Schachtheorie
(Bauernendspiele, Turm gegen Bauer, Wolga-Gambit, Turm gegen Turm + Bauer) |
Heilbronner-Schachverein
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Einträge 101- 120 von 324 (vom 14. Februar '04 - 03. Juni '04) |
Eintrag #101 (vom 14.02.04)
Die erste Mannschaft hatte den nächsten Gegner auf dem Programm: Neckarsulm.
Ich kam um 9:50 zum Treffpunkt und musste beim Aussteigen erstmal gähnen. Ein
Freund von mir hatte am Samstag seinen 30ten Geburtstag gefeiert und ich war so
gegen 2:30 Uhr nach Hause gekommen. "Mann, bin ich fertig." Hans-Henrik: "He,
als Mannschaftsführer solltest du uns motivieren! Das gehört zu einem guten
Service des Mannschaftsführers." "Keine Bange, ich werde gewinnen! Und die
Mannschaft wird auch gewinnen." Richard: "Zum Service eines guten
Mannschaftsführers gehört es auch, dass er als Erster am Treffpunkt ist." Damit
ich mir Sorgen machen muss, wo denn jeder bleibt? Nix da, ich brauche meine
Nerven für das Schachspielen. Apropos wie war das mit 'wo jeder bleibt?' Ich
zählte durch. Jürgen, Marc, Alfred und Thomas fehlten. Gut, Thomas wollte direkt
fahren, Alfred sagte, dass, wenn er nicht hier ist, dann direkt hinfahren würde.
Marc würde aus Oedheim kommend natürlich keinen Umweg über Heilbronn machen, und
Jürgen? "Jürgen hat mir zwar nicht gesagt, dass er direkt hinfahren würde, aber
ich denke, dass er schon dorthin unterwegs ist, er ist ja zuverlässig. Fahren
wir los." "Wo spielen wir?" fragte Hans-Henrik. "Keine Ahnung", gestand Richard.
"Im Haus der Vereine gegenüber der Schule. Wir haben dort schon mal gespielt."
"Es wäre gut, wenn du in deiner Mail immer mit angeben würdest, wo wir spielen",
sagte Hans-Henrik. "Ihr habt von mir doch alle eine Kopie der Landesligameldung
inklusive der Spiellokaladressen bekommen." "Ja, aber der Zettel liegt irgendwo
rum. Es wäre ein Service des Mannschaftsführers, wenn er es in seinen Emails
noch einmal angeben würde." "Gut, gut. Wird in meinen Service-Katalog
aufgenommen." Und los ging es. In Neckarsulm trafen wir die andere Hälfte der
Mannschaft. Ich war auf die Mannschaftsaufstellung der Neckarsulmer gespannt. Um
nicht abzusteigen hatten sie einen Slowenen mit Elo 2300 eingekauft, der in der
letzten Runde gegen Wimpfen schon erfolgreich zum Einsatz kam. Allerdings kam
der heute nicht zum Einsatz. Alfred teilte mir dann auch mit: "De Drofenik ist
extra nach Slowenien heruntergefahren, um den Mann abzuholen und hat dann hier
angerufen: Sie wären eingeschneit!" Ich grinste. Mit zwei Mann Ersatz von
Neckarsulmer Seite sollte es auch kein größeres Problem sein zwei
Mannschaftspunkte herauszuholen. Nach einer halben Stunde sah es folgendermaßen
aus: Jürgen erwiderte auf das Königs-Indisch von Mädler mit dem Fianchetto mit
dem Königsläufer und es kam bald zum Abtausch der beiden Zentrumsbauern, der
Springer und der Damen. Sah sehr remislich aus. Richard wollte gegen Vukovic mal
nicht nach Zugumstellung mit b5 ins Wolga-Gambit übergehen sondern spielte 3.
...e6 mit drauffolgendem d5. Dieses frühzeitige Öffnen sollte für Weiß kein
Problem darstellen und ich erwartete, dass Vukovic mit leichtem Vorteil aus der
Eröffnung herauskommen würde. Marc hatte mit Oette einen Inder (E16 - ist das
jetzt ein Nimzo oder ein Dameninder?) auf dem Brett. Matthias Spanner probierte
es wie Hubert Warsitz in der letzten Runde mit dem zurückhaltenden e3 (Nach 1.d4
Sf6 2.Sf3 g6) nebst Ld3. Aber er wich relativ schnell (zu schnell, er hätte
liebersich erst auf dem Damenflügel entwickeln sollen) mit Se5 davon ab. Ich
schlug den Springer. Klar, nach dxe5 Sd7 f4 hat er einen Vorposten. Aber mit Sc5
konnte ich sogleich dafür sorgen, dass er den Läufer auf d3 geben musste,
wodurch er schwächen auf den weißen Feldern erhielt. Ich war zufrieden.
Hans-Henrik musste sich mit Holländisch auseinandersetzen. Aber da nur wenige
Züge bis dahin gespielt waren, konnte man noch nichts sagen. Ralf griff als
Schwarzer zum Sizilianer. Die Eröffnung, die er spielte, sah auf dem ersten
Blick wüst aus. Sdb5 zulassen nebst Sd6+, Ke7 ist schon etwas, was mir
positionell gegen den Strich geht, Aber laut Fritz ist es spielbar. Alfred
spielte gegen Felbinger 1.e4 d6 2.d4 Sf6 3.Sc3 g6 4.f4 Lg7 5.Le2. Klar, dass
Alfred e5 im Sinn hatte, aber als Felbinger jetzt b6 spielte, sagte ich mir, das
muss für Alfred jetzt gut sein. Diese Schwächung der weißen Felder kann nicht
gut sein. Von da an machte ich mir keine Sorgen mehr um diese Partie. Und Thomas
spielte ein Damengambit gegen Thullner und da es hier zu einem positionellen
Geringe kommen würde und Thomas davon deutlich mehr versteht als Thullner, sah
die Sache auch in Ordnung aus. Richard wollte sich einen Kaffee kaufen. "Kann
jemand 10 Euro wechseln?", fragte er. Ich: "Ja, hier. Ist ein Service vom
Mannschaftsführer." Um halb Eins hatte ich wieder Gelegenheit mir die anderen
Partien anzuschauen, den meine war quasi schon entschieden, wenn ich nicht noch
einen Bock schoss. Matthias hatte den Läufer nach h4 überführt, um dann mit Lf6,
Th3, nebst Dh4 einen Angriff zu starten. Natürlich mit der Idee auf h5 mit g4
die Stellung aufzubrechen. Aber soweit kam er gar nicht. Denn ich konnte mit
dxe4 gefolgt von exd3 die lange Diagonale für meinen Läufer öffnen und nach
..Lxf6 exf6 Dc6 drohte lapidar ein Matt auf g2, weshalb er nicht Dh4 ziehen
konnte. Schlug er jetzt mit dem Turm auf d3, konnte ich mit Tfd8 mit Tempo
meinen Turm auf die Linie bringen und nach anderen Zügen konnte ich einfach in
Ruhe den Bauern auf f6 abkassieren. Nach dem glanzvollen Zug Th5?? allerdings
konnte ich mit Dxg2+ Dxg2 Lg2 einen dritten Bauern gewinnen und solche Endspiele
verliere ich nicht mehr. Hinterher sagte Matthias zu mir: "Bisher ist es mir
noch nie passiert, dass ich nach 22 Zügen 3 Bauern weniger hatte." "Eigentlich
hättest du da schon aufgeben können." Ja gut, hatte er nicht. Aber wie sagt man
doch so schön: einige mögen es ja zusammen geschoben zu werden. Aber zurück zu
den anderen Bretter. Oh, Schreck, Jürgen hatte einen Bauern eingestellt! Und
Thomas Mädler besaß noch die bessere Stellung. Das sah nicht so gut aus. Richard
war ebenfalls in einem Endspiel mit Turm und Springer gelandet. Es war schwer
abzuschätzen, wer da besser stand. Bei Marc war noch alles offen. Die Frage war,
ob er seinen Isolani würde halten können. Hans-Henrik hatte seinen Gegner
überspielt. Er stand deutlich besser. Sein Springer beherrschte von d5 alle
wichtigen Felder und ein Mehrbauer (wenngleich Doppelbauer) stand schon als Plus
auf seinem Konto. Ralfs Stellung machte mir Sorgen. Er stand total passiv und
war in die völlig Defensive gedrängt worden. Sah ebenfalls gar nicht gut aus.
Alfreds Stellung war klar gewonnen. Mehrbauer und drohender Qualitätsgewinn
waren starke Indizien für diese Vermutung. Thomas stand zwar aktiver, aber das
Endspiel T+D gegen T+D sollte bei korrektem Spiel remis enden. Mit den beiden
unklaren Partien von Marc und Richard rechnete ich intern mit einem
Zwischenresultat von 3,5:2,5 für uns. einer von beiden sollte gewinnen. Dann
gewann wie erwartet Hans-Henrik, Alfred machte kurz darauf den Sack ebenfalls
dicht. Marc hatte plötzlich den genialen Vorstoß d5 zur Verfügung, der mit
Figurengewinn drohte. Oette wickelte es schlecht ab. Statt einen Bauern zu
verlieren, verlor er gleich einen Turm und gab auf. 3:0 für uns. Dann ging Ralfs
Partie wie befürchtet verloren und es stand 3:1. Dann endlich konnte ich
Matthias Matt setzen und der halbe Mannschaftspunkt war sicher. Sah gut aus,
denn mittlerweile hatte Thullner einzügig einen Bauern eingestellt und Richard
war in ein Springerendspiel gelandet, wo er einfach besser stand. Vier Züge
später war es klar und Vukovic gab auf. Ich gratulierte ihm und wir gingen auf
den Flur. "Super. Das wird ja deutlicher als gedacht." "Thomas dürfte jetzt auch
gewinnen, wo die Damen getauscht sind." "Klar, es muss sich nur an das Endspiel
erinnern, wie du deinen Gegner in Zugzwang brachtest." Marc kam noch hinzu und
wir redeten ein wenig über Marcs Diplomarbeit, die er abgegeben hatte und nur
noch auf die Note wartete. Und was er als nächstes vorhatte. Kurz darauf ging
ich noch einmal rein, um die Lage zu checken. Thomas hatte gewonnen und somit
war nur noch Jürgen übrig. Dort sah es bescheiden aus. Mädler konnte mit ...hxg3
hxg3 Lxg3 Lxg3 Tg2+ einen zweiten Bauern gewinnen, was das Aus bedeutet hätte.
Er zog statt dessen h3. Gut. Jürgen stand immer noch schlecht, war aber so noch
verteidigungsfähig. Und er hatte noch Glück. Durch einen Fehler von Tomas konnte
er den Turm tauschen und ungleichfarbige Läufer ergaben ein Remis. "Wie hattest
du eigentlich den Bauern eingestellt?". wollte ich noch wissen. Ich hatte
gedacht, ich krieg den auf c7 dafür, aber nicht gesehen, dass er einfach Te7
spielen kann. Ich bin einfach zu müde." "Wie das?" "Wir haben gestern eine Feier
gehabt und ich bin nicht zum Schlafen gekommen." Sieh an, das erklärt einiges.
Aber was soll's. 6,5 Punkte Ausbeute ist grandios und im nächsten Spiel gegen
Kornwestheim kommt es dann zur Vorentscheidung. Gewinnen wir, ist der Aufstieg
so gut wie sicher.
Eintrag #102 (vom 19.02.04)
Vereinspokal Runde 3+4. Ich würde mit Schwarz gegen Helmut spielen müssen.
Der war schon da und stöhnte bei meinem Anblick: "Oh, nein. Mein Gegner!" "Hi,
du Selbstnominator. Wenn ich verliere, kannst du dich ja wieder selbst
nominieren. Er lacht: "Wenn du wieder verlierst, werde ich dich nominieren!" Wir
setzen uns hin und ich inspizierte erst mal die Figuren. "Warum habe ich diese
hässlichen Figurensätze?", beschwerte ich mich. "Weil du nicht an Brett 1
spielst!", rief Alex zurück. Ich denke, ich werde mir diesen Satz merken und
gegebenenfalls an Alex mal zurückreichen. Helmut spielte 1.e4 und ich erwiderte
wie gewöhnlich mit e6 darauf. Es kam zur Vorstoßvariante und nach 7 Zügen drohte
ich durch einen Fehler von Helmut einfach einen Bauerngewinn, der nicht mehr zu
verhindern war. Er konnte sich nur noch entscheiden, ob er d4 oder b2 hergeben
wollte. Er entschied sich für d4 und ich holte mir zur Entspannung ein Karamalz.
Michael Waldherr sah die Flasche nur von hinten und glaubte, ich würde mir ein
Bier gönnen. Er schüttelte den Kopf. Ich drehte die Flasche um. "Ist Karamalz!"
Da verdrehte Michael erst recht die Augen. "Wie kann man das trinken?" "Lecker!"
Helmut dreht sich zu uns beiden um. Ich: "Helmut, lass dich ja nicht ablenken.
Gib dein Bestes!" Saygun: "Dann kannst du nächste Woche die Partie vorführen."
Entweder gab Helmut nicht sein Bestes oder er wollte nicht die Partie nächste
Woche wie Alex vorführen. Er verlor einen zweiten Bauer und gab einen Zug später
auf. Saygun. "Ich könnt jetzt was sagen, aber ich darf nicht, sonst steht es auf
der Homepage." Ich bitt' dich Saygun, keine unnötige Zurückhaltung. Einige Leute
lechzen ja geradezu nach deinen feinen satirischen Bemerkungen. Wie kannst du
die denn enttäuschen? Durch den frühen Sieg, blieb mir Zeit, die anderen Partien
anzuschauen. Am interessantesten war mit Abstand das Duell zwischen Hans-Henrik
und Saygun. Von denjenigen, die aus den ersten beiden Runden ungeschlagen waren,
gab es nur eine interessante Partie, die von Karl-Heinz Weyhing, die dieser auch
noch gewann. Alex landete einen kampflosen Sieg gegen Drofenik (ob der noch
immer in Slowenien eingeschneit war?). Damit setzten sich Karl-Heinz und Alex
mit 3 Punkten an die Spitze. Sowohl Saygun, als auch Hans-Henrik konnten sich
mit 2,5 Punkten dahinter platzieren. Aber momentan sah es eher nach Remis aus.
