Schachtheorie
(Bauernendspiele, Turm gegen Bauer, Wolga-Gambit, Turm gegen Turm + Bauer) |
Heilbronner-Schachverein
(Infos, Bilder, Download, Mattaufgaben, Partien) |
Gronk-Award |
Seite 5
Einträge 81-100 von 324 (vom 28. September - 05. Februar '04) |
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Eintrag #81 (vom 28.09.03)
Die neue Saison startete heute. Die Paarung der ersten Runde heiß TSG
Öhringen - Heilbronner SV. Leider mussten wir auf 2 starke Spieler verzichten,
was gegen Öhringen happig ist, sind die doch vorne bärenstark. Aber erst mussten
wir mal hin. Vor 2 Jahren spielten wir auch auswärts gegen die Öhringer, aber
glaubt ihr, ich hätte mich noch an den Weg erinnert? Ich saß bei Ralf vorne im
Wagen und wir hatten gerade angehalten um den Navi einzuschalten, als Jürgen an
die Scheibe klopfte und meinte, er kenne den Weg. Gut, wir folgten ihm, aber
auch sie bogen einmal falsch ab. Der Fehler wurde nach ein paar 100m bemerkt und
kurz darauf fanden wir auch das Spiellokal der Öhringer. Da Marc auch schon da
war (er war direkt gefahren), konnten wir sofort loslegen. Die Paarungen
lauteten: Menschner-Bauer, Teller-Herold, Wolbert-Straub, Scholz-Lademacher,
Funk-Schmidt, Brosig-Appel, Krämer-Dietrich und Rode-Seiler. An den ersten
beiden Brettern kam Königs-Indisch auf den Tisch, mein Gegner spielte
Nimzo-Indisch. Hierbei war ich nach 7 Zügen am Ende meiner theoretischen
Kenntnisse angelangt. Aber gut, zuhause habe ich dann mal ein Blick ins
Theoriebuch geworfen. War soweit noch okay was ich gespielt habe, ich hätte bloß
auf c5 schlagen sollen. So gelangte Schwarz zu Ausgleich. Ralf hinter mir
probierte es mit Pirc. Alfred und Thomas spielten Sizilianisch.
Der Gegner von Heinz probierte es mit einem Gambit (Skandinavische Eröffnung) und bei Sascha wurde es
Königsindisch. Anfangs lief alles normal, einzig bei Heinz sah ich einen Vorteil, da
der Gegner für den Bauern Null Kompensation hatte. Und als im Laufe des Spiels
immer mehr Figuren abgetauscht wurde, dachte ich, das Endspiel sollte gewonnen
sein. Heinz müsste nur am Damenflügel seine Bauernmehrheit ausnutzen, um einen
Freibauer zu bilden. Mein Gegner spielte etwas voreilig und plötzlich drohte ich
mit einem Bauerngewinn. Für seinen nächsten Zug überlegte er eine halbe Stunde.
Die Zeit nutzte ich, um mir die anderen Stellungen anzusehen und mit Marc über
Diplomacy zu quatschen. Ein Blick auf die anderen Bretter verriet mir nichts
allzu gutes. Ralf gelangte in Bedrängnis, sein König stand quasi entblößt und
Heinz gurkte nur noch herum, vergab die Initiative an den Gegner, der mehrmals
die Chance hatte, den Bauern durch ein Scheinopfer zurück zu gewinnen und Marc
hatte den d6 Bauern eingestellt. Gut er würde 2 Leichtfiguren für den Bauern und
den Turm auf f8 bekommen, aber Weiß hätte einen sehr starken gedeckten Freibauer
auf d6. Und bei mir spielte ich mal wieder zu voreilig. Statt einen Bauern zu
gewinnen, vergaß ich einen Zwischenzug und musste mich im Gegenzug mit einem
Bauernverlust abfinden. Lichtblicke boten mittlerweile Thomas, der einen Bauern
gewonnen hatte und Sascha, der im nächsten Zug einen Bauern gewinnen würde.
Dagegen konnte sein Gegner nichts machen, da aufgrund der glänzenden
Positionierung von Saschas Springer jedes Gegenspiel ins Leere laufen musste.
Bei Alfred ging es hin und her, aber ich schätze auch seine Stellung für leicht
besser ein. Dann verlor Ralf und ich konzentrierte ich mich auf meine Partie.
Steht man schlecht, muss man aktiv spielen oder man wird zusammen geschoben.
Gut, ich aktivierte meine Bauernmehrheit am Damenflügel, um einen Freibauer zu
schaffen. In der Folge gewann ich dann den Bauern zurück und hatte das aktivere
Spiel und durch einen Fehler meines Gegners musste er entweder ein Matt oder
einen Figurenverlust eingestehen, worauf er aufgab. Nun stand es 1:1. Ein Blick
auf Saschas Brett ließ meine Haare (ja, noch habe ich welche!) zu Berge
stehen: Statt den Bauern zu schlagen hatte Sascha den Springer weggezogen und
seinem Gegner ein Gegenspiel gestattet. Später fragte ich ihn, was er sich bei
dem Springerzug gedacht hatte. "Das weiß ich auch nicht mehr so genau. Ich
wollte eigentlich sein Läuferpaar wegtauschen. Aber sobald ich Sf5 gezogen
hatte, ist mir aufgefallen, dass es der falsche Läufer sein würde." Nun denn,
die Partie ging remis aus. Ich analysierte noch draußen auf dem Gang mit Peter
Straub meine Partie. Er gestand, dass er sich auf mich vorbereitet hatte. So was
mache ich schon lange nicht mehr. Man sieht ja, dass es zu nichts führt. (-> An
dieser Stelle sollte jetzt ein breites Grinsen erscheinen <-) Nach 20 Minuten
hatten wir die Stellung genug ausanalysiert. Ich schaute mir drinnen die Lage
an. Dietmar Bauer verleibte sich gerade einen Bauern ein. Huch, ich dachte
schon, dass Marc diesen eingestellt hatte, rechnete ein wenig weiter und sah,
dass er im Gegenzug mit der Dame plötzlich aktiv angreifen konnte, wodurch sich
Dietmar verteidigen musste. So kam es auch und bald darauf endete die Partie
remis. Gut. Jürgen kam langsam in Zeitnot und auch Alfred hatte wie immer die
Zeitnot auf seiner Seite und Heinz wurde langsam zusammengedrückt. Da remisierte
auch Sascha. Und dann ging es Schlag auf Schlag. Thomas gewann, Jürgen verlor
durch einen Zeitnotfehler und kurz darauf warf auch Alfreds das Handtuch. Es
stand 4:3 für uns. Heinz war in einem Doppelturmendspiel gelandet, hatte den
Mehrbauern verloren und hatte aufgrund eines Doppelbauerns auch die schlechtere
Struktur. Es kam zu einem zwingendem Turmtausch, worauf der Gegner von Heinz
remis bot. Der nahm es Gott sei Dank an. Denn wie der entsetzte Armin Bauer
bemerkte, wäre das Bauernendspiel für Schwarz gewonnen gewesen. So gab es ein
4,5:3,5 Sieg und Florian Scholz fragte mich: "Warum müssen wir gegen euch immer
mit 3,5 verlieren?" Kismet
Eintrag #82 (vom 09.10.03)
Und wieder einmal hatte ich mich in Arbeit gestürzt, um am Abend etwas über
das Endspiel Turm gegen Turm + Bauer erzählen zu können. Und es hatte gerade
noch so gelangt, konnte ich den Vortrag erst an diesem Abend fertigstellen. Aber
wie es sich herausstellte, hätte ich nicht hetzen müssen. Unser Spielleiter:
"Ich muss noch einmal nach Hause fahren, ich habe das Demobrett vergessen." Aber
die Zeitverzögerung hatte etwas gutes, die Anzahl der Leute stieg, so dass am
Ende 16 Leute die Ohren spitzen, na ja seien wir korrekt 15: "Wie würdet ihr die
Stellung einschätzen? Remis oder verloren?. Was meinst du Alex?" Dieser, gebannt
auf das Demobrett blickend: "Tut mir leid, aber ich kann gerade nicht zuhören."
Nachdem ich 27 Beispiele gebracht hatte, kam dann zum krönendem Abschluss ein
längeres Abspiel, bei dem die Leute das eben gehörte versuchen konnten, in die
Tat umzusetzen. "Okay, nur ein einziger von euch hat den richtigen Zug
gespielt", erklärte ich schließlich, "Th3!" "und wer war das?" ruft
triumphierend Michael Waldherr von hinten. Und auch Heinz ruft: "Ja, den habe
ich auch gemacht." "Oh Heinz, du hast aber h4 gezogen." Und 10 Minuten später
war der Vortrag zu Ende. Helmut, der die ganze Zeit über eine Nachholpartie der
Stadtmeisterschaft gespielt hatte, meinte später: "Nachdem, was ich so
mitgekriegt habe, scheint es ein guter Vortrag gewesen zu sein." Vielen Dank des
Lobes! Ein weiteres Highlight waren die anschließenden Blitzpartien zwischen
Saygun und Wickenheisser. Saygun spielte so einen Schrott zusammen, das selbst
Heinz seinen Senf abgeben musste. Daraufhin Saygun: "Heinz, du lästerst auch
schon ganz gut, aber die Kapazität von Jochen erreicht du nicht." "Die möchte
ich auch nicht erreichen!" Später blitzte ich noch 2 Partien gegen Saygun (1:1)
und dann bekam Alex mit, dass wir am Sonntag mit 3 Mann Ersatz antreten werden
müssten. "Du musst die Leute motivieren, damit sie auch spielen." "Die Leute
haben beruflich zu tun, und gerade der Herbst ist eine Zeit, wo in vielen
Branchen noch mal kräftig was los ist." "Ja, aber nicht alle sind beruflich
verhindert. Einige sind im Urlaub. Dabei wissen die doch schon im voraus, wann
die Spieltermine sind und könnten ihren Urlaub entsprechend legen. Du müsstest
mal ein Machtwort sprechen!" Saygun: "Wie Gerhard Schröder. Ich trete zurück!"
Nach einer Lachssalve fügte er hinzu: "Nee, das geht nicht. Wenn Christian das
sagt, rufen alle: JA!" Ach ja, so war das an diesem Abend. nach einem kurzem
Aufräumen und Saubermachen gingen wir nach Hause. Was hätte ich es vergessen,
den Vortrag kann man sich natürlich schon hier online anschauen. Einfach oben
auf den Link klicken.
Eintrag #83 (vom 12.10.03)
Erstes Heimspiel in der Saison. Gegen Schwäbisch Hall den Mannschaftskampf
zu bestreiten mit 3 Mann Ersatz würde keine leichte Aufgabe werden. Saygun
drückte sich mal wieder erfolgreich. Wie sagte er noch: "Bestimmt gibst du mir
die Schuld, wenn ihr verliert." Der Mann ist unter die Propheten gegangen! Wir
haben tatsächlich mit 2,5 : 5,5 verloren. Wie das passiert ist, will ich hier
erzählen. So geschah es, dass ich früh am Sonntag morgen beim Bretter aufbauen
schon die ersten Gäste aus Hall begrüßte. Unsere Leute waren nicht ganz so
pünktlich, zumindest Richard ließ auf sich warten. Ich denke, die drei Minuten,
die auf seiner Uhr schon verstrichen waren, als er endlich ankam, waren wichtig.
Man kann es wohl nicht anders beschreiben, wenn man im 38. Zug per
Zeitüberschreitung verliert, in einer Stellung, in der die Waage sich gerade
deutlich zu seinem Gunsten sich geneigt hatte. Aber das sollte wie gesagt erst
in knapp 4 Stunden geschehen. Vorher passierte noch viel mehr. Zum Beispiel,
dass Karl-Heinz schon nach 35 Minuten einen Turm einstellte! Das konnte nicht
mehr gut werden und ich dachte noch, dass dies für die Mannschaft moralisch
nicht gerade gut wäre. An den anderen Brettern stand es noch ausgeglichen. Nur
Julian stand leicht besser. Bei mir auf dem Brett kam die gleiche Eröffnung, wie
sie schon Eugen bei der letzten Stadtmeisterschaft gegen mich gespielt hatte. So
war mir zumindest das Prinzip klar, wie man gegen diese Stellung spielen sollte.
Trotzdem musste ich viel Denkarbeit reinstecken und kam kaum dazu, mir die
anderen Bretter anzuschauen. Etwas später kam ich dazu einen Blick auf die
anderen Stellungen zu werfen. Richard stand unter Druck, verteidigte sich sehr
schön, wenn gleich auch langsam. Der Hinweis, auf seine Zeit Acht zu geben
erfolgte und Richard nickte. Aber am Ende fiel wie gesagt das Blättchen und das
wie gesagt zu einem Zeitpunkt, wo die Stellung für Richard positionell gewonnen
war. Bei Marc stand es remislich und es war auch nicht abzusehen, dass es anders
ausgehen würde. Bei Alfred sah es auch nicht gewonnen aus. Thomas schlug auch
diesen Weg ein. Heinz stand schlechter, Karl-Heinz hatte inzwischen aufgegeben
und bei Julian zeichnete sich ein Sieg ab. Mittlerweile kamen auch ein paar
Kibitze, wie Alex, Helmut und Michael. Aber auch die zahlenmäßige Überlegenheit
nutzte nichts mehr. Ich hatte inzwischen eine kritische Stellung erreicht. Ich
hatte die Wahl, den b2-Bauern zu schlagen, was mit meinem gedeckten Bauern auf
b3 ein massiven Vorteil darstellte, wenn es zum Endspiel kommen sollte, oder den
auf c4 zu schlagen nebst Damentausch, was seinen Angriff auf meinen Königsflügel
sofort zum Endstand bringen würde. Ich entschloss mich für letzteres, was ein
Fehler war. Denn ich musste ja, so wie die anderen standen, auf Gewinn spielen
und da wäre die erste Variante besser gewesen. So war nur ein remis drin, dass
ich auch noch ausschlug und plötzlich murkste ich nur noch rum und übersah
mehrere Sachen hintereinander und verlor. Das war's dann. Richard verlor auf
Zeit, Marc remis, Alfred und Thomas remis, Julian gewann und der Rest verlor. So
endete der Kampf. Marc und ich diskutierten noch ein wenig mit Alex herum, was
die Anzahl der Brezel in der Packung anging und bewiesen ihm dann, dass doch 100
drin sein müssten, indem wir ein Mars und 5 Brezel auf einem Pappbrett
ausbalancierend und aufgrund des Abstandes des Schwerpunktes von den beiden grob
überschlagen konnten, was eine Brezel wiegen musste und damit die Anzahl derer
in der Packung bestimmen konnten. Das war angewandte Physik wie im Lehrbuch und
Marc und ich haben uns köstlich amüsiert.
