Schachtheorie
(Bauernendspiele, Turm gegen Bauer, Wolga-Gambit, Turm gegen Turm + Bauer) |
Heilbronner-Schachverein
(Infos, Bilder, Download, Mattaufgaben, Partien) |
Gronk-Award |
Seite 3
Einträge 41-60 (vom 09. Januar-08. Mai '03) |
Eintrag #41 (vom 09.01.03)
Manchmal habe ich den Eindruck, dass unser Spielleiter immer dann einen
Theorievortrag in den Terminkalender setzt, wenn ihm nichts einfällt. Gut, ich gebe zu, dass es mein Fehler war, als ich letztes Jahr
erwähnte, dass ich im nächsten Jahr wieder einen Vortrag halten könnte, aber
dass dies gleich im Anfang Januar sein muss, war mir doch ein wenig zu schnell.
Aber noch mal gut, ich hatte ja schon einiges zum Thema Turm gegen Bauer zusammen
gesammelt (zum Vortrag einfach oben auf den Hyperlink klicken). Dann des Weihnachtsurlaubs hatte ich Zeit, das Material zu sichten
und zu strukturieren. Am Nachmittag rief ich noch Jochen an und fragte ihn, ob
er am Sonntag Ersatz in der ersten Mannschaft spielen könnte. "Nee, das ist mir
zu kurzfristig", lautete seine Antwort (auf deutsch übersetzt: Nein, ich bin zu
faul). "Kommst du wenigstens zu meinem Vortrag heute Abend?" "Du hältst einen
Vortrag? Über welches Thema?" "Endspiel: Turm gegen Jochen, äh... Bauer." Eine
kurze Pause und dann wie üblich aufstöhnend. "Ich hasse dich. Aber ich muss
zugeben, der war gut! Ich komme heute Abend dann vorbei." Und er kam, und
lernte, sowie einige andere auch: Jens, Peter, Dieter, Saygun, Alex, Michael,
Michael, Kafi, Fritz und ein paar Leute mehr. Aber niemand von der ersten
Mannschaft, wie ich bemängeln muss. Ach ja, und Jaro auch nicht, obwohl ich ihn
ja letzte Woche dazu eingeladen hatte, weil er eben genau dieses Endspiel gegen
mich versaut hatte. Einige Beispiele hatten es in sich, da ging es um Tempozüge.
Auch Alex war verblüfft: "Wann weiß ich, welche Stellung gewonnen ist, und wie
ich mittels eines Tempozuges die Stellung gewinnen kann?" Tja, nicht verzagen -
Chefe fragen (grins). So nach 2 Stunden war ich fertig und wenn Jochen schon mal
da ist, ist Tandem angesagt. Während ich mir noch schnell etwas zu trinken holen
ging, dabei noch Thomas Wiebecke traf und kurz mit ihm plauderte, sollte Jochen
noch 2 Spieler fürs Tandem organisieren. Pustekuchen! "Du nix könne 2 Spieler
für Tandem auftreibe, Jochen?" So wurde es zu einem Simu-tandem zwischen Jochen
und mir. Aber bevor wir anfingen, fragte ich ganz unschuldig, wo denn die
Blitzuhren sind? Manchmal muss man Leute wie Saygun wirklich daran erinnern,
dass er Uhren, die er ausleiht, wieder zurückbringen soll. Von den nagelneuen 8
Blitzuhren war keine einzige im Schrank. Die paar Tandempartien gewann Jochen,
er hatte nach seiner Meinung ja einen guten Partner. Hohoho. Das war es schon im
Großen und Ganzen, was an diesem Abend stattfand und ja, es kommen immer mehr
Leute auf meine Homepage zu meinem Schachtagebuch. Was dies nun genau bedeutet,
weiß ich noch nicht, aber ich werde mir darüber mal Gedanken machen. Ende des
Eintrags #41.
Eintrag #42 (vom 16.01.03)
Saygun wirft mir vor, ich wäre zu human, zumindest was mein Schachtagebuch
betrifft. Ich gebe zu, ich habe schon an einen Schach Award gedacht, den ich
verleihen könnte. Dieser sollte von der Idee her an den Darwin Award angelehnt
sein. Darwin Award?? Ihr kennt den nicht? Nun, jedes Jahr wird der Darwin Award,
ein Preis, der in Anerkennung der Leistung, dass man sein Gene durch überragende
Dummheit aus dem menschlichen Genpool entfernt hat, und somit zur Verbesserung
der Menschheit beiträgt, an ausgewählte Personen (meist posthum) verliehen.
Soweit möchte ich beim Schach Award nicht gehen, aber um Sayguns Erwartungen
gerecht zu werden, sollte diese Auszeichnung schon eine zweifelhafte Ehrung
sein. Ich brauche dafür Kriterien, nach denen ich die Vergabe vornehmen könnte. Hm, es wäre ganz
gut, wenn ihr mir ein paar Ideen zukommen lassen könnt! Schickt mir mal eure
Vorschläge. Aber kommen wir zurück
zu meinem Schachtagebuch. Ich möchte ja hier verzeichnen, was sich so alles beim
Schach ereignet. An diesem Donnerstag stand ein Schnellturnier auf dem Programm.
Nicht gerade meine Lieblingsturnierart. Darum entgegnete ich auch auf die Frage
von Alex, ob ich mitspiele: "Nur, wenn es eine ungerade Teilnehmerzahl ist,
ansonsten nicht." "Mit dir wären wir dreizehn." "Dann spiele ich nicht,
abgesehen davon brauche ich erst mal was zum trinken." Auf dem Weg zur Theke bog
ich vorher rechts ab, weil ich ein Bedürfnis verspürte. So vor dem Urinal
stehend, platzte der Turnierleiter herein: "Es wird gewünscht, dass du
mitspielst; ich habe dich jetzt auf die Liste mit reingesetzt." Jessus, Maria
und Josef - gibt es den keinen Ort auf der Welt mehr, wo man für kurze Zeit
ungestört sein kann? Nun gut, wenn man es so will, dann soll es auch so sein.