Ich ging an die Theke, um mir was zum Essen zu holen. Da kam Helmut herein:
"Endlich haben sie das Licht auf dem Klo repariert!" "Sag bloß, dir ist ein
Licht aufgegangen?" Peter grinst: "Aber zu spät!" Ich lachte. "Der war gut,
Peter!" "Wie meinst du das?" Ich weiß nicht, wie du es gemeint hast, aber ich
habe gedacht, du würdest es auf unsere Partie beziehen." "Was, ihr zwei habt
gegeneinander gespielt. Entschuldige, Helmut, aber so hatte ich es nicht
gemeint." Dann wurde es bei Saygun und HH spannend. Saygun kam in Zeitnot,
machte einen schlechten Zug und verlor. Die Paarung für die nächste Runde lief
dann wie erwartet. Alex kam gegen Karl-Heinz und ich gegen Hans-Henrik. "Ich
habe noch nie gegen dich gewinnen können", meinte er. "Es wird Zeit, das zu
ändern." Oder auch nicht. Immerhin war ich psychologisch im Vorteil, da ich
schon einen Sieg gegen ihn verbuchen konnte. Wir eröffneten mit dem Damengambit
und wie üblich, wenn ich müde bin, verpatze ich den Übergang von der Eröffnung
zum Mittelspiel. Prompt bekam ich einen Doppelbauer auf f3 und aufgrund dieser
Schwäche kam Hans-Henrik in Vorteil. Er bekam eine Druckstellung und nach
Öffnung der e-Linie musste ich mich schon genau verteidigen. Es drohte ständig
ein Qualitätsopfer auf e3. So nach und nach konnte ich auch meine Türme
umgruppieren und nach dem Vorstoß d5 hatte ich Gegenspiel. Aber mehr auch nicht.
Bis HH nicht mehr die richtige Fortsetzung fand und ein Turmpaar tauschte und
ich Dxb7 machen konnte. Da stand ich besser und nach einer hübschen kleinen
Kombi konnte ich ihn Matt setzen. "Ich glaube, dass ich nach dieser Partie auch
in Zukunft gegen dich es einfach nicht schaffen werde gegen dich zu gewinnen."
"Du standst aber deutlich besser." "Aber ich habe nichts zwingendes gesehen."
"Ich auch nicht." Wilhelm Filker warf ein: "Sie hätten auf e3 schlagen können
und dann mit der Springergabel die Dame gewinnen können." Ich: "Ging nicht. e3
war immer genügend gedeckt." "Nein. Txe3 ging." Es ging nicht, solange der König
auf e2 stand und als nach Kf1 Hans-Henrik die Türme verdoppelte, spielte ich
sofort Tb3." Wilhelm: "Der Turm stand zu diesem Zeitpunkt nicht auf b3."
Hans-Henrik: " Doch der stand zu dem Zeitpunkt schon dort." "Nein, nein, nein."
Hans-Henrik: "Haben wir diese Partie gespielt oder sie?" Trotzdem wäre Txe3
gegangen." Ich erwiderte: "Nein, denn ich muss nicht zweimal zurücknehmen. Ich
spiele fxe3 und auf Txe3 spiele ich Dc4 und fessele den Springer." Wilhelm
wollte das nicht glauben. Aber die Stellung war eindeutig. Dann wollte Wilhelm
es wieder wissen und statt dem Turmopfer auf e3, das Springeropfer als Gewinnzug
deklarieren. Hans-Henrik: "Das ist schlecht!" "Aber es gewinnt die Dame!" Ich
ziehe die Variante und sage:" Gut, ich muss die Dame und 2 Bauern für zwei Türme
und einen Springer geben. Aber das ist für mich klar gewonnen." "Aber ich kann
noch einen Turm kriegen!" "Wie??" Er wusste es selbst nicht, denn es ging nicht
und mit einer unbefestigten Königsstellung und einem ungehinderten Eindringen
meiner Türme auf die 7. bzw. 8. Reihe wäre das Matt nicht weit. Besonders, da
ich noch den Läufer hatte. Ich schaute auf die Tabelle. Karl-Heinz war mit 4:0
alleiniger Tabellenführer und Alex und ich folgten mit 3 Punkten. Nächste Runde
würde ich gegen Karl-Heinz spielen und Alex gegen Wolfgang Sommer, der durch
einen kampflosen Sieg auf Platz 4 vorgerückt war. Der Abende endete noch damit,
dass ich Saygun ein wenig beim Blitzen gegen Jens zuschaute. Saygun: "Oh, so
viele Bauern, welchen soll ich nehmen?" Er nahm dann alle. Die nächste Partie
war auch lustig. Jens spielte Holländisch und zog h6. Ich: "Damit schaffst du
dir nur Löcher. Ist nicht gut." Knapp zehn Züge später konnte Saygun einen
Springer dort platzieren. "Erwähnte ich nicht, dass diese Löcher tödlich sind?"
"Das ist kein Loch mehr", erwiderte Jens. "Ja, jetzt ist es ein Krater!" Zwei
Partien später nahm Helmut Sayguns Platz ein. Jens stand schlecht und wusste
nicht, was er spielen sollte. Heinz: "Gib Schach auf e6." Saygun: "Auf keinen
Fall." "Doch, Schach auf e6." Jens: "Da steht doch der Läufer auf g4!!" Heinz:
"Ach!" Saygun: "Wie viel hat dir Helmut gezahlt, Heinz?"
Eintrag #103 (vom 26.02.04)
Es herrschte mal wieder ein größerer Andrang beim Monatsblitzturnier- 20
Teilnehmer hatten sich bis jetzt eingefunden. Während Alex die Leute noch in den
Computer eingab, stand ich vorne an der Theke, wo Saygun Michael Wickenheisser
eben den Weg nach Bad Wimpfen erklärte, wo die zweite am Sonntag den nächsten
Mannschaftskampf hatte. Michael: "Und wo parke ich am besten?" Saygun: "Bevor du
rechts in die Altstadt fährst, an der Ampel links, da sind ein paar Parkplätze."
Karl-Heinz als eingesessener Wimpfener: "Da sind nur 4, 5 Plätze, aber Sonntag
Morgen dürften die frei sein. Wenn du 150m weiter fährst, hast du einen großen
Parkplatz. Da ist immer was frei." Saygun: "Beim Konventhaus ist auch manchmal
was frei." "Die sind gebührenpflichtig", warf ich ein, mich vom letzten
Mannschaftskampf noch erinnernd. "Was auch Sonntags?" "Ja", erwiderte
Karl-Heinz, "Weil immer so viele Leute kommen." "Die Touristen ausnehmen",
grinste Saygun. Ich grinste mit. Dann ging es auch schon los. Neben Jürgen und
Saygun gab es keine starken Blitzer. Aber während die erste Runde lief, kam
Thomas Heinl noch herein. "Na, kam die Pizza diesmal pünktlicher?", begrüßte ich
ihn. Anscheinend, denn er war noch früh genug da, um einzusteigen. Somit waren
es nun 21 Teilnehmer. Der Auftakt
verlief nach Maß. Ich gewann die ersten beiden Runden. In Runde 3 kam ich gegen
Holger Spahn. "Was, ich muss gegen dich spielen." "Früher oder später schon. Das
ist halt so beim Rundenturnier." "Was, ihr habt hier keinen Überspringmodus?"
Weiter ging es und nachdem ich auch gegen Jürgen gewinnen konnte, sah es sehr
gut aus. Zeit, mich etwas zu entspannen und nach Notizen für mein Schachtagebuch
Ausschau zu halten. Und wie ich so durch den Saal laufe meint Helmut: "Bist du
schon wieder mit einem Zettel unterwegs?" "Ja. sag' mal was, Helmut, damit ich
was zum aufschreiben haben." Helmut öffnete den Mund und schloss ihn dann.
Wieder öffnete sich sein Mund und wiederum schloss sich er wieder. Ich war
fasziniert. man merkte deutlich, dass er was sagen wollte, aber gleichzeitig
daran dachte: 'Wenn ich jetzt was sage, kommt es nur wieder in das blöde
Tagebuch herein.' "Ja?", hakte ich nach, versuchend ihn einige Äußerungen
zu entlocken. Wieder öffnete sich der Mund, aber Helmut blieb standhaft. Somit
muss ich in vermerken: 'Liebes Schachtagebuch, noch nie war Helmut so schweigsam
wie heute!' Aber um ehrlich zu sein, die Schweigsamkeit ließ im Verlaufe des
Abends nach. Als kurze Zeit später wir zwei gegeneinander spielen mussten, war
ich noch ein klein wenig damit beschäftigt, mir Notizen zu machen, so dass ich
nicht gleich Platz nahm und Helmut stand neben seinen Stuhl.. "Helmut, setz dich
hin!", wurde er aufgefordert, "die nächste Runde ist schon losgegangen." "Mein
Gegner ist noch gar nicht da!!", beschwerte er sich. In diesem Moment huschte
ich auf meinen Stuhl. "Oh, nein!", lautete der Kommentar von ihm. So hätte man
auch die Partie kommentieren können. Ach ja, Jochen war mittlerweile auch
aufgetaucht (in der Runde 6). Zu spät, um mitzumachen und von Robin war auch
keine Spur zu sehen. Dabei war am Dienstag noch angedacht, beim Monatsblitz
mitzumachen. Wie enttäuschend. Und weiter ging es. Es lief weiter gut und ich
ging zu Alex, der zusammen mit Jochen auf der Couch saß, um das Ergebnis zu
melden. Der Anblick der beiden erinnerte mich spontan an zwei Gestalten. "Sancho
und Pancho!" Da schüttelt Jochen verwundert den Kopf. "Wer soll das sein?" Oh
Schock schwere Not. Ist das zu fassen? "Du kennst nicht die beiden mexikanischen
Breitmaulfrösche Sancho und Pancho nicht. Ein kleiner dicker und ein langer
dünner?" "Nein. Und wer ist wer?" Was soll man bei solchen Wissenslücken machen.
Man müsste eigentlich in eine Videothek gehen und nach hübschen alten Folgen von
den beiden suchen. Wo schon Saygun mal einen Abend mit Captain Future machen
wollte, könnte man auch einen mit Sancho und Pancho machen. Apropos Saygun, der
hatte mal wieder Dusel. Er blitzte gegen Michael Eberhard und stand gnadenlos
auf Verlust. Da fiel bei Michael die Zeit. Ärgerlich. Saygun: "Ich könnte jetzt
ein paar aufmunternde Worte finden." "Komm, geh weiter!" lautet die Antwort.
Auch die Partien gingen weiter, wenngleich es manchmal auch zu Verzögerungen bei
der Ergebnismeldung kam. "Jens?" rief Alex. Der hörte nicht. Peter: "Jens, wie
hast du gespielt?" "Was fragst du? Wie immer: gewonnen!" Meine Partie gegen
Wilfried war auch kurz. Unsere Türme stehen in der e-Linie gegenüber. Wilfried
fasst seine Dame auf d1 an und während er sie noch in der Luft hält, stellt er
fest, dass egal, wo er sie hinstellt, der Turm dann ungedeckt ist. Er gibt auf.
"Okay, spielen wir die Partie einfach so weiter. Mach einen anderen Zug. Wir
blitzten es zu Ende, wobei ich auch so gewann. "Das waren jetzt 2 Ostereier."
Wilfried, der in der Partie noch mehrere gravierende Fehler gemacht hatte,
erwiderte: "Eher 3 oder 4." Dann war ich spielfrei. Ich setze mich zu Jochen und
labere ein wenig rum. Plötzlich steht Alex neben mir: "Christian, setz dich hin;
es geht weiter!" "He, ich bin spielfrei!" Ich finde es in Ordnung, dass man
darauf achtet, dass bei einer solchen Teilnehmerzahl das Turnier zügig
durchgeführt wird, aber manchmal, manchmal muss ich mich doch wundern über die
Art und Weise, wie unser Spielleiter dies angeht: "Wer sich nicht sofort
hinsetzt und anfängt, kriegt eine Minute abgezogen." Saygun grinsend zu Alex:
"Wenn du uns das nächste Mal wieder 10 Minuten vor dem Lokal stehen lässt, gibt
es bei dir Abzug." Aber alsbald war Schluss. Nachdem auch Helmuts Partie gegen
Jürgen geklärt war, gab es nur noch zwei Nachholpartien, weil sich mal wieder
jemand falsch hingesetzt hatte. Während die liefen, blickte mich Thomas vor
seinem Schachbrett sitzend an. "Sind sie noch frei?", fragte er mich. "Ja, ich
bin noch ledig." Wir konnten noch eine Partie blitzen und dann kam auch schon
die Siegerehrung. Und dann - es wurde mal wieder Zeit - spielten wir wieder
Tandem, Jochen, ich, Helmut und... Mist, wer war Nummer vier (Peter)? Keine
Ahnung, ich weiß nur noch, dass in einer Partie Helmut gegen mich gewaltig fiel
Material hatte, weil Jochen opferte und opferte. Würde Helmut einmal zum Zuge
kommen, wäre es bei meiner luftigen Königsstellung um mich geschehen. Zum Glück
war Helmuts Königsstellung auch nicht gerade befestigt. Ich konnte ihn Matt
setzen. Helmut: "das war der Sieg von Christians Geist über mein Material."
Jochen: "Meine Partie ist besser. Banal, aber schön." "Schau dir meine an",
erwiderte ich. Helmut: "Banaler, aber schöner." Dann war es auch schon vorbei.
Jochen lud mich noch zu seinem Geburtstag am 14.03. ein. Peter fragte ihn:
"Weißt du, wer noch an diesem Tag Geburtstag hat?" "Albert Einstein", kam prompt
die Antwort von Jochen. "Kennst du auch das Geburtsjahr von Einstein?" Jochen
überlegte: "Nicht genau. Ich denke es war 1883." Peter: "Ich glaube, es war ein
oder zwei Jahre später: 82." Und mit einem netten Lachen endete der Abend.
Eintrag #104 (vom 04.03.04)
Liebes Schachtagebuch. Leider wird dieser Eintrag sehr kurz, da ich mir
keine Notizen gemacht hatte und ich nach zwei Wochen, als ich endlich die Zeit
finde, mich an den Computer zu setzen, nur noch sehr wenig im Gedächtnis haften
geblieben ist. Der Vereinspokal mit den Runden 5+6 stand an. Dadurch, dass
Karl-Heinz Weyhing schon angekündigt hatte, dass er nicht würde kommen können, gewann ich die erste Runde kampflos. Um die Zeit zu überbrücken analysierten
Robin, Jochen und ich einige Partien der Jugend von der deutschen
Vereinsjugendmeisterschaft auf dem Computer. Sowohl Jochen und Robin konnten es
nicht fassen, was da für grauenhafte Partien gespielt wurden. Einzügige
Figureneinsteller allenthalben. Robin konnte es nicht fassen. Er musste ein
Blick auf die aktuelle DWZ-Liste werfen, um zu schauen, wie hoch die Zahlen
waren. "Was, mit solchen Zahlen kann man heute zur Deutschen fahren? Jaroslaw
und ich hatten damals deutlich höhere Zahlen und stärkere Gegner!" Tja, Robin,
das hättest du nach Veröffentlichung der PISA-Studie doch erahnen können. Und
dann war es soweit, die nächste Runde im Pokal startete. Ich hatte Weiß und
musste gegen Nowikow spielen. Anfangs lief alles gut, und ich drang mit meiner
Dame auf die Grundreihe ein und dachte dann, dass ich mit einer netten
Kombinationen gewinnen konnte. Dass Siegfired dann einfach mit dem Turmrückzug
auf a8 meine Dame angreifen konnte, hatte ich schlicht übersehen. Jetzt war die
Frage, ob ich mit einer Figur weniger oder mit Turm + gedeckter Freibauer gegen
Dame spielen sollte. Ich entschied mich für letztere Variante und hatte auch
gute Chancen, bis ich ein Schach übersah, dass meinen Turm kostete. Danach war
es endgültig verloren. Jetzt musste ich was zur Kompensation machen: Tandem!