Eintrag #84 (vom 16.10.03)
Stadtmeisterschaft. Da ich selber nicht mitspielte, kam ich später und fand
keinen Parkplatz. Also noch einmal rückwärts raus fahren (drehen war unmöglich)
und in der Nähe eine Parkmöglichkeit gesucht. So musste ich ein paar Meter
gehen. Vor dem Eingang stand Peter. "Hallo, Christian", sagte er, "weißt du, ich
habe da einen Auftrag..." "Von Jochen?!" unterbrach ich ihn, mir den Rest
vorstellen könnend. "Ja, ich soll dich etwas ärgern." "Netter Versuch, aber da
hast du keine Chance." "Ich weiß, ich wollte es auch nur probiert haben." "Gut,
wenn ich Jochen das nächste Mal treffe, sage ich ihm, dass du dich redlich
bemüht hast. Immerhin waren es 2-3 Sekunden." Dan machte ich mich auf den Weg
ins Innere, war es doch draußen etwas kühl. Drinnen war es stockvoll. Leise
begrüßte ich diesen und jenen und Helmut stand sogar auf, um mich zu begrüßen.
Leute, nehmt euch ein Beispiel! Die Partien waren interessant. Am ersten Brett
spielten Günter Kamm und Wilfried Adam. Mal hatte der eine Vorteil, mal der
andere. Aber wie ums verrecken, gaben sie jedes Mal diesen aus der Hand. Am
zweiten Brett versuchte Sascha mittels seinem geliebtem Sizilianer gegen Heinz
zu dominieren. Aber Heinz spielte sehr gut und konnte die Angriffsversuche von
Sascha am Damenflügel abwehren, wodurch er positionell besser stand. Die anderen
Partien verfolgte ich nicht so intensiv. Aber als Helmut (als einer der ersten)
gewann, gratulierte ich ihm zur Tabellenführung. "Verarschen kann ich mich
selber", meinte er trocken. Wieso verarschen, ein Blick auf die aktualisierte
Tabelle hätte gezeigt, dass ich die Wahrheit sagte. Es ist nur ein von Jochen in
die Welt gesetztes böses Gerücht, dass ich ständig die Leute zu verarschen
versuche. Okay, bei Mister Schröder ist das der Fall. Aber das muss so
sein, da würde mir auch Saygun zustimmen. Deshalb rief ich, als Peter ging, ihm
noch hinterher: "Peter, ich hätte da einen kleinen Auftrag für dich! Teile
Andreas mit, er soll Jochen ärgern!" Drinnen war auch Julian anwesend, der einen
Freund mitgebracht hatte und ihn in die Kunst des Schachspielens einführte. Da
schaute ich eine Weile zu und half dann auch mit. Später setzten wir ihn gegen
Jens ins Feld, mit dem er ein paar Partien spielte. Mittlerweile endete eine
Partie nach der anderen, nur an den beiden Spitzenbrettern wurde noch gespielt.
Ja, und dann hörte ich Günter Kamm fluchen. Kurz ein Blick auf das Brett. Jetzt
hatte er seinen Vorteil aus der Hand gegeben und das Remis war unausweichlich.
Daneben geriet Heinz in Zeitnot und stellte die Dame in einer hochtaktischen
Stellung ein. Ein Glück für Sascha, der damit seinen Platz festigen konnte. Wir
analysierten die Stellung noch ein wenig und dann wurde es auch für mich Zeit
aufzubrechen. Mein Tipp ist, dass Günter, Sascha und Wilfried die ersten drei
Plätze belegen.
Eintrag #85 (vom 23.10.03)
Liebes Tagebuch, auch heute ging ich wieder in den Verein. Kurz mit ein paar
Leuten labbern, Saygun ein paar Sachen in die Hand drücken und dann ab nach
Hause ins Bett. So stellte ich mir das vor. Zwanzig nach acht kam ich an, lag
auch daran, dass kein Parkplatz mehr frei war und ich weiter weg parken musste.
Ich hatte daher erwartet, dass das angesetzte Schnellturnier schon gestartet
war. Es kam also überraschend, dass Alex mich bei meinem Anblick sofort fragte:
"Willst du noch mitspielen? Du wärst der allerletzte, der noch teilnehmen kann."
Wollte ich da wirklich? Eigentlich war ich groggy und während ich noch so
überlegte, ergänzte Alex: "Mit dir wären wir eine gerade Teilnehmeranzahl." Ich
seufzte, was tut man doch nicht alles. Also gut, auf zu 7 Runden à 15 Minuten.
1. Runde: Mit Schwarz gegen Wächter - Französisch - kam gut raus, und machte den
zweiten Zug vor dem ersten. verlor einen Bauern und wir kamen in eine
Remisstellung. Er zog hin und her. Klar, er war auf ein remis aus. Was soll's
sagte ich mir, entweder hopp oder top. Es endete in einem Hopp.
2. Runde: Weiß gegen Koelle - Damengambit - Kam schlechter raus, aber im
Gegenzug zog er Sf6-g4, was ich mit Dh7# erwiderte. war schnell vorbei.
3. Runde: Mit Schwarz gegen Jens Weiß - wieder Französisch. Diesmal misshandelte
ich die Eröffnung und statt meinen Bauern auf g7 mittels Kf8 oder g6 zu decken,
sagte ich: "Was soll's - 0-0." Gut nach Lxh7+ Kxh7 Dh5+ Kg8 Sg5 war es aus. Aber
als guter Verlierer ließ ich mich natürlich Matt setzen.
Intermezzo: Unser Jens, Helmut und Michael blitzten am Nachbartisch. Gerade
hatte Helmut eine Partie gegen Jens verloren. "Mann, ist der schon gut
geworden." Ich: "Auf, spielen wir Tandem!" Helmut: "Spielst du nicht beim Turnier
mit?" "Ja, aber für eine Runde reicht es." "Nee, ohne mich." Jens: "Ich wäre für
Tandem." "Siehst du, Helmut. Jens will auch Tandem spielen, Michael macht
sowieso alles, was man ihm sagt und mit dir sind wir 4 Mann." "Du kannst auch
mit Christian spielen", warf Jens ein. das überzeugte ihn. Ich bekam meine
Springer, die Jens nicht hätte geben sollen und bald darauf musste Michael seine
Zeit laufen lassen. Dumm war nur, dass er 2,5 Minuten auf der Uhr hatte, Helmut
gerade mal eine Minute. Und schnell spielen ist nur was für Jochen, der hätte
auch mit einer Dame weniger es fertig gebracht. Aber so reklamierte Jens
irgendwann mal das gefallene Blättchen.
4. Runde: Wilhelm Filker - Vene, vede, vici.
5. Runde: Mit Weiß gegen Heinz - Grünfeld-Indisch. Überspielte Heinz glatt und
gewann Figur und Bauern und am Ende die Partie.
6. Runde: Karl-Heinz Weyhing - Wolga-Gambit. b3 zu spielen ist meistens keine
gute Idee. Vor allem, wenn der Läufer nach bxc4 bxc4 ungedeckt auf b2 steht und man als
Schwarzer die offene Linien hat. Nach ungefähr 14 Zügen kam dann die Aufgabe
wegen Figurenverlust.
7. Runde: Mit Schwarz gegen Wilfried Adam. Interessantes Endspiel. Mit einem
Mehrturm gegen zig Freibauern zu kämpfen ist knifflig. Theoretisch war es
einfach gewonnen, aber nach ein paar schwachen Zügen hatte Wilfried theoretisch
wieder einen Gewinnzug drin, den er ausließ und danach war es nur noch eine
Sache der Technik.
Somit hatte Wilfried die Führung verspielt und wurde nur noch zweiter. Und wer
hat's gewonnen? Wickenheisser, der es selbst auch noch nicht fassen konnte. Um mit
Helmuts Worten zu reden - (Fingerfehler? Nein, sondern "Mann, ist der schon gut
geworden.") - muss man ihm Respekt zollen.
Ansonsten war an dem Abend noch Andreas Warsitz da, der mich auf die Karlsruher
Spieletage aufmerksam gemacht hat. Vielleicht werde ich mit Marc dort hingegen.
Mal schauen. Und damit endet dieser Eintrag in meinem Schachtagebuch.
Eintrag #86 (vom 31.10.03)
In der Nacht vor Allerheiligen
wenn die Herbstnebel den Tag verschleiern
und die Dunkelheit das Land regiert
erheben sich zielstrebig und unaufhaltsam,
aus alten Grüften, Gräbern und Löchern
die verdammten Geschöpfe der Finsternis
um die Nacht der Nächte zu feiern:
Halloween
Oder kurz gesagt, Jochen kam aus Karlsruhe zum Halloween-Turnier. Für mich hieß es zum zweiten Mal, sich für 12h die Nacht um die Ohren zu schlagen, um in endlosen Blitzpartien die Nacht Nacht sein zu lassen. Ich selbst kam direkt von Berlin ohne Unterbrechung zum Verein. Damit hätte ich garantiert den Preis für die weiteste Anfahrt gewonnen, noch vor Daniel
Kruck, der aus Bayreuth kam, wenn es denn einen gegeben hätte. Mit 25 Verrückten war das Turnier quantitativ fast genauso besetzt, wie letztes Jahr. Nur gab es wenig Konkurrenz oben: Neben Daniel, Jochen, Saygun und Julian gab es keine starken Blitzer im Feld. Zumindest keine die ich kannte. Das ein kleines 13-jähriges Mädchen (Fotini, genannt Tina) später Julian versenkte, Jochen
jedes Mal schlecht aussehen ließ und selbst mich in einer Partie in ein verlorenes Endspiel brachte (dass ich noch gewann), zeigte wieder einmal nur zu deutlich, dass man niemanden unterschätzen darf. Vom Modus her sollte ein
Dreifach-Rundensystem gespielt werden, jeder gegen jeden. Die erste Partie startete mit ein wenig Verspätung nach halb Neun. Zu Beginn erklärte Alex noch: "Turnierleiter und Schiedsrichter bin ich. Bei Reklamationen und Protestfällen entscheide ich in erster und letzte Instanz!" "Das ist die Macht des kleinen Mannes", meinte ich spöttelnd zu Saygun der ebenfalls grinste. Dann ging es los. Die erste Runde war ein glatter Sieg. Es gab nur ein Problem bei der Ergebnismeldung, da Alex ständig mit dem Notebook von einer Seite zur anderen wanderte. Das veranlasste Michael zur Frage: "Warum trägst du den Laptop immer von einer Seite zur anderen?" Darauf wusste Alex keine Antwort, ich aber schon: "Weil Alex schon immer gerne eine tragende Rolle haben wollte."
Haha. Dann ging es zur zweiten Runde. Unser Spielleiter: "Alle nach rechts rutschen!" Kaum saßen alle: "Ah,
Stopp. Alle müssen nach links rutschen." Yoh, macht das Leben Spaß! Spaßig wurde es auch, als bald Fritz eintraf und er allen einen schönen Abend wünschte. Jochen, ohne aufzublicken, in bester Nelson-Manier: "Haha!" Fritz: "Haha, Jochen." Jochen: "Ich wollte auch mal was gesagt haben." Zu dem Zeitpunkt holte ich mir einen
Schreibblock aus dem Auto und fing das wunderschöne Material, das sich für mein Schachtagebuch ergab,
niederzuschreiben. Erstaunlich, wie viele Leute plötzlich bemüht waren einen Blick auf meine Notizen zu werfen.
Nur Saygun meinte lässig: "Sammelst mal wieder eifrig Material für dein Tagebuch?" "Klar, aber von dir fehlt noch was. Lass mal einen dummen Spruch los." Jochen: "Sag' irgendwas,
Saygun - es ist eh alles dumm, was rauskommt." Eigentlich musste Saygun nichts mehr sagen, die Partie die er spielte war beredsam genug. So schlecht zu spielen und dann doch noch zu gewinnen ist eine Gronk-Nominierung für den größten Schachdusel wert. Die erste Runde war nach ca. 4 Stunden zu Ende. Mit nur einem Remis gegen Jochen, hatte ich alles gewonnen und führte mit 2,5 Punkten Vorsprung vor Daniel die Tabelle an. Aber mit dem Müdigkeitslevel, den ich inzwischen erreicht hatte, war das noch alles andere als klar. In der kurzen Pause zwischen den Runden versuchte ich mich fit zu halten, indem ich mit Jochen "Tanzt das Brot" aufs Parkett legte. Julian blickte nur fassungslos in unsere Richtung. "Du kennst 'tanzt das Brot' nicht?" fragte ich ihn. "Ich bin mir nicht mal sicher, dass ich es überhaupt kennen lernen möchte." "Julian, dann hast du echt eine Bildungslücke!" Dann fing die zweite Runde an. Die spielte ich schlechter. Ich verlor eine Partie! Alex brach in einen Jubelschrei aus: "Ja!" Wenigstens war er zu hören. Das war ja ganz anders als die erste Reklamation stattfand. Ahmet (wer denn sonst?) reklamierte. Darauf kann man sich verlassen, wenn irgend jemand irgend etwas reklamiert, kann es nur Ahmet sein. Und als dieser Fall auftrat, war von der ersten und letzten Instanz weit und breit nichts zu sehen. "Immer wenn man ihn braucht, ist er nicht da", bemerkte Jochen(?). Irgendwann um diesen Dreh ereignete
sich auch noch die berühmte Klo-Story. Jochen kommt zu einer Runde etwas später und erzählt: "Ich saß da auf dem Klo, als ich Schritte hörte, die sich näherten. Jemand legt den Schalter um, um das Licht anzumachen. Aber da es schon an war, ging es aus. Derjenige, der rein wollte, rüttelte an die Tür. Sie ging nicht auf, da ich sie zugesperrte hatte. Nach einem kurzen weiteren Rütteln ging der jemand weg und ich saß da nun alleine im Dunkeln auf dem Klo." Welch ein Glück, dass Jochen auch im Dunkeln seinen Arsch finden (und abwischen) kann. Insgesamt ging die zweite Runde schneller als die letzte. Am Ende der Runde hatte ich meinen Vorsprung auf 4,5 Punkte ausgebaut. Daniel Kruck verabschiedete sich, er hielt es nicht mehr durch. Schade, er lag auf dem zweitem Platz und hätte den sicher auch gehalten. Glück für Saygun, der ständig auf Platz 6 rumgurkte und das schon seit 30 Partien. "Ich kann spielen wie ich will, ich komm einfach nicht weg von diesem Platz", meinte er. "Wie wäre es, wenn du mal gegen die vorderen gewinnen würdest?" fragte ich. "Ich versuch'
es ja." Gut, durch den Wegfall von Daniel würde er auf Platz 5 landen und damit noch einen Pokal bekommen. Vor ihm waren (von Kruck abgesehen, der in der Endwertung noch 8. wurde): Daniel Häußler (3), Jochen (2), Julian (4) und ich. Jochen hatte sich hier auf Platz 2 vorgeschoben. Häußler, der in beiden Partien gegen mich schon in der Eröffnung Figuren einstellte, verzweifelte schier ob seiner desolaten Leistung gegen mich: "ich spiel nicht wirklich so. Das täuscht!" Um mit Nelson zu sprechen: 'Ha-ha!' Dritte und letzte Runde. Alex: "Kontrolliert noch mal, ob alle Uhren aufgezogen sind." Julian: "Und schaut genau auf die Uhr, wenn ihr gegen Ahmet spielt." Großes Gelächter. Ahmet hatte gegen Julian in der Partie die Uhr gestellt und sich 6 Minuten und Julian 4,5 Minuten eingestellt. Dann hatte er die Uhr hingestellt, nochmal in die Hand genommen und Julians Zeit auf 4 Minuten gesetzt. In der letzten Runde machte sich meine Müdigkeit immer mehr bemerkbar. Immer unverfrorener gähnte ich. Peter Lörencz sagte: "Du schläfst ja schon." Sein Sohn
Benjamin, gegen den ich gerade blitzte: "Der besiegt seine Gegner auch im Schlaf." Gut, für die meisten reichte es, aber die Schnelligkeit litt. So verlor ich gegen Saygun meine zweite Blitzpartie, weil mein Blättchen fiel. Ein Remis gab ich auch noch ab. Mit 68 aus 71 Punkten war die Ausbeute grandios. Jochen wurde Zweiter mit 61,5 Punkten. Saygun Dritter mit 60,5 vor Julian und Häußer, der schon wieder nach 8 Zügen eine Figur verlor. "Schon wieder einen Springer eingestellt!" schimpfte er. "Wenigstens das kannst du", grinste Jochen. Dann gab es die Siegerehrung und das Frühstück wurde aufgebaut. Gesättigt fuhr ich nach Hause, wo ich um 11:30 Uhr ins Bett fiel und um halb 6 aufstand. Wir hatten ja noch ein
Spielabend geplant (siehe Ankedoten Roborally)
Eintrag #87 (vom 02.11.03)
Mannschaftskampf 3. Runde. Gegen Bad Wimpfen, den bisherigen Tabellenführer musste ein Sieg her. Die Aussichten waren gut, waren wir doch fast komplett. Nur Thomas fehlte, er war im Urlaub.