Gleich in der ersten Runde kam ich gegen Alex. Wie hat sich Alex am Ende
gefreut, weil er durch mich eine gute Buchholzzahl bekam und in der Endtabelle
weit vorne landete. Und ich? - Ich freu mich auch, hier die Partie gegen Alex
präsentieren zu können: 1.d4 d5 2.Sf3 Sf6 3.c4 e6 4.Lg5 dxc4 5.e4 Le7 6.Lxf6
Lxf6 7.Lxc4 0-0 8.Sc3 c6 9.0-0 b5 10.La4 Lb7 11.Tc1 a5 12.Te1 Sa6 13.e5 Lg5
14.Sxg5 Dxg5 15.Se4 De7 16.Te3 a4 17.Lc2 c5 18.Sxc5 Sxc5 19.Lxh7+ Kh8 20.Dh5 -
Aufgabe. Danach spielte ich von Partie zu Partie schlechter, gewann aber alle,
bis auf die Partie gegen Saygun, wo ich einen Mehrbauern im Läuferendspiel nicht
verwerten konnte. In der letzten Runde spielte ich gegen Michael. Wir hatten
gerade drei, vier Züge gespielt, da erklang zwei Bretter weiter die Stimme von
Alex: "Den Zug hast du schon einmal gegen mich probiert. Aber darauf falle ich
nicht rein. Ich spiele einfach den Zug!" Karl-Heinz Weyhing. "Und was soll das
sein? Das Geilfuß-Gegen-Gambit?" Strike! Es gab ein riesiges Gelächter. Leider
habe ich es versäumt, mir die Züge zu diesem Gambit anzuschauen, aber ich
verspreche, das hole ich nach. Die letzte Partie ging auch noch an mich und ich
gewann mit 4,5 aus 5. Abgesehen davon, dass Saygun mich noch zu ein paar
Blitzpartien herausforderte (damit du was für dein Schachtagebuch hast),
unternahm niemand mehr eine Anstrengung, ins Tagebuch aufgenommen zu werden.
Aber Leute, das nützt gar nichts, früher oder später kriege ich jeden!
Eintrag #43 (vom 23.01.03)
Ah ja, alljährlich wieder gibt es sie: die Jahreshauptversammlung. Da wird
nicht Schach gespielt, sondern viel geredet. Die besten Vorraussetzungen,
Material für mein Schachtagebuch zu sammeln. Fangen wir mit Alex an, der seinen
Bericht als Spielleiter ablegte. Darin gab er auch einen Überblick über den
Stand der Mannschaften: "Und ganz überraschend steht die 1. Mannschaft mit 5:5
Punkten auf dem 5. Platz in der Verbandsliga. So gut war sie noch nie. Ich frage
mich, wie sie das geschafft hat?" "Mit Motivation und Können!" Klar, dass ich
Alex Aussage nicht so im Raum stehen lassen konnte. Und im Abschluss von seinem
Bericht kam noch eine Danksagung. "Und ich möchte noch dem Vorstand danken für
die gute Zusammenarbeit im letzten Jahr. Sie war schon auch in den Jahren davor
sehr gut, aber so gut wie im letzten Jahr, war sie noch nie!" "Du hast dich halt
gesteigert!" Und noch eine ausgefallene Danksagung gab es und zwar bei Saygun:
"An dieser Stelle möchte ich jemanden danken, der es bestimmt nicht erwartet:
Helmut!" Helmut der ganz hinten saß, blickte verblüfft nach vorne. Saygun:
"Genau dieses Gesicht wollte ich sehen." "Ich weiß gar nicht, wofür du mir
danken möchtest. Ich habe doch nichts geleistet?" "Einfach für die Existenz!"
Eine gute Antwort, die Helmut noch mehr verblüffte. Wir hatten unseren Spaß.
Auch bei der Sache mit den Neuwahlen. Alle zwei Jahre wird der Vorstand neu
gewählt; wahlberechtigt sind aber nur Vereinsmitglieder die älter als 16 sind.
Auf die Frage, wer noch keine 16 Jahre alt sind hoben sich dann einige Finger,
darunter auch der von Heinz Krämer. Ich war versucht zu sagen: "Heinz, ich
fragte nach dem Alter und nicht, wer noch alles bei der
Vereinsjugendmeisterschaft mitspielt." Ließ es aber sein. Man kann mich
nicht oft verblüffen, aber an diesem Abend war ich es. Nicht so sehr wegen der
Aussage, sondern, dass sie gerade von Alex kam: "Angesichts der Leistungen, die
der Heilbronner Schachverein für die Schachjugend erbringt, ist das Verhältnis
von Leistung zu Mitgliedsbeitrag einfach zu gut!" Interessant, interessant. Ich
kann mich noch sehr gut an die Diskussion der Mitgliedsbeiträge im letzten Jahr
erinnern, wo wir beschlossen, nur den Beitrag der Erwachsenen zu erhöhen. Es
waren einige Leute gegen eine Erhöhung des Jugendbeitrags, darunter auch Alex.
An diesem Abend durfte ich mich auch noch als Fotograf betätigen, als Saygun die
Urkunden der Vereinsjugendmeisterschaft austeilte. Schob beim ersten Bild, das
ich aufnahm, wurde es plötzlich schwarz. "Es ist alles Schwarz, Saygun", teilte
ich ihm unschuldig mit, ein Grinsen kaum verkneifend. "Und hier steht: Batterie
leer!" "Toll, wieder hast du es einmal geschafft!" Ich? Tja, wenn es mein
Apparat gewesen wäre, hätte ich bestimmt nicht vergessen, den Akku aufzuladen.