Jochen und ich gegen Heinz und Robin. obwohl Robin schon von vorneherein meinte,
es habe keinen Sinn, weil Heinz so langsam spielt. Gut, nach 2 Niederlagen, gab
Jochen Heinz 6 Minuten und sich 4. Robin hielt sich tapfer, aber am Endergebnis
änderte sich nicht viel. Und einmal hätten sie fast gewonnen, da aber auch auf
meiner Uhr die Zeit gefallen war, ging es remis aus. Ganz zum Schluss wollte ich
noch gegen Heinz spielen und nach 3 weiteren Siegen wurde es Zeit aufzuhören.
Ich meine, es wurde wirklich Zeit. Die Uhr zeigte schon halb 3 an. Und ich
musste um 7 Uhr aufstehen und arbeiten gehen. Aber es war mal wirklich schön,
sich die halbe Nacht mal wieder mit Tandem um die Ohren zu schlagen.
Eintrag #105 (vom 07.03.04)
Landesliga. Vorentscheidender Mannschaftskampf gegen Kornwestheim. Dieses
Spiel zog natürlich jede Menge Kiebitze an. Auch Robin erschien, auf seinem Kopf
eine über die Ohren lustig aussehende, weiße Mütze gezogen. Richard: "Ich
frage mich, ob das ein Mithrilhelm ist?" Anscheinend war sie doch nicht aus
Mithrilwolle gestrickt, denn Robin war nicht geneigt, den Beweis anzutreten, bei
dem eine Axt eine Rolle spielen sollte. So konzentrierten wir uns wieder aufs
Schach spielen. Zusammen mit uns spielte auch die 5.
Mannschaft, die ein 4 : 4 erreichte. Bei der Ersten ging es härter zur Sache. Jürgen
spielte eine für ihn untypische Eröffnung. Bauernzüge an beiden Flügeln, der
König blieb in der Mitte stehen. Kein Wunder, dass Hans-Peter die Initiative
übernahm. Richard brachte ein Damengambit aus Brett, wie in meiner Partie auch
und Marc wechselte zum Königsinder. Hans-Henrik bekam es auch mit einem
Damengambit zu tun, in der sein Gegner aber relativ früh auf passiv schaltete
und seinen Königsläufer fianchettierte. Ralf bekam es mit der Abtauschvariante
im Franzosen zu tun und bei Alfred sah ich nach langer, langer Zeit mal endlich
wieder ein lupenreines Königsgambit auf dem Schachbrett. Und Thomas hatte auch
einen Franzosen auf dem Brett mit 3. ...dxe4. So nach einer Stunde konnte man
ein kleines Resümee ziehen. Jürgen stand schlechter, Richard und Marc
ausgeglichen. Ich hatte die positionell leicht bessere Stellung. Bei Hans-Henrik
sah es nicht so gut aus, während Ralf sich schon Vorteile erarbeitet hatte. Bei
Alfred konnte man es nicht sagen. Weiß hatte es bisher nicht geschafft, den
Bauer auf f4 zurückzuerobern und er hatte schon die Gelegenheit dazu gehabt. Wie
Robin sagte, spielten beide nicht das Beste, so dass der Vorteil jederzeit
kippen konnte und Thomas stand ausgeglichen. Mein Gegner überlegte ziemlich
lange, so dass ich auch Gelegenheit hatte, mir die anderen Partien anzuschauen
und zu meinem Erstaunen spielte auch Richard schnell. Er kam zur Abwechslung mal
nicht in die Gefahr, in Zeitnot zu geraten. Ralf konnte auch etwas entspannter
die Sache angehen, neigte sich die Partie doch etwas mehr zu seinen Gunsten.
"Ich habe mir übrigens noch einmal die Partie gegen Neckarsulm angeschaut. Nach
Ld2 stand ich dort auf Gewinn. Er zeigt mir die Stellung auf dem Brett. Robin
und Richard schauten ebenfalls zu. Es stimmte, nach einem Opfer gab es keine
Verteidigung mehr. Gut, bei der Partie gegen NSU war es nicht entscheidend
gewesen. Wichtig wäre es natürlich, heute zu gewinnen. Nach 2,5 Stunden schätzte
ich wieder die Lage ab. Jürgen stand mies. Hans-Peter Faißt hatte seine Springer
gegen einen Turm und 2 Bauern geopfert und besaß immer noch die Initiative.
Objektiv gesehen, musste man mit einer Niederlage rechnen. Richards Partie war
remislich. Und Marc, ja Marc vereinbarte relativ schnell remis. Gut, das
entsprach auch der Stellung. Hätte er weiter gespielt, hätte die Gefahr
bestanden, dass sich sein Schlafmangel bemerkbar machte. Ich hatte inzwischen
die Damen getauscht und stand leicht besser, da Riedel seinen Läufer auf c8 noch
nicht entwickeln konnte. Hans-Henrik stand schlechter, Ralf auf Gewinn. Bei
Alfred war es unklar und Thomas stand schlecht. Das sah nicht gut aus. Bald
darauf gewann Ralf und es stand 1,5 : 0,5. Plötzlich ging es Schlag auf Schlag.
Richard opferte den Läufer auf h7 und der Gegner gab auf, weil er nicht mehr
sah, wie das Matt zu verhindern wäre. Dabei wäre es möglich gewesen. Richard
hätte dann zwei Leichtfiguren gegen Turm und Bauer geben müssen. "Es war ein
psychologischer Sieg", freute sich Richard. Egal wie, Hauptsache wir führten.
Mein Endspiel war schön positionell angelegt. Ich hatte einen starken Springer
auf c5, während sein Läufer auf a8 festgenagelt war. Ich musste nur noch sehen,
wie ich ein Turmpaar tauschen konnte und müsste dann den Vorteil sicher
ausnutzen können. Wie durch ein Wunder war Hans-Henrik von den Toten
auferstanden und stand auf Gewinn. Alfreds Stellung war immer noch unklar und
Thomas stand auf Verlust. Wenn alles so blieb, würden wir knapp gewinnen.
Hans-Peter Faißt wollte mir schon gratulieren. "Zu früh", meinte ich. "So, wie
es aussieht nicht", entgegnete er. Dann gewannen Hans-Henrik und ich unsere
Partien und unser Sieg war perfekt. Thomas verlor. Jürgen und Alfred kämpften
noch. Wir analysierten gerade Ralfs Partie, wo er gerade zeigte, wie er in
Vorteil gekommen war. Richard: "Capablanca würde es mit Weiß klar gewinnen."
"Ja", stimmte Robin zu. "Vermutlich würde Capablanca auch mit Schwarz gewinnen",
meinte Richard trocken. Wir waren jetzt gut drauf. Wie saget Hans-Henrik noch:
"Jetzt können wir selbst bestimmen, ob der Wolfgang Kolb nächstes Jahr kommt."
Hans-Peter bot Jürgen Remis an. "Es macht keinen Sinn, die Stellung
auszukämpfen." Recht hatte er. Wir analysierten die Partie und es war wirklich
nicht einfach für Weiß durch die Verteidigung von Schwarz durchzudringen. Die
richtige Idee hätte darin bestanden, die Bauern am Königsflügel laufen zu
lassen. Und als Alfred auch noch gewann war der Sieg mit 6 : 2 deutlich höher
ausgefallen, als wir gehofft hatten. Wenn wir jetzt nichts mehr gegen Bietigheim
und Böckingen anbrennen lassen, ist der Aufstieg gemacht. Dann packten wir
unsere Sachen, bzw. ich blieb noch, weil um 16:00 Uhr noch eine Partienanalyse
angesetzt war. Da ich Hunger hatte, ging ich mit Helmut noch rüber zum McDonald,
aßen eine Kleinigkeit und gingen zurück. Aber außer uns beiden kam dann doch
niemand mehr. Wir schauten uns noch ein paar Partien an und dann war der
Schachtag auch schon zu Ende.
Eintrag #106 (vom 11.03.04)
Ich glaubte mich zu erinnern, dass ein Schnellturnier auf dem Programm stand
und kein Vereinspokal. Sicherheitshalber kam ich trotzdem ein wenig früher und
sperrte auf. Gleich nach mir kamen schon Heinz und Drofenik rein. Gute
Gelegenheit zum warm blitzen. Gegen Branko gewann ich und dann noch zwei Partien
gegen Heinz. Dann füllte sich der Saal. Runde 1 ging los und ich durfte Helmut
zum Schwitzen bringen. Nach einem netten Opfer, das den Bauernschild vor seinen
König in Luft auflöste, konnte ich zum Sturmangriff blasen, was seinem König
nicht so gut bekam. Eins zu Null. Ich lief nach vorne zur Theke, wo Jochen
Nilofai half, Deutsch zu lernen. In einer Aufgabe ging es um Präpositionen. Man
sollte auf bzw. vor einsetzen. Jochen versuchte gerade den Unterschied zwischen
aufpassen vor und aufpassen auf zu erklären. "Aufpassen vor bedeutet sich vor
etwas in Acht zu nehmen. So dass dir nichts geschieht. Aufpassen auf, wie auf
Kinder aufpassen, da achtest du darauf, dass denen nichts geschieht. Und hier in
der Aufgabe muss der Satzlauten: Ich passe auf das Verkehrschild auf..." "Das
dem Schild nichts passiert?", fragte ich grinsend. "Argh, genau das gleiche habe
ich auch gerade gedacht", gestand Jochen. Dann kam Runde zwei. Gegen Karl-Heinz
stand ich gut, aber gegen Ende machte ich einen Fehler, der mich durch ein
Abzugsschach die Dame kostete. Aber ich bekam soviel Material dafür, dass ich
immer noch auf Gewinn stand und hätte gewinnen müssen, wenn da nicht plötzlich
ein dummer Bauer ein undeckbare Mattdrohung aufgestellt hätte. Vielleicht würde
noch ein Racheschach helfen, denn Karl-Heinz hatte nur noch wenige Sekunden auf
der Uhr. Zwei Züge konnte ich noch machen. Dann setzte mich Karl-Heinz Matt. Im
gleichen Moment fiel dann sein Blättchen. Mist! Und als ich gegen Saygun mit
meiner Dame nur noch die Wahl hatte ihn auf a8 patt zu setzen und sein
Remisangebot anzunehmen, war der Turniersieg außer Reichweite. Bei 5 Runden
konnte man mit 1,5 Miesen nicht mehr vorne landen. Ich sprach noch so ein wenig
mit Saygun rum und wir kamen auf mein Schachtagebuch zu sprechen und ich musste
gestehen, dass ich letzte Woche keine Zeit gehabt hatte, einen Upload
durchzuführen. Michael Bösherz sagte noch. "Ja, ich war auf deiner Seite drauf
und habe gesehen: 'Nächstes Update in 0 Minuten und 0 Sekunden ' und habe
gedacht, man da komme ich gerade rechtzeitig." Ausnahmsweise nicht. Saygun
gewann das Turnier und irgendwie schafften wir es Holger Scherer und Peter zu
einer Partie Tandem zu überreden. Nach einigen Lauffener Niederlagen gestand
Peter: "Ich bin nicht fürs Tandem geboren." Mag ja sein, aber immerhin habt ihr
ja 1 Partie gewonnen. Das gibt Hoffnung für die Zukunft. Und das war es auch
schon mit dem Eintrag #106. War es das? Oh nein! Denn als ich nach dem Tandem
meine Sachen zusammenpackte und meinen Zettel mit dem Aufschrieb fürs Tagebuch
suchte, war der weg. nur mein Kugelschreiber lag noch da. Wollte da jemand nicht
im Tagebuch erscheinen? Tss, tss, tss. So kann das bestimmt nicht funktionieren.
Früher oder später kriege ich jeden.
Eintrag #107 (vom 18.03.04)
Es gibt Zeiten, da geschehen Wunder. Und es gibt Zeiten, in denen der
Unwahrscheinlichkeitsfaktor durch fluktuative, singuläre Chaosströme ein
überaus gewaltiges Potential aufbaut, so dass durch den entstehenden Druck Brechen in
die Barriere zur Realität geschlagen werden und Dinge geschehen, die nicht
geschehen sollten. Sherlock Holmes sagte einmal: "Wenn man all das eliminiert,
was nicht den Fakten entspricht, muss das, was übrig bleibt, so unwahrscheinlich
es auch sein mag, die Wahrheit sein." Das, was an diesem Abend geschah, war so
unwahrscheinlich, dass ich Sherlock Holmes gebeten habe, diesen Abend unter die
Lupe zu nehmen und mir zu schriftlich zu bestätigen, was sich an diesem Abend wirklich abgespielt haben muss. Hier der Bericht, den Doktor Watson mir
ablieferte:
Nach Zeugenbefragungen und sammeln aller Fakten gelang es uns den Abend zu
rekonstruieren. Die Ereignisse starteten kurz vor halb Acht. Eine der
Hauptpersonen des Abend, Alexander Geilfuß, war nicht anwesend. Zugang zum
Spiellokal wurde durch ein freundliches türkisches Vereinsmitglied ermöglicht,
das aus unerklärlichen Gründen
Mister Holmes zu einem 'Captain Future - Fernsehabend' motivieren wollte. Aber
dies spielte im Zusammenhang der Ermittlungen keine Rolle. Die Ursachen für die
seltsamen Vorkommnisse lagen woanders. Die ersten Anzeichen
von chaotischen Vorgängen offenbarten sich gleich zu Anfang. Niemand besaß eine
Liste der zu spielenden Paarungen. Mit einer deduktiver Anstrengung konnten
diese ermittelt werden. Gewissheit bekam man aber erst, nachdem um 19:40 Uhr der
Spielleiter eintraf. Folgende Begegnungen konnten um 19:50 notiert werden:
Waldherr - Krämer, Filker - Wolbert, Geilfuß - Eberhard, Nowikow - Sezgin,
Weyhing - May, Kuntermann - Nidens. Der ebenfalls am Vereinspokal teilnehmende
Ackermann blitzte gegen Carstens, da sein Gegner (LoFE) durch Abwesenheit
glänzte. Beobachtet und kommentiert wurden die Partien von dem rothaarigen
Zwerg "G. Redsloin", der diesmal seinen Mithrilhelm zu Hause vergessen zu haben schien. Während an den
Brettern von May, Sezgin und Wolbert alles erwartungsgemäß verlief, bauten sich
erste Anzeichen der Chaosausläufern auf dem Brett zwischen A. Geilfuß und M.
