmittag musste ich noch etliches erledigen, so dass ich erst um halb Vier fertig war. Um 17:00 Uhr war der Treffen. Das bedeutet, dass ich mich noch eine Stunde hinlegen konnte. Aber das hatte nichts genutzt. Ich fühlte mich noch genauso müde. Um 17:06 Uhr ging es los. Der Weg war noch bekannt und wir kamen gut voran. Und das erste, was ich machte, als wir aus dem Auto stiegen, war zu gähnen. Das fing nicht gut an. Beim Warmblitzen gegen Vladimir kam mir zum ersten Mal der Gedanke, dass ich doch besser zu Hause geblieben wäre. Es war katastrophal. Also aufhören und die Kräfte sparen. Die Halle füllte sich nur langsam. Es waren weniger Teilnehmer da als im letzten Jahr. Insgesamt waren es 88. Auch von der Qualität war es schlecht. Waren letztes Mal noch mehrer IM's und FM's dabei, war dieses Jahr mit Gheng nur 1 Titelträger da, der auch am Ende Favoritengemäß das Turnier gewann. Nach einem guten Start 6 aus 7 arbeitete ich mich vor und durfte dann in der 4. Runde auch an Tisch 1 spielen. Mit 4,5 holte ich ein sehr gutes Ergebnis, eigentlich das Beste an diesem Tisch. Danach waren es mal nur 1, dann 2,5 und wieder 2,5 Punkte. Diese Ergebnisse warfen mich immer zurück. Von der DWZ her gesehen, stände ich an Platz 12. Aber so wie ich spielte, konnte ich den Erwartungen nicht gerecht werden. Es war nicht schlecht, aber langsam. So viele Punkte musste ich durch Zeit abgeben. Das war nicht feierlich. Selbst die Gewinnstellung gegen Gheng mit Turm, Leichtfigur und 2 Bauern mehr verlor ich noch auf diese Art. Julian ging es auch nicht so gut. Er baute in der Mitte der Nacht stärker ab und spielte so an Tisch 3 oder 4. Vladimir beklagte sich, dass er nicht von Tisch 6 weg käme, was auch eine schlechtere Vorstellung darstellte. Aber trotzdem, hätten wie noch einen vierten Mann gehabt, der so wie Julian gepunktet hätte, wären wir bei der Mannschaftswertung noch dabei gewesen. Platz Eins wäre uneinholbar an Albstadt gegangen, aber Platz 2 wäre im Bereich des Möglichen gewesen. Zur Halbzeit hatte ich etwas über 55% geholt, also nicht sonderlich mehr, als im letzten Jahr. Diesen Score konnte ich gerade so beibehalten. Nach 70 Runden hatte ich 40 Punkte, was mir den Platz 15 einbrachte. 4 Punkte mehr, und ich wäre in den Preisrängen gewesen. So staubten nur Julian und Vladimir Preise ab. Julian, weil aufgrund von Doppelpreisen, andere auf den Jugendpreis verzichten mussten und Vladimir, weil er noch keine DWZ besitzt und so mit DWZ < 1700 einen Ratingpreis bekam. Zur Stärkung gab es noch ein Frühstück und dann machten wir uns auf den Weg nach Hause. Mit der Metallica-CD von Julian als musikalische Begleitung.

Eintrag #129 (vom 15.07.04)
Turnierleiter: Christian Wolbert
Spielmodus: 5 Runden CH-System à 20 Minuten
Ort: Heilbronner Schachverein
Endstand:

1. V. Nidens 5,0  
2. Ch. Wolbert 4,0  
3. B. Drofenik 3,0   (15,0)  
4. M. Wickenheisser 3,0   (14,5)  
5. M. Waldherr 2,5   (16,0)  
6. J. Ackermann 2,5   (12,5)  
7. B. Muntzke/S. Sezgin 2,5   (12,0)  
8. K.-H. Weyhing 2,0   (12,0)  
9. W. Filker 2,0   (11,0)  
10. H. Huther 2,0   (10,0)  
11. P. Lörencz 1,0  
12. M. Bösherz 0,5  

Besonderheiten:
a) Peter kam zu spät, weil er einen Parkplatz suchen musste
b) Bernd ging früher, für ihn sprang Saygun ein, der noch später als Peter kam
c) Jochen kam noch später, aber da er nicht mitspielte, ist ihm verziehen
d) Das Turnier startete ca. 15 Minuten früher als die Leute gewohnt waren

Eintrag #130 (vom 22.07.04)
Einmal im Jahr findet er nun statt: der Regelabend. 'Regeln? Die kenne ich schon', würde mancher Spieler sagen. Ja, die Schachregeln, aber auch die Regeln zur Durchführung von Turnieren? Das scheint es doch Mängel zu geben. Auch ich, der schon mehrere Schulungen mitgemacht habe, kenne nicht alles. Ja, bei einer Frage lag ich sogar ganz schön daneben. Aber von Anfang an. Es fing damit an, dass ich von der Arbeit direkt ins Freibad fuhr. So kurz vor sieben kam ich dort an und hüpfte alsbald ins Wasser. Nach einer guten halben Stunde stieg ich aus dem Wasser aus und legte mich zum trocknen in die Sonne. Ich hatte noch gute 20 Minuten bis es Acht Uhr werden würde, also konnte ich noch ein paar Minuten die Sonne genießen. Dann wurde es Zeit. Ich packte meine Sachen, schaltete mein Handy wieder ein und hatte gerade ein paar Schritte gemacht, als es sich per Summton meldete. Oh, eine SMS für mich. Absender: Saygun Sezgin. Gesendet 18:55 Uhr. Oh, dass muss gerade zur Zeit gewesen sein, als ich es ausschaltete. mal schauen, was er wollte. 'Hi, Christian. Könntest du heute Abend aufsperren. Ich komme direkt von der Arbeit und habe keinen Schlüssel dabei.' Äh, toll! Hättest mir das ruhig ein wenig früher mitteilen können. Ab ins Auto und zum Verein. Es war fünf vor acht, na ja 10 Minuten würde ich schon brauchen. Und als ich in die Gartenstraße einbog, sah ich gerade wie Saygun vor mir rausfuhr. Wo will der denn hin?, dachte ich mir noch. "Ah, hallo. Saygun ist gerade zu Wolf gefahren, um den Schlüssel zuholen", begrüßte mich Michael. Super Timing, Saygun. Daran sollten wir noch arbeiten. Ich sperrte auf und wir gingen herein. Nachdem wir alles vorbereiteten und Saygun dann endlich auch wieder eintrudelte, konnte es losgehen. Ich sicherte mir mit Jürgen zusammen den Platz auf der Couch. "Möchtest du nicht noch ein paar Eröffnungsworte sagen?", fragte mich Saygun. "Na schön: Ich begrüße alle herzlich zum Regelkundeabend und übergebe das Wort an Saygun." Dieser schaut mich leicht vorwurfsvoll an. "Die Begrüßungsrede hätte etwas besser ausfallen können." Oh, gut: "Also, ich begrüße alle noch ein Mal zur Regelkunde; eine Veranstaltung, die wir seit 2 Jahren veranstalten und für jeden Spieler und Mannschaftsführer unerlässlich sein sollten. Wie immer wird uns Saygun in gewohnt professioneller Manier durch den Abend führen und uns mit Fragen konfrontieren, die der eine vielleicht auch aus dem Vorjahr erkennen wird... " An dieser Stelle winkte mich Saygun ab. Er hätte natürlich einige neue Fragen dabei, und die aus dem Vorjahr leicht abgewandelt und er werde wie üblich das Auditorium zur Mitarbeit animieren. "Das darfst du zitieren", sagte er noch zu mir. Nach einigen allgemeinen Fragen, kam dann ein Block, der sich mit den Rechten und Pflichten des Schiedsrichters beschäftigte. Und eine Frage lautete dann, ob der Mannschaftsführer vor Ort Protest bei dem Schiedsrichter gegen dessen Entscheid einlegen kann. "Stell dir vor, es wäre ein Fall in der Landesliga, Christian", wandte sich Saygun an mich. "Also, das kommt bei uns nicht vor." "Wir spielen fair!", ergänzte Jürgen. Bei einer anderen Frage ging es darum, ob der Schiedsrichter bei einem regelwidrigen Zug, die Partie verloren geben kann, obwohl der Gegner, als auch der Spieler, den Zug korrigieren und weiterspielen wollen (z.B. unkorrekte Bauernumwandlung: Turm umgedreht hingestellt und auf Dame plädiert oder en passent falsch ausgeführt). Hier war ich überrascht. Die Antwort lautet: Ja. Laut Fide-Regeln muss der Schiedsrichter einschritten, wenn eine Verletzung der Spielregeln eintritt. Erst ab dem Kapitel 4 sind die Wettbewerbsregeln aufgeführt und nur dort, wenn es sich um eine Verletzung dieser Regeln handelt, kann Protest gegen die Entscheidung eines Schiedsrichters getroffen werden. So wurde unter anderem auch diskutiert, welche Strafen der Schiedsrichter verhängen darf, zum Beispiel bei ungerechtfertigtem Remis bieten. Darauf Jürgen: "Manchmal gibt es so Spezialisten, die reichen einem die Hand zur Aufgabe und rufen dann schnell noch Remis." "Das müsste man als Unsportlichkeit werten." Dann kamen noch ein paar fragen und Uwe, der sich bisher immer fleißig gemeldet hatte: "Ich versuche es noch einmal." Und dann machten wir eine Pause. Ich hatte noch nicht erwähnt, dass an diesem Abend ein Gast mit dabei war, der eigentlich zum Schachspielen gekommen war. Dumm, dass wir gerade an diesem Abend kein Schach spielten. Saygun unterhielt sich mit ihm und willigte in eine Partie ein. Sie spielten und natürlich schauten alle zu. Ich schaute auf den Projektor. Das Ding war heiß und schaltete ihn aus, damit er sich abkühlen konnte. Dann widmete ich mich der Partie. Der Besucher spielte für einen Nichtvereinsspieler gutes Schach, konnte aber gegen Saygun nichts ausrichten und dann setzte er ihn Matt. Saygun reichte ihm die Hand rüber. Da rief Michael Bösherz: "Remis!" und wir lachten. Und als Saygun zum zweiten Teil ansetzen wollte, weigerte sich der Projektor; ihm war noch zu heiß. "Man hätte ihn nicht ausschalten sollen", meinte Saygun. "Wer hat ihn denn ausgeschaltet?" "Ich!" So hatten wir noch eine um 5 Minuten verlängerte Pause, bis der Überhitzungsschalter wieder mit sich reden ließ. Viel Neues gab es nach der Pause nicht. Nur eine Szene war noch lustig. Saygun: "Der Spieler will die Notation in einen Taschencomputer eingeben und lässt diesen zur Kontrolle offen neben sich liegen, so dass ihn jeder einsehen kann. Ist das erlaubt?" Jürgen: "Hoffentlich nicht!" Bei der nächsten Frage meldete sich wieder Uwe. "Ja, Uwe?", rief Saygun diesen auf. "Uwe war schon so oft dran. Warum nimmst du nicht mal die Jugendlichen dran. Stefan und Jens haben noch gar nichts gesagt", warf ich ein. Den Blick, den mir Stefan zu warf, sagte alles. Ich grinste. Kurz darauf war es schon zu Ende. Einige schnappten sich noch ein Brett, aber die meisten redeten lieber nur noch ein bisschen, weil es doch spät war und gingen nach Hause. Ich hoffe, dass alle nun ein wenig schlauer sind als zuvor.