Ich denke, dies ist eine Nominierung für den Schach-Award wert, Saygun. Da fällt
mir ein, ich muss ja noch eine neue Seite für den Schach-Award aufbauen mit: a)
der offiziellen Begründung für die Verleihung b) die Kriterien, nach denen die
Auszeichnung vergeben wird c) die Liste der vorgeschlagenen Kandidaten nebst
deren Aktionen für die sie nominiert wurden d) eine Seite, auf der Wetten
abgeschlossen werden können, wer ihn 2003 bekommen wird. Aber dies hat noch
etwas Zeit. Und damit, liebes Schachtagebuch, endet der Eintrag #43.
Eintrag #44 (vom 30.01.03)
Holdes Tagebuch, zur jetzigen Stund' möchte ich dir erzählen, was sich
in den Abendstunden dieses Tages zugetragen hat. Im Terminkalender waret
verkündet, dass ein Turnier stattfindigen solle. Als Monats-Blitz waret es
ausgeschrieben und edle Schachrecken und -ritter, als auch etliche Schachknappen
wollten in diesem Wettstreit ihre Künste darbietigen. Als edler Held kam ich
nicht umhinne, an diesem Turnier teilnehmen zu wollen und ließ derweil mein
Erscheinen ankündigen. Doch ein heftiges Schneegestöber packte das Lande in
seine weißen Hände und machte die Wege unpassierbar. Unverzagt trotzigte ich dem
Wetter die Stirne und nur begleitet von meinem mechanischen Musikus verließ ich
die Pforten Stuttgarts. Die Reise dauerte 2,5 Stunden und als ich endliche die
Räume des Kastells betrat, war das Getümmel schon fast vorbei. "Nehme er doch
noch am Turniere teil", forderte mich Derwisch Saygun auf. "Es gebe noch 3
Runden zu kämpfen. Er könne noch am Knappen Alexander vorbeiziehigen." "Nein,
kann er nicht!", rief der erleichtert aus, denn diese Schmach wolltige er
sich nun doch nicht aussetzen. Aber zu dieser späten Stund wollte
ich dann nicht mehr teilnehmen, hatte doch die Reise meine Kräfte erschöpfet.
Dies zeitigte sich denn auch, als ich den Schachhünen Heinl zu einer Partie
herausforderte. "Ach so, du möchtest mich besiegen, damit ich nicht zu übermütig
nach Hause gehe", sprach er und wir maßen unsere Kräfte. Aber nachdem ich dem
Schneesturm schon Tribut gezollt hattige, konntige ich des Hünen Wunsch nicht
erfüllen und ließ ich übermütig nach Hause gehen. Hiernach widmete ich der
Partieanalyse am Nachbartisch, wo Jungsporn Jochen und Schachkaufmann Ralf eine
Partie des ersteren unter das Vergrößerungsglase nahmen. Wobei mein Beitrag
darin zu bestehen schien, Gewinnzüge vorzuschlagen, die meist zweizügig zum
Verlust gar führten. Ich gewahrte, dass ohne eine Stärkung kein positiver
Beitrag zu erwarten seie; also ging ich zur Schanktheke und kame bald darauf mit
dem Trank der Götter zurück und folget weiter den Analysen. "Christian, sei
ruhig! Hier wird gespielt!" dröhnte die Stimme von Alex herüber. Dies erregte
den Zorn des Jungsporns, denn mit Verlaub, ich hattige gerade nichts gesprochen.
"Christian hat gerade nichts gesagt. Du solltest besser aufpassen, was du zu wem
sagst!" Und zu mir gewandt sagte er: "Ich kann es nicht ausstehen, wenn jemand
einem ungerechtfertigt Kritik vorwirft." Wohl gesprochen, junger Freund! Schon
des Öfteren legte Alex mir Worte in den Mund, die ich nicht gesagt hatte, aber
für diesmal verzichtete ich, ihm den Fehdehandschuh ins Gesicht zu werfen. Wir
widmeten uns weiter dem Bestreben, die Partie des Jochen zu analysieren und
einmal schlug ich dann Sxg7 vor. Dies wurde von Ralf dem Unerschrockenen gleich
verworfen, aber nach kurzer Zeit stellte er fest, dass dieser Zuge doch von
guter Güte sei. "Habe ich doch gleich gesagt, dass der gut ist", bemerkte ich zu
ihm. Er blickte mich an: "Nach deinen bisherigen Zugvorschlägen musste ich dies
ernsthaft bezweifeln." Ja, an diesem Abend sprühte Ralf nur vor Witz. So geschah
es auch kurze Zeit später, dass wir die Stellung zu einem vorteilhaften Endspiel
überführen konntigen. Worauf Jochen sagte: "Ich kann solche Endspiele nicht!"
Und Ralf erwiderte: "Das ist der Grund, warum du nicht in der ersten Mannschaft
spielst!" Darauf grinste Jochen (nicht nur er) und entgegnete: "Bei diesen
Idioten?" Und später gegen Abend, als fast alle schon zur Ruhe gegangen waren,
sortieren Alex und Saygun Schachfiguren und Uhren aus, die sie einem
Schachvereine für den Sonntage ausleihen wolltigen. "20 Sätze", lautete die
Antwort auf meine Frage, wie viele er denn verleihen wolle. Ich erinnerte ihn,
dass an eben diesem Sonntag zwei Mannschaften Heimspiel haben. "Saygun brauch am
Samstag zum Jugendschach noch Uhren, die kann er am Sonntag mitbringen. "Nichts
da! Wir brauchen für Sonntag genügend Spielsätze und so viele bleiben hier! Was
übrig bleibt, kannst du ausleihen." Dies schien Alex nicht einsehen zu wollen.