Eberhard auf. Michael gelang ein Qualitätsgewinn. Christian, hinter Alex stehend
vollführte einige stumme Jubelgesten, welche Robin zum Lachen brachten. Aber
dann häuften sich die Chaosanzeichen. Wodurch sie genau ausgelöst wurden, konnte
nicht ermittelt werden. Master Holmes vermutet, dass das Erscheinen von Jochen
Schröder einer der entscheidenden Faktoren war. Denn ein Mattproblem (Matt in
8), das Wolf Böhringer für Jochen aufbaute, wurde von Robin und Christian in 7
Zügen ausgeführt. Erst nach längeren Herumrätseln konnte die Stellung korrigiert
werden und ein Mustermatt tauchte auf. In der Zwischenzeit nahm das Chaos, das
die Mattaufgabe nur als Ablenkung verwendet hatte, in der Partie
Geilfuß-Eberhard Gestalt an. Obwohl mehrfach auf Verlust stehend, konnte Herr Geilfuß die
Partie gewinnen. Ursache war (neben der vor dem Realitätssinn Eberhards
verborgenen Gewinnzügen) eine Faltung im Zeitraumgefüge, durch den die Zeit
in unvorhersehbare Weise gestaucht bzw. gedehnt wurde. So fiel das Blättchen bei
Michael Eberhard. Eine Runde vor Schluss führte Hans-Henrik vor Saygun. Die
Paarungen für die letzte Runde kamen zustande. Eine war schon von vorneherein
klar: Wolbert - Sezgin. Saygun sagte noch: "Das finde ich unfair: Ich habe gegen
dich Schwarz und Hans-Henrik darf gegen Alex spielen. - Das darfst du zitieren."
Nichtsdestotrotz entschloss sich Herr Sezgin, sein Bestes zu geben und holte ein
Partieformular "Damit du am nächsten Donnerstag die Partie vorführen kannst?"
kam da die Frage. "So ist es." Wie es aussah, würde Schwarz tatsächlich die
Gelegenheit bekommen, dir Partie vorzuführen. Er stand positionell klar besser
und hätte vor Td2 nur a6 einschalten müssen. So schlug Weiß den Bauern auf a7
und konnte in der Folge durch Abtausch von Figuren in ein Endspiel übergehen und
aufgrund des Mehrbauern gewinnen. Dann begab sich Christian Wolbert zur
Toilette. Ein Fehler. Bisher hatte seine Masse dazu beigetragen, dass das
Gewicht der Realität dominierte, durch das Entfernen derjenigen aus dem
Spielsaal, schlug das Chaospotential voll zu. Unbeschreibliche Jubelschreie
hallten durch den Saal. Alex hatte in einer Remis-Stellung durch einen Fehler
von Hans-Henrik einen gewinnenden Einschlag zur Verfügung (Herr Geilfuß zu Herr
May: "Ich hätte den gar nicht gesehen, wenn du nicht so plötzlich
zusammengezuckt wärst."). Und da hieß es plötzlich im Endstand: 1. Wolbert vor
2. Geilfuß und 3. May. Damit hatte vorher niemand gerechnet. Selbst Herr
Schröder begann unverständlich mit dem Kopf zu schütteln: "Unglaublich. Alex ist
Zweiter! Wie weit ist es nur mit dem Verein gekommen?" Nach dieser letzten
Eruption negativ polarisierter Energien aus dem Chaosuniversum kehrte wieder
Normalität ins hier und heute ein. Es kann aber nicht ausgeschlossen werden,
dass durch den Nachhall sich einige Auswirkungen noch zeitlich weiter entfalten
werden und Einfluss auf des gewohnte Leben haben könnten.
Nun, liebes Schachtagebuch. Das war der Bericht von Dr. Watson. Ich zweifle nun
nicht mehr am Ausgang, bin aber im Kern doch tief erschüttert. Was passiert,
wenn sich so was wiederholt, mit stärkeren Energien - und Alex wird Erster? Was
meinst du dazu?
Eintrag #108 (vom 25.03.04)
Hiphip - hurra und wieder war ein Monatsblitz da. Und diesmal war auch unser
Bärchen 'Big Pommes' wieder mit von der Partie. Dazu Saygun und Jochen.
Insgesamt waren es 16 Leute, die Lust hatten, daran teilzunehmen. Schon relativ
früh kam ich dann auch gegen Thomas. "Ah, du gehörst zu den Guten", begrüßte er
mich. "Woher willst du das wissen?" "Weil du unter dem Hemd ein weißes
T-Shirt trägst. Früher trugen in den Western die Guten weiße Hüte und die Bösen
schwarze. Heute tragen die Guten weiße T-Shirts und die Bösen schwarze." Aha,
damit war das geklärt, aber der Ausgang unserer Partie noch lange nicht. Es
hätte nicht knapper ausgehen können. In dem Moment wo mein Blättchen fiel,
setzte ich ihn Matt. Junge, Junge. diese Partie hatte meine ganzen Reserven
verbraten, denn danach spielte ich in den restlichen Partien nur noch Schrott.
So verkalkulierte ich mich gegen Benjamin und stellte die Qualität ein. Aber er
muss an seiner Endspieltechnik noch etwas feilen. Mit einem Freibauern auf der
zweiten Reihe, unterstützt von den Türmen, sollte man doch in der Lage sein zu
gewinnen. Okay, ich konnte noch ein Remis rausschinden. Aber in den anderen
Partien spielte ich Schrott. Bis auf die gegen Alex. "Oh, nein", stöhnte er,
"eigentlich wolle ich nicht mitspielen und finde es nicht lustig so auseinander genommen zu werden."
Anscheinend war das heute nicht so schwer. Unser Spielleiter musste fast gegen
jeden Federn lassen. Aber immerhin konnte er Platz 16 erreichen. Gegen Wilfried
Adam gab es die erste Niederlage. Eigentlich kam ich ausnahmsweise mal gut aus
der Eröffnung raus, aber was dann folgte war grauslich und gipfelte darin, das
ich ein einzügiges Matt übersah. Kurz darauf kam ich gegen Saygun. Zumindest
wartet ich auf ihn. Während ich da so saß, blickte ich interessiert aufs
Nachbarbrett, wo abseits alles Geschehens Helmut und Michael Bösherz blitzten.
Helmut bemerkte mein Rüberkiebitzen und ich gönnte ihm ein freundliches Lächeln.
"Oh nicht schon wieder. Da kann man nicht mal eine Partie spielen ohne ein
fieses Grinsen zu spüren. Da macht man nur einen Zug und..." "Helmut, halt die
Klappe! es wird gespielt", rief Jochen rüber. In diesen Augenblick kam dann auch
Saygun: "Was ist los, Helmut? Fingerfehler?" Ich kippte vor Lachen fast aus den
Latschen, als ich Helmuts Miene sah. "Und ich habe nun wirklich gar nichts
gesagt", sagte ich. Wie nennt man das, was eine Reaktion auslöst, ohne darin
verwickelt zu sein? Katalysator, das ist es! Ich besitze ein katalytisches
Lächeln. Interessant. Muss es mal öfters testen. Beim Monatsblitz kam ich kurz
vor Ende noch gegen Jochen. Dummerweise verlor ich die Partie. So gewann dann
Jochen vor Bärchen und mir. Saygun wurde Vierter. Und dann gab es noch
Tandem. Ich und Nidens gegen Big Pommes und Jochen. Es war ein ausgeglichenes
Match. Und irgendwann wurde ich müde und da ich Freitags noch arbeiten musste,
machten wir Schluss.
Eintrag #109 (vom 28.03.04)
Und es war Sommer. Okay, noch nicht ganz, aber die Sommerzeit hatte in der
Nacht davor angefangen. Die Nacht, deren größten Teil ich auf einer
Schlagerparty verbracht hatte. Dieser akute Schlafmangel machte sich durch ein
Gähnen bemerkbar. Marc: "Erinnere mich daran dich auf den Schlafmangel
hinzuweisen, wenn du verlierst." Dazu bekam er keine Gelegenheit, denn mein
Gegner trat nicht an. Die Bietigheimer waren nur zu siebt angetreten. Ralf
sofort: "Komm, wir geben dem Gegner eine Runde Becks aus!" Es ging los. Brett 1:
Reinhard - Menschner, Brett 2: Wollrab - Förster, Brett 3: Mössner - Herold,
Brett 5: Noffke, H. - May, Brett 6: Lademacher - Nistler, Brett 7: Abel - Funk
und Brett 8: Seiler - Noffke, D. Während die ersten Züge liefen, hatte ich
genügend Muße mir die Stellung anzuschauen. Bei Jürgen kam es zum Sizilianer mit
2. c3. Bei Richard war es ein Damengambit und Marc verteidigte sich auch mit
einem Sizilianer. Bei Hans-Henrik fand ich ebenfalls einen Sizilianer auf dem
Brett und was soll ich sagen, bei Ralf ebenfalls. Hatten wir heute die
italienische Woche? Alfred kam mit einem klassischen Spanier daher und Sascha
auf dem letztem Brett überlegte sehr lange, wie er auf das Läuferfianchetto b7
reagieren sollte. Die Betrachtung der Bretter wurde durch das Geräusch zweier
Stimmen gestört. Ich drehte mich um und sah Richard und Dietrich Noffke an der
Theke stehen und miteinander reden. "Psst!", gab ich den beiden zu verstehen,
dass die Lautstärke ihrer Unterhaltung eine Drosselung um ein paar Dezibel
durchaus vertragen konnte. Richard: "Ich bin etwas erkältet, deshalb trägt meine
Stimme etwas besser." Es kamen die ersten Kibitze, Michael Wickenheisser. Alex
war übrigens auch den ganzen Tag da und verkaufte Kaffee. Die Partien
plätscherten vor sich hin, bis auf Marcs. man soll nicht glauben, was eine
Zugumstellung alles bewirken kann. Weiß kam zu f4 nebst f5 und da Marc schlecht
nehmen konnte, war er nach e5 plötzlich eingeschnürt. Wie sagte er hinterher:
"Nach f5 hätte mir die Stellung mit Weiß auch besser gefallen." Aber irgendwie
fand ich es scheiße, nicht zu spielen. Ich legte die Ergebnisliste aus.
Hans-Henrik: Die hast du wohl so hingelegt, dass dein Gegner beeindruckt wird."
Aber natürlich. Es scheint ja gewirkt zu haben, den Aksenov ist ja nicht
angetreten. Nach einer guten Stunde warf ich dann wieder einen Blick auf die
Bretter. Jürgen hatte inzwischen ganze 10 Züge gespielt, da gab es nichts Neues.
Richard hatte Dame und Turm getauscht und in ein Figurenendspiel übergeleitet,
das verdächtig nach remis aussah. Marcs Stellung sah nicht besser aus als
vorher. Er war eingeschnürt und die Frage, ob er sich daraus würde befreien
können, hing im Raum. Bei Hans-Henrik spielte Weiß gerade 0-0-0, da musste jetzt
ein Angriff am Damenflügel her. Da der eigene König noch in der Mitte stand, gab
es keinen Gegenangriff am Königsflügel und bei einem Zentrumsangriff konnte eine
0-0 immer noch den König aus der Gefahrenzone bringen. bei Ralf sah es
inzwischen wie in der französischen Eröffnung aus, aber mit dem Vorteil, dass
Schwarz kein Gegenspiel auf d4 hatte. Sah gut aus. Alfred zog gerade d5. Nicht
gerade ein korrekter Zug, da es Weiß erlaubte e5 mit Tempo zu ziehen. Aber wie
sagte Alfred: "Wenn ich es nicht probiere, versandet die Partie." Saschas Partie
hatte wie bei Jürgen auch noch nicht viele Züge gesehen, so dass man auch dort
nicht viel sagen konnte. Alles noch im grünen Bereich. Ich ging nach
draußen und genoss die herrlichen Sonnenstrahlen. Ralf kam zum Rauchen mit raus
und wir laberten ein wenig. Beim reingehen stolperte er über die Stufe. Ich:
"He, vorsichtig! Du musst erst gewinnen, dann darfst du hinfallen." "Aber wir
haben noch ein Spiel." Stimmt schon, aber erst in 4 Wochen. Bis dahin wirst du
wieder fit sein. Und dann nach nicht mal zwei Stunden gab es das erste Remis
zwischen Richard und Bernhard Förster. Noch ein schneller Blick auf die anderen
Partien. Jürgen, Marc unverändert. Bei Hans-Henrik auch nix besonderes los. Und
bei Ralf? Hatte ich vorhin noch frohlockend bemerkt, dass Schwarz kein
Gegenspiel auf d4 hatte? Nun, das hatte sich geändert. Ralf meinte auch: "Ich
komme gar nicht dazu, das zu spielen, was ich gerne spielen möchte." Bei Alfred
sah es nach einem möglichen taktischem Gemetzel aus. Wie das ausgehen würde,
keine Ahnung. Und bei Sascha schienen die Ideen ausgegangen zu sein. Er hatte
groß rochiert und schien sich zu fragen, ob er in der Mitte oder am Königsflügel
vorpreschen sollte, da der Gegner noch nicht rochiert hatte. Nun, in solchen
Fällen gibt es ein einfaches Mittel: man nennt es Abwartezug. Kb1 zum Beispiel
wäre gut gewesen, es nimmt prophylaktisch den König aus der offenen c-Linie raus
und zwingt den Gegner sich zu entscheiden. Da sah ich Bernhard Förster mit einer
Bananenschale in der Hand den Mülleimer suchend. "Was?", fragte ich, "ist es
jetzt denn schon so weit gekommen, dass die Bietigheimer ihren Müll im Kreis
Heilbronn entsorgen?" Wir unterhielten uns ein wenig. Ich meinte, dass es blöde
ist, wenn man so früh schon fertig ist. "Das kommt halt, wenn man diese Variante
spielt. Ist eine alte Empfehlung von Rubinstein." "Es wäre mit 7 Mann aber
logischer gewesen, wenn du eine schärfere Variante gespielt hättest." Bernhard:
"Das habe ich mich gegen Richard nicht getraut." Mittlerweile hatte Ralfs
Stellung eine kritische Position erreicht. Es stand in Flammen. Entflammen
wollte Ralf deshalb auch noch eine Zigarette, um sich ein wenig zu beruhigen. Er
schaut nach unten auf seine Hände, um zu schauen, wo die Zigarette ist. In der
linken Hand steckt eine und in der rechten auch. Mist, eine zu viel könnte man
sagen. Auf jeden Fall sprach sein Gesicht Bände, als er die beiden sah. Alex und
ich lachten uns kaputt. Bald waren 2,5h verstrichen. Wieder Zeit für eine
Bestandsaufnahme. Jürgen remis, Marc unklar, Hans-Henrik etwas schlechter,
Ralf undurchsichtig. Alfred hatte gutes Stellungsspiel, weil sein Gegner mit g4
einen Schnapszug gemacht hatte und Löcher öffnete. Hier war ich der Meinung,
dass Alfred mit Dh4 zwingend einen Bauern gewinnen konnte. Gut, in der Analyse
zeigte es sich, dass es nicht so klar war, aber ein Bauern hätte man gewonnen.
Auf jeden Fall war der Zug besser als Sf4, der gar nichts drohte, was Alfred
zog. In dem Moment dacht ich. wie kann man nur so leichtfertig eine gute
Möglichkeit ausschlagen. Dann ging alles relativ zügig. Ralf verlor, Jürgen
remisierte. Jetzt stand es 2:2. Marc remisierte auch und Alfred gewann.
Hans-Henrik verlor ebenfalls. Jetzt stand es 3,5:3,5 und Sascha, der
mittlerweile auf Gewinn stand, musste das Kind nach Hause schaukeln. Er vergab
einen schnellen Gewinn und stand immer noch besser. Aber die Zeit wurde knapp.
