Schachtheorie
(Bauernendspiele, Turm gegen Bauer, Wolga-Gambit, Turm gegen Turm + Bauer) |
Heilbronner-Schachverein
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Gronk-Award |
Seite 11
Eintrag #201 (vom 29.09.05)
Es war mal wieder ein schöner Monatsblitzabend. Mit zwölf Teilnehmern auch besser
besetzt als in den letzten beiden Monaten. Später am Abend kam Julian (der
Donnerstags wieder Fußballtraining hat und quasi nur noch jede 2. Woche kommt)
und fing an mit dem Der Dessen Name Nicht Genannt Werden Möchte, um die
Zukunft des Monatsblitz zu diskutieren. Letzterer meint, dass ein
Monatsschnellturnier mehr Leute anziehen würde. Worauf Julian erwiderte, dass
es a) sowieso schon zuviel Schnellschach gespielt wird, b) die Teilnehmerzahl
nicht oder unwesentlich höher ist und c) bei Erhebung eines Startgelds es
sofort wieder weniger Leute sein würden. Nein, nein, nein erwiderte Der
Dessen Name Nicht Genannt Werden Möchte, es wären viel mehr Teilnehmer.
Moment! Das ganze erinnert mich an diese schlechten, primitiven, niveaulosen
Nachmittagstalkshows, die da im Fernsehen laufen. Und darum... - so sei es -
lasst die GERICHTSSHOW beginnen!
Als unparteiische Richterin: Caissa, die Göttin des Schachs
Als gnadenloser Staatsanwalt: Der Dessen Name Nicht Genannt Werden Möchte
In der Rolle des energischen Verteidigers: Julian Bissbort
Auf der Anklagebank: Das traditionelle Monatsblitz
Die zwölf Geschworenen: Christian Wolbert, Thomas Heinl, Benjamin Lörincz,
Holger Scherer, Saygun Sezgin, Konstantin Ickert, Eduard Leiker, Michael
Wickenheisser, Peter Lörincz, Bernd Muntzke, Wilhelm Wächter, Simon Weißbeck
Caissa: "Ich eröffne die Verhandlung. In der Sache Spielleiter des
Heilbronner Schachvereins gegen das Monatsblitz. Bevor wir zu der Verlesung der
Anklage kommen, hat einer der Anwälte Einspruch gegen einen der zwölf
Geschworenen?"
Der Dessen Name Nicht Genannt Werden Möchte: "Nein."
Julian Bissbort: "Nein."
Caissa: "Wer von ihnen, meine Geschworenen, ist ihr Sprecher?"
Ich: "Das wäre ich, eure Ehren."
Caissa: "Sind die Geschworenen bereit, in dieser Sache ein Urteil
über den Wert des Monatsblitzes zu fällen?"
Ich: "Nicht so ganz. Es wäre uns sehr Recht, wenn wir uns vorher
ein angemessenes Bild über dieses Turnier verschaffen könnten. Es wäre im Sinne
einer Urteilsfindung förderlich, wenn wir vorher an einem Monatsblitz
teilnehmen könnten."
Caissa, den Kopf zustimmend neigend: "So sei es!"
Ich: "Doppelrundig!"
Caissa: "Belassen wir es auf einfachrundig."
Und so startete ein kleines Turnier. Der Anfang war so lala. Zwar gewann ich
die erste Runde, musste in der zweiten schon einen halben Punkt abgeben. Und
dabei kämen noch die stärkeren Gegner. Nach 5 Runden war ich nicht so
zufrieden. Und dann setzte sich der Geschworene Heinl mir gegenüber. "Ich
muss dich rügen", teilte er mir mit. "Wieso?" "Ich habe mal
einen Blick in deine Homepage geworfen und deinen Beitrag über das letzte
Monatsblitz gelesen. Du hast geschrieben, dass ich Geiler Gnom Geilfuß gesagt
habe, dabei habe ich Giftiger Gnom Geilfuß gesagt." "Sicher? Ich habe
Geil in meiner Erinnerung." "Nein, es war Giftig. Ganz
sicher, aufgrund seiner Spielweise." "Oh, gut." "Aber Geil
ist auch gut", lacht Thomas. Die Partie wurde wie immer interessant und
verlief zu meinen Gunsten. Dies war vielversprechend. Dadurch, dass Thomas auch
schon gegen Benjamin verloren hatte. Diesen begegnete ich in der siebten Runde.
"Wenn ich gewinne, bin ich vorne", meinte Benjamin. "Das habe
ich nicht vor." Leider reichte mein Entschluss nicht aus, plötzlich hatte
ich das Nachsehen und verlor. Womit Benjamin in Jubel ausbrach. (Das Erzeugen
von Gefühlsausbrüchen vermerke ich als positives Zeichen für den Angeklagten.)
- 5 Minuten Werbepause -
...
- Ende der Werbepause -
Die restlichen vier Runden brachten mir noch vier Punkte ein. Und es waren
die wichtigen Punkte. Plötzlich war ich Erster. Was war mit Benjamin
passiert? Er hatte die letzten fünf Spiele allesamt verloren. Mit 7 aus 7
gestartet und nach 11 Runden stand er immer noch bei 7 Punkten. Nachdem das
Turnier nun zu Ende war und die Geschworenen in der Reihenfolge ihrer Platzierung
auf der Geschworenenbank Platz nahmen, ging es in der Show weiter. Der
Staatsanwalt eröffnete den Schlagabtausch.
Der Dessen Name Nicht Genannt Werden Möchte: "Ich finde das
Monatsblitz nicht mehr zeitgemäß und attraktiv. Die Leute spielen lieber
Schnellschach. Daher will ich das Monatsblitz in ein Monatsschnellschach
umwandeln."
Caissa: "Der Herr Verteidiger darf sprechen."
Julian: Das ist Blödsinn, es wird sowieso schon zu viel Schnellschach
gespielt und da willst du das Monatsblitz aufgeben?"
Der Dessen Name Nicht Genannt Werden Möchte: "Es wollen einfach viel
mehr Leute Schnellschach als Blitz spielen."
Julian: "Wie viel mehr?"
Der Dessen Name Nicht Genannt Werden Möchte: "Einfach viel
mehr."
Das war mal wieder typisch dachte ich. Da schmeißt Der Dessen Name Nicht
Genannt Werden Möchte mal wieder Behauptungen in die Runde, ohne sie mit
Zahlen belegen zu können.
Julian: "Das kannst du mir nicht weiß machen. Zum Monatsblitz kommen immer
Leute von auswärts wie Heinl oder Wächter. Und wer kommt von auswärts zu den
Schnellschachturnieren? Niemand."
Der Dessen Name Nicht Genannt Werden Möchte: "Es kommen garantiert
mehr Leute. Die Schnellschachturniere waren immer gut besucht."
Julian: "So gut auch nicht. Ich bezweifle ernsthaft, dass ich mehr Teilnehmer
einstellen werden. Aber eines weiß ich ganz sicher: Es wird niemand mehr
kommen, der bisher wegen des Monatsblitz da war. Und ich werde dann garantiert
auch nicht mehr so häufig vorbeikommen, wenn nur noch Schnellschach gespielt
wird. Es ist ja jetzt schon so, dass alle zwei Wochen Schnellschach gespielt
wird und kaum was anderes."
Caissa warf mir einen Blick zu. Ja auch bei mir würde dies der Fall sein.
Insbesondere wenn ich daran denke, dass ich nächstes Jahr vermutlich nach
Stuttgart umziehe, würde ich wegen eines Schnellschachs nicht extra nach
Heilbronn fahren wollen.
Der Dessen Name Nicht Genannt Werden Möchte: "Trotzdem bin ich der
Überzeugung, dass viel mehr Leute kommen werden. Es sind mehr Leute am
Schnellschach interessiert, als du glaubst."
Julian: "Und ich sage dir, dass ich ernsthaft bezweifle, dass sich
nennenswert mehr Leute einfinden werden. Und wenn du ein Startgeld erhebst,
wird die Teilnehmerzahl sinken."
Der Dessen Name Nicht Genannt Werden Möchte: "Ich bin Spielleiter
und kann entscheiden. Bei den nächsten Wahlen, wenn jemand anders zum
Spielleiter gewählt wird, kann er es so machen wie er will."
Julian: "Na, toll. Du gehst, und bevor du gehst ruinierst du den
Verein."
Ende des 1. Teils. Forstsetzung folgt.
Eintrag #202 (vom 06.10.05)
Und wieder fragte ich mich, warum ich mir die Stadtmeisterschaft angetan
habe. Müde, gerade von der Arbeit kommend, keine Zeit mehr richtig was zu
Essen, und seit 5 Minuten hätte ich am Schachbrett sitzen sollen. Mein Gegner
würde Julian sein. Kurz was zu essen gesucht und dann ging es ab. Als ich dann
endlich um zehn vor Acht auf den Hof fuhr, stand da Alex mit dem Handy. Er
hatte gerade versucht mich anzurufen, wo ich denn bliebe. Auch Julian wartete
drinnen schon ungeduldig. Nach einer kurzen Begrüßung ging es los:1.d4 d5 2.c4
e5. Na schön, das wollte ich sehen. Ich nahm das Gambit an. Am besten ist es,
wenn man den Bauern wieder zurück gibt und sich einfach entwickelt. Julian
kannte sich dann auch nicht mehr aus. Wie es in diesem Gambit so typisch ist,
kontrolliert Schwarz das Zentrum, das ich geschlossen hielt und die
Vorbereitungen zum Befreiungsschlag am Damenflügel. Die Stellung nahm Julians
Denkvermögen in Anspruch, so sehr, dass ich bald deutlich im Zeitvorteil war.
Helmut schüttelte den Kopf: "Du spielst so schnell. Ist die Stellung für
dich so einfach, dass du nicht mehr denken musst?" "Ich bin so müde,
dass ich die Varianten nicht berechne, ich spiele mehr aus dem Gefühl
heraus." Und mein Gefühl schien bis dahin gut zu funktionieren. Als ich zu
b4 kam, stand es für mich gut. Zwar konnte ich mich im Zentrum und am
Königsflügel nicht bewegen, aber andererseits war dort alles so dicht, dass
Julian nicht durchkommen konnte. Am Damenflügel kontrollierte ich das Spiel.