Eintrag #131 (vom 29.07.04)
Monatsblitz Juli: Dieser war gut besucht. Es kamen wieder einige Leute von außerhalb nach Heilbronn rein. Behar, Drofenik, Heinl oder aus Flein der Herr Wolbert. halt, das stimmt ja nicht ganz. Thomas Heil war, als es mit der ersten Runde losging, noch gar nicht anwesend. Er stieg in der zweiten Runde mit ein. Runde Eins musste ich gegen Vladimir antreten. Wieder mit Schwarz, wieder gab es Französisch und wie die beiden letzten Male verlor ich die Partie. Diesmal war ich aber selbst schuld. Ich sah noch, dass er drohte, eine Figur zu fesseln und zu gewinnen und statt die Figur weg zu ziehen, zog ich mit der anderen Figur und schwupp di wupp - weg war sie. Als mehr Konzentration für Runde zwei. Branko war mein Gegner. Eins muss man ihm lassen, auch wenn er total auf Verlust steht (Turm + Bauer gegen Dame, Turm und 2 Bauern), gibt er nicht auf. Das hätte ich in der verbliebenen Minute locker nach Hause geholt, hätte ich nicht übersehen, dass sein nach seinem letzten Turm schlägt Bauer noch mein König im Schach stand. "Das ist bitter", bemerkte Sascha, der das Ende mitverfolgt hatte. Richtig, ich weiß gar nicht, wann ich zum letzten Mal ein Monatsblitz  mit 0:2 Punkten gestartet hatte. Und wie um dem die Krönung aufzusetzen, musste ich in der nächsten Runde gegen Saygun blitzen. Gegen ihn war allemal eine Niederlage drin. Aber ich schien Glück zu haben. Irgendwie konnte ich vom Übergang vom Mittelspiel zum Endspiel einen Bauern gewinnen. Aber nachdem auch fast alle Figuren abgetauscht waren, sah es ziemlich remislich aus. Saygun bot es mir entsprechend an, aber angesichts meines desolaten Einstandes probierte ich es dennoch auf Gewinn zu spielen. Nach ca. 20 weiteren Zügen war es dann klar remis und ich dachte mir, okay biete ihm jetzt Remis an, bevor meine Zeit fällt. Ich warf einen Blick auf die Uhr und: "Oh, Saygun. Ich glaube deine Zeit ist gefallen." Die nächsten Runden verliefen besser, bis ich gegen Thomas spielen musste. Hier fuhr ich klar ein. In der Tabelle führten Behar und Thomas die Tabelle klar an, mit schon deutlichen Abstand nach hinten. Da würde für mich nur noch höchstens der dritte Platz drin sein. Sascha kam dann als Gegner und als ich auch gegen ihn gewinnen konnte, war mein Ziel in Reichweite und als ich gegen Behar kam, hätte ein Sieg schon gereicht. Die Partie stand auf Messers Kippe. Aber ich sah mein Ziel vor Augen: Dh3 nebst Mattdrohung auf h1. Sein Gegenangriff mit Sxe6 würde ins Leere laufen. Leider aber nicht, wenn er als erstes Dxg6 zog und danach Sxe6+. Den hatte ich gar nicht gesehen. Jetzt wurde ich zwingend Matt gesetzt. "Th6", meinte Behar, "aber auch dann stehst du nach Sxe6 schlecht." "Nein, weil dann ein Angriff nicht mehr durchdringt, das hättest du verloren." Eine kurze Analyse zeigte, dass ich Recht hatte. Er durfte nicht auf Angriff spielen, sondern musste was gegen das Matt tun. Aber auch hier zeigte sich, dass er dies nur unter Figurenverlust hätte tun können, mit überlegener Stellung für mich. "Das wäre für dich verloren gewesen", sagte ich. "Auf diese Art zu verlieren, macht mir nix, denn es wäre eine ausgekämpfte Partie gewesen." Stimmt auch wieder. Es blieben noch ein paar Runden übrig und am gelang es mir noch, den dritten Platz anzuvisieren. Die Siegerehrung ließ noch etwas auf sich warten, da die Auswertung von Hand gemacht wurde. Mittlerweile habe ich eine Excel-Tabelle geschrieben, die gleichzeitig die Feinwertung mitberechnet. Denn Computer-Programme wie Swiss-Chess haben unter anderem den gravierenden Nachteil, dass, wenn nach der zweiten Runde noch ein Spieler eintrifft, sie dies nicht verkraften. Nach dem Monatsblitz war dann auch nicht mehr fiel los, da es spät wurde. Ich glaube, ich habe noch ein paar Partien gegen Thomas geblitzt, mit einem ausgeglichenen Score. Dann ging es nach Hause.