Sie hatten gerade mal 22 Züge gespielt und beide weniger als 5 Minuten auf der
Uhr. Marc sagte zu mir: "Sag' Sascha, er soll remis machen, damit wir wenigstens
ein 4:4 haben." Ich wartete ab, wie Sascha spielen würde. Knappe 3 Minuten auf
der Uhr. Und er überlegte und überlegte. nachdem er für einen Zug eine Minute
verbriet und für den nächsten ebenfalls überlegte und überlegte, musste ich
einschreiten. "Sascha, biete Remis an!" "Verwirrt wollte Sascha die Uhr
anhalten. Marc: "Nicht die Uhr anhalten, remis bieten!" Puh, das ging gerade
noch mal gut. Die Stellung war gewonnen, ohne Zweifel, die bestanden nur darin,
dass Sascha die Zeitkontrolle schaffte. Mit einer Niederlage wäre der Aufstieg
futsch. Mit einem 4:4 war noch alles okay, da Kornwestheim die deutlich
schlechtere Buchholz hatte. Hinterher blitzen Ralf und Hans-Henrik einige
Partien. Aber einer schlechter als der andere. Ralf: "Heute ist nicht mein Tag."
Da neben Alex noch Michael Wickenheisser, Sascha und Nidens da waren, kamen wir
auf die Idee, ein kleines Blitzturnier zu veranstalten. 1. Runde Alex liste die
Paarungen vor: "... Brett 2: Hans-Henrik - Geilfuß, haha..." Hans-Henrik: "War
das eine Anspielung?" "Nö!" Wer es glaubt. In Runde 2 gab es dann zwischen Alex
und Sascha fast noch ein Streit, weil Alexanders Uhr nicht lief (Nicht
aufgezogen) und er sich weigerte, die Uhr zu wechseln bzw. Aufzuziehen: "Jeder
Spieler muss vor Turnierbeginn die Uhren überprüfen." Unnachsichtig wie er ist
reklamierte er auf Zeit. Als dann 3 Runden später Hans-Henrik gegen Sascha nach
Figureneinsteller auf Zeit spielt und verliert, sagt er: "Ich konnte nur noch
auf Zeit spielen. War meine einzige Chance." Alex: "Das ist die einzige Chance,
gegen Sascha zu gewinnen." Kontert Sascha: "Für dich schon!" Vielleicht ist ja
einem Leser schon aufgefallen, dass ich noch nix zu meinen Blitzpartien gesagt
habe. Nun, dann sage ich es jetzt: Boah, spielte ich grauenhaft! Die Hälfte
meiner Partien habe ich verloren. War vielleicht doch ganz gut, dass ich
kampflos gewonnen hatte. Gewonnen hat am Ende dann Ralf. Zum Abschluss
analysierten ich und Ralf noch seine Partie und Ralf musste feststellen, dass er
die ganze Zeit einiges drin hatte und es eigentlich Schwarz war, der in vielen
Varianten hätte den Hut nehmen müssen. So ist das Leben. Jetzt heißt es gegen
Böckingen zu gewinnen und dann können wir unsere Aufstiegsfeier planen. Hoffen
wir es.
Eintrag #110 (vom 01.04.03)
Eigentlich dachte ich mir, der Zeitpunkt wäre günstig für einen Aprilscherz.
Leider wollte mir nichts gescheites einfallen. Also abwarten, vielleicht ergab
sich im Laufe des Abends noch eine Gelegenheit. Jochen und Robin waren auch mal
wieder da und als ich so meine Jacke ausziehen tat (wie Onkel Hotte es
ausdrücken würde), brach Robin in Gelächter
aus. "Was ist los?", wollte ich wissen. "Das muss dir Jochen erzählen." Jochen:
"Also, ich bin mal 14 geworden. Das hat zwar nichts mit der Geschichte zu tun,
aber ich will es erwähnen, weil ich am 14. ja einundzwanzig geworden bin. Und
das hat mit der Geschichte zu tun. Ich habe ja die Nacht durchgefeiert und bin
erst am nächsten Tag spät ins Bett gegangen. Und als Heinz an diesem Tag gegen
18:00 Uhr angerufen hatte, lag ich im Bett. Deshalb hatte er mich vorhin
gefragt, ob ich immer so lange schlafe. Nein, erwiderte ich, das war nur eine
Ausnahme, weil ich an diesem Tag vierzehn geworden bin." Gratuliere! Dann wirst
du ja in 4 Jahren volljährig! Dann fing kurz darauf das Turnier an. Während ich
gegen Robin blitzte, lobte jemand die Überlegenheit von Computern. Energisch
entgegnete Robin: "Das menschliche Gehirn ist immer der CPU um mehrere
Zehnerpotenzen überlegen." "Nicht jedes", warf ich ein. Aber um ehrlich zu sein,
diese Episode hatte ich mir gar nicht auf meinen Zettel notiert, auch nicht die
Begebenheit, als Jochen Helmut komisch anschaute, als dieser hustete. Nein, ich
hatte meinen Zettel auf den Tisch gelegt und der Redakteur hatte sich diesen
geschnappt und Notizen aufgenommen. Ich: "He, das ist ja toll. Und ich muss
nicht mal die Leute dafür bezahlen. Alex: "Ich trete aus dem Verein aus, wenn
jetzt noch mehr Menschen diese dummen Sprüche aufschreiben. Ich gehe woanders
hin, da bezahlen sie den Spielleiter." Robin: "Wirklich?" Jochen: "Nur Gute!"
Ach ja, dann notierte jemand noch jemand auf meinen Zettel, dass Jochen,
hilfsbereit wie er ist (vorausgesetzt, die Uhr zeigt schon nach 15:00 Uhr an),
Nilofai bei der deutschen Grammatik half. Bloß seine Erklärungen sind manchmal
ulkig: "Laster: Dickes Ding, das auf der Straße immer vor einem fährt." Apropos
fahren, unser Spielleiter fuhr total übermüdet und fertig nach Hause. So dass
Robin spielfrei war. Ich spielte gegen Michael und gegen Ende der Partie
klingelte mein Handy. Sofort verkündete Jochen: "Partie verloren." "Dies ist
kein Verbandsturnier und die Empfehlung die FIDE-Regelung zu übernehmen gilt
nicht für die Vereinsabende." "Regeln sind Regeln", meinte Jochen und trug
sofort das Ergebnis in den Computer ein. Michael und ich spielten weiter. Ich
gewann, verzichtete aber darauf, das Ergebnis zu korrigieren. Ich habe gegen
Michael schachlich gewonnen und er empfand es ebenfalls als Blödsinn auf diese
Art einen Punkt zu machen. Aber wenn sich einige (Korrektur: einer) so auf
Regeln versteift, lassen wir ihm den Spaß. Apropos Regeln und Gesetze. In
Massachusetts gibt es ein Gesetz, dass jedem gebietet, einmal pro Tag zu baden.
Dummerweise gibt es in der Hauptstadt ein Gesetz, dass es verbietet, am Sonntag
zu baden. Wie viele verlasen also Sonntags die Hauptstadt, um auf dem Lande ein
Bad zu nehmen? Aber zurück zum Turnier. Nächste Runde war ich spielfrei, während
Robin wieder den Herold-Stürmer Angriff zum Erfolg krönte. Michael: "Ja, so bin
ich wieder geschlagen worden." Jochen: "Damit kennt er sich aus, geschlagen zu
werden." "Und das ohne Handynummer." "Wenn du mir deine Handynummer gibst, kann
ich dich anrufen", frotzelte ich. "Ätsch, die geb' ich dir nicht." Jochen:
"0-1-9-0-2..." Dann kam die nächste Runde. Jetzt konnte Saygun aussetzen.
Jochen: "Ich kann gut verstehen, warum Alex so früh gegangen ist: Robin,
Christian, Saygun." Wir lachten. Bald darauf war das Turnier aus und Robin hatte
gewonnen. Wie die weiteren Platzierungen waren, weiß ich nicht mehr. Anscheinend
hatte Jens sie vorgelesen, aber niemand hatte wirklich darauf geachtet. Ein sehr
gutes Zeichen, zeigt es doch, dass es den Leuten im Verein mehr ums
Schachspielen geht, als zu gewinnen. So sollte es sein (auch wenn ich hoffe,
dass die erste Mannschaft gegen Böckingen gewinnen wird).
Eintrag #111 (vom 08.04.04)
Ein Schnellturnier war angesagt. Robin, der geglaubt hatte, dass heute die
Heilbronner Stadtmeisterschaft statt fände verwendete das zweithäufigste
Lieblingswort von Bernd dem Brot: "Mist! Nächste Woche bin ich nicht da." Aber
er machte mit beim Turnier. Alex fragte Robin gerade nach seiner DWZ. "So 2130."
"Christian?" "2230" Der Versuch war gut, fast hätte Alex es eingetippt, aber
dann wurde ich doch um 200 Punkte herabgesetzt. Da die erste Runde nach
Setzliste gespielt wurde, war es kein Wunder, dass die Partien erwartungsgemäß
verliefen. "Erster!", rief Robin. Bald darauf Jochen: "Zweiter!" Bisher dachte
ich immer, dass nur Saygun prophetische Gaben besäße. Aber das schien ein Irrtum
zu sein. Denn das Turnier endete in dieser Reihenfolge. Nur Alex prophetische
Begabung ließ etwas nach, aus seinem "Dritter" wurde nichts. Dafür spielte er
anfangs nicht schlecht, aber als er gegen Robin antrat und verlor verließen ihn
seine Kräfte. Jochen: "Warum kann ich nicht Alex haben?" "Alex ist für alle da",
beruhigte ihn Saygun. Aber nicht für ihn selbst, da Saygun später gekommen war
und beim Turnier nicht mitmachte. So wurde er auch nicht bei der Siegerehrung
erwähnt, wie Jochen: "Auf Platz 2 Jochen, aus Freiburg!" Obwohl die Nacht noch
jung war und morgen ein Feiertag, hatte niemand so richtig Lust, noch ein wenig
Schach zu spielen. Also Aufbruch. Ich brachte noch Jochen nach Hause. Wir
labberten und beschlossen dann, noch ein wenig in den Keller zu gehen und die
Computer anzuwerfen. Dort wurde ich gezwungen mir 'Klaus, der Staplerfahrer'
anzusehen. War aber nicht so schlimm, über ein paar Szenen konnte man richtig
lachen. Das war's schon, was den Eintrag #111 betrifft.
Eintrag #112 (vom 15.04.04)
Stadtblitzmeisterschaft. Da ich ausnahmsweise mal früher aus dem Büro kam,
dachte ich mir, fahr mal rechtzeitig hin und bau schon mal auf. Ich fuhr auf den
Parkplatz und sah, dass Marcs Auto schon da stand. Ich schloss auf und Nidens
kam. Gleichzeitig fuhr Alex vor. Dieser zu Alex: "Ich habe nicht damit
gerechnet, dass du so früh da bist." "Ich auch nicht", gab ich grinsend meinen
Senf dazu. Günter Funk und Marc tauchten ebenfalls auf. Big Pommes, Hartmut
Klotz gaben sich ebenfalls kurz darauf die Ehre. "Wie sieht es aus, Marc?",
fragte ich, nachdem die Bretter aufgebaut waren, "Lust ein wenig sich warm zu
blitzen, bevor es losgeht?" "Ja, gut." Marc spielt mit Weiß d4 und ich erwiderte
mit Königsindisch. "Seit wann spielst du diese Eröffnung?" "Die spiele ich nur,
weil ich weiß, dass du sie nicht kannst." Nach einigen üblen Einsteller
meinerseits, meint ich: "Hmm, das macht jetzt keinen Sinn mehr es weiter zu
spielen." Marc: "Ja gib auf, bevor du noch verlierst." "Ach ja, ich dachte, ich
kann die Eröffnung nicht?" "Stimmt, aber da ich sie auch nicht kenne, dachte ich
dass es egal ist." Und noch ein zweite Partie zum Warmblitzen. Diesmal stellte
Marc Figuren ein. Ich: "Gib auf, bevor du verlierst:" Big Pommes lacht: "Da
freut sich einer! Mittlerweile kam auch noch Hans-Henrik und allmählich konnte
es starten. Dann ging es los. In der ersten Runde kam ich gegen Hartmut. Nach
heftigem Widerstand konnte ich ihn überspielen und merkte nicht, wie meine Zeit
fiel. Dafür aber Hartmut. Mist! Runde 2 gegen Günter verlief ähnlich, aber
wieder fiel meine Zeit. Zum Glück auch noch die von Günter, so dass es remis
wurde. Während die Runde lief kam noch Hubert Warsitz, der ins Turnier noch mit
einstieg. Im Gegensatz zu Michael Waldherr, der keine Lust hatte. Da fällt mir
ein, kennt ihr schon die Story vom SVW-Forum mit Sven Eidler? Nicht? Mal
unbedingt nachlesen. Der Kernpunkt ist, dass Michael sich geweigert hat, eine
Tabelle zu drucken, weil die Tabelle, die ihm Sven geschickt hatte aus reinem
Datenmüll bestand (Sven hatte eine Swisschess-Tabelle unter Excel importiert,
aber die Felderformatierung nicht beachtet; Excel machte aus 1.5 Punkten dann
einen 1. Mai und so weiter). Runde 3 beschwerte mir gegen Hans-Henrik einen
vollen Punkt. Diesmal stand ich schlechter. Ich holte auf. Nächste Runde saß mir
dann Marc gegenüber. Hier hatte ich Dauerschach drin und zog ein paar mal hin
und her und wollte remis anbieten. da ich die bessere Zeit hatte, dachte ich
mir. Gut, schalten wir einen Zwischenzug ein und zog Sxg3. Dass ich dann nach
Th6+ in 2 Zügen Matt wurde war nicht beabsichtigt. Mist. Jetzt stand die
Aussicht, einen der Pokale zu gewinnen schon ziemlich mies. Gut gegen Nowikow
punktete ich locker, verlor dann aber gegen Nidens darauf. Das war's dann wohl,
ade Pokal. Zeit für eine Stärkung. Thomas bemerkte dann, dass in meiner
Hemdtasche meine Zeiterfassungskarte steckte. "was hast du denn da?" "Meine
Karte." "Ich habe eine gleiche Karte und siehe da, er zog vom selben Anbieter
eine Karte hervor. "Nett, aber meine Nummer ist niedriger." "Das liegt daran,
dass es schon meine dritte ist. Zwei habe ich schon geschrottet, weil ich mich
immer mit meinem dicken Arsch darauf setzte." Dann kam Runde 8. Gegen Wächter
stand ich auf Gewinn und sah, dass er als letzte Rettung eine Mattfalle
aufbaute. 'Kein Problem!', dachte ich. 'Nimm den Bauern, auf Dg3 könntest du g5
spielen oder noch besser Lf8 und nach Sf6+ Kf7 hat er nichts mehr drin.'