Später erzählte mir Julian, dass er nach meinem b4 schon das schlimmste
befürchtete. An dieser Stelle hätte ich mehr rechnen sollen. Gut wäre ein
sofortige b5 gewesen oder auch erst einmal ein c5. Aber der Zwischenzug war
auch okay. Nur versäumte ich es, nach dem b5 sofort den Bauer zu schlagen. Ich
wartete einen Zug zu lang und das war ein Tempo, dass mir fehlte. Jetzt konnte
Julian mittels Sc3 ein Gegenspiel aufziehen. Hier dachte ich, dass ich am
besten in ein Endspiel rüberging. Dabei opferte ich die Qualität für eine Figur
nebst Freibauer. Mittlerweile war es schon Mitternacht und dann machte ich den
letzten entscheidenden Fehler, meinen letzten Turm zu tauschen. In der Analyse
zeigte es sich, dass Julian andernfalls schnell Probleme mit dem Freibauern
bekommen hätte. So hatte ich nichts mehr und nahm das Remisangebot dann auch
an. Auch an Brett 2 war ein Remis zustande gekommen, womit nun niemand mehr
ungeschlagen war. Vier Spieler führten mit 2,5 Punkten die Tabelle an. Neben
Julian und mir waren das noch Wilfried Adam und Helmut Follmer. Mal schauen,
was die nächste Runde bringen würde.
Eintrag #203 (vom 13.10.05)
Heute gab es mal was anderes im Programm: Endspieltraining. Hierzu hatte Der
Dessen Name Nicht Genannt Werden Möchte Endspiele vorbereitet. Gleich die
erste Aufgabe bestand darin mit Läufer und Springer Matt zu setzen. Erst
demonstrierte Der Dessen Name Nicht Genannt Werden Möchte die
Strategien, wobei ich bei einem Mattmotiv meine Klappe aufriss: "Die
Mattposition ist gar nicht möglich, weil der schwarze König nicht nach b7 gelangen
konnte, da er wegen Kb6 und Lb7 kein Feld hatte, von wo er hätte ziehen
können." Dies verblüffte Der Dessen Name Nicht Genannt Werden Möchte,
der nun auch zu Zweifeln anfing. Später stellte es sich lustigerweise heraus,
dass es doch möglich war, da der letzte Zug von Weiß Lc8-b7+ war. Auf jeden Fall
wurde nun die erste Runde ausgelost. Der mit Springer und Läufer bekam zwei
Minuten Zeit den anderen Matt zu setzen und dann wurde getauscht. Hier bekam ich
Vladimir zugelost und schaffte es gut, ihn in der Zeit Matt zu setzen, wobei
mehr Minuten sicherlich nützlich gewesen wären. Vladimir versuchte es
seinerseits und plötzlich stellte er seine Figuren so blöde hin, dass ich mit
meinem König beide angreifen konnte und eine Figur gewann. So wie ich die
anderen Partien beobachtete, hatten einige dieselben Probleme wie Vladimir. Dies
stimmt bedenklich. Das nächste Beispiel war dann blöde. Dame und König gegen
Bauern. Für das Treppenschach dann noch 10 Minuten zu geben war lachhaft. Nach
einigen Protesten meinerseits wurden dann wenigstens gute Beispiele gebracht. Es
stimmt schon, dass Endspielkenntnisse häufig über den Ausgang einer Partie
entscheiden. Wie es in unserem Schachverein so aussieht, scheint der Ausgang von
solchen Partien nicht immer zu unseren Gunsten zu verlaufen. Der einzige Trost
ist, dass es bei anderen Vereinen genauso aussieht. Wie es so lief, gewann ich
die meisten Endspiele. Gegen Ende kam noch Jul vorbei, aber diesmal gab es keine
Fortsetzung der Gerichtsshow. Dafür erzählte er die Story mit der Bundeswehr,
die ihn zuerst wollte, dann nicht wollte, er sich für ein Studium einschrieb und
dann er den Bescheid bekam, dass sie ihn nun doch wollten, weil er keinen
Freistellungsbescheid eingereicht hatte. Ach ja, die Bürokratie. Manchmal wird
man wieder daran erinnert, dass man in Deutschland wohnt.
Eintrag #204 (vom 20.10.05)
Die Runden der Stadtmeisterschaft finden im Zweiwochenrhythmus statt, womit
heute die 4. Runde anstand. Ich musste mit Schwarz gegen Wilfried spielen.
Irgendwie scheint es bei den Biberachern beliebt zu sein zurückhaltende
Eröffnungen zu spielen: Läuferfianchetto auf g2 nebst d3 und dann versuchen e4
durchzudrücken. Ist zwar solide, aber langsam. So hatte Ich gegen Hubert mal
eine Stellung auf dem Brett, bei der er es versäumt hatte e4 zu spielen, und
später nie mehr dazu kam. Aber zurück zur Partie. Wie gesagt, in dieser
Eröffnung hält sich Weiß vorerst im Zentrum zurück. Dies nutzte ich als
Schwarzer aus, um am Damenflügel mit den Bauern b5,c5 mal die Initiative an
mich zu reißen. Was mir auch zunächst gelang. Dann wurde es mal Zeit zu
rochieren und Wilfried versuchte gleich durch einen Zentrumsangriff mich in
Verlegenheit zu bringen. Hier hielt ich locker dagegen und dann nach einem
netten f7 hatte Wilfried die Wahl, die e-Linie für mich zu öffnen oder sie zu
schließen und seinen Angriff aufzugeben. Angesichts, dessen dass er mir nicht
die Möglichkeit einräumen wollte im Zentrum, als auch am Damenflügel das Spiel
zu gestalten, schloss er die Linie. Später fragte er mich, was er in der
Eröffnung falsch gemacht hatte. Konnte ich ihm so genau auch nicht sagen,
eventuell war es die falsche Eröffnung. Ja und immer wenn ich gut stehe und
keinen Plan habe wie es weitergehen soll, fange ich an Fehler zu machen. Ich
spielte axb3 und öffnete die Linien ohne vorher den Turm nach b8 zu ziehen.
Plötzlich merkte ich, dass dies kein guter Zug war, jetzt konnte Wilfried durch
ein Scheinopfer auf d4 in Folge mit c5+ den Springer auf b6
zurückgewinnen inklusive eines Bauerngewinns. Also musste ich in ein
Tempoverlust eingehen und meinen König wegziehen. Das war genau das Tempo, dass
ihm ausreichte, die Linien dicht zu machen. Es stellte sich ein Status Quo ein.
Ich konnte nichts machen, aber auch Wilfried konnte seine Stellung nur minimal
verbessern. Mittlerweile ging es auf Mitternacht zu. Und um irgendwie das Spiel
zum Ende zu bringen, spielte mein Gegner h4-h5. Schnell nachgedacht, das Öffnen
der h-Linie brachte ihm nicht viel, da er seine Türme auf der a-Linie
verdoppelt hatte. Aber wie wäre es, wenn ich g5 spielen würde? Dies würde einen
Bauern für mich gewinnen. Ohne über die Konsequenzen nachzudenken, spielte ich
es. Sofort wurde die Stellung scharf. In der kritischen Position wurde es für
meinen König luftig. Wilfried musste versuchen, seinen Springer zu opfern. Und
hier versaute ich es. Ich sah, dass auf die Annahme des Springers, ich in einer
Variante die Dame geben würde müssen. Aber mit Turm, Springer, 2 Bauern, einem
starken Zentrum und einem auf a1 deplazierten, inaktiven Läufer von Wilfried,
wäre das genügend, um mir das Remis sicher zu stellen. Dann entschied ich mich
doch dagegen, da ich dachte, ich hätte einen besseren Zug. Und kam hatte ich
diesen gespielt, sah ich, dass Wilfried nun seinen Springer auf f6
gewinnbringend ins Spiel bringen konnte. Nun war ich verloren, es dauerte dann
auch nur noch ein paar Züge, bis ich aufgeben musste. "ich hätte nie
gedacht, dass ich gegen dich gewinne", meinte er. So kann man sich irren.
Eintrag #205 (vom 24.10.05)
Dieses Jahr liegt der Start für die erste Runde in der Landesliga ziemlich
weit hinten. Wir hatten ein Heimspiel und durften Tamm begrüßen. Bis auf
Jürgen, der im Urlaub weilte, waren alle anderen da und voller Tatendrang
(hoffte ich zumindest). Ramin war dann Ersatz am Brett 8. Aber auch die Tammer
waren nicht komplett. Bei denen fehlten an den vorderen Brettern gleich 3 Mann.
Ohne drei der stärksten Spieler hatte es Tamm schwer. Aber auch auf unserer
Seite hieß es, dass die Spiele erst einmal gewonnen werden müssen. Sascha
spielte gegen Lange, den er eigentlich im Griff haben müsste. Und da es ein
Sizilianer wurde, machte ich mir da vorerst keine Sorgen. Marc hatte da mit
Bree schon einen stärkeren Gegner. Auf dem Brett entstand ein solides
Damengambit. Ich hatte mal wieder einen Kruck zum Gegner. Mit 1.Sf3 gab er noch
nicht zu erkennen, was er machen wollte. Ich erwiderte ebenso Sf6, in der
Hoffnung, dass auf d4 ich mit c5 eventuell mal wieder ins Wolga-Gambit
einschwenken konnte – aber den Gefallen tat er mir nicht. Er spielte 2.c4 und
mit Zugumstellung landeten wir in der Sizilianischen Eröffnung. Bei Boris’
Partie bekam ich das Grausen. Nach einer eher verhaltenen Eröffnung wurde das
Zentrum geöffnet und hier sah Boris Stellung nicht so gut aus. Julian hatte
Schwarz gegen Eimen und da tat sich Anfangs nicht viel. Bei Richard war es von
Anfang an spannend, da dieser nach 1.d4 f5 2.e4 fxe4 den Bauern opferte und
sich ein klassisches Gambitspiel entwickelte. Thomas hatte nach 1.d4 d4 2.Sf3
Sf6 3.e3 sofort Lg4 gespielt. Jetzt nach c4 dachte ich, dass er Lxf3 spielt,
aber mit c6 ins Damengambit umzuleiten ist nicht gut. Nach Db3 erwartete ich
Db6 und nicht Lxf3. Das verliert einen Bauern. Ramin spielte die
Tarrasch-Variante im Franzosen. Nach einer guten Stunde sah ich noch mal auf die
Bretter, um zu sehen, was sich getan hatte. Und was ich sah, sah nicht so schön
aus. Sascha ärgerte sich, weil er statt d5 zuerst Lb7 gespielt hatte, wodurch
Weiß mit c4 diesen Vorstoß abfangen konnte. Nach den nun kommenden folgenden
Zügen kam es zu einem Endspiel, in dem Weiß die besseren Karten haben sollte.