Die Partien verliefen anfangs normal. Gegen Jürgen spielte Philipp Huber
Altindisch, Richard hat mit Pirc meistens sich gleichende Aufbauten, in denen er
sich sehr gut auskennt. Marc spielte Königsindisch gegen Ditter. Und Ferdinand
Lang zog gegen mich 1.e4. Meistens spiele ich ...e6 und nach 2.d4 d5 3.exd5 exd5
4.Ld3 Ld6 kam 5.Dh5. Mist in der Variante kannte ich mich bisher nicht aus. Ich
wusste nur, dass bei dem auf der Hand liegendem Zug Sf6, Dh4 folgt und Weiß das
aktivere Spiel hat. Egal, Entwicklung kann nicht schaden und ich dachte mir,
falls es möglich ist, die große Rochade zu machen. An Brett 5 kämpfte
Hans-Henrik mit den Tücken der englischen Eröffnung. Ralf bekam es mit Alexander
Probst zu tun und gedachte mit Sizilianisch diesen zu bekämpfen (tut es ein
Holzknüppel nicht auch?, grins). Alfred musste als Weißer gegen Behar antreten,
der wie ich mittels Französisch sein Glück versuchte und unser Ersatzmann Sascha
spielte auf 1.e4 wie üblich c5. Erwähnt ich schon, dass ich mich in der Variante
nicht so auskannte. Ich stellte fest, dass diese hoch taktisch ist. Ferdinand
der Fuchs kannte sich darin aus und so kam es, dass ich in der Eröffnung mehr
Zeit verbrat als er. Nach 1,5 Stunden fand ich Zeit, mir wieder die anderen
Partien genauer anzuschauen. Jürgen, der stand positionell leicht besser;
Richard hatte deutliche Vorteile; Marc stand auch nicht schlecht, Hans-Henrik
nicht so gut, Ralf eigentlich auch nicht, aber just in dem Moment, indem ich
zuschaute, machte Alexander ein paar schwache Züge und Ralf konnte ihm einen
netten Doppelbauer verpassen und gleichzeitig seinen schwachen Bauern auf d4
entlasten; Alfred stand auf Verlust und Sascha noch ausgeglichen. Ferdinand
spielte gegen mich weiter konzentriert, er ließ sich vorerst auf keine
taktischen Spielchen ein und ich musste sehr genau spielen, um nicht die Dame zu
verlieren, die sich weit in Feindesland herein gewagt hatte. Trotzdem geriet ich
immer mehr in die Defensive und an seiner Stelle hätte ich zwei Figuren
getauscht und konsequent weiter Druck gemacht. Er wartete damit, bis er seine
Figuren alle zum Angriff aufgebaut hatte. Das gab mir Gelegenheit, eine kleine
Falle aufzustellen. Wie erwartet zog er Se7+ Kb8 Sxd5 cxd5 Sxd5. Jetzt war meine
Dame auf c7 angegriffen, die aber unbedingt den Turm auf d8 decken musste, der
von Dh5 beliebäugelt wurde. Nach ...Da5 b4 hatte Ferdinand den Zwischenzug g5
nicht gesehen. "Jetzt brennt das Brett", sagte ich zu Richard, als ich à tempo
den Zug gespielt hatte und Ferdinand am Brett alleine ließ, der sich nun einige
Varianten durch den Kopf gehen lassen musste. "Meine Partien, die ich gegen
Ferdinand gespielt habe, haben immer zu den interessantesten gehört", pflichtete
mir Richard bei. "Positionell und taktisch Finessen hat es immer gegeben." Ich
wartete, welche Finessen er noch auspacken würde. Klar, er würde die Figur für 2
Bauern geben müssen. Die Frage war, behielt er die Damen auf dem Brett oder
nicht. Im letzteren Fall, würde er eine schlechte Bauernstruktur erhalten, im
ersten würde er noch seinen Angriff beibehalten. Variante eins kam aufs Brett,
aber nachdem ich durch einen zweiten taktischen kniff noch den wichtigen Bauern
auf e3 eroberte, Figuren abtauschen konnte war die Partei für ihn nicht mehr zu
halten und er gab auf. Gut, Alfred hatte auch verloren. es stand 1:1. Jürgen
hatte seinen positionellen Vorteil durch einen einzigen Zug verspielt und stand
jetzt leicht im Nachteil. Bei Richard standen die Zeichen schon auf Gewinn. Marc
ausgeglichen, Hans-Henrik mit Nachteilen. Zwischen Alexander und Ralf wurden
taktische Schläge ausgetauscht, aber wenn keiner einen Fehler machte, sollte es
Remis werden und Sascha gewann durch ein schönes Manöver einen Bauern, tauschte
dann zwingend alle Figuren bis auf einen Turm, mit dem er zwingend einen
weiteren Bauern eroberte. Das Turmendspiel mit zwei Mehrbauern musste gewonnen
sein. Richard siegte und es stand 2:1. Bald darauf verlor Alexander gegen Ralf
eine Figur und es stand 3:1 für uns. Jürgen indes verlor durch einen
Doppelangriff zwei wichtige Bauern am Königsflügel und es war klar, dass Philipp
sich diesen Vorteil nicht mehr von der Hand nehmen ließ. Eigentlich müsste Marc
nur noch remis spielen und Sascha gewinnen und wir hatten unser Ziel erreicht.
Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Statt seinen a-Bauer
nach a2 zu ziehen, zog Sascha mit seinem König hin und her und war konsterniert,
als sein Gegner überaus glücksselig eine dreimalige Stellungswiederholung
reklamierte. Remis! "Nein, ich kann mich umbringen", stöhnte Sascha. Ja, ich ihn
auch. Jetzt hing alles von Marc und Hans-Henrik ab. Bei Marc sah es sehr
remislich aus, beide hatten Turm, Leichtfigur und 5 Bauern auf dem Brett. Ich
ging in den Nebenraum, wo Boso gerade mit Ferdinand meine Partie analysierte.
Ich gesellte mich zu ihnen und nach einer viertel Stunde schaute ich rüber.
Hans-Henrik hatte remis gespielt, sehr schön und Marc - oh Schreck, er hatte
seinen Springer verloren. Nun hieß es Turm + 3 vereinzelte Bauern (von denen
einer bald fallen würde, die beiden anderen waren Randbauern gegen Turm +
Läufer. Theoretisch kann man das Endspiel Turm gegen Turm und Läufer remis
halten, wenngleich es praktisch sehr schwierig ist. Mit den Bauern sollte es
einfacher sein. Und jetzt ging der Kampf los. Beide kosteten ihre Bedenkzeit
voll aus. Eine Bedenkzeit, die eigentlich so nicht stimmen konnte, denn entweder
waren die Uhren falsch gestellt gewesen oder sie liefen deutlich langsamer als
die anderen Uhren. Wie kann es sein, dass die Zeitkontrolle um 14:00 Uhr
stattfand, wenn um 9:00 Uhr die Partien gestartet wurden? Gut, die Uhren wurden
ausgetauscht und die beiden spielten weiter, und weiter... Im Nebenraum blitzte
ich mit Boso 2 Partien und dann noch mit Alex 3 weitere. Eine vierte wollte Alex
nicht mehr spielen: "Ich fühle heute keine Macht in mir!", sagte er grinsend
nach der dritten Niederlage. Und die Niederlage von Marc bekam ich dann auch
noch mit. Mist nur ein 4:4. Da hatten die Wimpfener viel Glück gehabt. Vor
allem, wenn man bedenkt, dass Ditter vorher Marc mal ein Remis angeboten hatte,
dass dieser mitbekommen hatte!
Eintrag #88 (vom 03.11.03)
Einen Moment, werdet ihr sagen, der 3.11 ist doch ein Montag. Da hat der Heilbronner Schachverein keinen Spielabend. Richtig, ich war bei einem anderen Verein. Und zwar in Berlin, wo ich die Woche bei Siemens tätig war. Aus dem Internet suchte ich nach Vereinen in der Nähe und siehe da, einer war gerade 10 Minuten zu Fuß entfernt: Die SGr. Siemens (Schachgruppe Siemens). Und er hatte Montags Spieltag. Der Spielraum war laut Angabe der Homepage im Verwaltungsgebäude, Block D, Zimmer 1042 oder so. Man solle sich doch beim Pförtner melden stand noch dabei. Gut, gesagt getan. Manchmal frage ich mich, ob es bei der Einstellung von Hausmeistern und Pförtnern einen Freundlichkeits- respektive Idiotentest gibt, bei dem sie versagen müssen:
"Guten Abend. Ich möchte zum Schachverein und laut Angaben auf der Homepage, soll man sich beim Pförtner melden."
"Und?"
"Ja, hier bin ich also."
"Und was soll ich machen?"
"Nun, mir zum Beispiel mitteilen, ob die heute Abend Schach spielen und wie ich hinkomme."
"Das soll ich machen?"
"So steht es im Internet drin."
Er wirft mir einen missmutigen Blick zu.
"Wenn sie mir sagen, wen sie sprechen wollen, rufe ich an."
"Ich kenne niemanden. Ich bin zum ersten Mal hier. Ich habe die Adresse aus dem Internet und wollte zum Schach spielen vorbeikommen."
Grummelnd schnappt sich der Pförtner eine Liste und sucht eine Telefonnummer und ruft an: "Ja, ich habe hier jemanden, der zum Schach möchte. Jemand muss ihn abholen... hallo?... ich habe hier jemanden der zum Schach möchte... hallo." "Das ist mir zu blöde", sagte er und legte auf. Zu mir gewandt. "Warten sie hier und wenn niemand kommt, gehen sie nach Hause."
Sapperlot, da kommt Freude auf. Aber zum Glück erschien bald darauf ein älterer Mann (den Namen habe ich vergessen), der mich abholte. Zumindest versuchte er dies, wurde aber vom Pförtner erst mal abgefangen:
"Einen Moment, ich hätte da noch zwei Dinge mit ihnen geregelt!"
"Was?"
"Erstens, warum haben sie mir nicht mitgeteilt, dass sie Gäste erwarten. Wieso liegt keine Liste bei mir aus, wo drauf steht, wer alles zum Schach kommt." Wooaaah! dachte ich. Das muss ja ein exklusiver Verein sein, zu dem nicht jeder Zugang hat. Nur geladene Gäste dürfen herein! Oder,... es gibt einen Hellseher im Verein, der dafür sorgt, dass immer eine Liste beim Pförtner aktuell gehalten wird, aber heute gerade im Urlaub war. Die dritte Möglichkeit, dass der gute Mann im Pförtnerhäuschen etwas
begriffsstutzig ist und sich nicht denken kann, dass mal jemand Neuer zum Verein kommen kann wie ich, war ja auch nicht von der Hand zu weisen. Nummer vier wäre die Möglichkeit, dass er es schon weiß, aber einfach eine
schlechte Laune hatte (ließ ihn seine Alte nicht ran?); und er diese, so freizügig wie er ist, mit der ganzen Welt teilen
wollte. Bevor ich aber weiter darüber
nachdenken konnte, klopfte es an der Scheibe. Ein Siemensmensch im Anzug machte mir ein Zeichen. Ich deutete fragend auf den Pförtner. Er nickte. Also drehte ich mich zum Pförtner um, um ihn aus seiner Tirade mit dem Schachmensch zu reißen und auf den Mann aufmerksam machen. Aber der hatte ihn schon erblickt und labberte weiter auf den Schachmensch ein. Wieder klopfte es. Ich drehte mich wieder um und zeigte auf den Pförtner und zuckte mit den Schultern. Nach dem Motto, der weiß es, will aber momentan von seiner Beute nicht ablassen. Da müssen sie warten, bis sie drankommen. Was aber noch dauern konnte. Denn inzwischen war er beim zweiten Punkt angekommen.
"Und dann habe hier hier in der Kontaktliste nur eine Handynummer. Sie wissen genau, dass wir nicht auf einem Handy anrufen dürfen. Da gibt es Vorschriften. Und wenn die Rechnung kommt, wer soll
die Kosten bezahlen? Ich werde auf keinen Fall diese auf mich laufen lassen. Wenn sie mir keine Festnummer geben, geben sie mir eine Kostenübernahme für... blablabla" Ich sah es schon, der Mann war in seinem Element und wider klopfte es. Diesmal ging ich raus. Der Klopfer stand mit seinem Auto an der Schranke und konnte nicht raus, da unsere Pförtner wie gesagt in sein Opfer verbissen war.
"Können sie mich rauslassen", fragte er mich.
"Ich bin nicht der Pförtner."
"Können sie ihm Bescheid geben?"
"Klar - zumindest kann ich es mal versuchen."