Dummerweise war nur g5 gut. Nach Lf8 zog er nicht Sf6+ sondern zuerst Dg6 und
jetzt drohte Sf6+ nebst Matt auf h7. Konnte ich nicht mehr abdecken. Mist! Nach
der Niederlage verzichtete ich, meine Einzelergebnisse zu notieren, es machte
wenig Sinn. 'Also, notiere nur noch, was so passiert', sagte ich mir. Und siehe
da, es passierte schon gleich etwas. Achmet kam gegen Nidens und bemerkte, dass
bei dem eine Fingerkuppe fehlte. So wie Achmet ist, musste er gleich fragen:
"Eh, was hast du mit deinem Zeigefinger gemacht?" Nidens trocken: "Abgehackt. Er
war zu lang!" Ein paar Runden später war das Turnier zu Ende. Thomas hatte
gewonnen vor Nidens und Marc. ich wurde Siebter. gerade noch so, weil ich in der
Schlussrunde gegen Thomas gewonnen hatte. Was für ein Ergebnis. Marc: "Sei froh,
dass du noch gegen Thomas gewonnen hast, Sonst wärst du nur 9. geworden." "Ich
brauch jetzt was zum Aufbauen. Hans-Henrik, willst du noch ein bisschen
blitzen?" "Klaro." Hans-Henrik war eine gute Wahl. ich gewann mehrere Partien,
obwohl Marc und Pommes Hans-Henrik anfeuerten. Hans-Henrik: "Ich verstehe nicht,
warum ich immer gegen dich verliere. So gut spielst du nicht." "Doch schon, aber
ich versuche dies zu verbergen." Wir blitzen weiter, mit dem selben negativen
Resultat. In der letzten Partie stand ich dann zum ersten mal richtig auf
Verlust, konnte aber lächelnd Zeit reklamieren. Hans-Henrik schüttelte den Kopf:
"Ich bin glücklich, dass ich dich so selten treffe." Marc: "Das würde ich jetzt
unkommentiert in das Schachtagebuch aufnehmen. Was hiermit auch tue und nun,
liebes Schachtagebuch endet damit der Eintrag #112.
Eintrag #113 (vom 22.04.04)
Das Wetter war schön und ich bin dick. Das Erste soll so bleiben, das Zweite
nicht. Mal wieder Zeit für eine sportliche Betätigung. Also die Inliner an die
Füße geschnallt und los ging's. Durch Sontheim durch zum Neckar, dort entlang
bis in die Innenstadt und beim Hallenbad abbiegen Richtung Verein. Ich nähere
mich dem Cinemaxx und erblicke eine vertraute Gestalt zügig in dieselbe Richtung
gehen. "Hi, Helmut. Wie sieht es aus, machen wir ein Rennen?" "Das ist ja
unfair, mit deinen Inlinern unter den Füßen." "Wieso, da vorne ist
Kopfsteinpflaster, da kann ich nicht gut drauf fahren. Ich könnte natürlich auch
vorfahren und dein Erscheinen ankündigen." "Du glaubst doch nicht, dass sich
jemand dort so freuen wird mich zu sehen?" "Ne, ich will denen nur eine Chance
zur Flucht ermöglichen." "Das würde ich eher glauben." Wir kamen beide am
Jugendheim an. "Sportlich, sportlich!", wurde ich begrüßt. Zwar noch nicht, aber
ich arbeite dran. Immerhin steht im August die Zweitauflage des
Vereinstriathlons an, und da möchte ich fit sein. "Was steht denn heute auf dem
Programm?", fragte ich, während ich meine Inliner abschnallte. "Thematurnier:
Italienisch." "Mist, da wollte ich mir ursprünglich ja noch ein wenig die
Theorie anschauen." Ich entdeckte Robin. "Wie sieht es aus? Warm blitzen?" "Ja!"
He, heute schien Robin nicht auf der Höhe zu sein. Ich gewann mit 2,5:0,5, wobei
das Remis für ihn glücklich war. Das Thematurnier konnte starten. Zumindest
hätte es diesmal pünktlich starten können, wenn Saygun die erste Runde nicht
falsch ausgelost hätte. Also Paarungen wieder löschen und neu - nach Rangliste -
die erste Runde auslosen. Ich kam gegen Peter, mit Schwarz. "Warum stehst du
noch so rum?", fragte mich Peter, der darauf wartete, dass ich einen Zug machte.
Meine Uhr lief ja schon. "Um zu sehen, was die anderen so mit Schwarz spielen",
entgegnete ich. Alex: "Das ist unfair." Robin: "Nein, er darf sich schon die
anderen Spiele anschauen." Die Partie gegen Peter endete schnell. Nachdem ich
seinen Springer mit Lg4 fesselte, dachte er, dass er mit Lx7+ Kxf7 Sg5+ nebst
Dxg4 einen Bauern gewinnen konnte, aber nach Sg5+ Dxg5 gewann ich eine Figur,
bald darauf noch eine Qualität und Peter gab auf. Auch Robin gewann schnell. Wir
standen vorne an der Tischreihe und unterhielten uns leise. Robin deutete auf
das Plakat mit den Feedbackregelen, das an der Wand hin: "Der, der das 'nicht'
eingefügt hat, hätte sich mehr Mühe geben können, damit die Schrift zusammen
passt." "Das hast du jetzt falsch ausgedrückt", entgegnete ich, auf das Plakat
deutend. "Du hättest das jetzt positiv ausdrücken müssen: Mir hat die Idee mit
dem 'nicht' sehr gut gefallen; es wäre nur etwas schöner gewesen, wenn das
'nicht' von der Schrift besser dazu gepasst hätte." Die zweite Runde spielte ich
gegen Heinz und macht am Damenflügel einen Vorstoß. Heinz ließ sich davon
beeindrucken und postierte seine Figuren um und hatte am Königsflügel Null
Gegenspiel. Meinen Raumvorteil nutzend konnte ich meine Figuren besser
koordinieren und brach durch. In der dritten Runde kam ich gegen Robin. Gegen
ihn eröffnete ich ebenfalls aggressiv und tauschte meinen Läufer gegen seinen
Springer auf f3 um ihn einen Doppelbauern zu verpassen. Der Nachteil dabei war,
dass mein König noch im Zentrum fest hing. "Das kann doch nicht gut sein!"
meinte Robin. Saygun: "Das ist Christian, das ist nicht gut!" Zu mir gewand:
"Das kannst du notieren! Jede Woche einen dummen Spruch gratis! Nur der Zweite
kostet etwas." Die Partie gegen Robin stand auf Messers Kippe. Er übersah, dass
ich mit dem Turm über die A-Linie eindringen konnte und ich übersah, dass statt
Ta3 Ta4 besser gewesen wäre, weil dann Db4 nicht ginge. Nach dieser Antwort hing
mein Bauer auf d6. Er schlug und bot mir Remis an, weil er zeitlich schlecht
stand. Ich nahm es an. Leider ging das Turm- und Damenopfer nicht, weil er
seinen Turm zurückopfern konnte und nach Dc7+ den Turm auf c1 decken und das
Matt verhindern konnte. So willigte ich ins Remis ein. Runde vier durfte ich
dann an Brett 1 sitzen und bekam Alex als Gegner. Alex: "ich weiß nicht, was ich
an 1 zu suchen habe," Saygun: "Das weiß ich schon seit Wochen nicht!" Wie war
das mit dem nur der erste dumme Spruch ist gratis, Saygun? Ich glaube eher, dass
alle dummen Sprüche bei dir gratis sind. Letzte Runde gegen Waldemar Schlötzer.
Schon nach dem zweiten Zug konnte er einen Bauern gewinnen, was er nicht sah.
Glück für mich, so tauschten wir die Damen und im Laufe der Partie überspielte
ich ihn. jetzt würde entscheiden, wie die Auch Robin gewann seine Partie.
wer von uns auf Platz 1 landete war noch unklar. Es hing alles von der Partie
Saygun - Wickenheisser ab. Gewann Saygun wäre ich vorne, bei Remis Robin. Die
Partie endete remis. Mist! zum Ausgleich gab es noch Tandem. Mit einem 9:0 im
Rücken entschwand ich später auf meinen Inlinern beflügelt in die Nacht.
Eintrag #114 (vom 25.04.04)
Aufstieg oder Nichtaufstieg, das ist hier die Frage. Gegen Böckingen musste
in der letzten Runde ein Sieg her. Bis auf Richard konnten wir komplett
antreten. Für Richard spielte Heinz Ersatz. Die Böckinger traten in
Bestbesetzung an. Trotzdem waren wir leicht favorisiert. Angesichts des
strahlenden Sonnenscheins trat ich in kurzen Hosen an und war guter Laune. Auch
die anderen Teamkollegen tauchten auf. "Und wie sieht es aus?" fragte Ralf.
"Sind wir komplett?" "Nur Jürgen fehlt noch. Aber das ist ja typisch, dass die,
die am nächsten wohnen, immer am längsten brauchen." Aber er kam alsbald und wir
konnten loslegen. Die Paarungen lauteten: Menschner - Scharping, Herold - Funk,
Wolbert - Kleinert, May - Gerth, Lademacher - Beil, Funk - Zeh, Appel - Herold
und Krämer - Rau. Anfangs sah es bei allen noch gut aus, mit einer Ausnahme:
meine Partie! Da ich keine Ahnung von Eröffnungen habe lief ich prompt beim
angenommenen Damengambit in eine Variante herein, in der Jürgen Kleinert einfach
Sc2+ nebst Turmgewinn drohte. Kd2 wollte ich nicht spielen, also dachte ich mir,
opfere den Turm und versuche ein Gegenspiel auf den König. Die Idee war an sich
nicht schlecht, wenngleich es objektiv nicht ausreichen sollte. Mittlerweile
kamen dann die Kiebitze. Michael Wickenheisser schaute rein. Kurz darauf Robin
und Fritz kam auch noch. Ich warf geschwind einen Blick auf meine Mitstreiter,
zu sehen, wie sie standen. Jürgen unklar, Marc leichte Vorteile, Hans-Henrik
ausgeglichen, ebenso Ralf. Alfred war gegen Rolf im Königsindischen ins
Hintertreffen geraten. Thomas stand leicht besser und auch Heinz konnte
Pluspunkte verbuchen. Ich konzentrierte mich auf mein Spiel. Bald darauf hatte
ich den Turm, wie gesagt, geopfert und wollte eben mit g4 den Läufer auf f5
befragen, als ich plötzlich meinte: Hmm, was passiert auf Dxf5 exf5? Das sieht
doch aus wie Lf7+ Ke7 La3#. He das ist gut. Also rausklopfen! Aber als Jürgen
nach kurzem nachdenken die Dame nahm, kamen mir Zweifel. Und siehe da, sie waren
berechtigt: Nach Lf7+ Ke7 La3 konnte er einfach Dd6 mit Gegenopfer spielen. Weg
war meine Dame, meine Initiative und der Punkt. "Mein Gott, ich hatte wirklich
geglaubt, das wird Matt", meinte ich zu Jürgen. "Das du an einem Tag
gleich zweimal was übersiehst ist mein Glück. Ich denke, das war der Ausgleich
für alle Partien Niederlagen, die ich bisher habe einstecken müssen." "Gehen wir
die Partei analysieren." Wir verzogen uns in den Nachbarraum und ich sah noch,
wie Jürgen in ein Endspiel umwandelte, bei der er mit einer Mehrfigur gegen 2
starke Freibauern herauskam. Zweischneidig, aber objektiv gewonnen. Jürgen,
Robin und ich zogen uns in den Nachbarraum zurück und siehe da, auf g4 hätte
Jürgen Lc2 gespielt, worauf ich nach Lxe6 eine gute Position bekommen hätte, bei
der ich neben einigen kleinen Gewinnchancen doch auch ein paar Remischancen
bekam. Dann kam Hans-Jörg Herold herein und meldete, dass Scharping gewonnen
hatte. Was, Jürgen hatte verloren? Wie war das gekommen? Marc: "Jürgen hatte
einen vergifteten Bauern gefressen. Ich hätte am liebsten gerufen - Halt nicht!
- aber das ging ja nicht. Nun lagen wir schon zwei Punkte zurück und oh Schreck,
Thomas hatte seine vorteilhafte Position verloren und eine Figur weniger. Er
hatte sie geopfert, aber dadurch, dass Hans-Jörg rechtzeitig seinen Turm zur
Deckung zurückbringen konnte, war das Opfer ein Fehlschlag. Die einzigen
Bretter, wo es positiv aussah, warne die Bretter von Hans-Henrik und Heinz.
beide standen auf Gewinn. Ralf stand auch gut. Er: "Wenn ich mich nicht
verrechnet habe, gewinne ich." Ich war mir nicht so sicher. Ralf würde einen
Mehrbauern bekommen, aber mit Springer und Läufer den Mehrbauern zu verwandeln,
würde nicht so einfach sein. Alfred stand gedrückt und ich sah schon, wie er am
Damenflügel überrollt werden würde. Sein Läufer auf g7 war sozusagen tot und
spielte nicht mit. Marc stand remislich. Also keine gute Aussichten. Dann gab
Thomas seine Partie auf. Die Niederlage war nicht mehr abzuweisen. Wir
analysierten die Partie. Thomas hatte auf Gewinn gestanden. Einfach Td3 mit der
Drohung Tc3 hätte den Bauern auf c7 gewonnen, bei besserer Stellung.
Beziehungsweise wäre anstelle des Opfers der Zwischenzug Lg5 mit Angriff auf den
Turm stark gewesen, oder auch der schlichte Damentausch hätte in ein besseres
Endspiel übergeleitet. Dann ging es relativ schnell. Ralf erreichte nur Remis,
Hans-Henrik gewann und Heinz auch. Alfred verlor und Marc gab Remis. So endete
es mit 3:5 aus unserer Sicht her gesehen. "Gut, dass du den Sekt nicht schon
bestellt hast", meinte Robin (oder war es Marc?). "Ja." Und die T-Shirts mit dem
Aufstiegsaufdruck kannst du auch wegwerfen. Ich lachte, das wäre wirklich eine
köstliche Ironie gewesen. Na schön, dann bleiben wir in der Landesliga. Das hat
ja auch 2 Vorteile: 1.) Wir müssen nicht so weit fahren und 2) wir werden ein
Heimspiel mehr haben, da auch die 2. Mannschaft in der Landesliga spielen wird.
Die sind schon eine Runde vor Schluss aufgestiegen.
Eintrag #115 vom (29.04.04)
Wie des öfteren, fand auch diesmal Big Pommes den Weg zum Monatsblitzturnier. "Ihr
habt verloren?", begrüßte er mich. "Ja, war nix mit dem Aufstieg." "Nun, dann
kann ich heute wenigstens wieder eine Verlustpartie ansehen." "Oh, glaub mir,
meine willst du bestimmt nicht sehen." Er lacht: "dafür kannst du dir meine
Partie anschauen, ich habe nämlich auch verloren." "Später! Wollen wir uns mal
schon ein wenig warm blitzen?" Gesagt getan. Wir setzen uns vorne an den Tisch
und spielten drauf los. An diesen Abend übernahm Saygun die Rolle des
Spielleiter. Er gab die Teilnehmer ein und loste die 1. Runde aus. Saygun: "Alle
Partien sind remis!" Dann blickte er auf mein Brett wo ich gegen Thomas
ankämpfte. "Wenn ich das richtig sehe", korrigierte er sich, " sind alle Partien
remis bis auf diese hier vorne." Und dann las Saygun die Paarungen vor.