Bei Marc stand alles offen. Bei mir tat sich noch nicht viel, momentan bot ich
ein Bauernopfer auf b4 an, das Daniel aber nicht annahm. Boris verbuchte mal
wieder einen Dusel. Statt mit e5 den Läufer auf f4 anzugreifen, gleichzeitig den
Bauern auf d4 noch einmal überdecken, ließ Boris Gegner diese Gelegenheit
verstreichen und gestattete Boris Gegenspiel. Julian opferte einen Bauern, aber
Matthias gab ihn ein paar Züge später zurück. Danach gefiel mir die Stellung von
Julian besser. Richard hatte immer noch den Bauern weniger, und die Damen waren
vom Brett weg, sah ansonsten okay aus. Thomas hatte inzwischen einen weiteren
Bauern hergegeben, aber keine Kompensation dafür. Das sah nach Verlust aus.
Vladimir, der zum Kiebitzen gekommen war, fragte mich gerade entsetzt, ob Ramin
nicht sieht, dass er im nächsten Zug den Springer einstellt. "Er will den ja
opfern, um mit Th3 nebst g6 den schwarzen König Matt zu setzen." So war mein
erster Eindruck der Stellung. Bald darauf stellte es sich heraus, dass Ramin
einen Zug übersehen hatte. Schwarz konnte mit Tempo Le8 und dann Lg6 spielen,
was alles deckte. Es war klar, dass mit der Figur weniger nichts mehr drin war.
So dauerte es auch nicht mehr lange, bis Ramin aufgab. An den vorderen Brettern
hatte sich das Spiel zu unseren Gunsten verschoben. Sascha hatte die Kontrolle
übernommen und die unkoordinierten weißen Figuren konnten keine Gegenspiel
aufbauen, sondern mussten verteidigen. Zwischen Marc und Bree stand es
ausgeglichen und bei mir hatte sich Endspiel ergeben, dass für mich mit einem
Bauern mehr gut aussah. Was war passiert? Daniel hatte nach Läufertausch doch
den Bauern gefressen und sich nicht korrekt verteidigt. Ich drang in die
Stellung ein und konnte forciert die Damentauschen und dabei den Bauern
zurückgewinnen. Ich rechnete zu diesem Zeitpunkt mit einem Sieg meinerseits. Und
Boris hatte gerade eben gewonnen. Wie aus dem Nichts heraus hatte er einen
Königsangriff gestartet und nach einem Einschlag auf h6 nebst g7, musste sein
Gegner aufgeben. Richard eroberte gerade die Qualität und Julian war dabei,
seine Partie wegzuschmeißen, er hatte b6-b5 gespielt und seine Bauernstruktur
a7,b6,c5,d4 jeden Rückhalt genommen und hier fielen die Bauern. Dann ging es
relativ schnell. Sascha gewann. In der Zeitnotphase gewann Marc die Dame und die
Partie. Richard machte Remis, weil er inzwischen schlechter stand, meiner
Erachtung nach. Bei mir ließ Daniel es sich noch einige Züge lang zeigen, obwohl
nach dem Tausch von Turm und Läufer sein zweiter Zentralbauer gefallen war. Den
Sieg ließ ich mir nicht mehr nehmen und es damit war der Mannschaftssieg unser.
Julian stand einfach nur kaputt, aber was machte Matthias? Statt Txg7+ Matt in
wenigen Zügen trieb er Julians König mit Schachs nach vorne aufs Feld g4 und
plötzlich war gegen Kh3 nebst Matt auf g2 nix mehr zu erfinden. Das zauberte ein
Grinsen auf Julians Gesicht. Somit endete der Kampf höher als erwartet, aber
doch erfreulich zu unserem Gunsten.
Eintrag #206 (vom 31.10-01.11.05)
Ja, er jetzt an dieser Stelle einen Eintrag fürs Monatsblitz erwartet, der
hat sich geirrt. Leider war ich an diesem Tag verhindert. Es gab einen Vortrag
in der Firma und ich konnte erst gegen 21:40 losfahren, womit ich natürlich das
Monatsblitz verpasste. Als Entschädigung gab es nun den Blitzmarathon. Dieser
fing an mit dem Halloween-Blitz, das von 20:00 Uhr bis 8:00 Uhr dauern sollte.
Vollbepackt mit dem Karton der druckfrischen Ausgabe der Vereinsnachrichten kam
ich kurz vor Acht an. es herrschte schon reges Gedränge. Ich begrüßte mal den
einen und anderen und legte mit Nummer Zwei die Nachrichten aus. Die Anmeldung
lief weiter. Ich war mal gespannt, wer da alles teilnehmen würde. Schon im
Vorfeld zeichnete es sich schon ab, dass viele Jugendliche teilnehmen würden,
alleine von unseren Jugendlichen war ein ganzer Haufen dabei. Und da war
auch schon Valon: "Du hast dich ja gar nicht verkleidet." "Doch,
als Großmeister", antwortete ich schlagfertig. Dass es sich hierbei um ein
Spaßturnier handelt, erkannte man auch, dass wenige starke Spieler da waren.
Wilhelm Haas, der mal auch für unseren Verein gespielt hatte, war der einzige,
der als ernsthafter Konkurrent in Frage kam. Obwohl, da ich heute noch hatte
arbeiten müssen, konnte man das so genau nicht sagen. Etwas Schlaf vorher wäre
gut gewesen. Mit einer Verspätung von gut 20 Minuten ging es los. Insgesamt
waren es 34 Teilnehmer und es würde doppelrundig gespielt werden. Gemäß der
Auslosung saß ich neben Wilhelm auf Platz 2. Der Start verlief gut, aber dass
hieß ja noch nichts. Den ersten Schuss vor den Bug bekam ich von Anja Jehle,
die mich in der Eröffnung überspielte (ich kam im Wolga-Gambit ganz schlecht
raus. Noch konnte ich ihren Angriffsversuchen trotzen, aber es war schon
mühsam. Einen Bauern musste ich geben, und um meinen König wurde es luftig. In
Zeitnot übersah sie dann einen Konter von mir und ich kassierte die Dame ab.
Den zweiten Schuss vor den Bug bekam ich kurz darauf von Niklas Pogan und
dieser saß zwar auch noch nicht so richtig, aber, um den Treffer abzuwehren,
musste ich viel Bedenkzeit opfern. Zu viel. Zwar drehte ich den Spieß noch um,
aber das Blättchen viel. Zwei Runden später gab es den ersten Volltreffer bei
mir. Daniel Häusinger landete einen Treffer unter der Wasserlinie. Aber was ein
richtiger Pirat, ein furchtloser Kapitän und hervorragender Navigator ist,
zeigt sich wie man das Schiff durch stürmische See steuert, ungeachtet der
anderen Halsabschneider und Freibeuter, die einem begegnen. In der Vorrunde gab
ich nichts mehr ab. Wilhelm, der bis zum direkten Vergleich zwischen uns
gleichauf mit mir lag, musste nach seiner Niederlage die Führung an mich
abgeben und schaffte es nicht mehr, mich einzuholen. Dabei erzählte Wilhelm
mir, dass es mit der Jugend des Stuttgarter Traditionsvereins nicht gut stand.
Der Wolfsbuscher Verein saugt wie ein Moloch alle Jugendliche aus dem Kreis
Stuttgart auf, so dass es nur wenig eigenen Nachwuchs gibt. Zurück zum Rennen
um den Halloween-Pokal. Insoweit war alles klar auf dem Schiff. Und mit einem
kleinen, aber ruhigen Vorsprung steuerte ich den geruhsamen Hafen der
Halbzeitpause an. Zeit, um ein kleines Schwätzchen mit dem osmanischen Kaperer
Saygun zu halten, der es bisher noch nicht geschafft hatte, sich in Geltung zu
setzen. Er dümpelte in den seichteren Gewässern herum, weit entfernt vom Platz
5, zu dem es noch einen Pokal geben würde. 20 Minuten später ging es weiter.