Der Versuch schlug fehl, denn unser lieber Pförtner ignorierte mich. Das bekam anscheinend auch der draußen
Wartende mit und sprang kurzerhand über die Absperrung und kam ebenfalls in das Pförtnerhaus herein. Welche Macht schlummert doch in einem Maßanzug. Macht, die auf Pförtner und Hausmeister einen
unheimlichen Eindruck macht. Auf jeden Fall ließ der sein Opfer frei und ich konnte endlich mit
diesem zusammen das Pförtnerhaus verlassen und zum Spiellokal rüber gehen. Da an diesem Abend ein Pokalspiel angesetzt war und die ganzen Erwachsenen da mitspielten, hatte ich niemanden so zum blitzen, hätte es da nicht auch noch eine Gruppe von 5 Jungs gegeben, die im Nebenraum spielten. Nach einem Hallo fragte mich dann einer, ob ich blitzen möchte.
"Klar."
"Haben sie auch eine DWZ?"
"Yoh."
"Und wie groß ist die?"
"So 2000", sagte ich und machte einen Zug.
Ich bemerkte, wie er erstmal schluckte und verbiss mir ein Grinsen. Wie zu erwarten, ging er ein. Danach räumte er das Feld für den Nächsten, der auch mich mit der selben Frage
bombardierte.
"Welche DWZ-Zahl haben sie?"
Auch ihm blieb ich weder Antwort noch Niederlage schuldig. Aber spätestens da hatten alle es mitbekommen. Von der Stärke schätzte ich die meisten zwischen 1200 und 1300 ein, der älteste mochte wohl um die 1600 liegen. Dann wollten sie Tandem spielen - zu sechst.
"Können sie Tandem."
"Klar, sagt mir nur, nach welchen Regeln ihr spielt."
"Bauern dürfen nicht auf die erste oder achte Reihe eingesetzt werden. Es darf nicht mit Matt eingesetzt werden und auch nicht mit Schach."
"Ohne Schach einsetzten?? Na gut, ist mal was Neues. Wie sieht es mit den Bauern aus. Wandeln sie sich um oder laufen sie durch."
"Mit umwandeln."
Es folgten sechs Partien. Von dem einen Spieler abgesehen, konnten die anderen mir nichts entgegensetzen. Ich muss zugeben, ich habe nicht wirklich gut gespielt. Die aber umso schlechter. Und sie haben mir alles geglaubt:
"Mein Gegner kann schon fast die Zeit laufen lassen", bemerkte ich und siehe da, er ließ sie laufen, obwohl er sicherlich noch einige Züge hätte machen können. Andere hingegen mussten wirklich laufen lassen, da sie vor dem Matt standen. Was mir auffiel, war das keiner von ihnen Begriff, wie man spielen muss, wenn Figuren ohne Schacheinsetzen nicht erlaubt ist. Sie versuchten alle ihren König hinter einen Wall von Bauern zu verstecken. Das man eine Figur opfert und dann eine Schwerfigur auf die 8. Reihe setzt, was den König nach vorne treibt, kannten sie nicht. Oder die Idee einen Springer oder Läufer so einzusetzen, dass er eine Linie/Diagonale versperrt dahinter dann die Schachgebende Figur hinpflanzt und abzieht erzeugt auch einen netten Effekt. Wie gesagt, wir spielten so mal sechs Runden. Danach schlug ich mal vor, eine andere Variante zu spielen - mit Schach einsetzen und ohne Umwandlung. "Da macht das Opfern von Figuren erst richtig Sinn", erklärte ich.
"Gut spielen wir es mal so. Auf, nach rechts rotieren!", sagte einer.
"Nein nach links. Ich will nicht gegen ihn spielen! Ich verliere zu schnell!" kam prompt von der anderen Seite der Einwurf. Ich grinste breit.
Los ging's. Junge, war das ein Gemetzel, Tandemtheorie ist wirklich ein Fremdwort in Berlin-Siemenstadt.
Jedes Mal konnte ich ungehindert auf f2 oder f7 reinklopfen und ich überlegte mir wirklich, ob ich nicht einfach mal eine Auszeit nehmen sollte, und ihnen ein wenig grundlegendes Verständnis von Tandem beizubringen. Besonders als ich folgendes Opfer sah: Schwarz setzt als zweiten Zug! einen Bauern auf b5 ein, der prompt von Lf1 geschlagen wird und spielt dann c6, mit der Idee per Tempogewinn den Läufer von b5 zu vertreiben!!! Argh! Aber dann ließ ich es doch sein. Nach insgesamt 12 Spielen hörten wir auf. Die Jungs mussten nach Hause.
"Wenn sie nach Berlin ziehen, müssen sie bei uns in den Verein eintreten", sagte einer noch zum Abschied. Gehen wollte ich demnächst auch. Ich warf noch einen Blick in den Nebenraum, wo die Pokalspiele liefen und wurde vom "Ich werfe mich dem Pförtner zum Fraße vor" - Mann gefragt, ob ich nicht noch ein wenig Lust hätte, ein paar Partien zu blitzen. Gut. Mit einem 6:0 ging's es dann wieder zurück zum Hotel.
Eintrag #89 (vom 13.11.03)
Was gab es? Ach ja, ein langweiliges Schnellturnier mit 20 Minuten
Bedenkzeit. Wenn ich mich richtig erinnere, war der ganze Abend relativ
langweilig. Das einzige Lustige geschah in der 4. Runde vom
Schnellschachturnier, als Koelle Michael Waldherr remis bot. Michael: "Bin ich
zum Schachspielen oder remis schieben hergekommen?" Zum Turnier: 5 Runden
sollten gespielt werden. In Runde 1 kam ich mit Weiß gegen Michael. Nach 1.d4 d5
2.c4 e5 schaute ich Michael an: "Das will ich mir zeigen lassen!" Ich meine, es
ist ja ganz korrekt, wenn Jaro dies gegen mich spielt aber Michael muss mir hier
beweisen, dass er die Theorie beherrscht. Kurz gesagt, nach der Eröffnung hatte
Schwarz keinen Plan mehr und wurde strategisch überspielt. 1:0. Die zweite Runde
war Siegfried Nowikow an der Reihe. Gegen ihn spielte ich wie üblich
Wolga-Gambit, bei dem er normalerweise viel mehr Widerstand leistet, als an
diesem Abend. Schon in der Eröffnung überspielte ich ihn und es hieß 2:0. Runde
3; diesmal hieß mein Gegner Koelle. Anscheinend spielte heute jeder ein Gambit.
Wie Michael in der ersten Runde versuchte er es mit der selben Eröffnung. Aber
das ging gründlich in dies Hose. 3:0. Ja, das Turnier lief gut an. Mit Heinz
Krämer als Gegner rechnete ich schon mit 4:0. Man muss doch gegen Heinz nur auf
Zeit spielen, die Fehler kommen dann automatisch. Für die Statistik:
Holländische Eröffnung. Last but not least, spielte ich gegen Wilfried. 5:0
Eintrag #90,5 (vom 20.11.03)
Eigentlich ist dies nur ein halber Eintrag, war ich doch nur einen halben
Abend da. Vorher war ich in Tamm auf der Sitzung vom Bezirk. Was man dort so
alles mitbekommt, schreit ja gerade dazu ein Buch zu schreiben. Man würde sich
köstlich amüsieren. Aber Dinge, die bei irgendeiner Sitzung geschehen sind
vertraulich zu behandeln und darum lassen wir es. So gegen 22:45 Uhr traf ich
beim Verein ein. Man merkt schon, dass es auf den Winter zu geht. Die
Temperaturen sind Nachts empfindlich kalt und man neigt dazu, die Fenster und
Türen geschlossen zu halten. Wenn aber die Hälfte der Fenster von innen
beschlagen sind, dann kann irgendwas nicht stimmen. Ich ging rein und lief gegen
eine Wand. "Boah, könnt ihr nicht mal ein Fenster aufmachen?" entrüstete
ich mich lauthals. Es ist kein Wunder, dass so wenig Frauen Schach spielen.
Welche Frau hält sich schon gerne freiwillig in einen Raum mit 20 Körper- und
Schweißgeruch verströmenden Männern auf? Auf jeden Fall wurden schuldbewusst
einige Fenster geöffnet (An dieser Stelle ein Applaus an Saygun). Nachdem man
danach halbwegs wieder atmen konnte, schaute ich mir die Partien der vorletzten
Runde der Stadtmeisterschaft an. Spitzenpaarung war natürlich Günter Kamm gegen
Sascha Seiler. He, Sascha kann jetzt einen wichtigen Bauern gewinnen, dachte
ich. Aber anscheinend sind einfache Gewinnzüge nichts für Sascha. Er zog seinen
Springer um Figuren abzutauschen. Der Ausgang würde also noch etwas auf sich
warten lassen. Ich überzeugte Saygun derweil, dass ein paar Blitzpartien nicht
so verkehrt seien. Waren nette Partien. In der zweiten Partie konnte ich durch
ein wunderschönes Turmopfer auf g7 den König Matt setzen. Blöde war nur, dass
zwei Partien später Saygun durch ein analoges Opfer auf g2 auch meinen König
Matt setzen konnte. Und dann tauchte Jens auf, der seine verlorene Partie
analysieren wollte. "Lohnt sich nicht", sagte ich zu Saygun, "die Partie hatte
ich gesehen." Aber Saygun ließ sich nicht abbringen. Die Partei war wirklich
nicht brillant. Jens stand ausgeglichen, bis er eine Qualität für nichts
opferte: keinen Königsangriff, Figurenspiel, oder Freibauer sprang raus.
Natürlich war Wilhelm Filker anderer Meinung: "Gutes Opfer." Zwei Minuten
später: "Das Opfer war an sich nicht schlecht, man hätte es nur vorbereiten
müssen." Saygun demonstrierte ihm in zwei Zügen, dass es dafür keine Zeit
gegeben hätte, da Schwarz dann einfach den Läufer tauschen konnte. Aber so ganz
war er noch nicht überzeugt, er wollte noch weiter analysieren (Wächter lässt
grüßen; he - ich stelle mir gerade vor wie Wilhem I und Wilhelm II eine Partie
gegeneinander spielen und diese hinterher analysieren). Ich verließ daraufhin
den Tisch und schaute mir die Partie von Sascha an. Dort war es zu Turbulenzen
gekommen. Günther hatte eine Figur weniger und mit dem nächsten Zug konnte
Sascha dessen Angriff abwehren und würde mit einer Mehrfigur in ein einfach
gewonnenes Endspiel übergehen. Günter übersah noch, dass er mit Sxe6 einen
Bauern noch im Ausgleich schlagen konnte und gab dann kurz darauf auf. Ein Blick
auf die Tabelle zeigt, dass Sascha Platz 2 sicher hat. gut es gibt noch eine
Nachholpartie, die Wartlick auf einen halben Punkt hinter Sascha bringen kann.
Dann wird die Entscheidung zwischen den beiden in der letzten Runde fallen. Dann
war es auch schon so weit zusammenzuräumen. Ich wischte noch die Tische ab und
wollte gehen. Alex: "Könntest du noch die Tische abwischen?" "Habe ich gerade
gemacht!" "Davon habe ich nichts mitbekommen", meinte er zweifelnd. "Der Lappen
liegt noch da", erwiderte ich. Yoh, und dann folgte ich Saygun und Jens (den
beiden Drückebergern was das Aufräumen betrifft) hinterher in die Nacht und fuhr
nach Hause.
Eintrag #91 (vom 27.11.03)
Eine kleine Preisfrage: Es ist der letzte Donnerstag im Monat. Was steht auf
dem Programm? Monatsblitz? Ja richtig, leider nur etwas zu spät
geantwortet. Etwas schneller und ihr hättet einen tollen Preis gewonnen; einen
Preis für den sogar Bernd das Brot Werbung machen würde: Ein Pseudofrühstück bei
Jochen. Nachdem beim letzten Monatsblitz im Oktober 17 Personen teilnahmen,
rechnete ich mit einem ähnlichen Andrang heute. Aber Schockschwere Not, nur 8
wollten spielen. Alex konnte es gar nicht fassen, dass es so wenige waren. "Das
liegt daran, dass alle gewusst haben, dass ich heute komme und sich gedacht
haben, dass sie keine Chance mehr haben." Da lachte Thomas Heinl laut auf und
meinte: "Wohl eher wegen mir." Okay es wurde doppelrundig gespielt. Gleich in
der ersten Partie zeigte es sich dass ich zu müde war. Denn als Wilhelm Filker
mir sagte, ich hätte gegen Peter einen unmöglichen Zug gemacht, konnte ich mir
nicht mehr die Stellung ins Gedächtnis rufen. Hatte ich Sf2+ nebst Sg4 gezogen
oder Se2+ nebst Sg4. Null Ahnung. Und in der 3. Runde kam ich schon gegen
Thomas. Ich versichte mich zusammenzureißen und siehe da, wir kämpften es bis
zum Schluss aus, remis. Die nächsten zwei Spiele gewann ich ebenfalls und als
ich dann gerade gegen Holger Scherer blitzte hörte ich Fritz am anderen Ende des
Tisches sagen: "Das wäre etwas für Christians Tagebuch." Das muss man mir nicht
zweimal sagen. "Was?" fragte ich zurück. "Thomas hat Benjamin gerade dermaßen
eingeseift, dass es nicht mehr feierlich war. Worauf Benjamin sagte: 'Das ist
nicht mein Niveau!'." Wie heißt es doch immer: Selbsterkenntnis ist der erste
Weg zur Besserung. [Breites Grinsen] In der letzten Runde musste ich nur noch
gegen Wilhelm II antreten. Ich nahm es zu lässig. Quasi schon einen Vorteil
rausgespielt, stellte ich einzügig eine Figur ein. Mist! Aber in der Tabelle
hatte ich noch einen halben Punkt Vorsprung. Die zweite Runde konnte kommen.
Oder doch nicht? "Wollt ihr Pause?", fragte Alex. "Ja, 1 Stunde", antwortet
Thomas wie aus der Pistole geschossen. "Lieber aufhören", meinte ich grinsend.
Wir einigten uns auf 10 Minuten und dann ging es los mit vertauschten Farben.
Im 3. Zug spielte er e5. 'Nanu?', dachte ich, das verliert doch einen Bauern.
'mal schaun, was kommt.' Es kam 4.Se5 Sxe5 5.dxe5 und danach Kxe5. Ich schaute
noch mal genauer hin, nein, er hatte richtig aufgestellt. Ich blickte Peter an,
er mich zurück. "Könntest du deinen König wieder nach e8 zurückstellen?" fragte
ich. Er schaute auf 's Brett und gab auf. "Komm, spielen wir noch eine",
sagte er und ergänzte gleich, "oder nein, ich möchte dich nicht weiter quälen."