Er meinte, dass genügend Spielmaterial da sei, als Spielleiter hat er den
Überblick was hier und beim Jugendschach verfügbar sei. Ich wies ihn darauf hin,
dass unser Spielmaterial primär dazu bestimmt sei, den Spielbetrieb im Verein
aufrecht zu erhalten und ich jetzt gedenke, genügend Uhren und Spielsätze bei
Seite zu nehmen. Den Rest könne er verleihen. Da auch Jochen sich auf meine
Seite schlug und Saygun nicht Alex Recht geben konnte, gab dieser nach. Und als
5 Minuten später die Frage aufkam, wie viele Uhren noch im Jugendschach seien,
erwiderte Alex, der Nichtwissende: "Im Jugendschach habe ich keine Übersicht."
Und so frage ich mich, wie kann man einerseits einen Überblick haben,
andererseits keine Übersicht? Seltsam, seltsam, aber so steht es geschrieben.
Eintrag #45 (vom 02.02.03)
Mannschaftskampf gegen Willsbach. Da heute 2 Mannschaften spielten, gab es zuerst
ein großes Tische rücken und Aufbauen. Als ich dann gegen 9:15 Uhr die
Spielberichtskarten ausfüllte, bemerkte ich plötzlich, dass uns ein Mann fehlte.
Wir waren nur zu siebt! Ich hatte mich beim Organisieren der Ersatzleute
verzählt. Statt 3 Leute hatte ich nur 2 besorgt. Schleunigst rief ich Alfred an,
der noch am nächsten wohnt und wollte ihn fragen, ob er einspringen kann. Da er
gerade mit dem Hund Gassi war, konnte ich keine definitive Zusage bekommen. Da
die Zeit aber drängte, stellte ich ihn auf und wir legten los. Ich hatte Schwarz
und bekam die Gelegenheit, Wolga-Gambit zu spielen. In der Eröffnung lief alles
nach Plan und nach kurzer Zeit konnte ich den a-Bauern erobern. Allerdings
versäumte ich es dann, rechtzeitig die Stellung mit e6 zu öffnen und spielte
statt dessen f6. Das unterband zwar e5, aber schuf bei mir ein Loch, was sich
später rächen sollte. Aber noch stand ich ausgeglichen. bei den anderen sah es
nicht so gut aus. Julian stand auf Verlust, Jürgen stand defensiv. Bei Marc
hätte ich lieber mit den Figuren des Gegners weiter gespielt. Hans-Henrik stand
leicht besser, Wolfgang auch. Die Partien liefen weiter. Meine Stellung war
inzwischen passiv, ich hätte wirklich e6 spielen sollen. Mittlerweile stand es
1,5:0,5 da Thomas gegen Hartmut remis erspielte. Bei Wolfgang hat sich der
Vorteil in einen Nachteil verwandelt, aber aufgrund eines Fehlers seines Gegners
konnte er später zum remis ausgleichen. Bei Julian hatte sich das Blatt
gewendet, er stand auf Gewinn. Wie, weiß ich immer noch nicht. Aber das waren
schon die guten nachrichten. Jürgen stand auf Verlust und musste kurz darauf
aufgeben. Marc hatte eine Figur weniger und bei mir passierte das gleiche, ich
verlor eine Figur durch eine Kombination, wo das Loch auf e6 eine große Rolle
spielte. Und so kam es dann, an den ersten 3 Brettern verloren wir, Hans-Henrik,
Wolfgang und Thomas spielten Remis und Julian gewann. So endete das Ganze mit
2,5 zu 5,5.
Eintrag #46 (vom 06.02.03)
Start der Vereinsmeisterschaft, pardon Vereinspokal, so wie er neuerdings
heißt, weil die Bedenkzeit verkürzt wurde. Eigentlich wollte ich mitspielen,
aber mein beruflicher Terminkalender hatte sich kurzfristig geändert, so dass es nicht mehr
ging. Aber andere nahmen dafür teil; dieses Jahr sind es zwölf oder dreizehn,
knapp über 2/3 des Vorjahres. Das liegt unter anderem daran, dass von den
starken Spielern des Vereines dieses Jahr keiner teilnimmt: So ist niemand von
den Top 10 mit dabei. Aber ich denke, dies macht den Pokal dieses Jahr spannend,
da sich sehr viele Spieler Hoffnungen auf einen der Plätze machen können. Es
wird bis zur letzten Runde spannend bleiben. Zu den Leuten die da waren und
nicht mitspielten, gehörten unter anderem Jaroslaw und Saygun. Leider war Tandem
nicht möglich, da es zu laut gewesen wäre. Darum blitzen Jaro und ich ein paar
Partien. Meistens sah ich gar nicht gut aus, aber auch wenn es katastrophal
aussah (Turmendspiel mit 1 gegen 4 Bauern), konnte ich mich darauf verlassen,
dass Jaroslaw in der Endphase schwächelte: "Mit 2 Mehrbauern solltest du
eigentlich gewinnen." "Eigentlich schon", erwiderte Jaro zögerlich und als er
dann einen Bauern nach dem anderen verlor, sagte Saygun: "Jetzt hast du wieder
was für dein Schachtagebuch." Richtig erkannt, Sezginadse! So nach ein paar
Partien machten wir eine Pause und ich ging raus in den Gang, wo Saygun und Alex
labberten. Es ging um das diesjährige Nikolaus-Jugend-Open, genauer gesagt um
die Planung. "immerhin haben wir einen guten Turnierleiter", lobte mich Saygun
mit einem Seitenblick. Ich vermute sehr stark, dass Saygun bei mir Punkte gut
machen will, um nur noch positiv in meinem Schachtagebuch vermerkt werden will.