Auch diesmal schien sich der Verlauf zu gleichen. Wieder geriet ich gegen Anja
ins Schlingern, aber ein Remis war noch drin. Bevor ich noch mehr Punkte
vergab, gab ich den Befehl aus allen Rohren zu feuern und versenkte einen
Gegner nach dem anderen. Das war aber dann doch etwas zuviel des Guten. Die
Kanonen liefen heiß. Gegen Halbzeit kam dann auch noch eine Flaute und ich
musste in drei Partien hintereinander das Segel streichen. Da musste eine Cola
her um wieder wach zu werden, denn mein Vorsprung auf Wilhelm war stark
geschrumpft. Das starke Gebräu zeigte seine Wirkung und wieder war es an meinen
Gegner, Poseidon ein Opfer zu bringen. Da Wilhelm wieder patzte, stieg mein
Vorsprung wieder und neben mir schien auch der osmanische Kaperer eine
glänzende Rückrunde hinzulegen. Er hatte sich auf den dritten Platz
vorgearbeitet und es mussten nur noch zwei Runden absolviert werden. Wie man
sich nun unschwer denken kann, war die Sonne mittlerweile schon deutlich am
Herbsthimmel zu sehen und die Uhr zeigte 9:00 Uhr in der Frühe an. Es tauchten
schon die ersten Teilnehmer des Bezirkseinzels auf. Bei mir brannte nichts mehr
an. Dann war es geschafft, mit 60,5 Punkten hatte ich die Nase vorn. Zweiter
wurde Wilhelm mit 56,0 und Dritter Saygun. Nach der Siegerehrung ging es für
mich gleich weiter. Das Bezirkseinzel ging los (67 Teilnehmer!). Und wenn seh'
ich da unter anderem? Jens Ackermann für Bietigheim startend. Die erste Runde
ging los. Ui, spielte ich auf einmal langsam. Ich verlor die Partie, die
nächste gewann ich dann. Dann verlor ich weder auf Zeit, diesmal in einer
Gewinnstellung. Die vierte Partie gewann ich wieder, die fünfte ging eindeutig
verloren und bei der nächsten holte ich wieder meine 50%. Ich schaute mal, wie
die anderen spielten. Marc war weit vorne, Xinping auch, und an Brett zwei
kämpfte zu meiner Überraschung Thomas Tschlatscher. Auch Jens war vorne an Tisch
Zwei gut mit dabei. Zeit, mich mal zusammenzureißen. Von jetzt an lief es etwas
besser, wenngleich ich immer noch feststellte, dass ich zu langsam spielte. So
langsam arbeite ich mich nach vorne. Den einen oder anderen Dämpfer gab es
noch. Eine Runde vor Schluss lag ich auf Platz 9. Und ich kam nun gegen Marc,
der die Tabelle anführte. Bei einem Sieg könnte ich noch auf Platz sieben
landen, was mir gar nichts mehr nützen würde. Marc war entsprechend nervös. In
der Eröffnung stellte ich die Qualität ein, kämpfte aber weiter und wurde
belohnt. Marc verlor einen wichtigen Zentralbauern und dann auch noch den
g2-Bauern als Königsdeckung. Ui, war der jetzt nervös, die Partie war nicht nur
wieder im Gleichgewicht, sondern neigte sich zu meinem Gunsten. Dann "übersah"
ich ein Matt und ziemlich erleichtert setzte mich matt, womit er das Turnier
gewonnen hatte. Aber es ging noch weiter, jetzt kam für mich die nächste
wichtige Veranstaltung, die Blitzmannschaftsmeisterschaft. Hier wollten wir
(Marc, ich, Sascha und Xinping) uns qualifizieren bzw. gewinnen. Es lief schön.
Ein 4:0 Sieg zu Beginn, noch ein weiterer hoher Sieg - nur gegen Willsbach
hatten wir einige Schwierigkeiten und verloren knapp. Die stellte unser
einzigen Punktverlust dar, alle anderen Spiele gewannen wir, auch das
entscheidende gegen Kornwestheim. Und damit hieß es am Ende Spiel, Satz und
Sieg für den Heilbronner Schachverein. Und ein Wiedersehen mit der
Württembergischen Mannschaftsmeisterschaft.
Eintrag #207 (vom 03.11.05)
Nach meiner miserablen Vorstellung in der letzten Runde der Stadtmeisterschaft
musste ich wieder was gut machen. Mit Weiß gegen Streicher sollte ich nicht
ganz so schlecht aussehen. Ich eröffnete normal mit 1.d4 und fand mich dann
irgendwie in der Holländischen Eröffnung wieder. Da kenne ich mich überhaupt
nicht aus. Immerhin brachte ich die Eröffnung halbwegs gut hinter mich und
hatte noch leichte Vorteile. Irgendwie dann im Mittelspiel verschenkte ich
meinen Anzugsvorteil und es wurde besser Zeit in ein Endspiel abzuwickeln. Hier
hoffte ich, durch die spätere Bildung eines entfernten Freibauerns am
Damenflügel in Vorteil zu kommen. Aber erst musste ich die Stellung meine
beiden Leichtfiguren verbessern, insbesondere der Springer stand schlecht. Das
kostete Zeit, in der Traugott sein Zentrumsstruktur verbessern konnte. Während
ich noch darüber nachsann, wie mein Plan Gestalt annehmen könnte, machte
Traugott einen Fehler. Er schob seinen d-Bauern vor, was mir eine taktische
Möglichkeit eröffnete. Später sagte Heinz zu mir, er hätte den Zug Sf4+ auch
gesehen. Jetzt war ich sicher zu gewinnen. Nahm er nicht auf f4, würde er einen
Bauern verlieren. Nähme er, würde ich seinen Läufer auf g7 schlagen, hätte
seinen d-Bauern auf d5 isoliert und stattdessen einen Doppelbauern auf der
f-Linie. eigentlich musste er schlagen, aber dann waren die nächsten Züge
vorprogrammiert. Im nächsten Zug kam mein Läufer nach d4, blockierte das
Zentrum und attackierte den Bauern auf a7. Nach a6 stände sein Springer auf a4
einfach nur dumm rum und käme nicht mehr raus. Somit war Sb6 Lxb6 axb6
erzwungen und nach meinem a4 konnte ich jederzeit einen Freibauern bilden.
Somit war sein König an das Quadrat gebunden und ich bereite das Eindringen
meines am Königsflügel vor. Es dauerte nicht mehr lange und nachdem sein letzter
Versuch, mich in eine Falle zu locken, nicht mehr klappte, gab er auf.
"Das Endspiel war für mich etwas besser", sagte er. "Würde ich
nicht sagen", entgegnete ich, "durch die Möglichkeit, den entfernten
Freibauer zu bilden, stand ich nicht schlechter." Das wollte er so nicht
glauben. Nun denn, dann soll er mal Fritz fragen, was der meint. Aber in einem
stimme ich ihm zu. Bei korrektem Spiel hätte er nicht verlieren sollen. Mit
diesem Sieg hatte ich den Anschluss an die Spitze gehalten, wenngleich ich
durch die Niederlage gegen Wilfried nicht mehr mit einem Sieg rechnen kann.
Eintrag #208 (vom 13.11.05)
Die zweite Runde in der Landesliga bescherte uns Neckarsulm als Gegner. Auch
diese sind nicht zu unterschätzen und es würde nicht leicht werden. Aber wir
konnten auf unseren Heimvorteil bauen (sprich - man darf länger ausschlafen).
Jürgen durfte am ersten Brett gegen Mädler spielen. Aus einem abgelehnten
Englisch wurde ein Holländisch. Sascha bekam Königsindisch aufs Brett gegen ein
unbeschriebenes Blatt, aber es war zu vermuten, dass der mit -ic aufhörende Name
schon stark war. Marc hatte gegen Vukovic auch einen der stärksten vor sich am
Brett. Ich meinerseits bekam mit Oette einen Gegner in meiner Spielstärke. Boris
spielte die moderne Verteidigung und bekam die klassische Variante aufs Brett.
Richards Gegner ließ sich einmal mehr auf ein Wolga-Gambit herein, zeigte aber
schon mit 4.b3, dass er sich auf keine normalen Varianten einlassen wollte.
Julian spielte Italienisch und Thomas scheint seit Jahren nichts anderes als
Sizilianisch zu spielen. Nach kurzer Zeit sah es wie folgt aus: Offene Kampf im
Zentrum an Jürgens Brett. Sascha hatte einen Bauern für nix eingestellt und Marc
stand ausgeglichen. Ich hatte im Holländisch zu früh zu erkennen gegeben, dass
ich Lb2 spielen wollte und Oette spielte sofort c5, worauf er gleiches Spiel
hatte. Julian spielte auf Angriff und bot ein Bauernopfer im Zentrum an. Aber
Teuber ließ sich nicht darauf ein. Nachdem im Zentrum alles soweit fast
bereinigt war, stellte Julian den Bauern auf f2 ein. Da konnte ich nur hoffen,
dass die anderen Bretter es rausrissen. Mal schauen. Boris? Eher nicht. Okay die
Damen waren getauscht, er hatte einen Isolani auf der e-Linie und musste sich
einer permanenten Fesslung aussetzen. Richard konnte durch ein taktisches
Manöver den c4-Bauern gewinnen und das sah gut aus. Thomas stand gut. Schwarz
hatte mit d6 einen rückständigen Bauern und kein Gegenspiel. Meine Partie hatte
durch Figurentausch deutlich an Spannung verloren. Das sich
herauskristallisierende Endspiel fand ich eher für mich ungünstig. Aber so wie
meine Mannschaftskameraden standen, konnte ich das Remisangebot nicht sofort
annehmen. Ich ließ meine Zeit laufen, und laufen. Sascha lästerte hinterher: "Na
toll, da lässt er seine Zeit laufen und hat hinterher keine andere Wahl, als es
anzunehmen." Meine Uhr lief eine dreiviertel Stunde. Nachdem Richard auf Gewinn
stand, Sascha wider Erwarten seinen Bauern zurück gewonnen hatte, nahm ich es
an. Mädler hatte gegen Jürgen eine Qualität geopfert. Obwohl es ziemlich viele
Fallstricke gab, schaffte es Jürgen diese alle zu umgehen und gewann. Marc war
in einem Damen/Leichtfigurenendspiel geraten, dass sehr nach remis aussah,
obwohl Marc nur hinten drin stand. Boris hatte sich befreit und die Initiative
übernommen. Thomas deutliche Positionsvorteile sollten sich auch mal langsam
auszahlen, dachte ich. Nur schien er noch nicht den Weg dazu gefunden haben.
Aber kurz darauf fand er ihn. Boris stand plötzlich auch auf Gewinn, mit einem
soliden Mehrbauern und Julian hatte Glück und durch einen Fehler Teubers ein
Endspiel mit 2 Springer gegen König und Bauern. So wie es stand war es remis,
aber Julian wollte es wissen und der Versuch gab ihm Recht. Er gewann es noch.
Marc seinerseits stand nach dem Damentausch ziemlich schlecht. Spätere Analysen
ergaben, dass der Damentausch ein Fehler war und Weiß in allen Varianten gewann.
Aber das Endspiel wurde von Vukovic auch erstklassig behandelt, es war ziemlich
lehrreich. Ja, und auch so endete der Mannschaftskampf entgegen der anfänglichen
Tendenz zu unserem Gunsten, wie bei Tamm. Eine gute Ausgangsposition.