Eintrag #132 (vom 05.08.04)
Problemabend. Einmal im Jahr bringt Wolf Leute zum Spielabend, die man sonst eher seltener sieht. so konnte ich Herbert Kuntermann begrüßen oder auch Richard Wollrab und Uwe Bäuerle - Moment, den hatte ich vor zwei Wochen ja gesehen. Schon draußen begegnete ich zudem Jochen, der wie er es angekündigt hatte, heute vorbeigekommen war. Nun war er schon da. "Hi, Jochen. Eigentlich hättest du ein wenig später kommen können, um den anderen eine Chance zu geben." Drinnen war schon viel los. Einige Jugendliche waren da, wie Julian, Stefan und Ramin und noch ein paar der regelmäßigen Besucher wie Michael Bösherz oder Vladimir. Insgesamt waren es 14, die sich an den Mattproblemen die Zähne ausbeißen wollten. ich schnappte mir ein Brett und baute die erste Stellung auf (# in 2: Weiß: Kd8, Dc5, Tg6, Tg4, Lf6, Lf5,e7 Schwarz: Kf5, Tf1, Td3, La4, Sb4, Sd8, c7, c3, e4, e3). Dadurch, dass die ganzen schwarzen Figuren auf meiner Seite lagen, verwechselte ich die ganze Zeit die Brettaufstellung. Es dauerte einige Zeit, bis ich mir einhämmern konnte, dass die Bauern schon anders rum schlagen. Aber so ganz konnte ich mir es anscheinend doch nicht aus den Kopf schlagen, den bei der Notation der Lösung hatte ich in zwei Nebenvarianten wieder die Felder einmal vertauscht, was Wolf dann nicht gelten ließ. Da hatte er mir 2x einen halben Punkt abgezogen. Aber dies Aufgabe war leicht zu lösen und ich nahm mir den ersten # in 3- Züger vor (Weiß: Ke1, Th6, Lb1, Lc3, Sd4, Sc6 Schwarz: Ka3, Ld8, Se8, a5, a4, d6, h4). Nachdem ich Kd2 nach einigem Rechnen schnell wieder verwarf, sprang mir das plötzlich Mustermatt direkt ins Auge. Auch die Nebenvariante, die 1. Kd2 zum Scheitern brachte, war plötzlich gelöst. Schnell zur dritten Aufgabe. Junge, die war schwer! Außer Jochen, Richard und mir hatte sie niemand lösen können und anfangs saß ich da wie der Ochs vor dem Berge. Nach 20 Minuten sagte ich mir, okay, stell die Aufgabe zurück und mache erst einmal den 5-Züger. Kaum saß ich daran, da verkündete Wolf: "Liebe Leute, es ist 21:13 und wir haben schon einen Sieger: Jochen Schröder! Er hatte alle 4 Aufgaben korrekt gelöst und die volle Punktzahl erreicht." "Angeber!", rief ich, aber Jochen vernahm dies leider nicht, da er draußen stand. Aber ich hatte schon erwartet, dass Jochen vorne landen würde. Beim 5-Züger (Weiß: Kf6, Ta7, Tg3, Sh6, e5, f7 Schwarz: Kh8, Db3, Td8, c3, d6, h7) schrie das ganze Brett nach Tg8+. Dummerweise überdeckte die Dame g8. Okay, irgendwie musste die davon abgelenkt werden, aber sofort e6 scheiterte leider an Db8. Auch Tg7 fasste ich ins Auge. Das Matt nach Txh7+ Kxh7 f8S++ Kxh6 (oder Kh8 Sg6# ) Th7# sähe wunderschön aus. Aber wie es erzwingen? Ging leider nicht und urplötzlich fand ich die Lösung. Jetzt wieder an die harte Nuss, die dritte Aufgabe (Weiß: Kc1, Dh8, Lf2, Lf3, Sh1, a5, b4, d2, e3, e7, g2 Schwarz: Kf1, Lf8, Sg7, a6, a7, f7, h5) Das war im Grunde eine klassische Stellung. Schwarz hatte nicht viele Züge zur Auswahl. Lxe7 nebst Dc8 (3. Da6#)oder h4 nebst Dxh4 (3. Dc4#) würden zum Matt führen. Also fast eine Zugzwangsstellung. Aber wie konnte Weiß das ausnutzen? Nachdem ich solche offensichtlichen Züge wie e8D oder exf8D eliminieren konnte, blieben nicht mehr allzu viele Züge übrig, die Weiß unternehmen konnte. Am Ende blieb nur noch eine Figur, mit der man sinnvoll ziehen konnte und siehe da, es war die richtige Figur. Nur noch das richtige Feld aussuchen, was nach dem Erkennen der Motive, dann auch keine große Schwierigkeit mehr war. Ich schrieb es auf und übergab das Lösungsblatt an Wolf. Richard stand neben ihm. "Hast du schon abgegeben?", fragte ich Richard. "Ja." Hatte ich nicht gemerkt. Es war kurz vor 22:00 Uhr. Letzte Abgabe war um 22:45 Uhr. Zeit genug, sich mit Richard und Jochen zu unterhalten, oder Saygun zuzuschauen, wie er erfolglos versuchte den zweiten 3-Züger zu lösen. Dann gab Wolf das Schlusssignal und sammelte die Blätter ein. Die Auswertung dauerte ein wenig, dann gab er das Endergebnis bekannt. Wie üblich gab es Buchpreise, wobei Jochen, Richard und ich uns schon unsere ausgesucht hatten, da niemand alle vier Aufgaben gelöst hatte. Eigentlich ist es wie jedes Jahr. Erster wird Jochen und Richard und ich kämpfen um den zweiten Platz. Hier das offizielle Endergebnis mit den Punkten: Jochen (23), Christian (22), Richard (21), Heinz (12,5), Julian (11), Jens (10), Saygun (9,5), Herbert (5), Stefan (4,5), Alex (4,5), Uwe (4,5), Michael B. (3,5), Levent, Vladimir und Wilhelm jeweils (0) Punkte. Und dann war ich mit der Verleihung an der Reihe. Ich hatte in weiser Voraussicht schon 3 Gronk-Awards mitgebracht und überreichte diese an Uwe, Jochen und Alex, die in ihrer Kategorie die Nominierung gewonnen hatten. Eine Verleihung steht noch aus, diese wird nachgeholt, wenn die Jugend wieder spielt. Momentan haben sie Sommerpause, da die Schule geschlossen ist. Zum Ende blitzten Jochen und ich noch ein paar Partien. Es ging 2:2 aus, wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt. Dann ging Jochen nach Hause und es waren nur noch Wolf und Heinz da, die sich gegenseitig Geschichten von früher erzählten. Da es aber schon halb Eins war und ich Freitags noch arbeiten musste, bugsierte ich sie höflich aber bestimmt hinaus und schloss ab. Das war es schon für den diesjährigen Problemabend.

Eintrag #133 (vom 12.08.04)
In den letzten Jahren standen im Sommerprogramm immer zwei Veranstaltungen an, die von Jochen geleitet wurden: Fischer-Random-Schach und Schach-Dart. Da er nun in Karlsruhe studiert, konnte er dieses Jahr das Fischer-Random Turnier nicht leiten. Also suchte er im Forum des Heilbronner Schachvereins nach würdigen Vertretern. Welcher andere Lord könnte dies übernehmen. Lord of Finger Error? Nö, ich habe keine Ahnung, was ich machen muss, lautete dessen Erwiderung. So suchte Jochen weiter und erwählte mich. Die Vorbereitungen nahmen etwas Zeit in Anspruch, musste ich doch die Grundstellungen auslosen und eine Tafel Schokolade für den Sieger besorgen. Und als ich mit Jochen noch über die Auslosung diskutierte und über die Rochademöglichkeiten, bemerkte Jochen, dass wir bisher immer Shuffle-Chess statt Fischer-Random gespielt hatten, da wir die Rochade nicht mitnahmen. (Anmerkung: die Rochaderegeln sind beim FRC auch zum Teil wirklich blöde.) Na gut, ich übernahm also die Leitung und begrüßte die Leute. Einige hatten noch nie FRC gespielt, wie zum Beispiel Vladimir. Er fand: "Das ist Quatsch. Was soll das einem bringen?" Die Antwort, dass hier nicht mehr das Theoriewissen entscheidend ist, sondern es nur noch auf das eigene Positionsverständnis, Strategie und Taktik ankommt, das hierdurch geschult wird, befriedigte ihn nicht wirklich. Dann ging es los. 5 Runden à 20 Minuten standen an, obwohl ich hinterher doch 7 Runden á 15 Minuten besser gefunden habe - obwohl mit 9 Teilnehmern es nicht unbedingt aufgegangen wäre. Ich erklärte noch einmal die Aufstellung und die Brettposition, weil jedes Brett eine andere Aufstellung bekam: "Brett 1 ist dort, dann einfach 2, 3, 4 und so weiter. Auf dem Zettel stehen die nach Runden und Bretten ausgelosten Stellungen." "Brett 1 ist hier vorne", warf Alex ein. "Heute leite ich das Spiel und entscheide, dass Brett 1 hinten ist", entgegnete ich locker. Dann ging es los. Die erste Runde versuchte ich auf Taktik zu spielen und einen Bauern zu erobern. Aber Ramin ließ sich nicht irritieren und irgendwann merkte ich, dass ich positionell schlecht stand. Aber dann verhalf mir ein Fehler Ramins zu einem Konter und der Sieg war mein. Runde zwei und drei ließ ich dann positionell an und konnte dann ohne Probleme gewinnen. Vladimir war inzwischen noch weniger begeistert, weil er auf keinen grünen Zweig kam. In der vierten Runde grinste ich Julian an. Dieser ließ den Bauer auf a2 stehen. Ich dachte mir noch, wenn ich den nehme, kommt meine Dame vorerst nicht mehr raus. Aber dann sagte ich zu Julian: "Ach was, ein Bauer ist ein Bauer", und schlug diesen. In der Folge schien es, dass ich richtig gerechnet hatte. Er konnte die Dame nicht gewinnen. Aber dann drohte er über die offene g-Linie Druck auf meinen König zu machen. Ich überlegte noch g6 oder Lxd4. Ich entscheid mich einfach die Figur zu schlagen, was den Angriff abschlagen würde. Was es auch tat.  Dummerweise erkannte ich nicht, dass nach Txd4 Td2 drohte mit Damengewinn. Td2 sah Julian noch, aber dann zog er den Läufer nicht nach e1 sondern f5 und meine Dame kam raus. Mit einer Mehrfigur und einem Bauern mehr brannte nichts mehr an. "Wie kann man nur so viel Dusel haben", meinte Julian. "Eigentlich müsstest du den Dusel-Award jedes Jahr bekommen." "Stimmt", warf Saygun ein, Halter eines selbigen. "Mich hat noch niemand nominiert", entgegnete ich grinsend, "wie soll ich dann je einen Award bekommen?" Letzte Runde gegen Michael Waldherr, der nicht schlecht drauf war. Nachdem ich einen Bauern gewonnen hatte, befand ich mich nach einem groben Fehler in einer Fesselung, die er mit c4 aufzuhebeln gedachte. Und statt mit Sxd4 seinen Springer zu tauschen und den Bauern zurückzugeben, zog ich noch leichtfertig dxc4 um nach LxSx6 plötzlich eine Figur weniger zu haben. Da blieb mir nur noch Da6 und Michael setzte zum Damenfang an. Aber mit c3 konnte ich seine Dame auf b2 angreifen, was nach Dxc3 Dxa2 meine Dame retten würde. Und was zog Michael? SxD und ich cxb2+ Kxb2 und nach Bauer schlägt Springer hatte ich die Figur zurück und eine bessere Stellung. Saygun, der außerhalb stand, schüttelte nur noch den Kopf. Wie hatte ich das noch gewinnen können. Julian konnte es auch nicht fassen. So gewann ich dieses Turnier, dass leider bei einigen nicht so viel Anklang fand. Alex meinte sogar, er würde es nächstes Jahr komplett aus dem Programm nehmen und was anderes bringen. Sollte er dies wirklich tun, so wäre mein Vorschlag ein Tandemturnier. Mal sehen...