Eventuell wäre es noch gar nicht mal so ungeschickt gewesen, noch zu sagen, an
welchem Ende des Tisches Brett 1 war. So gab es eine kleine, wenngleich auch
köstliche Verwirrung, was die entsprechenden Sitzplätze betraf. Neben Thomas,
Saygun, Julian nahmen mal wieder ein paar Gäste teil, so waren zum Beispiel
Vasovic, Behar und Alic mit von der Partie. So geschah es auch, dass ich in der
vierten Runde gegen Behar spielte und ihn glatt zusammenschob. Da fluchte er:
"Immer habe ich gegen dich Schwarz, nie Weiß!" Thomas:" Lieber Schwarz spielen,
als sich Schwarz ärgern!" Saygun fragte mich dann: "Weißt du, wo die Liste mit
der Preisverteilung fürs Monatsblitzturnier ist?" "Liegt sie nicht im Schrank?"
"Ich habe sie nicht gefunden." Wir schauten noch mal nach. "Dann musst du die
Preisverteilung von Hand ausrechnen." "Gibt es keine mathematische Formel, mit
der man dies berechnen kann?" "Schon, aber unser Spielleiter hat diese nicht
verwendet." Während Saygun sich also Gedanken, um die Preisverteilung machen
musste, übernahm ich die Ergebniseingabe. (Entsprechend hatte ich von nun na,
wenig Zeit, mir Notizen zu machen.) Das Turnier verlief ganz gut, nur gegen
Saygun und Julian patzte ich. Und ich hatte noch Big Pommes vor mir. Das war ein
zähes Ringen. beim Übergang ins Endspiel gewann Thomas einen Bauern. Aber da ich
mit meinem König vor den Bauern kam und seinen König von hinten mit Schachs
belästigen konnte, bot ich remis an. Thomas spielte weiter und versuchte einen
schmutzigen Trick nach dem anderen. "Die Falle kennst du auch schon", lachte er.
"Ich biete dir remis", wiederholte ich. "Wir haben diese Stellung schon mehrfach
erreicht. Ich zähle ab jetzt mit." "Du wirst ja nervös." Klar, ich hatte nicht
mehr viel Zeit auf der Uhr. Aber Thomas willigte dann auch bald ins remis ein.
Am Ende wurde ich knapp Vierter. Übrigens fand ich am schwarzen Brett die Liste
der Preisverteilung hängen, worüber Saygun sehr glücklich war: "Jetzt muss ich
nichts von Hand ausrechnen." So war am Ende fast jeder ein wenig glücklich, mit
der Ausnahme von Behar vielleicht.
Eintrag #116 (vom 06.05.04)
Es begab sich an diesem Tage, dass ich zum Vereine fuhr. Und es erhoben sich
Stimmen: "Was soll daran denn so besonderes sein?" So möget ihr durchaus
fragen und gewillt will ich euch eine Antwort geben. Die Antwort ist ein
Paradox. "Ein Paradox? So teile es uns mit." Weil ihr es seid! So höret
zu: Ich fuhr zum Schach um nicht Schach zu spielen. Und die Stimmen schwiegen
ein Weile, dann sagten sie: "Das ist Zen!" Und ich überlegte: Welches Geräusch
macht eine Schachfigur, wenn niemand da ist, der sie auf das Brett absetzt? Kann
jemand, der da Geräusch nicht hört, erkennen, um welche Figur es sich handelt?"
"Dies nicht", antworteten die Stimmen, "aber was du hören könntest,
ist die Fortsetzung des Schrei des Baumes, als er im Wald fiel." Aber wie
kann dies Zen sein, da doch jemand da war, als der Baum fiel? "Was vermag das
Säuseln der Blätter gegen das Kreischen der Motorsäge ausrichten?" Und da
erkannte ich, es war Zen. Und ich erkannte Richard, der da vor mir auf den
Parkplatz zum Verein fuhr. Und ich begrüßte ihn und fragte ihn, ob er denn schon
wisse. Ja, er wüsste über das Debakel der ersten Mannschaft schon Bescheid. Auch
dies ist Zen. Wir gingen hinein und unser Anblick löste Fragen aus. "Wollt ihr
mitspielen?", erklang es von hinten, wo unser Spielleiter am Tische saß. "Bei
was?", entgegnete Richard. "15 Minuten." Und zum Gedächtnis des Baumes, dessen
Holz auf der Drehbank zu Schachfiguren geformt wurde, sagte ich: "Nein, muss
nicht sein." Auch unser zweiter Vorsitzender lehnte es ab. Statt dessen wollte
er von Alex wissen: "Habe ich das richtig gelesen, du bist Vizemeister
geworden?" Es war schon so. Und das Turnier startete. Beobachtet wurde es
von Richard und mir, die wir an der Theke standen und miteinander redeten. Und
zu uns kam, Bernd Muntzke, der seine Partie schnell gewann und ebenfalls wissen
wollte, wie die erste Mannschaft den Kampf verloren hatte. Und er bekam eine
Antwort. Am Ende, als er alles vernommen und darüber nachgedacht hatte,
eröffnete er uns sein Resultat: "Dann ist es nächste Saison ja blöde, wenn die
erste gegen die zweite Mannschaft spielen muss. Und Richard sprach: "Wir spielen
direkt in der ersten Runde gegeneinander. Dabei werden die ersten vier Bretter
der ersten Mannschaft fehlen, so dass die Bretter 1-4 der 2. Mannschaft Ersatz
spielen müssen und wir ungefährdet gewinnen." Aber davon weiß die zweite
Mannschaft noch nichts. Lassen wir sie überraschen. Und dann geschah es, dass
Michael Waldherr nach der ersten Runde aus dem Turnier ausstieg und Heinz seinen
Platz einnahm. Und er kam zu mir, wohl erkennend, dass ich heute die Weisheit
des Zens in meiner Mitte trug. "Könnten wir meine Partien analysieren? Ich hätte
da einige dabei. Fritz habe ich schon drüber laufen lassen." Natürlich, was
versteht ein Computer schon von Zen? Und ich setzte mich hin. Auch Richard
widmete sich diesem. Nach Analysieren der Partien war Michael zufrieden, nicht
mit den Partien, aber mit den Analysen. Nur einer war noch nicht zufrieden:
Julian. "Blitzen wir ein wenig?" Auch seine Bitte wurde erhöht. "Aber", so sagte
ich, "nur sechs Partien. Bis zum 5:1 für mich." "Warum nicht gleich 6:0?" "Ein
Ehrenpunkt muss ich dir ja lassen." Nach dem 4:0 wollte Julian dann doch nicht
mehr weiterspielen. Nur wer die Niederlage akzeptiert, ist für den Sieg
gerüstet. (Zen)
Eintrag #117 (vom 13.06.04)
An diesen Abend war ein Thematurnier angesetzt: Französisch. Ich war
gespannt, welche Variante Alex ausgesucht hatte. Kurz vor acht Uhr eintreffend,
standen Vladimir und ein paar andere schon vor der Tür. Ich sperrte auf und wir
gingen rein. In Null Komma nichts waren die Bretter aufgebaut und ich blitzte
mich mit Nidens warm. Als 20 Minuten später unser Spielleiter noch immer nicht
da war, nahm ich das heft in die Hand. Gut, oder auch nicht. Welche Variante
sollte ich vorgeben? Nach kurzer Rückfrage war klar, dass nur 1.e4 e6 2.d4 d5
vorgegeben werden sollte. Und weil es schon so spät war, würden wir mit 10
Minuten Bedenkzeit spielen. Wir, das waren insgesamt 8 Leute, eigentlich immer
dieselben 8 Leute, die fast jeden Abend da sind, wie Heinz, Karl-Heinz, Vladimir
usw. Bernd war auch da und auch Nilofar spielte mit. Die erste Runde paarte ich
nach Setzliste. Wie erwartet gab es Favoritensiege. Ohne Computer ging die
Auslosung erstaunlicherweise recht gut. Die Paarungen, als auch Farbverteilungen
passten gut. Die zweite Runde ging los. Und Punktgenau um 21:00 Uhr trudelte
Alex rein: "Ich habe verschlafen." Lustig und ich frage mich, warum Alex sich
immer fragt, warum er beim Gronk-Award immer in der Kategorie "Beste (un-)freiwillige
Unterhaltung" nominiert wird. Egal, das Turnier lief und ich musste mich gegen
Bernd anstrengen. Dreimal hatte ich an diesem Abend Schwarz und jedes Mal kam es
zur Abtauschvariante. Und jedes Mal gewann ich. Ich meine die Abtauschvariante
ist ja schön und nett, um den ganzen Varianten aus den Weg zu gehen, aber es
stellt Schwarz vor keine größeren Probleme, er kann problemlos ausgleichen und
der Läufer auf c8 hat eine offene Diagonale. Ach ja, eine neue Notation: 21:30
Uhr, Saygun trudelt ein. Das mit den Notationen war heute relativ dürftig,
musste ich mich ja noch um die Paarungen kümmern. nach 5 Runden war es dann
geschafft. Mit 5 Punkten lag ich an der Spitze. Dann kamen drei mit 3,0 Punkten,
von denen alle die gleiche Buchholz aufwiesen. Jetzt musste ich noch tiefer
rechnen, es erwies sich dann, dass Heinz die beste zweite Feinwertung besaß und
er auf den 2. Platz kam. Lustigerweise waren die nächsten Drei mit 2,0 Punkten
auch wieder Buchholzpunkt gleich. Schon wieder Rechenarbeit. Aber letztendlich
war es dann auch soweit. Ich warf einen Blick auf meinen Zettel. Viel stand fürs
Schachtagebuch nicht drauf und es würde wohl auch nicht mehr viel passieren.
Damit beende ich diesen Eintrag.
Eintrag #118 (vom 23.05.04)
Die zweite und die vierte Mannschaft spielten ihre letzte Runde. Also bin
ich mal kurz rüber gefahren. "Wolltest du mal schauen, wie Meister spielen?",
begrüßte mich Sascha. "Ob ihr meisterlich spielt, muss sich noch rausstellen",
entgegnete ich. Anscheinend war es nicht ganz so meisterlich. Denn auf einigen
Brettern stand es schon sehr bedenklich, oder um es anders auszudrücken, der
Verlust stand in greifbarer Nähe. Anders war die Sachlage bei der Vierten.
Obwohl nur mit 6 Mann antretend, hatten sie die 2 Minuspunkte schon aufgeholt
und nach den Stellungen zu urteilen, sollte der Mannschaftssieg an sie gehen.
Nachdem ich mir das Ganze eine Weile angeschaut hatte, fragte ich Nidens, ob er
Lust hätte ein wenig zu blitzen. Klar, er war dabei. Schnell trugen wir ein
Tisch und Brett in den Hof und blitzten. Ich war nicht ganz bei der Sache, die
erste Partie verlor ich, dann glich ich aus und nach einer 2:1 Führung konnte er
wieder ausgleichen. Dann musste er mal für kleine Jungs und ich warf einen Blick
in den Turniersaal. Auf Sayguns Brett stand es kritisch. Ich dachte mir noch,
dass er mit der Dame nicht nach d4 ziehen darf, weil Schwarz dann zwingend den
B-Bauern gewinnt und nach dem Damentausch wäre das Turmendspiel aufgrund des
schwarzen Freibauerns auf a4 verloren. Und was macht er? Er zieht seine Dame
dorthin. Ich schüttelte den Kopf. das sah nach einer haushohen Niederlage aus.
Die Gäste hatten schon 4 Punkte auf dem Habenkonto. Da kam Vladimir zurück und
wir setzten unsere Blitzpartie fort. Jetzt lief es besser. Drei Partien gewann
ich in Folge, dann zwang uns das schlechter werdende Wetter zum Rückzug. Ich kam
gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie Saygun das Turmendspiel gewann.
"Standest du zwischendurch nicht mal auf Verlust?" erkundigte ich mich
vorsichtig. "Doch schon!" Ich schüttelte den Kopf. Immerhin sorgte der Sieg
dafür, dass das Endergebnis nur 3:5 ausfiel. Ein 2:6 wäre nun wirklich nicht
meisterlich gewesen. Und Sascha hatte Glück, dass er seine Partie gewonnen
hatte. Ich hätte gerne genüsslich zurück gefragt, ob so Meister spielen. Dafür
war die Vierte gut drauf. Sie gewann mit 6:2. Mit so einer Schlappe hatten die
Gäste nicht gerechnet. Aber wie heißt es doch so schön? Erstens kommt es anders,
zweitens als man denkt. Alex, der als Ersatz in der Zweiten gespielt hatte,
sagte zu Stefan: "Meldest du das Ergebnis noch heute Nachmittag? Möglichst
schnell. Ich brauche den Endstand, weil ich heute noch die Terminplanung für die
nächste Saison machen möchte." Stefan: "Wieso? Sonst machst du alles auch immer
auf den letzten Drücker." So endete der Mannschaftskampf der 2. und 4.
Mannschaft. Hinterher ging es noch zum Del Arte Eis essen.
Eintrag #119 (vom 27.05.04)
Der Donnerstag davor war ein Feiertag. Wie sich ein paar entsinnen, war
Vatertag und das Wetter hervorragend. Auch diesen Donnerstag war es wunderschön.
Und wie am Donnerstag zuvor, wo ich eine Inlinertour machte, beschloss ich auch
an diesem Donnerstag mit den Inlinern zum Verein zu fahren. Allerdings musste
ich mich sputen. Alex hatte mich gebeten früher da zu sein und aufzusperren und
ich war verdammt spät dran, weil ich noch die Homepage-CD brennen musste. Um
19:22 sauste ich los und war 5 vor acht dann im Verein, völlig kaputt. Mein
Gott, ich habe Null Kondition. Da frag ich mich, ob es eine gute Idee ist, am
Vereinstriathlon im August teilzunehmen. Aber ich hätte mich nicht so beeilen
müssen, unser Vereinsheim stand schon offen. Nicht von Alex aufgesperrt, sondern
von ein paar Leuten vom DGB. Die hatten ihre Musikinstrumente aufgebaut und
spielten lautstark "Wild Thing" von den Throggs:
Wild thing
You make my heart sing
You make everything groovy
Wild thing
Wild thing -I think I love ya'
But I wanna know for sure
Come on, hold me tight
I love you
...
Sie spielten wirklich gut, wenngleich auch so laut, dass man sein eigenes Wort
nicht mehr verstehen konnte. Wie es sich herausstellte, hatten sie den Raum
verwendet, weil man ihnen gesagt hatte, wir wären nicht drin wegen den Ferien.