Eintrag #209 (vom 17.11.05)
Nachdem ich letzte Woche beruflich unterwegs war, stand nun wieder die
Stadtmeisterschaft auf dem Programm. Hier hatte ich als Schwarzer Michael Edam
als Gegner. Ich spielte wieder Wolga-Gambit. Es kam zur Hauptvariante, die ich
selber so selten spiele. Alles was ich wusste, war, dass man als Schwarzer
irgendwann mal e6 spielen sollte, um die Diagonale a8-h1 zu öffnen, wenn der
König auf g2 steht. Aber warum ich mich nicht an den Lehrsatz hielt, weiß ich
auch nicht. Ziemlich früh gab ich meinen guten Läufer auf g7 weg, um den Bauern
wieder zurück zu gewinnen. Im Theoriebuch wird das als schlecht bezeichnet und
so, wie sich die Partie entwickelte, weiß ich auch warum. Obwohl, anfangs konnte
ich noch alles dicht halten, warum ich es dann unterließ c4 zu spielen und es
Michael gestattete, selbst c4 zu spielen - was seinen Bauern auf d5 wunderbar
deckte - ist auch so eine Frage, die ich hinterher nicht mehr beantworten kann.
Nach dem c4 stand ich nur noch schlecht und durch einen Blackout einige Züge
später übersah ich die Mattdrohung und musste aufgeben. Das war mal wieder nix
gewesen und nun war es klar, dass die Stadtmeisterschaft endgültig für mich
gelaufen war. Aber was soll's. Hauptsache, ich komme für die Mannschaftskämpfe
in Fahrt.
Eintrag #210 (vom 04.12.05)
Eine längere Schachpause war geschehen. Da waren zwei Wochen berufliches Reisen
angesagt, so dass ich erst jetzt wieder zum Schachspielen kam. Es handelte sich
um das vorverlegte Mannschaftsspiel gegen Böckingen. Die hatten darum gebeten,
weil Jürgen Kleinert als Schiedsrichter am kommenden Wochenende einen Einsatz
hatte und für uns war es auch ganz gut so, denn der nächste Sonntag wäre ja der
Tag nach dem Nikolaus-Jugend-Open und da wären wir wohl ziemlich fertig. In
Bestbesetzung hofften wir auf einen guten Ausgang. Jürgen spielte wie in den
Jahren zuvor gegen Scharping. Nach 1.Sf3 f5 2.b3 Sf6 zeichnete es sich ab, dass
es sich um ein positionelles Gerangel handeln würde. Sascha spielte 1.d4, worauf
Günter Funk mit seinem traditionellen Slawisch antwortete und dann den Bauern
auf c4 immer nimmt. Marc hatte gegen Jürgen eine Schlappe vom letztem Jahr gut
zu machen und wurde nach 1.e4 c5 2.c3 d5 wieder in eine hochtaktische Partie
verwickelt. Ich selbst spielte gegen Holger und hatte anfangs gutes Spiel. Dann
entschloss sich Holger einen Bauern zu opfern. Das Opfer führte dazu, dass die
Initiative an ihn komplett überging. Mein Problem war, dass ich zudem völlig
unterentwickelt war. Boris spielte Königsindisch gegen Rolf Zeh und Julian hatte
mit Weiß gutes Spiel gegen Herold. Frank Rau musste auch noch lernen, dass
Richard im Wolga-Gambit sehr fundiertes Wissen hat. Und bei Thomas war auch
alles klar. Nach einer Stunde sah es bei Jürgen unklar aus. Sascha hatte keinen
Eröffnungsvorteil erzielen können. Marc hatte die Damen getauscht, aber
Stellungsmäßig sah es ausgeglichen aus. Ich hatte ein Problem, weil ich die
korrekte Verteidigung nicht fand und war immer noch unterentwickelt. Boris hatte
keine gute Stellung. Bei Julian sah auch noch alles nach Remis aus. Richard
verbuchte schon Vorteile für sich und bei Thomas sah es ebenfalls gut aus. Dann
verstrich eine lange Zeit, in der ich mich auf meine Partie konzentrieren
musste. Ich musste zwangsläufig den Bauern zurückgeben, aber nach Abtausch eines
Turmpaars hatte ich eine Entlastung erreicht. Ich bekam nur am Rande mit, wie
Sascha Remis machte. Dann hatte ich es geschafft und war in einem Endspiel, dass
remislich aussah. Ein Blick auf die anderen Bretter. Jürgens Partie war remis.
Marc hatte die Qualität verloren. Boris sah auch nicht gesund aus, er hatte
schon einen Bauern verloren. Richard und Thomas standen auf Gewinn und es
dauerte auch nicht mehr lange, bis sie die Punkte einheimsten Julian fragte mich
in Zeitnot, ob er Remis machen dürfte. Ich winkte ab, so wie es aussah, würde es
4:4 werden, wenn er das Remis annahm. Also weiterspielen. Bei mir kam es zu
einem Endspiel, dass ich nicht zu gewinnen hoffen wagte, und es kam dann auch
so, dass nach weiterem Abtausch einiger Bauern es Remis wurde. Dann gab es eine
böse Überraschung. Julian hatte eine Figur eingestellt und verlor. Mist und
Boris Partie war objektiv auch verloren, aber er kämpfte weiter. Ich gab
momentan keinen Jota für die Partie. Aber dann geschah es dennoch. Rolf ließ es
zu, dass Boris mit seinem Turm ins Spiel fand und mit einem Freibauer auf der
h-Linie, schaffte er es, Remis zu halten. Somit endete es 4 : 4. Glück im
Unglück kann man sagen.
Eintrag #211 (vom 09.12.05)
Der Spielabend fing damit an, dass ich nach Kursende an meinem Arbeitsplatz eine
Email von Saygun vorfand, ob ich den schon wisse, dass ich heute Abend
Spielleiter machen müsste? Nein, war meine Antwort, hatte bisher von Alex nichts
gehört. Später, als ich mein Handy wieder einschaltete, fand ich eine Nachricht
von ihm vor. Alex und Saygun mussten zu Ralf fahren und die Digitaluhren
abholen, hier mit Batterien füllen und für Morgen programmieren. Also kam ich
früher und sperrte auf. Michael Waldherr kam vorbei und fragte, wo Saygun wäre.
Ich klärte ihn auf, dass er etwas warten müsse. Derweil blitzen wir zwei
Partien. "Hmm ja", meinte Michael hinterher, "ich merke, du bist meiner
würdig." Soviel zu Ausgang der Partien. Dann kamen die ersten Gäste, Wilfried,
Uwe kam, als auch Peter, der aber gleich sagte, dass er keine Zeit habe, weil er
Saygun helfen würde, die Uhren zu richten. Ebenso auch Detlef, der herein kam.
so konnte ich nur 4 Leute zum Schnellschach gewinnen. Michael gab mir noch eine
Fritz-CD, als Spende für das NJO und ging. Wir starteten das Turnier und kurz
darauf kamen dann Michael Eberhard, Saygun und Alex. Auch an Helmut kann ich
mich noch erinnern, der ebenfalls da war, um die Uhren zu stellen. Kurz gesagt,
das Schnellturnier verlief zu meinen Gunsten. Gleichzeitig mit dem Ende, waren
dann auch die Uhren fertig. Apropos Uhr, es war noch relativ früh, aber
angesichts der bevorstehenden Strapazen am Samstag für das NJO, war es ganz gut,
einmal früher ins Bett zu gehen.
Eintrag #212 (vom 16.12.05)
Auf Drängen gewisser Leute - wie Heinz - habe ich für den Unterlandpokal
eine Mannschaft gemeldet (der offizielle Meldeschluss war schon vorbei). Hierbei werden 5 Runden gespielt und die erste gegen
Groß-Sachsenheim sollte heute Abend stattfinden. Ich selbst wollte nicht
mitspielen, aber wie es so ist, erst sagen viele, sie hätten Interesse und dann
doch keine Zeit. Vladimir und Heinz hatten eine Woche vorher zugesagt zu spielen und Sascha
ursprünglich auch. Und hier fängt die Geschichte an. Ich selbst wollte von
Stuttgart aus direkt von der Arbeit hin. Von Sascha bekam ich kurzfristig einen
Anruf, in der er mir mitteilte, dass er nicht spielen kann, aber Ramin als
Ersatz hätte. Ob Ramin denn wisse, wo er hin müsse? Ja. Um 18:15 Uhr fuhr ich
von der Arbeit los. Kaum 10 Minuten unterwegs, erreicht mich von Michael eine
SMS, dass sie unterwegs sind. Michael? Was war denn jetzt los? Da ich aber keine
Freisprecheinrichtung habe, wartete ich, bis ich in Groß-Sachsenheim ankam und
rief Michael auf dem Handy an. "Ja, wieso bist du dabei?", fragte ich, "und wo
seid ihr?" Es war kurz vor sieben und um sieben sollte der Kampf losgehen.
"Vladimir und ich sind in ungefähr 20 Minuten da", lautete die Antwort. "Okay,
ich sage dann unseren Gastgebern Bescheid, dass es etwas später wird." Kaum
hatte ich aufgelegt, dachte ich: 'Moment! Was meinte er mit Vladimir und ich?
Was ist mit Heinz?' Ich ahnte es schon. Meine Ahnung wurde bestätigt, als die
beiden dann ankamen. "Wo habt ihr den Heinz gelassen?" Vladimir:" Ist nicht
Zuhause! Ich war heute dreimal bei ihm klingeln, aber er war nicht da. Zuerst
heute Morgen um 11. Ich war in der Stadt, und habe mir gedacht, sagst Heinz
Bescheid, dass ich ihn um kurz nach Sechs abhole. War nicht da. Dann bin ich um
Sechs zu ihm hin. Klingelte und klingelte, aber kein Heinz. Dann bin ich zum
Vereinsheim gefahren. Vielleicht wartete er dort schon. Bis halb Sieben haben
wir gewartet auf Heinz, sind dann noch mal zu seiner Wohnung gefahren, aber er
war immer noch nicht daheim." "Also, wenn er es vergessen hat, kriegt er
von mir was zu hören." Nun denn, keine Zeit mehr, sich zu unterhalten, die
Bretter riefen. Ich saß an Brett Eins; von der Spielstärke her müsste ich meinen
Gegner locker packen, aber in letzter Zeit will das nicht viel heißen. Nachdem
ich anfänglich mal wieder die Theorie verhunzte, überlegte ich gerade, wie ich
mich langfristig orientieren sollte, als mein Gegner einen Zug machte, der
einzügig einen Bauern einstellte. Durch ein Scheinopfer gewann ich diesen.