Eintrag #134 (vom 19.08.04)
An diesem Tag überlegte ich wirklich, ob ich nicht Zuhause bleiben sollte. Am Mittwoch hatte Julia in Karlsruhe ihre Einweihungsfeier gegeben. Gegen Eins bin ich dann mit Jochen aufgebrochen und wollte nur ganz kurz mit hoch, um den Entwurf für das O-Phase-Shirt zu sehen. Irgendwie war es dann plötzlich zwei Uhr und dann musste ich nach Hause. Keine drei Stunden Schlaf und schon wieder aufstehen zur Arbeit. Aber weil am Samstag jetzt der Triathlon geplant war, wollte ich noch mit Sascha und Michael alles klar machen. Ohne mich zu stressen bin ich gemütlich nach Acht los. Die Hütte war bei meinen Eintreffen recht voll. "Spielst du mit?", wurde ich gleich von Alex gefragt. "Nee, ich bleib nicht lange", erwiderte ich und begrüßte Robin. Ich labberte noch kurz mit Michael wegen dem Triathlon, versuchte auch noch Saygun zu überreden. Aber das ist bei ihm wohl ein hoffnungsloser Fall. Und Ramin hatte mir Anfang der Woche auch noch per Email abgesagt, er wäre krank. Saygun könne dies bestätigen. "Er war krank, müsste aber wieder fit sein", meinte Saygun. Soso, Ramin. Ich überredete Saygun noch, am Samstag den Helfer zu spielen und wollte noch ein wenig mit Robin plaudern, als Sascha, der heute das Schach-Dart Turnier leitete, das Wort ergriff. Ich hörte andächtig zu, bis ich hörte, wie Sascha unter anderem die Paarung vorlas: "Jens Ackermann gegen Christian Wolbert." "Ich dachte, du wolltest nicht mitspielen", fragte Robin. "Dachte ich auch." "Auf", meinte Jens. "Ach, was soll's. Mach ich mit." Aber auf meine Art: 1.e4 h5! 2.Sf3 a5! Ich nahm mir vor, alle Partien unkonventionell zu eröffnen. Vielleicht etwas zu unkonventionell. Denn irgendwie stellte ich nach 5 Zügen einen Bauern ein. Irgendwann sah ich noch, oh, da könnte ich eine Figur verlieren. Und siehe da, ich verlor sie. Hinterher machte sich Jens das Leben noch sehr schwer, aber die Zeit reichte ihm noch zum Gewinn. Dafür machte ich beim Dart eine bessere Figur und gewann. Dann wurde der Abend irgendwie chaotisch. Angefangen hatte es, dass schon einer während der ersten Runde einen Rückzieher machte. Dann wollte Alex noch einsteigen, der gegen (war es jetzt Thilo oder der andere, dessen Name ich vergessen habe), nachträglich die Partie startete, während die anderen mit der zweiten Runde schon fast alle fertig waren. Als sie so da spielten, nutzen Robin und Sascha die Zeit eine Partie zu analysieren. Ich beteiligte mich daran. Und dann kam noch Branko Drofenik dazu. Sein erster Vorschlag war schlecht, der zweite war schon besser, nur war der gerade eine Minute davor widerlegt worden; und Robin kann es überhaupt nicht leiden, wenn jemand in eine Partie reinredet, der seiner Meinung nach nicht qualifiziert ist. Dies äußerte er dann auch: "Jemand, der von Schach keine Ahnung hat, sollte sich nicht in Partien einmischen, von denen er nichts versteht!" Wie würde Jochen sagen: "Das ist Robin, wie wir ihn kennen und lieben." Und plötzlich meldete sich Alex. "Lost schon mal die nächste Runde aus." Sascha: "Nein, mach ich nicht. Ein Auslosungsremis würde die Paarungen verzerren. Ich warte noch." "Es wird zu spät, los jetzt aus!" Sascha blieb bei seinem Standpunkt. Wir analysierten weiter. Da warf Branko wieder einen Vorschlag ein. Robin (mit einem knurrenden Unterton): "Ich sagte doch vorhin etwas von Schachspielern und Partien, von denen sie nichts verstehen!" Und auch Alex meldete sich: "Was ist los? Ihr sollt doch schon die nächste Runde starten." "Sascha: Wir warten, bis du fertig bist." Alex ungehalten: "Los' aus! Ich habe nur unter der Prämisse mitgespielt, dass es zügig weiter geht." Ist euch auch schon mal aufgefallen das Alex gute Laune umgekehrt proportional mit seiner Stellung in der Partie einhergeht? Nicht? Dann achtete mal darauf. Das Ende der Geschichte war, dass Alex dann ausstieg und für kurze Zeit verschwand. Julian verstand es nicht: "Was ist das für ein Verhalten?" "Ach, was soll's. Spielen wir weiter." Julian weiter: "Eigentlich sollte man jetzt auch aussteigen." "Wieso? Sascha leitet doch das Turnier." Und auf ging es in die nächste Runde. Ich kam gegen Drofenik dran und wir spielten zuerst Schach. Die gewann ich und dann musste Branko für eine halbe Stunde weg. jetzt beim Dart kampflos gewinnen, war auch nicht okay. Da fiel mein Blick auf Robin. Ich grinste: "He, Robin. Schnapp dir die Dartpfeile. Du bist jetzt Branko Drofenik und musst gegen mich werfen." Ja, ja, ich weiß schon, was ihr sagen wollt. Es besteht kein Risiko im Dart gegen Robin zu verlieren. Aber zum Glück hatte ich zuerst Schach gespielt. Die nächste Runde gewann ich dann auch 2:0 und stand trotz des 1:1 in der ersten Runde an der Tabellenspitze. Dann musste ich gegen Julian spielen, der bisher im Dart ungeschlagen war. Aber da ich im Schach gewann, konnte Julian im Dart nur noch ausgleichen, womit ich eine Runde vor Schluss meine Führungsposition bekräftigte. Mittlerweile war auch unser Spielleiter wieder zurück. Mit Michael in der Schlussrunde hatte ich einen Gegner, den ich in beiden Disziplinen bezwang. Sascha gratulierte mir zum Sieg. "Wo ist die Tafel Schokolade?", fragte ich zurück. "Die gibt es nur beim Fischer-Random. Da hab' ich mich bei Jochen erkundigt." Mist! Ich glaube, das muss geändert werden.