Hm, womit? "Mit deinem schlechten Spiel oder was?" Na ja, von schlechtem Spiel
will ich nicht weiter reden. So kam ich übernächste Runde gegen Thomas und
stellte mich mit der französischen Verteidigung so schlecht an, dass ich
wirklich mies aus der Eröffnung herauskam, konnte aber das Spiel noch zu einem
Remis auskämpfen. Der Rest verlief gut, bis ich vorletzte Runde gegen Holger
antrat. Ein Sieg meinerseits hätte mich an die Tabellenspitze katapultiert, aber
ich verlor, womit Holger unangefochten Erster wurde, ich zweiter und Thomas
Dritter. Saygun war mittlerweile auch aufgetaucht und Jens versuchte
neugierig in die Stofftasche hereinzuschauen, die Saygun bei sich trug. "Da ist
nix für dich drin, Jens. Nur Ordner, keine Schokolade. Kusch!" Manchmal muss man
den Stil von Saygun schon bewundern. Seine Schachkünste allerdings weniger. Es
ging darum, die Bretter aufzuräumen. Alle waren schon weg, bis auf uns und Alex,
der am Laptop noch Eingaben zum NJO-Turnier machte (nebenher noch Moskau laufen
ließ). "Komm Saygun, wir setzten uns jetzt an das Brett und blitzen. Der
Verlierer baut das Brett ab und wir wiederholen dies." Beim ersten Spiel gewann
Saygun: "Tolles Spiel, gefällt mir!" Gut, ich baute ab. Das Spiel am zweiten
Brett gewann ich. Saygun: "Blödes Spiel." Sein Kommentar zum dritten Spiel
lautetet: "Dumme Idee!" Der nächste Kommentar von ihm war: "War ne dumme Idee."
Nach dem 5. Spiel reichte ich ihm wortlos grinsend eine leere Schachtel rüber.
"Sehr witzig", meinte er. Im nächstem Spiel verlor er auf Zeit. "Du bist zu
schnell." Gut, dann war es mal wieder an mir ein Spiel aufzuräumen. "Wenigstens
ein zweites!", stöhnte Saygun dankbar. Aber es blieb ja noch eins übrig, das
dann wieder Saygun aufräumen musste. "Jetzt habe ich wieder dazu beigetragen,
dass du selbstzufrieden wieder nach Hause gehen kannst." Wie wahr, liebes
Schachtagebuch.
Eintrag #92 (vom 04.12.03)
Die letzte Runde der Stadtmeisterschaft zog viele Kiebitze an. Kein Wunder,
dass ich zuerst mal draußen aufgehalten wurde und mit ein paar Leuten schwatzte.
So unterhielt ich mich unter anderem mit Wolf. Später noch mal mit Andreas
Warsitz und Saygun über das Nikolaus-Jugend-Open, insbesondere über die
Äußerungen Sven Eidlers im Forum über das NJO. So fand ich es schon ein hartes
Stück, dass er schrieb, er hätte seine Hilfe angeboten, die abgelehnt wurde.
Prinzipiell sei mal die Tatsache hinten an gestellt wie nützlich oder
hinderlich seine Hilfe gewesen wäre; aber man muss schon unterscheiden, ob man
Hilfe im Vorfeld oder erst während der letzten Runde des NJO's anbietet. Ohne
dem Mann zu Nahe treten zu wollen, aber von den ganzen Protestfällen ausgehend,
die in seiner Person als Kreisspielleiter involviert ist und der Art, wie er
dies handhabt, scheint er mehr Probleme zu verursachen, als zu lösen. Aber
lassen wir das und kommen zurück zur Stadtmeisterschaft. Am Spitzenbrett spielte
Sascha gegen Ole Wartlick um den Titel. Ein Remis würde Sascha genügen.
Dementsprechend auf Angriff spielte Ole. Ich stellte mein Malzbier auf den
Stehtisch am Eck und schaute den beiden zu. Plötzlich gab es ein Getöse. Sommer
und Koelle hatten sich an diesen Tisch gestellt und es irgendwie geschafft,
diesen zum Einklappen zu bringen. Mein schönes Malzbier lag auf dem Boden.
Wolfgang hob es auf und stellte es auf den Tisch, der immer noch instabil
herumstand. "Weg da!", rief Alex. "Ich mach' das! Alle weg!" Alle weg? Nur dumm
dass dabei Wolfgang wieder den Tisch umriss und mein Malzbier ein zweites Mal
umwarf. Diesmal floss fast alles raus. Nur ein kleiner Rest blieb noch drin.
Mist. Klarer Fall, dass ich kurze Zeit später mir eine zweite Flasche Karamalz holte.
"Du trinkst das Zeug wohl sehr gerne?", fragte mich Alex. "Bin halt kein
Biertrinker, so wie du", sagte ich auf die Flasche Bier anspielend, die er
vorhin getrunken hatte. "Ich habe heute erst ein Bier getrunken",
protestierte er.
Ja, mit einem Bier fängt das immer an, hehehe. Mittlerweile waren bis auf die
Spitzenpartie alle Partien fertig. Helmut betrachtete die vorläufige Tabelle:
"Mist! Warum spielt der Michael Waldherr so gut? Jetzt hat er mir den
Sonderpreis weggeschnappt." Ich zückte sogleich meinen Stift - das musste ich
mir gleich notieren. Helmut: "Du weißt ja, es gibt da so ein paar Menschen, die
man für ganz wenig Geld anheuern kann, um jemanden mundtot zu machen?" "Och, da
habe ich keine Angst. Ich habe ja keine Feinde." Helmut lacht auf: "Da möchte
ich mal wissen, wie du Feinde definierst." Äh - Sie atmen nicht mehr? nach dem
Notieren wandte ich mich wieder der Tabelle zu. Ein Blick auf den Tabellenstand
zeigte klar, dass weder Helmut noch Michael ein Grund zur Klage hatten. Beide
hatten überragend gespielt: Michael (als 16. gesetzt) wurde 6. und Helmut (21.)
kam auf Platz 10. Niemand anderer hatte in diesem Turnier dermaßen erfolgreich
gespielt (Ach ja, falls irgend jemand irgendjemanden für den Gronk-Award
nominieren möchte, so könnte er doch auch bitte zusätzlich den Sieger des
Halloween-Blitzes für dessen überragende Leistung nominieren... grins).
Mittlerweile zeichnete sich bei Sascha ein düsteres Bild ab. Er hatte den
a-Bauern verloren, was Ole 2 Freibauern verschaffte. Würden die restlichen
Schwerfiguren abgetauscht werden, wäre das Endspiel für Ole gewonnen. Aber das
Spiel wurde noch zäh, denn sollte Sascha mit der Dame zu einem Dauerschach
kommen, wäre die Siegchance für Ole weg. Dann war es soweit, es kam zu einem
Bauernendspiel und Ole opferte den Läufer, um im Gegenzug ein paar Bauern zu
verspeisen und so die Umwandlung seiner Dame sicherstellte. Ein paar Züge später
gab Sascha auf. "Ich habe wie ein Anfänger gespielt!" gab er seinem Frust freien
Lauf. "Du bist immerhin Zweiter geworden. Hätte ich dich nicht zur Teilnahme an
der Stadtmeisterschaft überredet, wärst du nicht da gelandet", sagte Alex. ich:
"Hättest du ihn nicht überredet, wäre er jetzt nicht deprimiert." Glück und Leid
liegen nahe beieinander, so konnte es im Gegenzug Ole nach mehreren Minuten
immer noch nicht fassen, dass er gewonnen hatte. Egon meinte zu mir: "Wenn du
mitgespielt hättest, hättest du jetzt wohl gewonnen." "Ob ich gewonnen hätte,
wäre reine Spekulation." Helmut: "Hätte ich gewonnen, dann hätte ich einen
ausgegeben." "Sogar 2x", meinte ich grinsend. Helmut verstand sofort, worauf ich
hinaus wollte. "Ja, einmal, weil es niemand geglaubt hätte und einmal, weil ich
gewonnen hätte." Und Egon süffisant zu mir: "Du bist ja noch nie Stadtmeister
gewesen. das wäre deine Chance gewesen." Worauf ein gewisser Lord of Finger
Error in Lachen ausbrach. Ja, ja Helmut und der liebe Egon. Egon, der kurze Zeit
später von einem Augenblick zum anderen weg war. Mit weg meine ich geistig weg.
Während wir aufräumten, schlief er auf einem Stuhl ein. Er knickte einfach weg.
Er merkte nicht einmal mehr, wie ihm die Bierflasche aus der Hand entwunden
wurde. Aber wir kriegten ihn noch wach und dann gingen es nach Hause. Helmut zum
Abschied mir nachrufend: "Zum Schachtagebuch sag ich nur: Die Kunst des Weglassens." He, Helmut, das geht nicht.
Hast du nie das Kleingedruckte gelesen? -> Wie in den Statuten
des Internationalen Verbandes der Schriftsteller, Journalisten und Redakteure im
Rahmen der unveräußerlichen Rechte der Pressefreiheit festgelegten, sowie notariell beglaubigten
Direktiven zur Wahrung der Eingangs erwähnten internationalen Rechte der
Presse, Journalisten, Redakteure, als auch die nicht direkt angeschlossen, aber
über den zweiten Paragraphen abgedeckten freien Schriftsteller und
Hobbyschreiber, geschrieben steht, ist jeder oder jede Tätige des gesetzlich
anerkannten Verbandes der Schriftsteller, Journalisten und Redakteure, per se durch
seinen Beitritt verpflichtet, unter Wahrung
der allseits anerkannten, von der UN geprüften und gebilligten Satzung der
freien Meinungsäußerung, als auch durch den in den Statuten definierten Paragraphen
mehrfach niedergelegten Forderungen, der vollständigen Berichtserstattung,
die, sollte sie nicht vollständig sein, sondern unter Weglassung von Inhalten,
die der Allgemeinheit, wie sie im Gesetzestext der internationalen
Rechtssprechung definiert ist, im allgemeinen zu berichten ist, einer
informativen Mitteilung also, die die Allgemeinheit laut Forderung der
Statuten ein recht auf Wissen und Information besitzt, er/sie unter Androhung
eines Ausschlusses des Verbandes nebst möglichen folgenden rechtlichen Schritten
zu erwarten habe, es sei denn, der Urheber des publik gemachten Werkes würde
sich durch hinzufügen dieser Informationen im Rahmen des Strafgesetzbuches
strafbar machen, welches sich aber nicht auf den Verfasser dieses Abschnitts zur
Wahrung der Rechte und Pflichten der freien Journalisten, Schriftsteller und
Redakteure bezieht, der aufgrund der übertragenden Vollmachten keine Gewähr auf
Vollständigkeit der hier niedergeschriebenen Inhalte liefert und daher auch
nicht gesetzlich verklagt werden kann, sollte aufgrund der Unvollständigkeit des
Manifest ein Missbrauch desselben erfolgen, was generell selten auftreten sollte
und daher zu Vernachlässigen ist, ganz im Gegensatz zu der erwähnten Forderungen
der Vollständigkeit und Wahrhaftigkeit eines Berichtes, sofern dieser überhaupt
Vollständig und Wahrhaftig sein kann, da allgemein laut der verbrieften
Unmöglichkeit eines Menschen, alle Fakten und Daten zu kennen, sofern er nicht
zu einem höheren Wesen aufsteigt und damit, obwohl von der Kirche geleugnet
einen Gottstatus - der sich speziell auf die Basisdefinition von Gott ergibt und
in keiner Verbindung zu irgendeiner praktizierender Kirche oder Sekte steht -
erreicht und damit alleine in Anspruch nehmen könnte, einen vollständigen
Bericht zu liefern, der sollte er es nicht sein, aber auch keine Konsequenzen
nach sich ziehen würde, da der Urheber/Verfasser sich aufgrund seines höheren Status außerhalb der in den Statuten des Internationalen Verbandes
festgelegten Pflichten befindet und daher nicht unter die Rechtsprechung
derselben fällt im Gegensatz zu allen anderen Mitgliedern des Internationalen
Verbandes, die sich durch Beitritt zur vollständigen Berichtserstattung
verpflichtet haben. Klicken sie
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Einverständnis zu dieser Vereinbarung zu erklären.
Eintrag # 93 (vom 14.12.03)
Runde 4 war angesagt und mit Kornwestheim 2 (Kornwestheim 1 spielet am
Nachbartisch gegen Öhringen, gegen die müssen wir auch noch spielen) war die
schwächste Mannschaft dieser Verbandsrunde angesagt. Dies müsste,
wenngleich auch nicht unbedingt ein leichter, doch ein deutlicher Sieg werden.
In der Aufstellung: Menschner, Wollrab, Herold, Wolbert, May, Lademacher, Funk
und Wickenheisser waren wir fast in Bestbesetzung. Fast, aber einen Moment? Wo
war Ralf, er wollte direkt fahren und kurz nach 9 immer noch nicht da. Geschwind
rief ich per Handy bei ihm an. "Ich bin gestern Nacht noch krank geworden und
habe Fieber. Ich habe dir aber gestern Abend noch eine Email geschickt." "Nach
elf Uhr wollte ich dich nicht mehr anrufen." "Ralf, bei Notfällen immer anrufen,
notfalls auch Sonntags Morgen, damit ich die Chance habe, noch Ersatz
aufzutreiben." Aber jetzt war es zu spät, wir mussten mit 7 Mann antreten. Nach
einer guten Stunde zeichnete sich schon ein gutes Bild ab: Jürgen hatte leichte
Vorteile, Richard ausgeglichen mit leichten Vorteilen, Marc stand aktiv, mein
Gegner hatte einen Bauern verloren, Hans-Henrik stand schon auf Gewinn, Alfred
fing an, sich sachte Stück für Stück einen Vorteil zu erspielen und Michael
hatte ebenfalls einen Bauern gewonnen, wobei es aber noch nicht gewonnen war.
Eine weitere Stunde später hatte Marc gewonnen. Sein Gegner hatte die Dame
eingestellt. "Das ist mir nach 17 Zügen noch nie passiert. Aber was soll's;
Punkt ist Punkt." Mein Gegner kämpfte noch und hatte aus Verzweiflung eine Figur
gegen 2 Bauern geopfert. Nachdem ich noch die letzte Schwerfigur tauschen
konnte, war der Sieg nicht mehr weit. Michael konnte durch ein hübsches
Scheinopfer des Turmes den Springer schlagen. Würde sein Gegner dies annehmen,
würde durch eine Springergabel der Turm zurück gewonnen werden inklusive eines
weiteren Bauerns, was ein einfaches gewonnenes Endspiel gewesen wäre. Kurz drauf
gewann auch noch Jürgen gegen Nieden, der seinen einzigen Trumpf - einen
Freibauern auf der 2. Reihe nicht halten konnte. Richard sah wie es stand und
bot gleich Remis an, da er mir durchaus zutraute mit Läufer und Springer Matt zu
setzen, sollte ich nicht mindestens 1 Bauern durchbringen können. Hans-Henrik
gewann auch, mein Gegner gab auf und somit war der Sieg unter Dach und Fach. Wie
hoch, würde von Alfred abhängen, der wie immer um jeden Vorteil kämpfte. Es
dauerte noch bis kurz vor halb Zwei, dann hatte auch Alfred seinen Punkt
eingefahren und wir konnten mit 6,5 : 1,5 nach Hause fahren. So früh waren wir
noch nie zurück gewesen.