Gleich darauf, gelang mir wieder ein Scheinopfer, was einen zweiten Bauern
gewann. Danach war es aus, den die Damen waren getauscht und der Rest war nur
noch Sache der Technik, auch wenn es noch bis zum 42. Zug dauerte, bis mein
Gegner aufgab. Vladimir hatte auch schnell eine Gewinnstellung erreicht und
Michael stand zeitweise schlecht, dann wieder besser. Am Ende wurde es ein
Remis. "So, jetzt geht es nach Heilbronn. Ich bin gespannt, ob Heinz im Verein
ist." "Dann kriegt er was zu hören", sagte Michael. Wir fuhren los. Ich
probierte es über die B27 und kam im Verein an und es ist nicht schwer zu raten,
wer da gerade beim Schnellschach mitspielte. Da er gerade spielte, sagte ich
noch nichts. Ein paar Minuten später kamen auch Michael und Vladimir. "Da sitzt
er ja!", rief Vladimir aus. "Mensch, Heinz, hast es vergessen", fragte Michael.
"Was?" "Unterlandpokal", erwiderte ich, "du weißt, bei dem du unbedingt
mitspielen wolltest." "Ach, daran habe ich gedacht." "Aber heute bestimmt
nicht", meinte ich lakonisch. Vladimir: "Wo bist du gewesen? Ich war dreimal -
dreimal! - heute bei dir." "Ich war in der Stadt. Wie habt ihr gespielt?"
"2,5:1,5 gewonnen." "Dann ist es nicht ganz so schlimm", meinte Heinz. Ich:
"Heinz, beim Unterlandpokal gibt es keine Mannschaftspunkte, da kommt es nur auf
die Brettpunkte an. Es spielt keine Rolle, ob wir gewinnen, nur wie viel Punkte
wir holen." Dann entschuldigte sich Heinz bei mir. Nichtsdestotrotz. Was den
Unterlandpokal betrifft, so werde ich in Zukunft Heinz als letzte Person fragen,
ob er spielen will. Wenn jemand anders vor ihm zusagt, dann hat er Pech gehabt.
Strafe muss in diesem Falle sein.
Eintrag #213 (vom 29.12.05)
Das Monatsblitz im Dezember war mal wieder nicht so gut besucht. Obwohl es
Ferienzeit war, was normalerweise die Jugendlichen in den Verein bringt, war
dies heuer nicht der Fall, da sich unsere Jugendvereinsmeisterschaft für die
Deutsche U16 qualifiziert hatte. Diese fand gerade in Berlin statt und Saygun
hielt mich ständig auf dem Laufenden. Momentan stand es eher nicht so gut: Da
hatte es zum Auftakt schon Niederlagen gehagelt. Somit stand es mit der
Quantität beim Monatsblitz nicht so gut. Dafür spielte Jaroslaw mit und
Hans-Henrik beehrte uns auch wieder. "Ich habe auf deinen Anruf gewartet",
meinte er. Ich verwirrt, hatte ich was vergessen? "Was für einen Anruf?" "Wegen
dem Mannschaftskampf." "Ach so, da waren wir mal komplett, da konnte ich dich
nicht einsetzen. Aber wenn wir beim nächsten Mal Ersatz benötigen, bist du der
Erste, den ich anrufe." Mit Leiker und Wächter kamen aus Böckingen noch
zwei weitere Gäste und von unserer Seite spielten noch Vladimir und Wicki mit.
Kurz bevor es losging, überredete Alex noch Vasovic mitzuspielen, der aber dann
jemand benötigen würde, der ihn heimfährt. Zu Acht ging es los. Die Hinrunde war
ziemlich gut und ich gewann auch gegen Jaroslaw, was mir ein Polster von 1,5
Punkten für die Rückrunde brachte. Bei der Rückrunde wurde es schwieriger, aber
da auch hier Jaro gegen andere Federn ließ, konnte ich mich am Ende dennoch mit
einem halben Punkt an Platz Eins behaupten. Alex machte dann die Siegerehrung
und mit den besten Wünschen für das neue Jahr endete auch dieser Schachabend.
Eintrag #214 (vom 05.01.06)
Das neue Jahr lässt grüßen. Mit den frisch kopierten Schachnachrichten gab
es sogleich die aktuellsten Nachrichten, wie zum Beispiel das Abschneiden
unserer Jungs bei dem DVMM U20, die zwischen Weihnachten und Neujahr
stattgefunden hatte. Ich hatte die Partien alle schon gesehen, weil ich ja
ständig mit Saygun Kontakt gehalten hatte. Nun sollten einige ausgesuchte
Partien vorgestellt werden. Sascha startete: "Ich habe ein schöne Partie von mir ausgesucht. "Da hast du aber lange suchen müssen",
meinte ich grinsend. "Nun ja", gestand Sascha. "So überragend habe ich
nicht gespielt. Die ersten 3 Runden habe ich verloren. Aber an Brett 1 zu
spielen hat den Vorteil, man
kommt gegen deutsche Meister. Das hier ist die Partie aus der siebten Runde. Das
schöne an der Partie ist, wie häufig sich der Stellungstyp transformiert."
Sascha legte los. Die Eröffnung war Königsindisch - das Awerbach-System. "Was macht Weiß
jetzt?", kam dann die erste Frage, als Schwarz seine Bauern vorstieß. "Sich durchfressen, das würde ich zumindest tun",
meinte ich. "Ja, er nahm auch auf c5."
"Warum nicht e6?", fragte Alex. Ich: Jetzt könnte man auf c3 nehmen und dann Sd4 spielen. Sascha schaut sich die Variante an und sagt: "Also,
besonders gut steht Schwarz nicht." "Das stand er vorher auch nicht."
Sascha machte den mit der Partienotation weiter und griff wieder zu seinem
Stichwort 'Transformation', als sich der Stellungstyp leicht wandelte. Nicht zu
seinem besseren, denn das Spiel neigte sich nun zu Gunsten seines Gegners,
der die Partie auch gewann. Zweite Partie an diesem Abend war von Julian, auch
aus der letzten Runde.
Eröffnung: Französisch - Abtauschvariante. Dazu Julian: "Ich tauschte ab, weil ich zu faul bin, Varianten zu lernen." Es
kam zu einer atypischen Variante: "Und hier spielte ich à Tempo b4." "Hier hätte man
besser Sf1 spielen können", meinte ich. "Das wäre Stellungsgemäßer gewesen." "Das habe ich nicht gesehen und selbst wenn ich es gesehen
hätte, hätte ich den Zug nicht gezogen." Ramin: "Weil es kein Haudraufzug ist."
Ich: "Je länger ich mir die Stellung anschaue, umso besser sieht Sf1 aus.
Öffnet dem Läufer die Linien, und überdeckt h2
noch einmal." Ramin: "Du schlägst da was positionelles vor. Sowas spielt Jul
nicht!" Es ging weiter. Dann kam die Frage auf, ob Julian zuerst auf a7
hätte nehmen sollen
oder nicht. Seine Frage: "Was hättet ihr gespielt?" "Dxa7." "Ja, das wäre der bessere Zug
gewesen. aber mir war es nicht geheuer, den Turm rausschlagen zu lassen. Hier habe ich
schon gedacht, dass die Stellung nicht so optimal ist. Das könnte gut ausgehen oder
schlecht. Wie schlecht, ahnte ich nicht. Zumindest nicht, dass es so schnell
gehen würde." Er zeigte die Partiefortsetzung und tatsächlich, nach ein paar
erzwungenen Zügen war es kaputt. Endstellung, was geht noch? Heinz: "Dc8!"
Julian sah sich genötigt Heinz auf eine nicht unwesentlich Tatsache aufmerksam
zu machen: "Heinz, alles was nicht Schach
ist, setzt im nächsten Zug Matt." Dann kam noch Ramin. Auch hier sah es
Anfangs nicht so gut aus. Dann kam es zu ersten Schlüsselstellung: "Ich spielte f5. Sieht aus wie ein
Bauerneinsteller, im Endeffekt ist es ein Opfer." Ich: "Im Endeffekt ist das einfach
ein Bauer weniger!" Ramin ein paar Züge später: "Ich dachte, ich krieg den König klein. Hier rechnete ich eine
3/4 Stunde. In der Zwischenzeit hatte Julian ein Remisangebot und meinte erbost:
"Ja und ich musste so lange warten, bis Ramin seinen Zug machte." Ramin: "Mein Gegner kam
dann ans Brett zurück, hat gesehen,
dass ich den Bauern nach e5 gezogen hatte, wo er von 4 Figuren geschlagen werden
kann und denkt sich nichts dabei. Er hat ihn einfach geschlagen und wurde dann
Matt." Damit endete seine Partie noch glücklich für ihn. Es wurde dann noch ein
kleines Turnier vorgeschlagen. Ein Schnellturnier. Allzu viele wollten da nicht
mehr mitspielen, weil es zu lange dauern würde. Da schlug ich vor, statt dessen
Blitz zu spielen, insbesondere da nächste Woche eh ein Schnellturnier auf dem
Programm stand. Plötzlich waren so viele Leute bereit mitzuspielen, dass wir auf
Schweizer System umsteigen mussten. Hier gab es ein Kopf-an-Kopf Rennen zwischen
Julian und mir. Nach 7 Runden hatten im Endstand Julian und ich beide 6,0 Punkte
und in der Buchholz 2 war Jul um einen halben Punkt besser, womit er gewann.
Dritter wurde Ramin mit 5,0 Punkten vor Vladimir mit ebenfalls 5,0 Punkten.
Eintrag #215 (vom 12.01.06)
Dies sollte der Start einer neuen Turnierreihe sein: dem so genannten
Monatsschnellschach. Mir 50 Cent Einsatz wird ein Schnellturnier gespielt,
wo es für den Sieger dann ein kleines Pokälchen, welches mit eben diesen 50 Cent
finanziert wird. So war es zumindest vorgesehen. In der Praxis sah es so aus,
dass jemand die Pokale nicht rechtzeitig bestellt hatte und so das Turnier als
normales Schnellschach stattfand. Als Ersatz für einen eventuell entgangenen
Pokal, war dann eine Flasche Wein vorgesehen. Mit 14 Teilnehmern war es so ganz
gut besucht, wobei nur zwei von außerhalb kamen (Peter Lörencz und Michael Edam).