Da es auch zu lange dauern würde, die Musikinstrumente einzupacken, lösten wir
das Problem kurzerhand dadurch, dass wir in das Sitzungszimmer rüber konnten. Es
hieß nun, die Schachutensilien zusammenzupacken und natürlich die Getränke nebst
den Knabbereien. Ich wollte gerade die letzte Kiste rüber tragen, als ein Mann
reinstürmt und den vom DGB fragt: "Habt ihr Bier da?" "Der DGB hat nur
antialkoholische Getränke", erwiderte der Angesprochene. "Mist!" Ich dachte mir,
gut, helfen wir dem DGB etwas aus. "Wir hätten Bier da und könnten etwas
verkaufen." Und der Mann kaufte gleich 3 Flaschen Bier. Dann packte ich die
Sachen zusammen und bewegte mich rüber. Und siehe da, der Bierkäufer war gar
nicht vom DGB, wie ich irrtümlich angenommen hatte; es stellte sich raus, dass
es Klaus Weber war. Ich grinste, was für ein Eindruck mussten wir hinterlassen.
Es war schon eine ganze Meute da. Die üblichen Verdächtigen halt. Von auswärts
neben schon dem erwähnten Klaus Weber, Thomas, Wächter, Drofenik, Peter und
Benjamin Lörencz und so. Wenn ich mich richtig erinnere, insgesamt 14
Teilnehmer. Thomas erblickte mich: "Ah, Rotkäppchen ist auch wieder da." Ich
hatte, weil ich ins Schwitzen geraten war, eine Bandera auf dem Kopf und dieses
Tuch war rot. Aber was spricht denn dagegen, mal ein Märchen umzuschreiben, in
dem Rotkäppchen den bösen Wolf platt macht. Das Turnier war durchwachsen. Gegen
Klaus Weber stand ich besser (Mehrbauer) und musste mich nun entscheiden, was
ich mit meinem unrochierten König machen sollte. Ich entscheid mich, auf den
Damenflügel rüber zu wandern. Falls er nicht seinen Turm auf f7 opferte, würde
ich gut stehen. Logischerweise opferte er den Turm und hatte jetzt Gegenspiel.
Trotzdem war es für mich gewonnen, hätte ich das einzügige Matt später nicht
übersehen. Und es gab noch so ein paar Partien, in denen ich auf gewinn stand.
Gegen Michael Waldherr zum Beispiel. Seinen Angriff auf dem Königsflügel konnte
ich mit f5 nebst Angriff auf die Dame, und da zudem Turm und Springer
angegriffen waren, sollte dies die Entscheidung sein. Michael zog die Dame weg
und ich krallte mir den Springer, worauf er DxDc7 spielte. Ups, hatte ich nicht
gesehen. Konnte mir die Zeit noch helfen? Ich verstand es, seine anderen Figuren
zu tauschen, so dass ich mit dem Läufer gegen Dame spielte. Leider reichte die
Zeit für ihn. Sofort kam Alex zu ihm: "Ich gratuliere die aus Herzen für diesen
Sieg." Gegen Saygun gewann ich, aber verlor noch eine andere. Dann kam ich gegen
Big Pommes. "Rotkäppchen ist wieder da", begrüßte ich ihn. Aber gegen den bösen
Wolf verlor ich diesmal sang- und klanglos. Letztendlich wurde ich Fünfter,
direkt hinter Saygun. An der Theke ging dann zwischen Alex, Saygun, Waldherr,
Klaus Weber und mir eine Diskussion über das SVW-Forum los. Ehrlich gesagt,
mittlerweile ist es zu einem Witz degradiert. Es gibt keine vernünftige Beiträge
mehr. Viele bestehen aus irgendwelchen lauten Kritiken an anderen Personen, die
ihrerseits Gegenkritik üben. Selbsternannte Sittenwächter entscheiden, welcher
Beitrag zu sehen ist. Nein, nicht Inhaltlich bezogen, sondern nach willkürlichen
Kriterien: 1) Ein Name muss angegeben werden - wobei es nicht nachgeprüft wird,
ob dieser Name wirklich existiert, es beziehungsweise von der Person stammt, von
der man annimmt, dass es diese Person ist. 2) Eine Emailadresse sollte dabei
sein - wo doch jeden Tag Hunderte von Suchbots Foren abgrasen, auf der Suche
nach Email-Adressen für Spams. Plötzlich sagt Michael, auf mein Kopftuch
blickend: "Bekämpfst du Läuse?" Sofort kullern sich Saygun und Alex vor Lachen.
Ich blicke Michael indigniert an. Sollte ich mich nun im Forum über ihn
beschweren? Würdevoll klärte ich ihn über die Bedeutung einer Bandera auf. Dann
ging Michael nach Hause, Klaus zum Blitzen mit Vladimir und ich schaute, nachdem
niemand auf mein "Tandem?" reagierte, Thomas beim Blitzen gegen Benjamin zu.
Thomas gab Benjamin einen Turm vor. Im Normalfall müsste dies Benjamin zum
Siegen locker reichen. Umso erheiternder war, dass Thomas es immer mal wieder
verstand, eine Qualität zu gewinnen oder Benjamin Matt zu setzen. Peter und ich
lachten jedes Mal, wenn das vorkam, während Benjamin verzweifelte. Ich holte mir
von der Theke was zum Knabbern und kam dabei an der Partie Helmut-Jens vorbei.
Helmut: "Die ganze Zeit gewinne ich jede Partie, aber gerade dann, wenn ich eine
verliere, kommt der Cheffe vorbei!" Timing ist alles, Helmut! Ich setzte mich
dann mal daneben und schaute zu. Plötzlich kam Saygun. "Wie war das mit Tandem,
Christian?" Helmut: "Ich spiel kein Tandem." "Nix da, wo du schon so passend
sitzt." Somit gaben sich Helmut und Jens Sayguns Argumenten geschlagen. Saygun
spielte mit Jens zusammen. Jens spielte anfangs gegen Helmut, kam aber auf
keinen grünen Zweig. Das Material, dass ich dann bekam, wurde oft Saygun zum
Verhängnis. Nach der vierten Partie, als ich ihn einen Zug vor dem Matt hatte
(Jens stand ebenfalls einzügig vor dem Matt), sagte Saygun: "Ich lasse meine
Zeit laufen, dann verliert wenigstens Jens." Kurz darauf tauschten wir durch und
ich kam gegen Jens. Gut, Helmut konnte gegen Saygun nicht viel ausrichten, aber
Jens gegen mich noch weniger. Bald darauf spielten wir wieder in der alten
Konstellation und man merke, Saygun und Jens gewannen doch noch 2 Partien (von
ca. 12). Das war dann auch schon das Ende und ich rollte nach Hause.
Eintrag #120 (vom 03.06.04)
Bei der Deutschen Schulschachmeisterschaft hatten unsere Jungs den 6. Platz
belegt. Ein guter Erfolg. Natürlich zwang Saygun sie nun, einige ausgewählte
Partien vorzuführen. Wenn ich an das letzte Jahr dachte, würde es diesmal
sicherlich auch lustig werden. Also, den Notizblock gepackt und dann los. Gegen
Acht Uhr kam ich an und, oh Wunder, wen sahen meine Augen da auf der Couch
liegen: Schröderman. Na, den habe ich herzlich begrüßt. Wir labberten etwas und
nach zehn Minuten, meinte ich dann, jetzt wäre es Zeit anzufangen. "Anfangen!",
rief ich. Saygun: "Wir warten noch ein wenig. Es kommen noch Leute." "Es ist
schon spät. Fangt an, ich möchte zu lästern anfangen." Ramin: "Ich halte mir die
Ohren zu, dann höre ich dich nicht lästern." Es dauerte noch gute zehn Minuten,
bis es los ging. Saygun hielt seine Eröffnungsrede:" ...es kam ein Bericht in
der Zeitung, den ihr bestimmt alle gelesen habt... auf jeden Fall war es ein
großer Erfolg und wenn jetzt Ramin und Sascha die Partien vorführen und jemand
was zu sagen hat, dann einfach die Hand heben. nicht so wie letztes Jahr,
einfach was dazwischenrufen." Er schaute zu mir und Jochen herüber. Ich hob die
Hand. "Ich will was sagen, ich will was sagen!" Saygun blickte schon
resignierend. "Was?" "Es kann gar nicht so, wie letztes Jahr werden, weil
Richard fehlt." Jochen: "Stimmt! Wo ist er?" Keine Ahnung, aber Glück für Sascha
und Ramin, so würden sie weniger Varianten zeigen und erklären müssen. Den
Anfang machte Sascha, der eine Partie von Stefan (der in Italien urlaubte)
vorführte. (Anmerkung am Rande: Stefan hatte mit 6 aus 7 Punkten einen
Brettpreis gewonnen.) Sascha legte los: 1.e4 c5 2.Sf3 e6 "Halt!", rief ich.
"Kannst du vielleicht noch sagen, wer welche Farbe hat, wer der Gegner ist und
so?" "Stefan führt die schwarzen Steine." Weiter ging es im Text: 3.d4 cxd4
4.Sxd4 a6 5.Sc3 Dc7 6.Sf3... "Das ist ein Tempoverlust", erklärte Sascha. ...b5
7.a3... "Auch das ist ein schwacher Zug. Viel zu vorsichtig gespielt." Lb7 8.Ld3
Sc6 9.0-0 Sf6 10.Lg5... "Wohin soll sich der Käufer sonst hin entwickeln?",
meinte Sascha wiederum. "Normalerweise würde er nach f4 gehören." ...Le7
"Schwarz deckt den Springer." Ich: "Der Springer ist schon gedeckt!" Sascha:
"Ja, aber nach gxf6 wäre die g-Linie geöffnet. Ich glaube nicht, dass dies so
gut ist." Darauf Jochen: "Die offene g-Linie gegen den König ist gut, vor allem,
wenn der Gegner ein Patzer ist." 11.De2 h6 12.Lh4 d6 13.h3 0-0 14.Lg3 Sd7
15.Lh4 Lxh4 "Interessant wäre Sd4 und Schwarz behält das Läuferpaar", meinte
Sascha. 16.Sxh4 Sde5 17.Sf3 Tad8 18.Tfe1 Tfe8 19.Tad1 Sg6 20.De3 Sce5 21.Sxe5
Sxe5 22.f4 Sd7 23.e5 dxe5 24.fxe5 Sc5 25.b4 "der entscheidende Fehler. Weiß
verliert einen Bauer." ...Sxd3 26.Txd3 Txd3 27.Dxd3 Td8 28.De3 (Komisch, mir
kommt es vor, als ob Weiß mit Dg3 den Bauer hätte halten können. Obwohl er nach
Dc4 mies steht.) ...Tc8 29.Se2 Dc6 30.Df2 Dxc2 31.Tf1 Dc7 32.De3 Dd7 33.Sf4 Tc2
34.Dg3 Dd4+ 35.Kh1 Dxe5 36.Kh2 g5 37.h4 Tc3 38.Dg4 f5 39.Dh5 gxf4 40.De8+ Kh7
41.Df7+ Dg7 42.Dxg7+ Kxg7 43.Txf4 Txa3 44.Td4 Ld5 45.g4 Kf6 46.gxf5 Kxf5 47.Kg1
a5 48.Kf2 axb4 49.Txb4 Tb3. Das war es. Jochen: "Eine schöne Partie war das
gerade nicht. Da hätte man eine andere auswählen sollen." "Ja, stimmt." Später
kam mir der Gedanke, dass wir ja gar nicht wissen konnten, ob die anderen
Partien nicht noch schlechter waren. Dann kam Ramin an die Reihe. Erwähnte ich
schon übrigens, dass es mit dem Armheben, um was zu sagen, nicht klappte? Bis zu
diesem Zeitpunkt hatte außer mir und Jochen noch niemand einen Kommentar
abgegeben. Mal schauen, was die Partei von Ramin brachte: 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6
3.Lb5 a6 4.La4 Sf6 5.0-0 b5 6.Lb3 d6 7.Te1 Le7 8.c3 Sa5 9.Lc2 c5 10.d4 cxd4
11.cxd4 Lg4 Ramin: "Läufer g4 ist nicht so gut." Jochen: "Der gehört nach
b7 genau genommen." 12.dxe5 Lxf3 13.Dxf3 dxe5 14.Sc3 0-0 15.Sd5 Tc8
16.Dd3 Tc6 17.Ld2 Sc4 18.Lc3 Sd7 19.Tad1 Ramin: "Die Türme gehören am besten auf
d1 und e1." "Nee, Türme gehören am besten auf die 7. Reihe", erwiderte ich. ...Ld6 20.Se3 Sxe3 21.Txe3 Dc7 22.Lb3 Sc5
23.Dd5 Sxb3 24.Dxb3 Te8 25.Ted3 Te6 26.a4 bxa4 Na, hier hätte Schwarz nicht
schlagen dürfen. Db6 wäre angebracht gewesen. 27.Dxa4 h6 28.g3 Db6 29.La5 Db5
30.Dxb5 axb5 31.Td5 b4 32.b3 Lc5 33.Kf1 Tf6 34.Tc1 Ld4 35.Txc6 Txc6 36.Lxb4 Tb6
37.Lc5 Lxc5 38.Txc5 Txb3 39.Txe5 Tb2 "Die Stellung ist trotzdem noch remis",
meinte ich. "Ja, aber ich musste weiterspielen, damit die Mannschaft gewinnt." 40.Te7 Kf8 41.Tc7 Tb4 42.f3 Tb2 43.h4 Tb3
"Krasser Fehler, der König darf nicht raus." 44.Kf2 Tb2+ 45.Ke3 Tg2 46.g4 Tg3 47.Kf4 Th3 48.h5 Th1
Ramin: "Und hier habe ich dann gewonnen." Applaus brannte für Ramins Vortrag
auf. Jetzt wollte Sascha noch eine seiner Partien vorstellen. "Es ist aber eine
Verlustpartie", sagte er. Darauf Jochen: "Danke, Sascha. Dafür, dass endlich mal
jemand den Mut hat, eine Verlustpartie zu zeigen." "Die Partie kann man ruhig
zeigen, immerhin habe ich sie gegen David Baramidze verloren." 1.d4 Sf6
2.c4 e6 3.Sf3 b6 4.a3 Lb7 5.Sc3 Le7 6.Lg5 d5 7.cxd5 exd5 8.e3 Sbd7 9.Tc1 0-0
10.Ld3 c5 11.0-0 Se4 12.Lf4 Sxc3 13.Txc3 c4 14.Lb1 b5 Sascha: "Hier gefiel mir
die schwarze Stellung schon besser." 15.Te1 Sf6 16.Tc1 a5 17.Se5 b4 "Ich denke,
das war nur gut für mich, da ich nun in der Folge mit e4 zum Gegenspiel kam."
18.a4 b3 19.e4 Lb4 20.Te3 Oh, und nun kamen mehrere Varianten auf's Brett.
Daraufhin vergaß ich, die nächsten Züge mitzuschreiben. In der Partie kam es zu
einer interessanten Stellung, in der dann Sascha einen Fehler machte, der die
Qualität kostete. Den Rest der Partie verwertete Baramidze sauber und Sascha
verlor. Auch hier gab es Applaus. Hinterher organisierte Alex eine Blitzturnier.
8 nahmen daran teil, darunter ich selbst. Ich konnte es mir nicht nehmen lassen,
zu gewinnen, insbesondere weil ja gewisse Jugendliche schon übermütig werden und
glauben, Cheffe kann nicht Schach spielen. Für einige reicht es noch...
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