Eintrag #94 (vom 18.12.03)
Aufgrund des anstehenden Feiertage war dies der letzte Donnerstag in diesem
Monat, an dem wir spielen würden und daher war mal wieder ein Monatsblitz
angesagt. Es gibt so ein paar Kleinigkeiten an denen man merkt, dass der Winter
vor der Tür steht. Zum Beispiel spürt man es überdeutlich, wenn die Heizung den
ganzen Tag nicht an gewesen war. Also ließen wir erst mal die Jacken an um uns
warm zu blitzen, bis die Heizung ihrer Pflicht nachkam, was Gott sei Dank
schnell der Fall war. Derweil versuchte Alex die Teilnehmer in den Laptop zu
hacken: "Oh, jetzt habe ich kein Ladegerät dabei. Der Akku macht schlapp." Für
solche Fälle gibt es ja noch die guten alten Kreuz-Tabellen in Papierform. An
diesem Abend nahmen ein paar Lauffener teil. Alex: "So viele von euch waren ja
noch nie da!" Ich zählte nach: sechs! Das war ja 'ne richtige Invasion. Alex
weiter: "Euch scheint's hier ja richtig zu gefallen." Ich: "Teil dann gleich mal
ein paar Beitrittsformulare aus." Und während Alex dann so die anderen in die
Liste aufnahm, gönnte ich mir die Partie zwischen Günter Kamm und Benjamin
Lörencz. Günter stand besser und opferte vollkommen unkorrekt eine Figur: "Alles
andere wäre ja langweilig." Benjamin konnte natürlich kontern und drohte im
Gegenzug mit dem Springer auf c2 zu schlagen. Günter rochierte groß, stellte
allerdings den König auf b1 (Tc1). Benjamin protestierte: "Die große Rochade
geht anders." "Oh ja, darf ich dies noch korrigieren?" "Ausnahmsweise." Was
folgte? Sxd3+ Kb1 nebst Sxf2 und einer Turmgabel. Günter: "Jaaa, spielen wir
wieder ernst." Natürlich hatte Benji jetzt riesige Vorteile. Nach jedem
folgenden Zug kam ein Spruch von Günter: "Der Spaß ist vorbei!" oder "Immer
ruhig bleiben." Oder wie wieder mal eine Figur in Bedrängnis geriet: "It's gonna
get killed. It's gonna get killed." Ich machte mir fleißige Notizen die Alex
kommentierte: "du hast ja auch nichts besseres zu tun, als aufzuschreiben?" Nö!
Dann ging es los. Gleich in Runde 1 gegen Thomas Heinl. "Gleich in der ersten
Runde das Spitzenduell", sagte er. "Ich habe keine Spitzen mehr", erwiderte ich,
auf meine kurzen Haare zeigend. Thomas lacht. "Du hast also das Mittel gegen
Spliss entdeckt?" Dies wohl, aber kein Mittel, diesen beim Schach in die Knie zu
zwingen. Ich verlor. Die 2. Runde gegen Benjamin war noch schlimmer. Ich
veropferte mich in der Eröffnung, wo ich ganz simpel einen Bauern mehr hatte und
musste hart kämpfen, um ihn wenigstens über die Zeit zu lupfen versuchen. Er
kriegte das natürlich mit und opferte seinen Turm gegen meinen letzten Bauern um
dann eine Dame im übernächsten Zug zu bekommen. Deshalb war ich verblüfft, wie
er a3-a1D zog. Ich blickte ihn an: "Unmöglicher Zug! Der Bauer stand auf a3." Er
konnte es nicht glauben, aber Armin Winkler, der daneben gestanden hatte, konnte
es bezeugen. Er meinte später noch zu mir: "Du hast so verblüfft ausgesehen, als
ob du es nicht glauben konntest." Runde 3 gegen Nowikow. Mal wieder Wolga, bei
dem er eine Figur einstellte und ich ihn Matt setzen konnte. Runde 4 gegen
Armin. Er zu mir: "Ich muss mir merken, Bauern keine 2 Felder vor zu ziehen;
außer am Anfang." Ich konnte ihn überspielen, aber viel zu langsam. Einen Zug,
bevor ich seinen letzten Bauern schlagen konnte, fiel meine Zeit. Nächste Runde:
Günter. Umgekehrte Vorzeichen wie in der vorigen Partie. Stellte Qualität ein,
gewann aber auf Zeit. Danach musste ich aussetzen und sah den anderen zu.
Michael Waldherr spielte gegen Armin und hatte eine Qualität mehr: "Ich glaube
es nicht, ich gewinne mal eine Partie!" Und Thomas gewann gegen Wilfried. Alex:
"Du kostest das alle noch sadistisch aus. Du hättest ihn mehrfach in einem Zug
matt setzen können." Thomas: "Ich kann nicht anders." Dann kam ich gegen Holger
Scherer. Wieder stand ich besser, verlor aber auf Zeit. Zur Abwechslung kam mit
Alex in Runde 8 ein einfacher Sieg. Gegen Peter kam kurz darauf ebenfalls ein
schneller Sieg zustande. Und während ich mit ihm kurz die Partie analysierte,
kam von links ein lautes Stöhnen: "Nein! Das gibt es doch nicht!" -> Alex. "Die
Stellung war so geil, das hätte glatt Theorie sein können." war wohl eine
theoretische Verluststellung. Breites Grinsen. Ich gewann noch gegen Waldherr
und Wilfried. Die letzte Partie, die noch dann lief war Michael Eberhard gegen
Alex, der sich auf Gewinn stehen sah mit allerdings mieser Zeit: "Egal was du
tust, du verlierst." Michael überlegt. Alex: "Lass dir nur Zeit!" "Oh, wir
spielen ja Blitz." "Ich meine das ernst", erwiderte Alex. Seltsam war nur, dass
er schnell zog. Als dann die Uhr bei Michael fiel, brach Alex in Lachen aus.
"Zeit! Gewonnen! - Ja, ich habe noch gewonnen!" Michael: "Ich hasse dich." Alex
konnte nicht antworten: "Ich habe einen Lachkrampf." Und dann mit einem Blick
auf mich: "ich fülle mal wieder den halben Beitrag aus." "Sollte dir das nicht
zu denken geben?" Während Alex dann die Punkte zusammenzählte, blitzte ich ein
paar Partien gegen Thomas. Als wir gerade bei der 3. Partie in einer brisanten
Stellung waren, wollte Alex die Preisverleihung durchführen: "Hört bitte zu
blitzen auf." In dieser Stellung wollte weder Thomas noch ich aufhören. Alex:
"Christian und Thomas. Wenn ihr nicht sofort aufhört, bekommt ihr kein
Preisgeld." Darauf Thomas singend: "Alex, der kriegt auch kein Preis!" Treffer,
versenkt! Wir bekamen doch noch unsere Preise, räumten dann auf und gingen nach
Hause.
Eintrag #95 (vom 8.01.04)
Ein neues Schachjahr bricht an. Und es fing mit einem Neujahrsblitz an.
Daran hatten einige Leute Interesse. Gleich nachdem ich aufgesperrt und ein paar
Bretter aufgebaut hatte, trudelten schon zwei Lauffener, Holger und Florian ein.
Julian kam auch direkt nach ihnen und ich forderte Julian zur ersten
Schachpartie im neuem Jahr auf. Zumindest von meiner Seite, er hatte schon auf
dem Fritzserver gezockt. Während wir so spielten (3:0 abgezockt), füllte sich
der Raum immer mehr. Schließlich waren es 20 Leute, die mitblitzen. Im Namen des
Vereins begrüßte ich sie alle herzlichst und wünschte ein gutes neues Jahr. Und
als guter Gastgeber gab ich gleich in der ersten Runde einen Punkt an Vintonjak
ab. Die zweite Partie war auch nicht berauschend, ich schaffte es aber zu
gewinnen. Langsam kam ich immer besser in Fahrt. Ich kam in Runde 7 gegen
Michael Eberhard und meinte scherzhaft zu ihm: "He Michael, ruf mal den Alex auf
seinem Handy an. Lass es mal klingen." Ich weiß nicht, ob jemand es schon
mitbekommen hatte, aber die FIDE hat die drakonische Regel erlassen, dass wenn
ein Handy im Turniersaal auch nur einmal klingelt, derjenige Spieler seine
Partie sofort verliert. Und diese Regel wurde vom WSB übernommen und gilt auch
ab sofort in den unteren Klassen. Alex hatte als Kreisspielleiter 2 Tage zuvor
uns per Email von dieser Neuerung informiert. Mann hätte ich gelacht, denn Alex
hatte mit Sicherheit sein Handy nicht ausgeschaltet. Aber egal, ich spielte
gegen Michael und Helmut, der später kam und daher nicht mitspielte, schaute uns
zu. Zu ihm gesellte sich Peter. Das spornte mich natürlich zu einer
Höchstleistung an: Mit einer 4-zügigen Kombination gewann ich seine Dame. Aber
statt sie zu nehmen, ließ ich mal Gnade vor Demütigung walten und reklamierte
bei Michael die Zeit. "Der Christian kann ja auch nur auf Zeit gewinnen." "Ja,
schachlich war das ja total mies." Ich schaute mir die beiden Lästerer an. "Ich
seh' es schon. Ihr beiden seid scharf darauf, den ersten Eintrag in meinem
Schachtagebuch in diesem Jahr zu bekommen." Ich vermerke mir also die beiden
Lästerer auf dem Zettel und Alex sofort: "Schreibst du wieder mal was über mich
auf?" "Nee, aber wenn du mal was dummes sagst, nehme ich das sofort mit auf."
Peter: "Ja, Alex, Sag' schnell mal was dummes, damit wir rausfliegen." Keine
Chance Peter und Helmut. Ihr seid schon vermerkt worden. Weiter ging es im
Turnier. Der Tabelle würdigte ich noch keinen Blick, gab es ja 19 Runden zu
spielen. Deshalb wurde ich ziemlich überrascht, als in Runde 9 Alex wie
Rumpelstilzchen freudestrahlend auf und ab sprang und rief: "Ich führe! Ich
führe! Ich führe!" Wenn auch nur temporär, da Julian seine Partie gewann und
wieder die Führung übernahm. Aber immerhin, er war Zweiter. Zwei Runden später
gab es dann die Überraschung: Alex war Erster! Der lachte sich einen ab. "Bevor
die nächste Runde losgeht", rief ich, "noch eine Info: Aus gegebenem Anlass
findet nach dem Turnier eine Doping-Kontrolle statt." In der dreizehnten Runde
übernahm erstmals ich die Führung. Aber mit einer Figur gegen Bauern verlier ich
total dumm noch ein Endspiel gegen Julian, womit der nach Sonneborn-Berger
führte. Kurz darauf kam ich gegen Alex, der mittlerweile auf Platz 4
zurückgefallen. "Mit einem Sieg kannst du wieder Boden gut machen", meinte ich.
Und er war doch gedopt! Bis zum Doppelturmendspiel konnte ich mir keinen Vorteil
raus arbeiten, obwohl ich viel nachdachte. Nachdachte? Ups, meine Zeit war mies.
Schätzungsweise gerade noch 20-30s, Alex hatte fast eine Minute mehr. Ich fing
an zu zocken, schnell die 2. Reihe mit meinen Türmen besetzt. Abgrasen des
f-Bauerns (nebst g und h), wobei ständig Alex mit einem Grundreihenmatt leben
musste. Und siehe da, er machte einen Fehler. Plötzlich konnte ich einen Turm
abtauschen, den anderen dabei gewinnen und musste nicht mehr befürchten zu
verlieren. Es war noch kritisch in der restlichen Zeit meinen Bauern in eine
Dame umzuwandeln, aber ich konnte ihn Matt setzen. Hätte er nicht die Türme
verloren, hätte er mich garantiert über die Zeit ziehen können. "Ich hätte nicht
den Fehler machen dürfen, mit dem Turm zu ziehen, sondern ich hätte mit meinem
König sofort den Turm verfolgen sollen." "Ja, das wäre die Variante gewesen, die
auf Zeit gewonnen hätte." Und Julian gab ein Remis ab, womit ich wieder führte.
Die gab ich dann nicht mehr ab. Und Alex. na ja, dadurch dass er in den letzten
Runden gegen mich, Holger und Julian spielen musste, rutschte ab auf dem achten
Platz. Michael: "Nur Achter? Wer hat den Computer bedient?" "Zum Schluss ich",
erwiderte ich grinsend. Julian gratulierte mir als Erster. Auch Rudi Springer
gratulierte mir: "Wenn man gegen dich spielt, so merkt man gar nicht, wie gut du
bist." Super Formulierung, hätte das Helmut oder Jochen mitgehört, die hätten
sich vor Lachen auf dem Boden gekugelt. Ach ja, als ich mir die Tabelle
anschaute, Jens und - nennen wir ihn LoFE - sagte LoFE zu Jens: "Du hast nicht
so gut abgeschnitten." Ich: "Er hat mehr Punkte geholt, als du." "Aber ich habe
ja gar nicht mitgespielt!" "Richtig. Da fällt mir ein, dass ich eigentlich einen
neuen Award ins Leben rufen sollte, den Drückeberger-Gronk." LoFE: "He, ich
habe schon letztes Jahr so einen blöden Gronk bekommen." Breites Grinsen. Je länger ich
darüber nachdenke, umso mehr gefällt mir die Idee, so genannte Gronk-Specials zu
machen. Letztes Jahr für die schlechteste Schachleistung und dieses Jahr... Bin
mal auf Feedback gespannt. Nach der Siegerehrung wollte ich noch Tandem spielen.
Holger und Florian waren sofort dabei. Fehlte noch mein Partner. Erst als Peter
Julian versprach, ihn nach Hause zu fahren machte er mit. Wir spielten mit Matt
einsetzen. Die erste Runde ging an Lauffen. Die nächsten 3 Partien wurde Florian
von mir Matt gesetzt. Peter meinte: "Holger spielt stärker als Julian und
Florian geht gegen Christian ein. Ihr solltet tauschen." Okay, die beiden
tauschten und ich setzte Holger Matt. Nachdem es schon 6:1 für uns stand,
spielten wir die letzte Partie. Die ging an die Lauffener. Aber egal, das neue
Schachjahr hatte für mich gut angefangen. Schauen wir mal, wie es nächste Woche
weiter geht.