Ich machte die Turnierleitung und startete ganz gut. Ganz gut beschreibt leider
nur den Beginn des Turniers. Beim Rest ging es konstant ab. Ein Remis in der
vierten Runde und eine Niederlage zum Schluss gegen Simon bedeuteten 3,5 Punkte
und Platz 3. "Wer hat gewonnen?", fragte mich Alex bezüglich der Siegerehrung?"
"Vladimir und Simon, beide Punkt und Wertungsgleich." "Und wer ist nach
Feinwertung vorne?" "Beide gleich, sagte ich doch." "Auch nach Buchholz 2?"
"Ja", wiederholte ich mich zum dritten Mal. Diesmal schien es genügt zu haben,
er schien meinen Worten endlich glauben zu schenken, nicht ohne dann doch einen
Blick auf den Monitor zu werfen. Ja, und was macht man nun, wenn man zwei Sieger
ehren muss, aber nur einen Preis hat? Dieser Preis eine Flasche Wein ist und
einer der Preisträger deutlich unter 16 ist? Alex:" Die Flasche Wein geht dann
an Vladimir und du Simon kriegst eine Flasche Cola." "Du wirst hier gerade
übervorteilt", meinte ich scherzhaft zu Simon, "bestehe auf eine Kiste Cola."
Aber dieser gab sich dann doch mit der Flasche Cola zufrieden. Ach wie
bescheiden die Jugend von heute ist.
Eintrag #216 (vom 15.01.06)
Der Mannschaftskampf gegen Lauffen würde hart werden, denn mit Marc, Boris und
Thomas fehlten und gleich drei Stammspieler. Als Ersatz kamen Alfred, Heinz und
Ramin zum Zuge. Während einige von uns direkt nach Lauffen fuhren, traf sich der
Rest am DGB. Zehn Minuten nach dem vereinbarten Zeitpunkt fehlte nur noch
Julian. Ein Telefonanruf später wussten wir Bescheid, dass er verschlafen hatte.
Ich würde ihn dann abholen, während Richard sich mit den anderen auf den Weg
machte. Unklar war noch, wo die Lauffener ihr Spiellokal hatten. Im
Startschreiben stand Klostergartenlaube drin, anscheinend nicht mehr die
Gaststätte wo sie bisher ihre Spiele machten. Das würden wir feststellen, wenn
wir in Lauffen einträfen würden. Ich holte als Jul ab (mit Alfred und Heinz
hinten drin) und ab ging es. In Lauffen begegneten wir Richard, der gerade
jemanden an der Straße nach der Klostergartenlaube fragte. Der Mann deutete
geradeaus und so fuhr ich vorbei. Sicherheitshalber bog ich dann noch mal links
ab, um die alte Gaststätte zu überprüfen. War die falsche. So wieder auf die
Straße, wo Richard gerade vorbeigefahren war. Also hinterher. Wie sahen ihn
nicht mehr, dafür aber direkt am Kreisverkehr das Schild zur Klostergartenlaube.
Abbiegen und da war sie auch schon. Nur ein Parkplatz war nicht so leicht zu
finden. Kaum geparkt, klingelte mein Handy. Jürgen:" Kommt ihr noch?" "Ja, wir
sind schon da." Es war zehn nach Neun. Drinnen war schon alles bereit. Lauffen
spielte in Bestbesetzung. Das würde ein harter Kampf werden, dessen war ich mir
jetzt schon bewusst. Ich spielte gegen Schlötzer ein klassisches Damengambit und
kam gut aus der Eröffnung heraus. Insgesamt stand es nach einer dreiviertel
Stunde überall ausgeglichen, nur Alfred stand nicht so gut. Bei mir auf dem
Brett wurden gerade die Damen getauscht, hier hatte ich schon ein kleines Plus,
dachte ich. Ich lief nach vorne zur Theke und bestellte mir was zu trinken. Mit
Günter Kamm, der dort gerade eine rauchte, schwätzte ich ein bisschen und Holger
leistete mir auch Gesellschaft. Waldemar überlegte an meinem Brett immer noch.
Wenn man gezwungen ist dem Turm den Bauer auf b7 zu decken, obwohl noch zwei
Leichtfiguren neben den Türmen auf den Feldern stehen, man auch nicht dazu kommt
b5 oder so zu spielen, kann man einfach nicht gut stehen. Meine Figuren standen
gut, eigentlich müsste ich nur noch den anderen Turm auf die offene Linie
bringen und mit h3 ein Schlupfloch erzeugen und stand gut. Nur entschied ich
mich kurzfristig dazu es zu forcieren, wobei der Zug Sb3, den ich dann zog,
alles andere als gut war. Jetzt verlor ich ein Tempo, da dieser gefesselt war.
Jetzt musste ich mir die guten Züge aus den Fingern saugen. Mittlerweile waren 2
Stunden vergangen. Da kam Heinz auf mich zu und fragte, ob er eventuell Remis
anbieten dürfe, er hätte noch nicht mal eine halbe Stunde Zeit übrig. Was soll
ich dazu sagen. Keine 20 Züge gespielt, der Gegner hatte insgesamt 26 Minuten
verbraten, Heinz 1h34 und er stand zudem noch schlechter. "Heinz", sagte ich, "ein Remis
darfst du ruhigen Gewissens anbieten." Natürlich würde sein Gegner das Ablehnen,
das konnte ich mir jetzt schon denken. Ein Blick auf die anderen Bretter
vermittelte mir folgendes Bild. Jürgen stand gegen Frank Amos gut, aber noch war
dort alles offen. Sascha kam gegen Günter nicht so richtig ins Spiel. Ein Sieg
konnte ich mir da nicht vorstellen - bestenfalls remis. Bei mir rechnete ich
auch nur noch mir Remis. Julian stand auf Remis. Richard stand sehr gut. Im
Sämisch startete er mit g4 einen kompromisslosen Angriff gegen Holgers
Königstellung und das sah wirklich gut aus. Bei Alfred zeichnete sich die
Niederlage ab und bei Heinz ebenfalls. Leichte Hoffnungen setzte ich noch in
Ramin, der vielleicht das Endspiel zu seinen Gunsten umdrehen könnte, wenn sein
Gegenspieler sich einen Fehler leistete. So einen Fehler leistete ich mir
nämlich, als ich ins Turmendspiel verzweigen sollte und übersah, dass ich
hierbei einen Bauern verlieren würde. Mit einem Bauern weniger und einem
feindlichen Turm auf der zweiten Reihe, sah es nicht rosig aus. Ich kämpfte
verbissen weiter. So hoffte ich eventuell auf ein Dauerschach. Dem sorgte
Waldemar vor, indem er seinen König nach g7 und von dort nach einem Schach auf
h6 zog. Damit glimmte ein leiser Funke in mir auf, der auf ein Matt spekulierte,
natürlich nur unter der Voraussetzung, dass ich meinen zweiten Turm frei bekam.
Tatsächlich schaffte ich dies auch. Dabei hätte Waldemar ganz einfach einen
Gegenangriff auf meinen e3 Bauern starten müssen; und wenn der fiel, hätte der
König über f4 ein Fluchtfeld gehabt. Ich muss gestehen, dass er ziemlich in
Zeitnot war und so übersah, dass nach seinem g5 ich mit Schach ihn zwingend in 2
Zügen Matt setzen konnte. Da fiel mir ein Stein vom Herzen. Allerdings wurde die
Freude dadurch getrübt, dass Richards Partie remis endete. Holger hatte durch
ein Figurenopfer freies Schussfeld auf Richards König in Kombination mit dem
Springer war die Dame so stark, dass Richard keine Wahl blieb, als alles zu
tauschen und in ein gleiches Endspiel hinüberzuwechseln. Die Analyse zeigte
nachher, dass Richard mit Sd5 den starken Zug gehabt hätte, mit dem er den
Angriff hätte einleiten sollen. Wenn Schwarz nun die Springer tauschen würde,
fehlte im dieser als Verteidigungs- als auch Angriffsfigur. Sascha machte remis.
Heinz verlor, Alfred verlor und auch Ramin kam über ein Remis nicht hinaus. Das
sah jetzt nicht mehr gut aus. Nachdem es bei Julian auch nur Remis wurde, wurde
klar, dass wir bestenfalls ein Unentschieden erreichen konnte. Das lag an
Jürgen. Jürgen hatte unter ungünstigen Umständen die Qualität geben müssen,
allerdings mit 3 Mehrbauern. Diese standen leider etwas zu weit hinten und Frank
hatte auch noch einen gefährlichen Bauern auf f3. So wie es kam, konnte Jürgen
den Angriff nicht standhalten und verlor. Damit gingen alle Mannschaftspunkte an
Lauffen und unser Ziel, den Aufstieg zu packen erleidete einen heftigen
Rückschlag. So lagen wir nach diesem Tag in der Tabelle auf Platz 3 hinter Tamm
und Kornwestheim. Aber noch ist nicht aller Tage Abend.
Eintrag #217 (vom 26.01.06)
Ich habe nicht nachgezählt, wie viele Einträge in meinem Schachtagebuch sich
ums Monatsblitz drehen. Wer nachzählen möchte, darf das durchaus tun, nur sollte
er diesen Beitrag nicht vergessen. Ich kam kurz nach Acht herein. Drinnen saßen
schon einige beim Blitzen. Allen voran Big Thomas und zur Überraschung auch
Wilhelm Haas. Saygun war auch mit dabei, womit es ein interessantes Turnier zu
werden versprach. Wir waren 10 Leute, die mitspielten und ich machte mal wieder
die Turnierleitung. Ich leistete mir relativ früh einen Patzer gegen Vladimir
(glaube ich) und hatte die Hoffnung gegen Thomas zu gewinnen, der bis dato eine
souveräne Leistung erbrachte. Die Souveränität setzte sich zu meinem Bedauern
auch in unserer Partie fort, womit Thomas mit 9/9 gewann. Ich wurde Zweiter mit
7 vor Wilhelm mit 6,5 und Saygun mit 5,5. Und irgendwie wollten die Leute heute
alle früher gehen. Also ging ich auch früher und schließe damit einen der
kürzesten Beiträge in meinem Schachtagebuch ab.