Da fiel mein Blick auf seine Kamera, die er in der Hand hielt. "He, du hast eine
neue Kamera?" "Ja." "Zeig mal her!" "Aber hänge dir den Trageriemen um den
Hals." Soviel zum Thema Vertrauen. Die neue Kamera war ein gutes Stück größer
(damit der Akku nicht so schnell leer wird, hehehe) und besaß ein Display, dass
man zur Seite aufklappen konnte. "He, so kann man ja Bilder um die Ecke
schießen!", meinte ich. Ich warf noch einmal einen Blick auf die Kamera, konnte
aber keinen Stempel des türkischen Geheimdienstes erkennen. Was aber nicht viel
bedeuten will. Nun ja, ich gab die Kamera ihrem Besitzer zurück und ging wieder
rein. Schaute mir die laufenden Partien der 2. Runde des Vereinspokals an... und
blitzte noch ein wenig. Und es gab hinterher noch Tandem! Aber nicht zuviel, da
an dem Abend irgendwie alle früher gehen wollten, bis auf - ja ihr werdet es
nicht erraten, Kövel und Huther! Beide waren die Letzten, die noch blitzten.
Wann hat es das gegeben? So, das war es schon für dieses Mal. Die nächsten
Einträge werden ein wenig auf sich warten lassen, denn beruflich kann ich die
nächsten Donnerstage nicht im Verein dabei sein. Das bringt mich auf den
Gedanken, ob ich dann nicht einen Reporter ernennen sollte, der für mich die
Geschehnisse protokolliert? Gäbe es denn Freiwillige?
Eintrag #47 (vom 16.02.03)
Mannschaftskampf gegen Backnang. Mit dabei waren: Jürgen, Richard, ich,
Hans-Henrik, Ralf, Heinz, Karl-Heinz und Johannes; folglich traten wir mit 3
Mann Ersatz an. Nach Backnang war es nicht so weit und mit dem Navigationssystem
von Hans-Henrik (es ist kein italienisches Modell!) fanden wir das Spiellokal
auf Anhieb. Allerdings nicht die Backnanger Schachspieler, diese fanden wir laut
Spielplan im so genannten Ausweichlokal. Wie es sich herausstellte, war das
Ausweichlokal das feste Spiellokal für die Mannschaftskämpfe, aber niemand hat
in den letzten 6 Runden sich die Zeit genommen, auf diesen Fehler hinzuweisen.
Iss ja egal, wir mussten nicht lange in der Kälte warten; ein Backnanger
Spieler, der gerade zu Fuß auf dem Weg zum Spiellokal war, erkannte uns und
holte uns gleich mit. Man erwartete uns schon sehnsüchtig, besonders der Gegner
von Hans-Henrik, der, wie es sich später herausstellte, am Nachmittag zum
Flughafen musste. Hätten wir das gewusst, hätte Hans-Henrik nicht das Remis
annehmen sollen. Aber fangen wir von vorne an. Jürgen spielte gegen Arik Braun
und an der Eröffnung erkannte ich schon, dass es eine wilde Partie geben würde.
Richard spielte wie üblich die ersten Züge solide. Mein Gegner, ein alter
Schachfreund Ralfs aus den Zeiten herstammend, wo beide bei Schott Mainz
spielten, fuhr gegen mich die Königsindische Verteidigung auf. Hans-Henrik
spielte ein Damengambit und Ralf probierte sein Glück mit der Abtauschvariante
im Französischen. Und unsere Ersatzleute probierten es mit Zweispringerspiel (Heinz,
aber erst mit 5 Minuten Verspätung [nachdem der Versuch, seinen Gegner tot zu
quatschen nichts einbrachte]),
Damengambit (Karl-Heinz) und Doppelbauer (1.d4 Sf6 2.Lg5 d6 3.Lxf6). Nach einer
weiteren halben Stunde sah es überall noch gut aus mit der Ausnahme von Heinz.
Er hatte einen Bauern geopfert für Entwicklung and Angriff und das in einer
Variante, die laut Theorie nachteilig für Schwarz ist. Mir schwante hier schon,
dass dies ins Auge gehen würde. So was kann man in der Verbandsliga nicht
bringen. Auf Jürgens Brett loderte Feuer. Ich hatte anfangs Arik in Vorteil
gesehen aufgrund des Läuferpaars, aber der hielt wohl nichts vom positionellen
Spiel und spielte auf Angriff, wodurch er sich selbst Schwächen am Königsflügel
schaffte. Noch 'ne halbe Stunde später frohlockte ich. Mein Gegner hatte selbst
seine Dame am Königsflügel eingesperrt. Der Gewinn war nur noch Sache der
Technik. Aber Richard sah sich einem Opferangriff ausgesetzt und es zeichnete
sich ab, dass er verlieren würde. Kurz darauf machte Jürgen Remis durch
Dauerschach. In der nachfolgenden Analyse zeigte es sich, dass Jürgen sogar auf
Gewinn gestanden hatte! Das war ärgerlich. Hans-Henrik hatte auch Remis gemacht
und mein Gegner warf kurz darauf das Handtuch. Mit Richards Verlust war klar zu
rechnen und so gab es an den ersten 4 Brettern 2 Punkte. Es kam darauf an, was
die Hintermannschaft machte. Bei Ralf zeichnete sich ein remis ab. Heinz, immer
noch mit einem Bauern weniger, drei vereinzelten Bauern stand positionell auf
Verlust, als dann noch Figuren getauscht wurden war mir alles klar. Bei
Karl-Heinz verstand ich nicht, wie man sich auf beiden Flügeln dermaßen
einschnüren hatte lassen können. Fast alle Figuren standen bei ihm auf der
Grundreihe. Johannes hatte immer noch seinen Doppelbauern und sein König stand
immer noch in der Mitte. Auf keinen Fall besaß ich den Nerv, diese Partien noch
eine längere Zeit zu beobachten. Ich machte mit Hans-Henrik einen kleinen