Eintrag #96 (vom 15.01.04)
Und es geschah in der Zeit nach Neujahr, dass ein Turniersimultan
angekündigt wurde. Und viele hörten den Ruf, doch nur ein Dutzend machte sich
auf den Weg, einem Weg, der sie in ein kleines Gebäude führen sollte, wo
inmitten der 4 Wände viele Schachbretter warteten. Und so geschah es, dass sich
dort die Zwölf trafen und fortan sollten sie die Apostel des Turniersimultans
heißen. Aber bevor es dazu kommen sollte, mussten sie noch das Licht sehen. Denn
einige wanderten noch im Dunkeln herum und wussten nicht, was von ihnen erwartet
wurde. "Was? Wir müssen rennen?", fragte Günter entsetzt zurück, als ihn einige
in das Wissen um den Turniersimultan einführen wollten. So ist es, denn nicht
nur Geist, sondern auch Körper sollen bewegt werden, denn nur wer Körper und
Geist in Einklang bringt, kann den Pfad des Turniersimultans erfolgreich
beschreiten. Und eine Stimme verkündete, dass wir uns in drei Gruppen aufteilen
sollten, so dass die besten am Ende eine neue Gruppe bilden sollten. Und so
geschah es. Als dann alle Schlachten geschlagen waren, die müde Füße sich
endlich ausruhen durften, breitete sich auf dem Gesicht von saygun das
erleuchtete Lächelns des Gewinners ab. Und so steht es hier geschrieben.
Eintrag #97 (vom 18.01.04)
Runde 5 in der Landesliga. Es war ein Heimspiel, obwohl wir es bei einem
Auswärtsspiel nach Biberach auch nicht weit gehabt hätten. Ich kam so kurz vor
neun an und sah das Chaos. Ein Stuhl stand draußen, Pappteller und
Zigarettenstummel vervollkommnten das Bild. Durch die Fenster konnten ich einen
Blick nach drinnen werfen und ich sah dass es drinnen noch schlimmer aussah. Da
hatte wohl jemand eine Party am Vortag gefeiert und auch das Licht brannte noch.
Erst mal aufschließen, dachte ich. Von wegen, mein Schlüssel versagte.
Mittlerweile war ich nicht alleine, ein paar Biberacher und Thomas waren
angekommen. Gerald Rüdiger probierte es auch und die Ursache war, dass mein
Schlüssel nicht ganz rein ging. Ein Millimeter fehlte. "Wenn da etwas im Schloss
steckt, kriegen wir die Tür nicht auf", meinte Thomas. Gut, ich rief Wolf an,
der ebenfalls einen Schlüssel hatte. Den ging ich dann abholen und sollte es
immer noch nicht funktionieren, würden wir in Biberach spielen können; wie
Hubert mir sagte. Als ich bei Wolf war, klingelte mein Handy - Thomas. "Du
kannst zurück kommen. Da hat jemand im Jugendheim übernachtet und den Schlüssel
von innen stecken lassen." Ah ha! Gut, ich fuhr zurück, mit Wolf im Schlepptau,
der ein paar Fotos vom Chaos machen wollte. Wie es sich herausstellte, war es
ein Mädel, dass ihren 18ten Geburtstag gefeiert hatte. Und da sie nicht
informiert gewesen war, dass wir am Sonntag ins Jugendheim kamen, war es
entsprechend nicht aufgeräumt, um es mal gelinde auszudrücken. Mann, hat sie mir
Leid getan, als sie alleine aufräumte. Denn ihre Freundinnen wollten erst gegen
12 Uhr kommen, um zu helfen. Nebenbei bemerkt, sie kamen nicht. Mussten wohl
ihren Rausch ausschlafen. Mit ein wenig Verspätung konnte dann das Turnier
beginnen. Gegen Biberach, obwohl nominell schwächer, sahen wir in der Regel
immer schlecht aus. Sie kannten uns zu gut und waren immer motiviert. Vorne
spielte Rook - Menschner, dann Wollrab - Holzinger, Warsitz - Wolbert, May -
Kreis, Siegmann - Lademacher, Funk - Rüdiger, Weiß - Appel und am letzten Brett
Sezgin - Offergeld. Marc hatte abgesagt, eine Diplomarbeit zusammenschreiben
kostet Zeit, wie ich aus Erfahrung bestätigen kann. Am ersten Brett kam es zu
1.d4 Sf6 2.Sfr. Detlef wollte Königs-Indisch ausweichen und fianchettierte bald
den Läufer nach g2. Jürgen konterte aggressiv am Damenflügel mit c6 und b5 und
es kam zum Damentausch. Richard konnte mal beweisen, dass er als Weißer sich
gegen das Wolga-Gambit erwehren konnte, das Eugen spielte. Hier kam es zur
Hauptvariante mit 7.e4. Hubert spielte gegen mich ziemlich passiv: 1.d4 Sf6
2.Sf3 g6 3.Lf4 Lg7 4.e3. d6 5.Ld3 0-0. Klar, er wollte mit c3 seinen Bauer auf
d4 sichern, um dann mit e4 im Zentrum vorzupreschen. Was macht man als Schwarzer
in solchen Fällen? Auf keine Fall abwarten, sondern sofort aktives Spiel suchen,
was ich mit c5 und späterem b5 am Damenflügel auch machte. Hans-Henrik probierte
es mit Englisch, aber Karl-Heinz wich jeder Konfrontation aus und beide
versuchten dann, sich zuerst zu entwickeln. Ralf erwiderte auf 1.e4 mit c5 und
es kam zum Sizilianer. Es ging folgendermaßen weiter: 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4
Sf6 5.Sc3 e6 6.f3 Lb4 7.Le3 d5. In einem Buch habe ich mal gelesen, wenn Schwarz
im Sizilianischen ungehindert zu d5 kommt, steht er besser. Was in der Partie
nun zu beweisen wäre. Alfred musste sich zum wiederholten Male mit der
französischen Eröffnung auseinandersetzen und das Thomas auf 1.e4 c5 spielt ist
auch kein großes Geheimnis. Im Gegensatz zu Ralf spielte er es nicht so
aggressiv sondern mit dem ruhigen Aufbau e6,d5,a6,b5,Le7 und Lb7. am letztem
Brett kam es zum Damengambit mit einem müden Saygun, der erst spät in der Nacht
von einem Jugendturnier in Bayern zurück gekommen war. Eine gute Stunde später
stand es 1:0 für uns. Detlef hatte gegen Saygun eine Figur eingestellt und gab
nach 18 Zügen auf. Bei Jürgen war die Dame getauscht worden und es kam zu einem
positionell-taktischen Geplänkel der Leichtfiguren nebst Türme am Damenflügel.
Wer im Endeffekt die offene Line besetzen würde, war unklar, aber ich hatte den
Eindruck, dass Jürgens Leichtfiguren einen Hauch aktiver und koordinierter
standen, Aber in Stellungen wie diesen konnte ein falscher Zug über Sieg und
Niederlage entscheiden. Bei Richard war es nach 13 Zügen immer noch alles
Theorie und ich fragte mich, ob Schwarz mit c4 oder e6 aktiv werden würde. Aber
noch mehr fragte ich mich, warum Hubert immer noch nicht e4 gezogen hatte. Aber
es konnte mir recht sein, da ich den Damenflügel etwas zu früh geöffnet hatte,
so dass Hubert seinen c3-bauern vorbeischieben konnte, statt auf b4 zu schlagen.
Aber nachdem er b3 zog, was seinem Springer ein gutes Feld nahm, war ich wieder
zufrieden. Hinter mir stand es bei Hans-Henrik nicht so gut, er hatte zu passiv
gespielt und sein Gegner war im Vorteil. Hans-Henrik war in die Rolle des
Verteidigers gedrängt worden. Ralf hatte inzwischen einige Bauern mehr, aber
noch nicht rochiert. Das gab Weiß Gegenspiel. Aber ich zweifelte nicht, dass die
Stellung gewonnen war. Alfred schien ebenfalls leichte Vorteile zu haben und
Thomas stand klar besser gegen Jens. Hubert spielte immer noch nicht e4, gut
denn jetzt konnte ich im 19. Zug e5 mit Tempogewinn spielen. Hubert spielte
20.dxe5. Ein schlimmer Fehler, denn jetzt kam ich durch Zwangszüge in den Besitz
der d-Linie und konnte einen Turm auf d3 reinpflanzen, den ich mit 25. ...e4
(hätte das nicht Weiß spielen sollen) felsenfest verankerte. Danach war es
positionell gewonnen. Hubert gingen die Züge aus, während ich Schritt für
Schritt meine Stellung verbessern konnte, bis ich zum Durchbruch bereit war.
Jürgen hatte inzwischen gewonnen und bei Richard sah ich, dass er die Dame auf
b4 mit Sd3 sofort befragen konnte und nach folgendem Sb2 nicht nur den a4-
Bauern gedeckt hätte sondern durch Abzug auch noch die Dame bedrohen würde. In
Thomas Stellung gab es eine heftige Schlagabtauschkombination. Die sah gut aus
und sah, dass Thomas durch das Zwischenschach nebst Schlagen auf c1 einen
glatten Turm gewinnen konnte. Statt dessen zog er wieder Sd4 und ich glaubte,
jetzt gibt er die Figur wieder zurück. Aber als ich später an das Brett
zurückkam, sah ich, dass es nicht so wahr. Thomas hatte glatt eine Figur mehr.
Und bei Richard waren die Damen weg und sein a4-Bauer. Wie konnte das passieren?
Jetzt stand er auf Verlust, weil auch b5 nicht zu halten war. "Ich habe
geglaubt, die Dame sofort gewinnen zu können und übersehen, dass sie auf c4
gedeckt war." Aber mittlerweile stand es 4:1 für uns nach Saygun, Jürgen, Ralf
und mir machten auch noch Alfred, Thomas und Hans-Henrik den Sack zu und es hieß
7:1. Ich dachte mir schon, dass wir durch diesen sehr hohen Sieg Platz gut
machen würden. Und siehe da, in der Tabelle war Bad Wimpfen nur noch 1
Brettpunkt vor uns, das sie gegen NSU verloren hatten und Kornwestheim mit einem
Mannschaftspunkt. Das war ein für uns eine sehr gute Verbandsrunde gewesen.
Unsere Aufstiegschancen sind drastisch gestiegen. Mal sehen, wie es weiter
geht.
Eintrag #98 (vom 29.01.04)
Die Frage des Abends war: Wo bleibt Thomas Heinl. Immerhin es war
Monatsblitz, der erste im neuen Jahr und mit 18 Teilnehmern außerordentlich gut
besucht. Die Antwort kam in der zweiten Runde, als das Bärchen auftauchte: "Die
Pizza kam zu spät." Schlechter Lieferservice. So blieb Thomas nicht lange,
konnte aber noch Sayguns Dusel bewundern. An diesem Abend hatte er eine Menge
Dusel (ich saß ja immer neben ihm und bekam es immer live mit), wie auch gegen
Helmut (siehe unten) und wenn ihn niemand nominiert, werde ich es tun müssen.
Aber zurück zum Turnier, es lief gut an. gleich in der zweiten Runde konnte ich
eine etwas schlechtere Stellung dank Jürgens Fehler umdrehen, womit ein starker
Konkurrent das Nachsehen hatte. Auch die nächsten drei Spiele liefen gut. Ich
ging gerade nach vorne zum Ergebnis melden, als mit Peter mit einer (nicht
brennenden) Zigarette über den Weg lief: "Peter, du kannst doch nicht hier so
mit einer nicht angezündeten Zigarette herumlaufen. Die Drohung ist ja noch
stärker als die Ausführung!" Was man ja seit Nimzowitsch weiß. Peter bekam zwar
noch das Feuer, das er suchte, aber er kam nicht mehr zum Rauchen, da die
nächste Runde weiterging. Und ich kam gegen Saygun. Es war eine umkämpfte
Partie. Im Endspiel hatte ich mal die Möglichkeit per Zugwiederholung ins Remis
abzuwickeln. "Remis habe ich schon mal sicher", meinte ich zu saygun. Aber wer
will schon ein Remis. Also was anderes gespielt. War nicht so gut, weil ich
plötzlich in Nachteil geriet. Aber ich konnte es noch ausgleichen. In der Runde
8 war ich schnell fertig und da Alex gerade beschäftigt war, gab ich das
Ergebnis in den Computer ein. Da kam Peter: "Ich habe gewonnen!" "Oh, ich muss
mal kontrollieren, wie viele Punkte du hast. He, du hast dich gerade um 100%
verbessert!" [Breites Grinsen.] Dann sprang ich nach vorne, wo gerade Saygun
gegen Helmut blitzte. Helmut hatte die überlegene Stellung und einiges mehr,
aber die schlechtere Zeit. Saygun versuchte noch mit allen Tricks, Helmut in
Fallen zu locken, musste dafür aber Zeit opfern. Und Helmut übersah mehrfach
mögliche Gewinnzüge und stellte seinerseits was ein. Und dann stellte Saygun
wieder was ein und dann wieder Helmut. Die Partie schwankte zwischen Remis und
Niederlage hin und her. Als beide nur noch wenige Sekunden auf der Uhr hatten,
bot Saygun remis an, welches Helmut sofort annahm. Helmut: "Remis. Und vor der
Partie hat mir Saygun noch vorgeworfen, ich wäre ein Remisschieber." "Und kaum
biete ich ihm Remis an, nimmt er es an." Für mich war das Ergebnis gut, fiel
Saygun dadurch weiter zurück. Das Lustige am Rutschsystem ist es, dass es immer
wieder Verwirrung gibt, wer sich wohin setzen muss, wenn es weitergeht. Alex zu
Nidens: "Ganz einfach, man muss sich nur den Partner links merken." Saygun
prompt: "Ich weigere mich, meinen zu merken." Worauf Helmut lachte. Aber
die Retourkutsche kam dann später, als Helmut dann seinerseits fragte: "Wo
spiele ich jetzt?" "Kreisklasse?" Weiter ging es. Gegen Hans-Henrik gewann ich
aus einer schlechten Stellung heraus. "Wieso kann ich gegen dich nie gewinnen?"
fragte er mich. "Schicksal?" Von der Tabelle her führte ich momentan. Jürgen war
nur einen halben Punkt hinter mir. Gut zu diesem Zeitpunkt 1,5. Aber dafür hatte
er schon eine Runde ausgesetzt, während ich erst kurz vor Schluss meine Auszeit
nehmen würde. Um Platz drei würden sich, so wie es aussah Hans-Henrik und Saygun
balgen. Bis kurz vor Schluss änderte sich auch nichts an dieser Reihenfolge. Bis
Saygun aufgrund von wieder zweier Duselpartien (gegen Filker und Weyhing) den
dritten Platz erobern konnte. "Das gibt es doch nicht", meinte ich
Kopfschüttelnd. "Sagt genau der Richtige!" Was soll das denn schon wieder
heißen? Wieso glaubt jeder, dass ich der Duselkönig bin? Auch Hans-Henrik, der
nach der Siegerehrung mich fragte, "Wie kommt es, dass du immer soviel Glück
gegen mich hast?", war dieser Meinung. Obwohl, Hans-Henrik sagte ja Glück und
nicht Dusel. Somit bleibt der Titel Duselkönig Saygun vorbehalten. Und damit
endet dieser Eintrag im Schachtagebuch. Ich möchte noch vermerken, liebes
Schachtagebuch, dass der Januar im Monat sehr gut und erfolgreich verlaufen ist.