Eintrag #218 (vom 29.01.06)
Landesliga - 6. Runde. Heimspiel gegen Biberach. Wir waren komplett.
Komplett? Nein, es fehlte noch jemand: Boris. Der kommt ja häufig später, aber
inzwischen war es schon Viertel nach Neun. Ich rief daher bei ihm Zuhause an.
Boris Mutter meldete sich. Ja, sie weiß auch nicht wo er bleibt. Boris wäre nach
Karlsruhe gefahren und ihr heute Morgen um 8 das Auto bringen. Sie wartete
schon. Wir warteten auch auf ihn. Seine Mutter bestätigte mir noch, dass Boris
Schach spielen wollte; wie gesagt er wollte ihr das Auto bringen, sie ihn dann
herfahren und absetzen. So hatte der Plan ausgesehen. "Hoffentlich ist ihm nix
passiert", meinte Sascha. "Wenn ich raten müsste, dann würde ich sagen: Boris
hat gestern in Karlsruhe jemandes Geburtstag gefeiert, sich einen zuviel hinter
die Binde gekippt und verschlafen." Diese Vermutung schien allen am
Wahrscheinlichsten. Heinz, der zum Zuschauen vorbeigekommen war: "Wenn der Boris
nicht da ist, könnte ich ja für ihn Ersatz spielen?" "Nein, den erstens hat
Boris zugesichert zu spielen und zweitens ist die Aufstellung schon längst auf
der Spielberichtskarte drauf." Wir fingen an zu spielen. Eine gute Viertelstunde
war gespielt, da hetzte Boris rein, machte einen Zug und ab ging es - er musste
seiner Mutter das Auto bringen. Wilfried, skeptisch bezüglich den Schachregeln:
"Darf er denn das Spiellokal verlassen?" Hubert: "Mit Einverständnis des
Spielleiters immer." Auf den Brettern sah es mittlerweile wie folgt aus: Jürgen
hat eine Katalanische Eröffnung auf dem Brett. Sascha was total unorthodoxes,
wüstes, war aber ganz okay. Marc einmal mehr ein Damengambit und ich wandelte
auf Richards Spuren vom letzten Mal und probierte es auch mit Sämisch. Julian
hatte ein abgelehnten Sizilianer auf dem Brett. Richards Eröffnung könnte man
als Königsindisch bezeichnen, stände der Bauer auf c4 und nicht auf c2; und was
Thomas auf dem Brett hatte, kann man sich ja denken. Nach 2h gab es das erste
Remis: Marc holte es sich. Jürgen stand hinten drin, was mir nicht so gefiel.
Sascha hatte gerade fragwürdig einen Bauern gegeben. Meine Stellung konnte man
inzwischen als abartig bezeichnen, sie war total unkonventionell im Sämisch,
aber trotzdem ganz gut für mich. Boris hatte Zeit aufgeholt und konnte das
Läuferpaar als leichtes Plus verbuchen. Bei Julian war noch alles unklar, bei
Richard sah es mehr nach Remis aus. Dafür sah bei Thomas alles Grün aus, mit
positionellen Vorteil. Bei mir lief es gut. Karl-Heinz, mein Gegner war total
eingeschnürt. Und immer dann, wenn ich gut stehe, werde vermassele ich in
letzter Zeit meine Partie. Ich übersah ein simples Abzugsschach und verlor die
Qualität und einen Bauern. Letzteres war besonders übel, denn dadurch hatte ich
nix mehr entgegen zu setzen. Trotzdem spielte ich weiter. Vielleicht geschah
noch ein Wunder. Nach 3,5 Stunden stand es an den anderen Brettern gut. Richard
hatte durch eine Kombi einen Turm mehr, der Sieg war nur noch eine Frage der
Zeit. Jürgen hatte sich taktische Vorteile erspielt und einen Mehrbauern, aber
am selben Flügel. Sascha, immer noch mit einem Bauern weniger, hatte Gegenspiel,
das sah auch nach Remis aus. Thomas stand kurz vor dem Gewinn und bei Boris und
Julian stand es ausgeglichen. Lief es so weiter, würde es ein knapper Sieg
werden. Nachdem Jürgen und Sascha remis machten und Boris auf Gewinn stand,
sagte ich zu Karl-Heinz: "Nun, jetzt kann ich genauso gut in Schönheit sterben",
und zog Sf5. "Den habe ich erwartet", meinte er. Klar, es war meine letzte
Schwindelchance, den Springer zu opfern mit der Idee auf Dauerschach. Doch es
reichte nicht und bald darauf gab ich auf. Julian machte auch Rems und damit war
der 5:3 Sieg in der Tasche.
Eintrag #219 (vom 02.02.06)
Heute sollte der Vereinspokal starten, ausgetragen nach dem Keizer-System.
Ich hatte mir als erstes Mal den Modus vom Keizer-System durchgelesen und
festgestellt, dass die Idee dahinter sich auf den ersten Blick nett anhört, aber die Umsetzung ziemliche
Nachteile hat. Da wäre zum einem, dass die Tabelle nach Keizerpunkten geführt
wird. Somit kann ein Fall auftreten, dass jemand zwar mehr Brettpunkte hat, aber
trotzdem weiter hinten liegt. Das liegt darin, dass wenn man in der ersten Runde
verliert, auf einmal so weit hinten liegt, dass es ziemlich lange dauert, bis
man wieder Anschluss an die Tabellenspitze findet. Des Weiteren kann man durch
entschuldigtes Fehlen Keizerpunkte gewinnen. So nach dem Motto: "Oh, ich komme
vermutlich gegen einen starken Gegner, wenn ich spiele und verliere, kriege ich
nichts und wenn ich nicht spiele, gewinne ich was. Das sollte nicht belohnt
werden. Dadurch, dass auch noch
Doppelrunden pro Abend gespielt werden, verzerrt es zudem die Tabelle gewaltig. Man
kann ja durch das Losungsverfahren auch nicht eine Partie nachholen. Je mehr ich
über das System nachdachte, umso weniger gefiel es mir. Das war dann auch der
Grund warum ich nicht mitmachen wollte. Hinzu kam noch, dass ich gerade an
diesem Tag spät von der Arbeit heimkam - es war schon Viertel nach Sieben. Das
entschied es dann. Zuerst gab es ein gutes Abendessen und dann ab in den Verein.
Die erste Runde war schon fast zu Ende, mit einer Überraschung. Sascha hatte
gegen Heinz verloren. Neben den beiden machten noch 16 andere mit. Die meisten
Partien waren schon zu Ende und einige Gespräche in Gange. "Ruhe im
Turniersaal", rief Der, Dessen Name Nicht Genannt Werden Wollte. Oh, Oh,
dachte ich mir. Diesen gestressten Tonfall gibt es immer, wenn er schlecht
steht. Ein Blick auf das Brett bestätigte dies. Ich ahnte schon das Ende. Kurz
darauf war dann die 1. Runde des Pokals zu Ende und dann startete die zweite
Runde. Während diese lief blitzte ich mit Saygun ein wenig. Ach macht das
Spaß, gegen Saygun aus zum Teil schlechten Stellungen zu gewinnen. Nach mehreren
Spielen machten wir dann eine Pause und schauten, was die anderen so spielten.
Es gab da keine Überraschungen; entweder setzten sich die Favoriten durch oder
es wurde remis gespielt. Bis auf Der, Dessen Name Nicht Genannt Werden Wollte,
der verlor wieder gegen Nummer Zwei. Am Ende des 1. Spieltages vom Pokal führte
Wolfgang Sommer die Tabelle an, aber mir war klar, dass es nicht so bleiben
würde
Eintrag #220 (vom 04.02.06)
KO-Pokal gegen Neuenstadt. Neben Julian spielten noch Vladimir und Heinz.
Allerdings fehlten noch diese. Um zwei Uhr waren nur unsere Gegner da,
wenngleich auch nicht vollständig. Michael Edam, Holger Spahn und Michael
Stölzel-Kapusta waren nur zu dritt. Während ich mich mit diesen unterhielt
trudelten dann auch meine Leute ein. Ich spielte gegen Edam und wie in der
Stadtmeisterschaft wurde es ein Wolga-Gambit, bei dem ich diesmal besser
herauskam, wenngleich auch nicht so gut, wie ich wollte. Julian hatte minimale
Vorteile und Vladimir stand normal. Heinz, der sich auf einen Einsatz gefreut
hatte war spielfrei. Nach einer halben Stunde opferte Michael gegen Vladimir
einen Läufer (Lxh2+): "Ich tu es mal einfach meinte er." Ich schaute es mir an.
Auf Kxh2 Dh5+ konnte Vladimir einfach Kg1 spielen. Nach Sg4 ginge Lf4 und h2 war
gedeckt. Ich wandte mich wieder meiner Partie zu. 2 Minuten später wunderte ich
mich, das Michael Kapusta so gut gelaunt. Was war passiert? Vladimir hatte nicht
auf h2 genommen. Dann kam Dh5 und nur unter Hergabe einer Figur konnte Vladimir
das Matt vermeiden. Statt mit einer Mehrfigur spielte er jetzt mit Minusfigur
und Bauer weiter. Es war klar, die Niederlage würde postwendend kommen. Nun kam
es auf mich oder Julian an. Eine Stunde später bot mir Michael Remis an.
Normalerweise hätte ich es angenommen. Aber Jul fand nicht die rechte
Angriffsfortsetzung und wenn Holger den Angriff abwehren konnte, wonach es
momentan aussah, würde es remis enden. Dann wäre aufgrund der Berliner Wertung
Neuenstadt weiter. Auf Gewinn zu spielen war nicht einfach, ich musste mich auf
die schärfste Fortsetzung einlassen. Etwas später geschah es bei mir. Statt c4
zu spielen, ließ ich zu, dass Edam selbst c4 spielte und somit seinen Bauern auf
d5 deckte. Von jetzt an hatte ich kein Gegenspiel mehr. Die Schwäche d5 war zu
einer Stärke mutiert. Es ging dann noch weiter, allerdings sehr passiv. Den
endgültigen Abgang verschaffte ich mir vorzeitig, indem ich ein Matt in 2
übersah. Julian machte dann ein Remis und somit war die Niederlage perfekt und
Neuenstadt weiter.
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