Eintrag #135 (vom 26.08.04)
Monatsblitz. So gegen halb Sieben befand ich mich gerade auf dem Rückweg von der Arbeit (auf der A81 bei LB), als ich einen Anruf bekam: Alex. "Könntest du heute Abend das Turnier leiten? Ich habe heute länger gearbeitet und bin fertig." Na klar kann ich das. Aber irgendwie fragte ich mich dann doch, ob es heutzutage normal für Berufsanfänger ist, nach der Arbeit KO zu sein? Vielleicht kommt ja erst im Laufe der Jahre die Routine, die man benötigt um von 9:00 - 18:00 Uhr zu arbeiten und dann noch 45 Minuten von Stuttgart nach Flein zu fahren, ohne dass man zusammenbricht. Was soll's. Leite ich mal das Monatsblitz. Ich war sogar pünktlich da und oh welch eine Überraschung: Alfred Funk war da. Michael hatte ihn mitgenommen und beide wollten bei Monatsblitz mitmachen. Dann trudelten auch schon die anderen ein: Ramin, Vladimir, dann Behar und Alic. Robin kam mit seinem Rad. He, ich konnte mal pünktlich anfangen! "Es sind zuwenig Leute da", protestierte Behar. Ich zählte nach. "Bis jetzt zwölf. Aber wie ich einige kenne, kommen die später." Prompt klingelte mein Handy. "Habt ihr schon angefangen?", fragte Jaro. "Nein, noch nicht." "Könntet ihr noch ein wenig warten. Ich bin auf der Autobahn und brauche noch ein wenig." "Kein Problem. Mit dir wären wir ungerade und du bekommst dann in der ersten Runde spielfrei." Dann kamen noch zwei weitere hinzu und wir waren 15. Das Turnier konnte starten. Gleich in der ersten Runde kam ich gegen Saygun und gewann. mit Behar hatte ich dann den nächsten auf meiner Liste. Nachdem er auf dem Königsflügel nicht auf Druck spielte und ich mit meinem Springer auf e5 lange Zeit das Zentrum kontrollierte, lange genug um mit b4,a4,b5 den Damenflügel aufzureißen, landetet ich in einer technisch gewonnenen Stellung. "Wenn du Weiß hast, gewinnst du, habe ich Weiß gewinne ich", meinte Behar zu mir. Na ja, ich hatte auch die letzte Partie mit Schwarz gegen ihn gut gespielt und nur das eine Zwischenschach nicht gesehen. Auf jeden fall würde ich diese Behauptung nicht so im Raum stehen lassen. Dann tauchte Jaro auf und wie es der Zufall wollte, war er gleich mein nächster Gegner. herrje, gleich drei Brocken hintereinander. Aber auch hier gelang es mir, meinen Gegner zu schlagen. Das lief ja gut an. Ich war mir jetzt sicher, auf einen der vorderen Plätze zu landen. Da ich gerade spielfrei hatte, schaute ich mir die anderen Partien an. Bis auf Ramin hatte jeder schon Punkte abgeben müssen. Besonders übel traf es Robin, der in den ersten sechs Runden gleich drei Eier legte, einige durch Zeit. Weiter ging es und ich holte weiterhin meine Punkte. dann kam ich gegen Robin und musste einen halben Punkt abgeben, obwohl ich einen Bauern im Endspiel erobern konnte. In der Tabelle führte ich mit einem halben Punkt vor Behar und dann kam Ramin und Saygun. Noch konnte ich stolpern. Saygun verlor dann gegen Behar. Ein Remis oder ein Sieg wäre für mich besser gewesen. Also weiter konzentriert spielen. Ich hatte noch einige Blitzer vor mir, gegen die ich verlieren konnte beziehungsweise schon mal hatte: Nidens, Wächter, Sommer,... Aber heute war ich unschlagbar. Dann gab kurz vor Schluss Behar noch ein Remis ab, so dass ich mir ein weiters hätte leisten können. Aber dazu wurde ich nicht gezwungen. Mit 13,5 (14) schaffte ich es, meine Bilanz bis zum Schluss zu halten. Zweiter wurde Behar (12,5) vor Saygun (11,5) und Ramin und Jaro (jeweils 10).

Eintrag #136 (vom 02.09.04)
Als ich gerade bei meinem Kurs Mittag machte, ging ich zu meinem PC und checkte meine Mails. Und siehe da, unter anderem fand ich eine vor mit der Frage: "Könntest du heute Abend den Vortrag für unser Thematurnier halten?" "Könnte schon. Hast du denn etwas vorbereitet oder soll ich mir was aus den Fingern saugen?", mailte ich leicht verwundert zurück. Einmal dürft ihr raten, wie die Antwort lautete. "Gut, Ich mach' es. Aber es wäre gut, wenn ich das nächste Mal rechtzeitiger gefragt werden würde", lautete meine Erwiderung. Aber da mein Kurs noch lief, dauerte es bis 17:00 Uhr, bevor ich mich um irgendetwas kümmern konnte. Die Zeit reichte mir gerade, um aus dem Internet ein gutes Beispiel zu finden, das man spielen konnte. Alles weitere musste ich mir dann aus dem Turmendspielbuch zusammensuchen, das in meiner Sporttasche lag, die ich mitgenommen hatte, um noch nach der Arbeit Schwimmen zu gehen. Deswegen wurde es etwas später, bis ich von der Arbeit los kam. Da lohnte es sich auch nicht mehr nach Hause zu fahren. Die halbe Stunde, die ich noch maximal zum Recherchieren haben würde, würde es nicht rausreißen. Also doch noch ins Freibad und dann direkt von dort aus zum Verein. Es waren überraschend viele Leute da, das zeigt, dass dieses Thema doch für einige interessant ist, schade nur, das ich keine Woche zum vorbereiten gehabt habe. Wie sagte doch Jochen, der auch erschienen war: "Man muss Endspiele bringen, in der beide Seiten Gewinnchancen haben und nicht totremis sind." Stimmt schon, aber solche Endspiele muss man mit der Lupe suchen, die findet man nicht so einfach in Theoriebüchern. Ich brachte dann als erstes das Beispiel heran, dass ich im Internet rausgesucht hatte. Sascha hat gleich die Idee, man sollte b4 spielen, was der Weiße in der Partie auch gemacht hatte. Dummerweise reichte der Zug nicht aus zum Gewinn. Nach der Analyse dieses Zuges forderte ich dann die Leute auf, in der Stellung etwas besseres zu finden und erklärte damit die erste Runde des Thematurniers für eröffnet. "Mach doch erst die Theorie fertig", meinte Alex. "Nein, es ist sinnvoller, zu einem Stellungstyp zu behandeln und dazu die Partie zu spielen. Legt los." "Halt", ich muss noch die Leute in den Computer eingeben",  meldete sich Alex. "Kannst du ruhig schon mal machen, während die hier spielen." Dies dauerte nun wirklich zehn Minuten, während schon an drei Brettern die Partien liefen. "Okay, ich lese die Paarungen für die erste Runde vor", meldete sich dann Alex. "Wieso hast du die Paarungen nicht so gesetzt, wie sie gerade laufen?", fragte ich befremdet zurück. "Wie das?" "Das ist doch schon die erste Runde!" "Ich dachte, das wäre nur so gespielt." Oh Herr, was soll man dazu sagen. Es machten insgesamt 10 Leute mit. Während sie spielten suchte ich dann das nächste Endspiel raus. Doppelturmendspiele sind auch nicht gerade leicht, und ich fand zwei nette Beispiel. Beim ersten Beispiel musste man als Schwarzer schon trickreich vorgehen, um das Remis zu halten. Lustigerweise gab es auch Partien, in denen Weiß trotz 2 Mehrbauern verlor. Bernd Muntzke wollte dann nach der Partie die korrekte Lösung sehen. Klar, nach jeder Runde sollten alle die korrekten Züge natürlich gezeigt bekommen. Dann ging es zur dritten Runde. Jochen und Robin spielten nicht mit, aber lösten dennoch fleißig mit. In der vierten Runde brachte ein Endspiel, indem Weiß zwingend auf Gewinn stand, dies aber auf dem ersten Blick schwer zu sehen war, da Schwarz viel Material mehr hatte. Sascha fluchte: "Warum habe ich immer die Partie, die ums Remis kämpfen muss. Das ist doch nicht fair." Ich unterdrückte ein Grinsen, weil er in diesem Fall mit Weiß nicht ums Remis würde kämpfen müssen. "Kismet", meinte ich locker. Ramin fand den Gewinnzug sehr schnell und auch Jochen fragte mich nach ein paar Sekunden, ob die Stellung nicht zwingend gewonnen sei. "Klar, aber das sollen die Leute erst einmal raus finden." Sascha gehörte nicht zu jenen. Okay, dann gab es das letzte Beispiel. Das sollte Remis ausgehen. Jetzt hatte ich Zeit zum Schwätzen. Mit Robin und Sascha machten wir aus, mal wieder Magic zu spielen. Jochen selbst würde nicht übers Wochenende bleiben, sondern schon am Samstag heimfahren. Dann war das Turnier vorbei. Und ich wollte noch die Lösung zeigen. Da fing Alex an, den Endstand vorzulesen. "Warte, zuerst will ich noch die Lösung zeigen." Ich drehte mich zum Raum um und räusperte mich, weil einige noch durcheinander redeten. "Hallo, ich will noch die Lösung zeigen." Aber als Alex dann fortfuhr die Tabelle weiter vorzulesen, klappte ich das Buch zu und setzte mich hin. "Anscheinend interessiert es einige nicht", kommentierte Jochen die Situation. "Mich interessiert es auch nicht mehr, ob einer die Lösung sehen will. Wenn ich schon für jemanden einen kurzfristig einen Vortrag halten soll, dann sollte er mich gefälligst auch den Abend leiten lassen." So werde ich beim nächsten Mal, wenn wieder eine Anfrage kommt, diese dankend ablehnen.