Spaziergang. Bei unserer Rückkehr stand es 2,5:2,5. Ralfs Partie ging ebenfalls
unentschieden aus. Während Ralf und Richard unten im Restaurant essen gingen
betrachtete ich mir die laufenden Partien. Heinz würde verlieren, so viel war
eindeutig. Der Gegner von Karl-Heinz hatte einen Bauernvorstoß am Damenflügel
erzwungen und mir war nicht klar, wie Karl-Heinz den Freibauern ohne
Figurenverlust würde aufhalten können. Johannes König war immer noch in der
Mitte eingeklemmt, nur Dame und Springer waren aktive Figuren, wohingegen beim
Weißen nach und nach alle Figuren in den Angriff einbezogen wurde. Es sah nicht
gut aus. Wesentlich besser sah das Essen von Ralf und Richard aus, denen ich
kurz Gesellschaft leistete. Nach 15 Minuten ging ich wieder hoch. Johannes hatte
verloren, ein ungenauer Zug führte bei ihm zum Damenverlust. Bei Karl-Heinz
hatte sein Gegner aus mir unbekannten Gründen am Königsflügel gezogen, dabei
Karl-Heinz die Möglichkeit zum Befeiungsschlag geöffnet. Es wurde interessant
uns interessanter, denn ein schwacher Zug folgte dem Nächsten und plötzlich war
es Karl-Heinz der Angriff und er stand auf Gewinn. Und dann war es aus: Schwarz
hatte einen Zug gemacht und im gleichen Augenblick gemerkt, dass er dadurch Matt
wird und gab auf. Es stand 2,5:3,5. Aber einen blick auf Heinz Brett machte
klar, dass nur noch ein Wunder helfen konnte. Es kam so wie es kommen musste.
Richard, Ralf und ich standen dabei und sahen die Niederlage. Heinz meinte, er
hätte mit dieser Variante noch nie verloren und wollte natürlich die Partie
sofort analysieren. Die anderen waren schon losgefahren und wir standen da. Nach
einiger Zeit fragte Richard ungeduldig: "Heinz, können wir nach Hause fahren?"
"Moment, ich möchte mir noch diese Variante ansehen." Auch die Backnanger, die
schon alle Bretter abgebaut hatten wollten verschwinden. Da fragte mich der
Mannschaftsführer, ob einem von uns der Pulli gehörte, der über einen Stuhl
hing. "Keine Ahnung!" "Gehört einem von euch der Pulli?" fragte er laut. Jeder
verneinte oder schüttelte den Kopf. Nach kurzem Gerede rief ich Hans-Henrik auf
dem Handy an. Aber ihm gehörte der Pulli auch nicht und Jürgen, der mithörte
glaubte sich zu erinnern, dass Heinz so einen Pulli trug. Ich drehte mich um und
rief: "Heinz, gehört der Pulli hier dir?" "Ja", erwiderte er erstaunt. Alle
lachen. Richard: "Wir doch gerade eben gefragt, ob der Pulli einem von uns
gehört." "Das habe ich nicht mitbekommen." Nach dieser Episode ging es auf die
Rückfahrt. Unterwegs brachte Heinz eine Diskussion aus, wie es wäre, wenn der
Auf- bzw. Abstieg durch Brettpunkte statt Mannschaftspunkte entschieden werden
würde. Dann ständen wir in der Tabelle deutlich besser. Richard erwiderte, dass
in diesem Fall die Tabelle ganz anders aussehen würde. Es würden zum Beispiel
keine Remis vereinbart werden, nur um den Mannschaftssieg zu sichern, sondern
die Partien würden ausgekämpft werden und zudem würden die Mannschaft ganz
anders aufgestellt sein - taktischer und mit Strohmännern. Auf jeden Fall würde
die Tabelle deutlich anders aussehen. Man könnte nicht die jetzige Tabelle als
Maßstab ansehen. Heinz: "Taktische Aufstellungen wären nicht mal so schlecht. Böckingen hat mal vor Jahren einen alten Spieler, den Fuchs, auf Brett 1
gesetzt. Der hat zwar dort nicht viele Punkte geholt, mal das eine oder andere
Remis, aber dafür hat die Mannschaften hinten mehr Punkte herausgeholt. Das wäre
wirklich gut." Richard lacht laut auf: "Verstehe ich das richtig, Heinz? Du
schlägst vor, dass wir dich nächste Saison ans Brett 1 der ersten Mannschaft
setzen sollen?" Ja, so war es an diesem Sonntag. Mit einer Niederlage, aber
trotzdem heiter fuhren wir nach Hause.
Eintrag #48 (vom 18.02.03)
Heute bin ich fremdgegangen - nein, nicht was du denkst, Jochen! (Marc, oder
Saygun bzw. setze hier _______________ einen Namen deiner Wahl ein) - ich habe
einen anderen Verein besucht. Ich war beruflich diese Woche in Ulm und wollte
bei der Weißen Dame vorbeischauen und HP besuchen, der hier spielt. Nachdem ich
über das Internet festgestellt habe, dass Freitags ihr Spielabend ist, sie sich
aber auch Dienstags in der Schwimmgaststätte treffen, wollte ich an diesem Abend
vorbei schauen. Was soll ich sagen: Eine verrauchte Gaststätte, 3 Heinzel, die
eher einen trinken als Schach spielen gehen, bildeten die Weiße Dame Ulm. HP, so
erfuhr ich, war umgezogen und wohnte in Stuttgart. Na gut, nachdem ich schon mal
hier war, konnte ich auch ein paar Partien spielen. Junge war ich schlecht, ich
merkte dass ich total übermüdet und fertig war (2 Siemens'ler hatten einen
Crashkurs bei mir gebucht und so was schlaucht ganz schön). Ich meine wann hat
man mich ja nach Lg5 h6 Lh4 im nächsten Zug g3 spielen sehen? Aber so schlecht
auch auch war, mein Gegner war noch mieser. Nach 6-0 gab er auf und meinte, er
ich wäre zu gut für ihn und er wolle lieber das Fußballspiel anschauen. Nett!