Hoffen wir, dass es weiter so geht.
Eintrag # 99 (vom 05.02.04)
Der Aufruf zum Vereinspokal erfolgte dieses Jahr zum dritten Mal. Losgehen
sollte es um halb Acht. Aber allzu viele waren nicht da. Ganze acht Leute zählte
ich zu diesem Zeitpunkt. Alex: "Spielst du mit?" "Weiß ich noch nicht." "Heißt
das du spielst mit oder nicht?" "Ich habe heute zwei Prüfungen gehabt. Bin
eigentlich fertig." "Spielst du jetzt mit?" "Wenn es weniger wie 10 sind, spiele
ich mit." Michael Waldherr: "Wenn Christian nicht mitspielt, spiele ich auch
nicht mit." Karl-Heinz: "Wenn Michael nicht mitspielt, ich auch nicht." Gut,
damit war es entschieden, ich spielte mit. Anscheinend hatte nicht jeder
mitbekommen, dass es um halber losgehen sollte. Kurz nach halb waren es immer nur
noch zwölf. Die Uhren wurden gestellt. Michael: "Auf wie viel soll ich die Uhr
stellen?" Alex: "Auf Viertel." "Welche der zwölf Möglichkeiten, soll ich
auswählen?" "Egal." Ich zu Michael: "Sei froh, dass es keine 24h Uhr ist, dann
hättest du dir um doppelt so viele Kombinationen Gedanken machen müssen." Später
fiel mir ein, dass es keine 12 sondern 144 Kombinationen gab. Die beiden Uhren
müssen ja nicht symmetrisch eingestellt werden. So gegen Acht kamen dann weitere
Leute. Heinz, der gedacht hatte, es ginge später los. Der war erstmal spielfrei.
Das nutzte er zum Labbern. Zum Glück kam kurz darauf noch Jens Weiß, der
mitspielte und noch ein paar und es waren 18 Teilnehmer geworden. Ich selbst
spielte mit Schwarz gegen Herbert Kuntermann (McKautschuk). Nach 10 Zügen kannte
der die Theorie nicht mehr und bald darauf gewann ich einen Bauern. Paar Züge
später nahm ich noch einen weiteren zu mir. Herbert: "Hast du heute schon zu
Abend gegessen?" "Ja." "Das glaube ich nicht!" Mit 2 Mehrbauern war es dann
relativ schnell vorbei: Damentausch und noch drei weitere Figuren und mein
c-Bauer lief zur Dame durch. Vorne an der Theke standen mittlerweile Helmut and
Saygun und unterhielten sich. "Macht ihr mit?" Helmut: "Nee, als
Mannschaftsführer bin ich schon so gefordert..., <blablabla> ...und außerdem
spiele ich ja so schlecht." "Und was ist mit dir Saygun?" "Bin
30s zu spät gekommen. Durfte nicht mehr mitmachen." Michael Waldherr: "Du kannst
für mich weitermachen." "Nee, ich möchte nicht mit einer Niederlage starten."
Ich: "Also dieses Jahr wird der Schwarze Gronk in Special-Gronk umgewandelt.
Letztes Jahr wurde er in die Kategorie 'Schlechteste Schachleistung' gewertet.
Dieses Jahr wird es der Drückeberger-Gronk." Saygun: "Warum nicht
Fingerfehler-Gronk?" "Auch eine gute Idee. Vielleicht sollte ich mehrere
Kategorien für den Special-Gronk zur Verfügung stellen und eine wird dann
ausgewählt. Aber erst beim nächsten Mal. Diesmal wird es der Drückeberger-Gronk.
Und ich weiß schon, wen ich nominieren werde!" Helmut: "Nee, nicht schon
wieder." "He, ihr beide könnt noch einsteigen. Ihr spielt einfach in der ersten
Runde gegeneinander und vereinbart ein Remis." Ich vermute, die Drohung
beide für den Drückeberger-Gronk zu nominieren, hast gewirkt. Saygun trug sich
und Helmut nach. "Zeig mal!", forderte ich ihn auf. "Ich habe mir die Freiheit
genommen, mir Schwarz zu geben", sagte Saygun zu Helmut. "Damit es nicht ganz so
peinlich ist." Helmut: "Einen Moment, in der neuen DWZ-Liste bin ich vor Alex."
Ich: "Das ist ja keine Kunst." Helmut: "Die Hälfte des Vereins hat eine
schlechtere Zahl als Alex." "Wenn du damit unsere Jugendlichen meinst, hast du
Recht." "Alex zählt selbst noch zu den Jugendlichen." "Mit 25?"
fragte ich zurück Saygun: "Auf
jeden Fall wird er nachher blöde gucken, wenn er die neue Runde
auslost." Erwähnte ich schon, dass Saygun manchmal prophetische Gaben besitzt?
Obwohl Alex noch einige Ergebnisse eingab, merkte er nicht, dass eine Paarung
zusätzlich drin stand. Gut, vielleicht half auch die Tatsache, dass er in einer
Diskussion mit Michael verwickelt war, was das Format der Beiträge betraf, die
man zur Rochade schicken sollte. Alex meinte, dass pdf am geschicktesten wäre.
Michael: "Aber das kann man nicht bearbeiten." Alex: "Doch, man kann schon Text
kopieren. Komm ich zeig es dir." Und er begann sofort nach einer .pdf Datei zu
suchen. Michael ganz trocken: "Bloß weil du ein Mal etwas besser weißt, musst du
nicht damit angeben." Und dann kam es zur Paarung der zweiten Runde. Alex fing
an vorzulesen: "An Brett 1, nein - nicht schon wieder ich, spielt Christian
Wolbert gegen Alexander Geilfuß, ... an Brett 6 Saygun Sezgin gegen ..."
Kleine überraschte Pause. "Du spielst mit, Saygun?" "Wenn ich drin stehe,
offensichtlich ja." "Aber, das war doch nur ein Gerücht, das du mitspielen
wolltest." "Echt?" Alex weiter: "Wer hat dich eingetragen?" "Der Nikolaus?" "Wie hast du in
der ersten Runde gespielt?" "Ist schon eingetragen, lies weiter vor." "Das muss
ich überprüfen." Saygun: "Lies nur weiter vor, es stimmt schon." "Nein, ich muss
checken, was drin steht." Und dann ging es los. Es war nicht meine beste Partie.
Aus der Eröffnung kam ich gut raus, aber dann fing ich an schlecht zu spielen.
Nachdem ich unnötigerweise meinen Läufer auf f6 tauschte, ließ ich einen Angriff
auf meinen Königsflügel zu. Eigentlich hatte ich schon alles abgewehrt und
konnte mit der Fesselung des Bauerns auf e6 auf Gewinn spielen, als ich Schach
gab, dann den Läufer auf d3 zog, statt c4, was die Dame mit Tempogewinn auf das
gute Feld f6 brachte und plötzlich gab es für Alex eine zwingende
Mattkombination, die er auch noch sah. Ich ließ mich also brav Matt setzen und
Alex brach in Jubel aus. "Das glaub ich nicht, die Stellung muss ich
fotografieren!" Und tatsächlich holte er seinen Apparate, stellte sich auf einen
Stuhl und knipste die Stellung. Peter zu mir: "Jetzt müsste jemand Alex
knipsen." Ich grinste, ja das Bild wäre göttlich gewesen. Ich schaute mir mal
an, was die anderen machten. Saygun stand auf Gewinn. Hans-Henrik hatte auch
schon einen Vorteil ausgearbeitet. Gut, dann wird es eine Aufholjagd geben. Eine
Viertelstunde später war Michael mit seiner Partie fertig Er bemerkte, dass
unser Brett noch nicht aufgeräumt war. "Wie lange wird dies noch so stehen
bleiben?" "Wie ich Alex kenne, bis zum nächsten Donnerstag." Und dann war der
Abend auch schon fast vorbei. Alex las noch die Paarungen für die nächste Runde
vor. Und es hieß: Helmut - Christian. Helmut: "Oh, nee." Alex: "Der ist
schlagbar." Stimmt, sogar Wolfgang Sommer hat mich schon im Blitz geschlagen.
Aber das Verlieren gehört zur Imagepflege. Denn wenn ich nur noch gewinnen
würde, wie sähe das denn aus? :-)
Eintrag #100 (vom 12.02.04)
An diesem Abend sollten zum ersten Mal seit langen Partieanalysen durchgeführt
werden. Allerdings mit Verspätung, da das Demobrett noch nicht da war. Ich
setzte mich zu Michael Eberhard und Jens an den Tisch und schaute den beiden beim
Blitzen zu.
Alex wuselte mal wieder hektisch durch den Saal, blieb aber kurz bei mir stehen:
"Rate mal, welche Partie heute unter anderem vorgeführt wird!" und ab war er.
Ich zuckte grinsend mit den Schultern. Michael: "Warum hast du mir das angetan?"
"Wieso, ich habe ihm doch nur eine kleine Freude bereitet, von der er noch in 20
Jahren seinen Kindern erzählen wird." "Genau das befürcht' ich ja!"
Anscheinend hatte es bei Alex in letzter Zeit nur ein Gesprächsthema gegeben und
das würde heute Abend fortgesetzt werden. Aber wie gesagt, es dauerte noch ein Weilchen, bis
es stattfinden konnte.
Und dann kam endlich seine große Stunde. Saygun und ich
machten es uns auf der Couch bequem. "Jetzt geht es los", meinte ich zu Saygun.
"Also mir wäre es peinlich, die Partie vorzuführen", erwiderte er.
Was, hatte er sie schon zu sehen bekommen? Ich war
gespannt. Anfangs war es ganz okay, doch dann
musste ich reklamieren. In der von Alex nachkonstruierten Partie (keiner von uns
hatte damals mitgeschrieben) machte er einen Zug den ich garantiert nicht zu dem
Zeitpunkt gespielt hatte. "Also, Se5 habe ich hier garantiert nicht gespielt. Den
tauscht du doch einfach ab." Alex: "Nee, der Springer stand auf
e5." "Später schon, aber nicht jetzt, Lxf6 kam glaub ich dran." "Aber der
Springer stand auf e5. Ich hatte ja nachher mit Tempogewinn auf c5 geschlagen
und den Springer angegriffen." "Das schon, aber nicht so." Alex war nicht davon abzubringen. "Es ging
folgendermaßen weiter." er zog. Ah, jetzt hatte ich definitiv den Beweis,
dass es so nicht gewesen sein konnte: "Halt, so kann es nicht gewesen sein.
Jetzt würde ich einfach einen Bauern
gewinnen. Ich mag an dem Abend zwar müde gewesen sein, aber einen zweizügigen
Bauerngewinn hätte ich nicht übersehen!" Saygun: "Also jetzt wird's wirklich peinlich."
nach einigen Zügen landeten wir wieder in die Partiefortsetzung, in der Alex am
Königsflügel angriff, und ich diesen vorerst blocken konnte. Das Ende war dann schnell erzählt. Beim Übergang ins Endspiel hätte ich mit Lc4
statt dem Turmschach ein vorteilhaftes Endspiel gehabt. So gab es aktives Spiel
für Alex und nach dem Schach auf a1 zog ich Lf1 (Lb1 hätte mindestens remis
gehalten), und es gab ein undeckbares Matt. "Hilfsmatt in 3", sagte Peter lächelnd. Saygun: "Eigentlich hättest du einen Gronk
verdient. Ich weiß nur noch nicht genau welchen. Vielleicht 'Größter
Unglücksvogel'." Da musste ich lachen. Gut, dass ich keinen in dieser
Kategorie aufgestellt habe. Dann hatte ich noch eine Partie vorzuführen. Ich selbst hatte ebenfalls noch eine Partie mitgebracht
(vom letzten
Mannschaftskampf gegen Biberach), die ein schönes Druckspiel zeigte. Dies Analyse zog sich nicht so lange hin und
dann kam noch Saygun an die Reihe, der keine kompletten Partien vorführte,
sondern einfach einige Stellungen mitgebracht hatte. In der ersten Partie.
Saygun: "Was würdet ihr jetzt spielen? Einen Vorschlag?" "Man nimmt den Bauern!"
kam ein Ruf. Lässig dreht sich Saygun um und zieht den Zug und zeigt auf den
gegnerischen Springer: "Nicht so gut wenn man nimmt. Dann kommt Wieehaa!" In der
nächsten Stellung war gefragt, wie Schwarz am besten fortsetzen hätte können.
"Man musste den Zug sehen und berechnen und das, wo beide nur noch wenige
Minuten Zeit hatten", erklärte er. Prompt kam ein Vorschlag, der aber nicht so
gut war. Saygun zog die nächsten erzwungenen Züge und schaute sich die Stellung
an. Weiß stand zwar immer noch schlechter aber... "Die Stellung würde ich mit
Weiß auf jeden Fall noch weiter spielen." "Ja, auf Zeit!", erwiderte ich. Im
dritten Beispiel ging es um ein Turmendspiel, indem Schwarz durch das Opfern
seines f-Bauerns eine gewonnene Stellung erreichte, vorausgesetzt man nach Kh3
auch den zweiten Zug. Es kam zu den unterschiedlichsten Varianten und einige
kamen noch nicht mal aufs Demobrett, so wie die von Peter: "Erst Th1!", schlug
er vor. Und bevor Saygun den Turm anfassen konnte sagte Peter: "Oh, geht nicht
wegen Kxh1." Saygun: "Manche Probleme erledigen sich von alleine. Auch die
Variante von Alex war lecker: "Jetzt noch ein Schach und der König muss nach
g1." Saygun: "Noch einmal Kg1 und wir reklamieren bald eine 3-malige
Stellungswiederholung." Dann war es vorbei. Ich ließ den Abend noch mit einigen
Blitzpartien ausklingen. In der vorletzten hatte ich gerade eine
Gewinnkombination gesehen, als ich Helmut neben meinem Tisch gerade in einem
Gespräch sagen hörte: "Ich spiele ja nicht so gut. Ich geb's ja zu!" Schnell zog
ich die Kombi und griff dann nach meinem Aufschriebzettel. Solche Sprüche muss
ich ja notieren! Helmut schaut mich entrüstet an: "Ich weiß nicht, wie man mit
Dusel gewinnen kann und gleichzeitig noch jeden Scheiß hört, der einen nichts
angeht!" Natürliche Begabung nehme ich an.
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