Eintrag #137 (vom 09.09.04)
Die Heilbronner Stadtmeisterschaft öffnete ihre Pforten für diejenigen, die um den Titel kämpfen wollen. Ich wollte nicht. Obwohl ich Zeit gehabt hätte, hatte ich keine Lust. Aber mir mal anschauen, wer alles mitspielte, wollte ich schon. Aber der Parkplatz  war schon wieder gerammelt voll. Kurz entschlossen parkte ich vor der Tür. Da kam auch schon eine Frau und fuhr ihren Wagen weg. Glück gehabt. Es schienen doch viele Leute mitzumachen dachte ich mir und ging hinein. Aber so viele Bretter waren nicht aufgebaut. "Spielst du mit?", fragte mich sogleich Alex. "Nein, keine Lust." Und viel zu fertig und müde, als dass ich Abends noch konzentriert Partien spielen konnte. "Wie viele spielen mit?" "27." Doch mehr als vermutet; vier Paarungen waren anscheinend noch verlegt. Von unserem Verein spielten Hans-Henrik, Karl-Heinz, Vladimir, Michael Eberhard + Wickenheisser, Helmut, Jens, Wilhelm, Heinz, Wolfgang und Siegfried mit. Ähnlich wie im letztem Jahr gab es eine Breite Masse, aber keine Topspieler mit weit über 2000 DWZ. Also würde es dieses Jahr auch wieder spannend werden, wobei ich Hans-Henrik die größten Chancen einräumen würde. Viele kamen nur zum kiebitzen: Robin, Saygun, Detlef und meine Wenigkeit natürlich. Zum Unterhalten gingen wir nach draußen. Saygun erzählte gerade die Story von seinem Computer: "Mein Windows-Ordner vervielfältigt sich. Jetzt habe ich schon über 100! Und es ist derselbe Ordner - erstelle ich in einem eine Datei, taucht sie auch in allen anderen auf." "Und woher kommt das?", fragte Jens Weiß (oder Michael Waldherr). "Ich vermute, dass es von dem Virus kommt, den ich vor kurzem eingefangen habe. Jetzt habe ich einen Virenscanner drauf, der scannt die Festplatte schon seit Tagen. bisher hat er über 8 Millionen Dateien gescannt, ist aber immer noch nicht durch alle Windows-Ordner durch. Insgesamt müsste meine Platte schon eine Kapazität von 4 Terabyte haben." Alle grinsen mehr oder weniger. Saygun zu mir: "Du bist doch Computerspezialist, du musst doch wissen, was man machen kann." Ich: "Format C:\." Helmut bricht in Lachen aus. Say wieder zu mir: "Sehr witzig. Aber irgendwie muss man das doch wieder reparieren können?" "Es sieht so aus, als ob dein Dateisystem inkonsistent wäre und laufend neue Hardlinks zum Windowsordner erstellt, wobei allerdings Hardlinks nur auf Dateien erlaubt sein dürften. Da hilft wirklich nur noch neu formatieren."  "Ja, aber dann muss ich alles wieder neu installieren. Das kostet Zeit. Und meine Daten müsste ich auch noch vorher sichern." "Hast du überhaupt ein Band, das groß genug ist, 4 Terabyte zu sichern?", fragte ich grinsend. Treffer, versenkt! Dann kam Alex zu mir - ob ich kurz die Aufsicht übernehmen könnte, weil er kurz weg müsse. Wozu ist man den Cheffe. Huldvoll übernahm ich den Job und überwachte ich das Geschehen. Und als ob ich es geahnt hätte, musste ich schon meines Amtes walten. Drofenik, wollte wissen, ob der, der noch spielfrei sei, da wäre. Er würde dann gerne noch mit einsteigen. ich schaute mir die Tabelle ein, wer war spielfrei? Ah, ja: Weißbeck. Kannte ich nicht, also fragte ich mal kurz herum und fragte die Leute, die ich nicht kannte nach ihren Namen. "Weißbeck?", fragte ich gerade einen der Unbekannten, die an mir vorbeiliefen. Er blickte auf seine Flasche Bier, die er in der Hand hielt und sagte: "Kein Becks, Jever." Gute Antwort, wenn auch nicht die, die ich suchte. Wie es sich herausstellte, war Weißbeck nicht mehr anwesend. Dann schaute ich mir die Partien an. mein Gott, gab es da viel Rumgemurkse. Das konnte man ja nicht mit ansehen. Dann kam Alex wieder und ich widmete mich wieder dem Smalltalk. Ich erzählte Saygun gerade, dass Pflanzen-Koelle eine Auktion macht, bei der Vereinen angeboten wird einen Stand auszustellen, um neue Mitglieder zu werben. Derjenige Verein, der bis Ende des Jahre dann die meisten neuen Mitglieder aufweisen kann (Familienangehörige von Vereinsmitgliedern ausgenommen), gewinnt einen Geldpreis. Da meint Hans-Henrik: "Wäre es nicht besser, wenn du dich auf den Weihnachtsmarkt hinstellst und dort Mitglieder wirbst?" Ach was, das mache ich über mein Schachtagebuch, denn, wenn irgendein Mitglied sich von der Welt verabschiedet, kann es sagen , dass etwas auf der Welt zurückgeblieben ist, das dafür sorgt, dass man es nicht vergisst. Ist das nichts?

Eintrag #138 (vom 16.09.04)
Freier Spielabend. Vielleicht konnte ich ja ein Tandemturnier organisieren. Beziehungsweise, ich nahm meine Magic-Karten mit. Robin, Sascha, Julian und ich wollten schon seit Wochen mal zusammen spielen. Und zumindest Robin würde heute da sein. Ich betrat den Verein. "Hallo", begrüßte ich gleich beim Eintreten Robin. "Nicht reden!", wurde ich sogleich von der Seite angefahren. Ich drehte mich um. Was war denn hier los und was sollte dieser Ton? Okay, ein paar Leute spielten die erste Runde von der Stadtmeisterschaft nach. "Ich werde doch noch Hallo sagen dürfen", meinte ich empört zu Dessen Name Nicht Genannt Werden Möchte. Abgesehen davon ist freier Spielabend. Wenn jemand hier - statt zuhause - seine Partien nachholt, dann muss er akzeptieren, dass vom Spielbetrieb mit erhöhtem Lärm zu rechnen ist. Klar werde ich schon Rücksicht darauf nehmen und zum Beispiel kein Tandemturnier organisieren oder mich gedämpfter zu unterhalten, aber den Mund verbieten lassen werde ich mir definitiv nicht. Ich blickte also Dessen Name Nicht Genannt Werden Möchte an und meinte: "Wenn ich jemanden Hallo sagen möchte, dann tue ich es auch." Und demonstrativ in den Raum gewandt: "Hallo, miteinander."  Ich schauet mir die 4 Nachholpartien an. Nicht so interessant. "Komm, wir spielen Magic", meinte ich zu Robin. Wir zogen uns hinter die Theke zurück und spielten ein paar Partien. jaro tauchte auch. "Du hast mich versucht, heute auf dem Handy zu erreichen?", fragte ich ihn. "hat sich schon erledigt. Ich wollte wissen, was heute Abend stattfindet. Es stand nichts drin im Internet."  "Freier Spielabend, wie du siehst." Ich spielte noch 2 Partien mit Robin und dann hörten wir auf. Während ich mir dann noch einmal die Partien der Stadtmeisterschaft anschaute, blitzten Robin und Jaro einige Partien. Später blitze ich auch noch einige Partien mit Robin, wobei ich anfangs nicht mitbekam, dass er 6 Minuten einstellte, statt fünf. Nach Anfangsverlusten konnte ich mich darauf einstellen und meine Punkte holen. Irgendwie hatte ich immer noch Lust auf Tandem, aber das würde wohl nix werden. So spielte ich noch eine Runde Magic mit Robin und dann fuhr ich nach Hause; nahm noch Robin mit, der aufgrund der erhöhten Luftfeuchtigkeit an diesem Tag nicht mit dem Rad gekommen war. Das war es schon.
...