Einer der anderen zwei fragte mich daraufhin, ob ich mit ihm blitzen möchte.
Okay, ich spielte noch 3 Partien, dann hatte ich genug und machte mich auf den
Rückweg. Und so liebe Schachfreunde, höret mein Worte: "Wenn ihr je in Ulm seid
und Schach spielen wollt, so gehet nicht Dienstags sondern Freitags zum
Schachabend der Weiße Dame Ulm!"
Eintrag #49 (vom 27.02.03)
Fasching, die fünfte Jahreszeit hat begonnen! Stilgerecht erschien ich im
entsprechenden Gewande im Hotel Kastell. Gekleidet war ich im Rokoko-Stil
inklusive Perücke. Zugleich zog ich die bewundernde Blick der Bedienung auf mich
und Herr Yalaz, der Betreiber des Hotels meinte sogleich, dass ich gut aussehe.
Na logisch! Auf dem Weg nach hinten begegnete ich Jaro, der grinste. "Steht
dir", meinte er. Nowikow war da schon weniger beeindruckt. Mein Anblick schlug
wie eine Bombe ein, als ich den Spielraum betrat. Michael und Thomas Heinl
grinsten. Alex war total verblüfft. "Wo kommst du denn her?" fragte er mich.
"Von zu Hause." Da bricht Thomas in lautes Lachen aus und sagt: "Das haben wir
uns schon immer gefragt, wo der Christian herkommt." Michael lächelte nur
und meinte: "Fasching ist nichts für mich." "Tja, da verpasst du was", war meine
Antwort. "Was soll das darstellen?" fragte Alex. "Ich glaube, dein Mangel an
Bildung ist bedauernswert." Aber wie es sich herausstellte, konnte niemand die
Zeitepoche richtig benennen. Ich schüttelte nur den Kopf und ging zur Theke, um
mir was zum trinken zu bestellen. Unterwegs begegnete mir Saygun. Er stockte nur
kurz im Schritt. "Ich sag' jetzt nichts", meinte er breit grinsend. "Sonst komm
ich noch ins Schachtagebuch." "Das kommst du sowieso." "Sieht gut aus. Rokoko?
17. Jahrhundert?" "He, du bist der erste, der das weiß!" "Tja, Geschichts-LK."
Kurz darauf fing das Monatsblitz an, diesmal mit nur 10 Teilnehmern. Und Alex
war noch immer fassungslos: "Irgend etwas muss am Mittwoch passiert sein, dass
Christian den Verstand geraubt hat." Wäre Marc da gewesen, hätte er bestimmt
eingeworfen: 'Wieso gestern, das ist schon vor langer Zeit passiert.' Dann ging
es los. Es lief gut an. Bald kristallisierte sich ein Dreigespann an der Spitze
heraus und die Entscheidung würde erst in den letzten 3 Runden fallen, wo ich
gegen Thomas, Saygun und Jaro spielen würde. So gegen 9 kam dann auch Fritz:
"Wie darf ich dich denn begrüßen?" "Mit Freiherr von Wolbert." Ab und zu gab ich
auch die Ergebnisse ein. "Wie habt ihr gespielt?" wandte ich mich an Nowikow und
Bijan. "Nowikow gewinnt gegen Banai." Thomas Heinl sofort: "Ich habe auch
gewinnt." In der drittletzten Runde kam ich gegen Thomas. Das Spiel war
ausgeglichen, wir kamen ins Turmendspiel und nachdem bis auf einen Bauern alle
wegfallen bot ich remis. "Wieso Remis?" meinte Thomas vergnügt und schob seinen
Bauern nach g7 vor. Verdutzt beugte ich mich vor. Hm, wie kann es sein, dass er
jetzt auf Gewinn steht? Stand er gar nicht. Nach Kg6 konnte ich den Bauern
abkassieren, da er mit dem Turm keinen Abzug hatte. Aber da fiel meine Zeit.
Dafür konnte ich mich an Saygun und Jaro schadlos halten und Platz 2 kassieren.
Wobei gegen Jaro das Endspiel ausgeblitzt wurde. Dadurch wurde Alex am
Nachbarbrett gegen Saygun abgelenkt. "Ihr habt so schnell geblitzt, dass ich
irritiert war. Da habe ich nicht nachdenken können und Zeit verloren." Ich
lachte. "Ja, ich habe nichts mehr gesehen!" meinte Alex. "Zum Glück für mich",
grinste Saygun und warf sogleich einen Köder hinterher: "Das Matt in 2 hat er
auch nicht gesehen." "Welches Matt in 2?" Aber Alex erkannte dann sogleich, dass
Saygun ihn nur auf den Arm nehmen wollte. "Wie sieht es mit Tandem aus?" fragte
ich Thomas. "ja, wo bleibt denn eigentlich Jochen. Es ist doch schon
Schröder-Zeit?" Aber Jochen ließ sich nicht blicken und so blitzte ich später
ein paar Partien mit Thomas und hatte überraschend eine deutlich positive
Bilanz. Ob das an meinem Outfit lag? Wenn ja, muss ich mal öfters so erscheinen.