Eintrag #139 (vom 23.09.04)
19:45 Uhr
biep...   biep...   biep...  ...   biep...   biep...   biep...
"Dr. Anderthaler, können sie sich mal um das Schach kümmern? Es scheint so, als ob einige Herzrhythmus-Störungen vorliegen."
"Dr. N. E. Anderthaler - soviel Zeit muss sein", brumme ich, packe aber schon meine Sachen ein und fahre los. Die Fahrt führt mich zum Spiellokal des Heilbronner Schachvereins, wo sich unser Patient momentan bevorzugt aufhält, da hier die Stadtmeisterschaft ausgetragen wird.
20:00 Uhr
Bei der Einfahrt in den Hof kommt mir schon rückwärts fahrend mein Kollege, Dr. Sezginadse, entgegen. "Es ist kein Parkplatz frei", ruft er mir zu. Ah-ha, ich notiere mir: Schach scheint wieder eine höhere Aktivität aufzuweisen. Das ist gut. So kann ich sogar noch unbesorgt bei Dr. Wokaboe vorbeifahren und ein Rezept in dessen Briefkasten werfen, bevor ich einen Blick den Saal tue.
20:15 Uhr
Ich bin eingetroffen und nehme die erste Visite auf. Laut meiner Liste, muss ich mehrere Tische überprüfen. Ohne Zeitverzug begebe ich mich an meine Arbeit. Ich notiere:
1) Michael Wickenheisser - N.N.: Die Symptome deuten sehr stark auf Grünfeld-Indisch hin. Diese asiatische Variante zeigt sehr viel Ähnlichkeit mit der Vogelgrippe auf: Mit starken Verlusten ist zu rechnen. So hätte Michael Wickenheisser im 8. Zug schon einen Bauern verlieren müssen, wenn mich nicht alles täuscht.
2) Heinz Krämer - Michael Eberhard:  Sehr unkonventionell. Man befindet sich schon im Stadium des Mittelspiels. Materiell waren die Verluste auf beiden Seiten gleich, aber die Bauern Michaels weisen eine sehr ungesunde, zerrüttete Struktur auf.
3) Helmut Faden - Egon Schuster: Bei einigen Krankheiten bilden sich Geschwüre, die dann aufplatzen und sich öffnen. So bemerkte ich auch hier schon offene Linien, was im Hinblick einer noch nicht durchgeführten Rochade bedenklich scheint. Aber hier muss man abwarten, wie der Verlauf sich entwickelt. Kein akuter Handlungsbedarf.
4) Simon Weißbeck - Bernd Muntzke: Oho, schon wieder ein König-nicht-rochiert-mit-Schach-zum-Wandern-gezwungen Syndrom. Zwar ist das Syndrom hier noch nicht als kritisch einzustufen, aber man weiß aus Langzeitstudien, dass sich diese Tempoverluste meist negativ auswirken.
5) Vladimir Nidens - Weißbeck: Sehr schön. Ich komme gerade rechtzeitig, um dem Ausbruch der Lxh6-Krankheit beizuwohnen. Da kann man als Schwarzer schon Schwarz sehen.
6) Hans-Henrik May - Karl-Heinz Weyhing: Hier hat Hans-Henrik schon vorsorglich einen Druckverband angelegt. Der isolierte schwarze Doppelbauer auf e6,e5 verhindert wirkungsvoll die Entfaltung der schwarzen Läufer und die Besetzung der d-Linie würde auch in Zukunft die Bewegung des Schwarzen effektiv einschränken. Man kann schon von einer stabilen Seitenlage bei Schwarz reden.
7) Siegfried Nowikow - Günter Kamm: Hier ist man noch beim vorsichtigen Sondieren. Siegfried ist sich noch nicht sicher, wo man das Skalpell ansetzen muss. Hier würde ich den Einsatz eines Computertomographen empfehlen.
Das Klingen eines Handys stört meine Visite. Ich blicke auf und sehe die Besucherin Nilofar zu ihrem Handy eilen. Der Stationsleiter Alexander Geilfuß geleitet sie hektisch hinaus. Nun gut, ich setzte meinen Rundgang fort.
8) Edam - Wilhelm Filker: Nach einem prüfenden Blick auf die Röntgenbilder erkenne ich sofort, das Schwarz auf die Intensivstation verlagert werden muss. Eine akute Einschnürung steht an, befreiende Bauernzüge sind nicht möglich, da lebenswichtige Schachorgane, sprich Figuren, verloren gehen würden.
9) Jens Ackermann - N.N.: Hier ist noch nichts zu erkennen. Ich denke ein späterer Besuch wird notwendig sein.
Ich begebe mich zur Stationsbar (die nicht nur Ärzten offen steht) und genehmige mir ein Karamalz. Da kommt Pfleger - nein, nicht Dr. Pfleger, sondern Pfleger Robin Stürmer zu mir. Aus ihm hätte ein guter Schachdoktor werden können, aber seine Vorliebe für Chemikalien stand ihm im Weg. Nichtsdestotrotz weiß er immer einen guten Rat. Ich gewähre ihm einen Einblick in meine Notizen. Da Robin schon vor mir angekommen ist, kann er mir noch zwei wichtige Informationen geben: a) Jens ist 50 Minuten zu spät gekommen. b) Bernd hätte schon 2x einen Bauern gewinnen können. Sehr schön. Ich setzte mich auf die Couch. Dr. Sezginadse kommt ebenfalls und baut erst einmal den Computer auf, in dem er später die kompletten Krankheitsverläufe eingeben will. Hans-Henrik sieht uns sitzen und gibt uns die Hand. "Wir haben uns schon begrüßt", erinnere ich ihn. "Ja, einmal Händedrücken reicht bei dir", entgegnet er. Korrekt, denn wir wollen ja in den OP nicht unnötigerweise Keime einschleppen. Eine wichtige Grundregel für Ärzte. Da sehe ich plötzlich Helmut mit einer Bierflasche vorbeilaufen. "Ist das nicht ein wenig kontraproduktiv?", frage ich. "Einige Stellungen lassen sich nur mit Alkohol ertragen." Solche Weisheiten bekommt man nicht jeden Tag zu hören und ich notiere mir es sofort. "Das ist ein Nicht-Autorisiertes Zitat", bemerkt Helmut. Hauptsache, es hilft. Aber ich würde diese Medizin nicht bedenkenlos weiter empfehlen, sondern immer vorher den Facharzt fragen. "Heinz überlegt schon ziemlich lange", meint gerade Dr. Sezginadse zu Helmut. "Wer, mein Gegner?", fragt dieser zurück. "Heinz." "Komisch bei mir hat er früher nicht so lange überlegt." "Das kann zwei Ursachen haben", meine ich sinnierend. "Entweder ist dein Spiel besser geworden und er muss länger überlegen oder er will nur abwarten, bis der Alkohol seine Wirkung tut." Dann beschließe ich das Schachverständnis des Computers zu testen, assistiert von Robin. Nach einer Weile sagt Dr. Sezginadse, der gerade wieder vorbeischneit: "Oh, Fritz sieht sich schon mit +1,0 Bauern in Vorteil. Das sieht nicht gut aus." Ganz im Gegenteil, lieber Kollege, das sieht sogar sehr gut aus, denn das ist ja gerade der Sinn des Testes. Vor allem will ich nun sehen, ob dieser den Vorteil auch zu Ende führen kann. Nach einigen Minuten, Dr. Sezginadse unternimmt mal wieder Privatbesuche, war der Test erfolgreich abgeschlossen. Entspannt lege ich mich auf die Couch zurück. Da kommt schon wieder mein Kollege. "Kann ich mal das Notebook haben?" "Das solltest du besser Michael fragen." "Eigentlich brauche nicht ich ihn, sondern du weiß schon der, Dessen Name Nicht Genant Werden Möchte."  Ich schaue auf meine Uhr.
21:17 Uhr
Zeit für meine nächste Visite. Wenn haben wir als Erstes auf der Liste? Ah, ja.
1) Michael Wickenheisser: Die Verluste scheinen sich zu mehren. Der Bauer auf c3 ist unhaltbar. Doch halt, was sehen meine Augen da? Nach ...Sxf3 Dxf3 Lxc3 ist Lxg6 ein sehr guter Konter. Sollte Schwarz nun den Turm auf a1 nehmen ist nach Lxh7+ Kxh7 Dh5+ Schwarz um eine Antwort verlegen. So wäre statt Lxa1 hxg6 Dxc3 noch die beste Alternative.
2) Heinz Krämer - Michael Eberhard: Die ungesunde Bauernstruktur hat zu deutlichen Nachwirkungen geführt. Ein Figurenverlust erscheint unabwendbar.
3) Helmut Faden - Egon Schuster: Hier komme ich zu spät. Nun, eine Vivisektion muss zur Klärung der Ereignisse angeordnet werden.
4) Simon Weißbeck - Bernd Muntzke: Tempoverluste können durch Tempogewinne wieder ausgeglichen werden, wie ich feststelle, insbesondere wenn damit ein Figurengewinn verbunden ist. Weiß wird seinen Läufer nicht mehr retten können.
5) Vladimir Nidens - Weißbeck: Die Lxh6-Krankheit ist in dieser Abart nicht ganz so lethal wie üblich. Mit einer vorübergehenden Minusfigur ist sie trotzdem letztendlich genauso tödlich wie der Hauptstamm der Lxh6-Gruppe, da nach deren Rückgewinnung zwei Bauern + eine deutlich bessere Stellung auf dem Pluskonto verbleiben.
6) Hans-Henrik May - Karl-Heinz Weyhing: Der Druckverband existiert noch weiter, einer der Doppelbauern ist verloren gegangen, aber das Blut zirkuliert noch bei Schwarz.
7) Siegfried Nowikow - Günter Kamm: Der letzte Zug war Tac1. Sehr schön, das sieht nach einer Operation im zentralen Nervensystem aus. Weiter so.
8) Edam - Wilhelm Filker: Da wird Wilhelm gerade sehr massiv zur Ader gelassen. Ich setze ein Kreuz auf die Liste.
9) Jens Ackermann: Ich denke mir, hoffentlich hat Jens seinen Organspendeausweis dabei. Den wird er brauchen, so wie er steht.
Nachdem auch die zweite Visite vorüber ist, bewege ich mich wieder zum Ruheraum. "Was macht Jochen?",  frägt mich Robin. "Er bereitet sich auf seine nächsten Klausuren vor. Aber nächsten Donnerstag kommt er her. Er hat mich sogar gefragt, ob ich nicht vorher nach KA vorbeifahre und ihn mitnehme." "Das geht nicht. Du hast im Auto kein Platz für all die dreckige Wäsche." Auf diesen Gedanken bin ich noch nicht gekommen, Robin scheint trotz seines Chemiestudiums doch Welterfahren zu sein. Das bringt mich gerade auf einen anderen Gedanken. "Kennst du Groo?" "Wer ist das denn?" "Sag' bloß, du kennst Groo, den Wanderer nicht?" Ich sehe schon, da gibt es eindeutig Nachholbedarf. Ich stelle ihm ein Rezept aus für Groo, den Wanderer.
22:00 Uhr
Hinter dem Tresen höre ich Horst Huther sagen: "So, jetzt geht es noch einmal rund!" Korrekt, Zeit für meine dritte und letzte Visite.
1) Michael Wickenheisser: Die Verluste haben sich um eine Qualität erhöht. Wenn das so weitergeht, wird er ein Opfer vom Grünfeld-Indisch.
2) Bernd: Nanu, die Mehrfigur wieder weg? Wie ist das passiert? Sollten die Türme noch getauscht werden, wäre das Endspiel schlechter.
3) Vladimir Nidens - Weißbeck: Die Lxh6-Krankheit befindet sich im Endstadium. Das Endspiel ist klar gewonnen.
4) Hans-Henrik May - Karl-Heinz Weyhing: Das Blut fließt schon langsamer. Hier kann es nicht mehr lange dauern.
5) Heinz Krämer - Michael Eberhard: Schwarz hat zwar eine Figur auf c6 verloren, aber der weiße Turm kommt nicht raus. Mit zwei Figuren für den Turm kann man sicherlich noch weiterspielen.
6) Michael Edam - Wilhelm Filker: Das einzige Geräusch, das ich hier höre, ist dasjenige von der Herz-Lungen-Maschine. Aber Edam steht bereit, den Stecker zu ziehen.
Ja und dann habe ich von meiner Liste noch Siegfried Nowikow und Jens Ackermann zu streichen. Bei diesen beiden hatten sich unerwartete Nebenwirkungen ergeben. Mein Kollege, Dr. Sezginadse, versucht noch Einblick auf das Krankenblatt von Jens zu bekommen, aber dieser möchte es nicht so gerne rausrücken. Ich blicke auf die Uhr. Oh, schon Dienstschluss. Aber Pflichtbewusst, wie ich bin, bleibe ich noch länger, so lange, bis auch wirklich alle Partien beendet sind. Hier die endgültigen Resultate.
1) Michael Wickenheisser - N.N.: 0-1
2) Heinz Krämer - Michael Eberhard:  1-0
3) Helmut Faden - Egon Schuster: 0-1
4) Simon Weißbeck - Bernd Muntzke: remis
5) Vladimir Nidens - Weißbeck: 1-0
6) Hans-Henrik May - Karl-Heinz Weyhing: 1-0
7) Siegfried Nowikow - Günter Kamm: 0-1
8) Edam - Wilhelm Filker: 1-0
9) Jens Ackermann - N.N.: 0-1
Zusammenfassend kann ich sagen, dass die Aktivität des Schachs wieder gestiegen ist; nur das Niveau gibt mir zu denken. Das könnte eindeutig besser sein.
Dr. N.E. Anderthaler

Eintrag #140 (vom 30.09.04)
Für diesen Tag hatte war bei mir ein netter Besuch angekündigt. Damit es nicht ein zu kurzer Besuch wurde, da ich ja noch zum Monatsblitz wollte, bin ich früher von der Arbeit heim. Es war klar, dass es für mich ein wenig später werden würde. Also rief ich Saygun an und teilte ihm mit, dass ich nicht vor 20 Uhr würde kommen. "Ja, ist okay lautete seine Antwort." So um Viertel nach Acht rief ich an, dass ich gleich losfahre. Zumindest wollte ich das sagen. ich hörte noch, wie Saygun abhob, und dann kam ein komisches Geräusch. Sicherheitshalber sprach ich noch einmal drauf, dass ich mitspielen würde. Dann fuhr ich los und nahm Jochen mit. Im Vereinsheim wurde schon fleißig geblitzt. "Wie sieht es aus. Kann ich noch einsteigen?" "geht nicht! Wir sind schon in der zweiten Runde?", erwiderte Robin. "He, ich habe dir aber doch gesagt, dass ich mitspielen werde." "Du hast nur gesagt, dass du nicht vor 8 da bist." "Ja, und dass ich mitspielen möchte." "Wir können ja die zweite Runde noch einmal spielen. Dann geht's." "Nein!", riefen Robin und Jaroslaw unisono. Na, das war ja schmeichelhaft, wie viel Respekt sie vor meinen Blitzkünsten haben. "Du kannst für mich einspringen", bot sich Saygun an. "Ich habe zwar noch keine gewonnen, aber das ist ja egal." "Nee, lass mal lieber. Spiel du ruhig mit." Ich wandte mich an Jochen, ob er nicht Lust hätte Simutandem zu spielen. "Apropos Tandem, am Sonntag findet in Steinheim oder Sachsenheim ein Tandemturnier statt. Wollen wir daran teilnehmen?" "Wie ist denn der Modus?" "Ich glaube 9 Runden." "9 * 10 Minuten macht 1,5 Stunden. Das kann nicht sein." "Ich dachte, ich hätte 9 gelesen. Aber 1,5 Stunden kann es nicht sein, weil es den ganzen Tag geht." "Machen wir es so, du findest den Modus raus und sagst mir morgen Bescheid. Dann entscheide ich. Spielen wir Simutanden." Gesagt getan. Die erste Partie verlor ich gnadenlos. Die zweite und dritte spielte ich besser, aber der Zeitverbrauch lag eindeutig zu hoch. "Ich bin einfach zu langsam", meinte ich zu Jochen. "Christian, du bist zu laut", meldete sich, der Dessen-Name-Nicht-Genannt-Werden-Möchte. Mal überlegen. Es wird geblitzt, die Leute reden auch, wenn sie mit ihren Partien fertig sind, auch wenn die vom Nachbarn noch laufen sollten und ich soll die Klappe halten? Kommt nicht in die Tüte! "Das Hämmern auf den Blitzuhren stört noch mehr, aber beschwere ich mich?", entgegnete ich. Jochen und ich spielten weiter. Auch in der vierten Runde stellte ich was ein. "Mist!", fluchte ich. "Leiser!", kam wieder der Ruf aus dem Hintergrund und Johannes: "Hätten wir ihn bloß mitspielen lassen!" Aber in Nummer 5 spielte Jochen Schrott und ich kam zu meinem ersten Punkt. Da kam Helmut herein, der sich ja schon beschwert hatte, dass er nicht mehr im Tagebuch vorkam. Wünschen werden erfüllt. Jochen und ich spielten noch eine Partie, dann begleitete er Helmut noch ein Stück auf dem Weg nach Hause und ich schaute mir den Stand vom Turnier an. Jaroslaw lag vorne, Robin und Boris waren auch ganz gut dabei, nur Saygun wirkte etwas abgeschlagen. Da Jaro gegen seine Verfolger Punkten konnte, bzw. schon gepunktet hatte, war klar, dass er gewinnen würde. Platz 2 und 3 waren noch offen. Bald darauf kam Jochen zurück und auch das Blitzturnier in den letzten Zügen. Wie vorhergesehen gewann Jaro. "Na, wenn ich mitgespielt hätte, wäre es anders ausgegangen", sagte ich zu ihm. Worauf ich eine gegen ihn blitzen musste. Ich stand gut, machte einen unnötigen Zug, stand schlechter und verlor. Auch in der zweiten sowie dritten Partie war mir das Schachglück nicht hold. Immer übersah ich etwas oder stellte mir selber das Bein. "Vielleicht war es doch ganz gut, dass ich heute nicht mitgespielt habe", schloss ich mein Resümee und auch den Schachabend. (P.S. Der Modus beim Tandem war wirklich mit 9 Runden angesetzt, aber man spielte 4 Spiele gegen die anderen, in allen 4 möglichen Kombinationen. Aber wir gingen trotzdem nicht hin, weil Jochen sich etwas krank und schlapp fühlte.)


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