Apropos Outfit, Saygun hat ein Foto von mir geschossen. "Wenn du das Foto nicht
auf deiner Homepage veröffentlichst, werden wir es auf der Vereinshomepage
machen", sagte er. Nun denn.
Eintrag #50 (vom 07.03.03)
Es geschah so vor 6 Wochen, dass Hubert Warsitz mal fragte, wie es
denn mit einem Blitz-Vergleichskampf zwischen Biberach und dem Heilbronner SV
denn sei? Nun gut, wir nahmen die Herausforderung an. Bis zum Donnerstag hatte
ich erst 6 Zusagen, hoffte am Spielabend noch einige hinzugewinnen zu können. Am
Ende waren wir zu 12! Nur unsere Herausforderer kamen auf 9. So haben wir ihnen
Heinz gegeben und legten los. Nach der ersten Runde, in der ich Eugen besiegte,
schöpfte ich schon Hoffnung, dass ich trotz meiner Grippe noch halbwegs gut
abschneiden würde, aber ein Blick auf die Tabelle zeigte, dass Biberach führte.
Doch schon nach der 2. Runde änderte sich das Bild. Fünf Runden führten wir
immer knapp mit 1 oder 0,5 Punkte und wurden dann wieder von den Biberachern
übertrumpft. Es ging hin und her. 3 Runden vor Schluss hatten wir einen
komfortablen 3-Punkte Vorsprung erarbeitet, denn wir bis zur vorletzten Runde
hielten. Die Schlussrunde, in der ich spielfrei hatte, würde alles erscheinen.
Oh, oh, es sah immer düsterer aus. Die Gegner gewannen ein Spiel um das andere.
Plötzlich waren wir punktgleich und alles hing vom letzten Ergebnis ab.
"Stephanie, wie hast du gespielt!", rief Hubert. "Jetzt hängt alles von dir ab."
Stephanie hatte den ganzen Abend Partien versiebt, indem sie eine Figur nach der
anderen eingestellt hatte. Ihr verzweifeltes Grinsen sprach Bände. Sieg! Mit
54,5 zu 53,5 trugen wir den Sieg nach Hause (siehe
Excel-Tabelle).
Eintrag #51 (vom 09.03.03)
Vorletzte Runde der Verbandsliga. Wir mussten wieder auswärts spielen -
gegen Schwäbisch Gmünd 2. Ein Sieg musste her. Aber obwohl ich Grippe geschwächt
antrat, machte ich mir keine großen Sorgen, hatte ich doch in den Rest der
Mannschaft vertrauen. Gleichzeitig spielte auch Schwäbisch Gmünd 1 gegen
Backnang, so dass wir auch Gelegenheit hatten, unsere nächsten Gegner
anzuschauen. Aber zuerst mussten wir mal hin. Hans-Henrik, dessen Auto ein
Navigationssystem hat, fuhr voraus und Richard folgte ihm. Öfters verloren wir
ihn aus den Augen, aber dann wartete Hans-Henrik immer auf uns. Wir fuhren
Landstraße und bei Backnang sahen wir 200m voraus, wie Hans-Henriks Auto
plötzlich abbog. "He, wieso biegt der ab?", fragte ich, " es geht doch gerade
aus." Richard gab Gas und bog ebenfalls ab. "Ich denke auch, dass wir
gerade aus fahren müssen." Dann waren wir nahe genug, damit ich das Kennzeichen
erkennen konnte. Das war gar nicht Hans-Henriks Auto. Lachend drehten wir
wieder. Kurz darauf sahen wir das richtige Auto und kamen dann ohne weitere
Zwischenfälle nach Schwäbisch Gmünd und konnten uns dem Schach widmen. Die
meisten unserer eigenen Partien verliefen recht unspektakulär. Na ja, meine
Partie verlief nicht normal. Ich probierte im Wolga-Gambit mit Weiß eine
Variante aus, die sich für mich letztendlich als ungünstig herausstellte. Jürgen
spielte sehr schön positionell und arbeitete sich kleine Vorteile heraus.
Richards Gegner wurde von b5 überrascht und hatte die Wahl diesen Bauern zu
nehmen und dafür e4 zu geben oder es ihm gestatten mittels b4 Raum und Angriff
am Damenflügel zu gestatten. Er entschied sich für Sxb5 und verlor kurz darauf
einen Bauern. Bei Hans-Henrik war noch alles unklar und auch Ralfs Partie stand
noch remislich. Auf den hinteren Brettern ging es nicht so ruhig zu: Wolfgang
hatte einen 4 Zügen einen Bauern im sizilianischen weniger und auf dem Brett von
Karl-Heinz gab es auch einen offenen Schlagabtausch. Auf meinem Brett konnte man
Position nicht mehr reden. Meine Entwicklung war nicht vollendet und von
Bauernstruktur konnte man gar nicht reden. Durch eine Unachtsamkeit konnte mein
Gegner einen Bauern gewinnen und meine Figuren standen alle recht passiv herum.
Aber ich lebte noch. Jürgens Gegner versuchte mit h6, g5 am Königsflügel einen
angriff zu starten, und das nachdem schon zwei Leichtfiguren abgetauscht
waren. Das schuf Löcher. Richards Gegner hatte einen zweiten Bauern verloren und
es war klar, das ist nur noch eine Sache der Technik. Hans-Henrik hatte einen
gedeckten Freibauern auf h4 und Druck auf der f-Linie. Das sah sehr gut aus.
Ralfs Gegner versuchte einen Angriff à la Königsindisch, obwohl er in der
Eröffnung schon den Lc8 abgetauscht hatte und Ralf kurz davor stand die c-Linie
zu öffnen. Die c-Linie wurde geöffnet, ein Springer getauscht und trotzdem hielt
Schwarz an seinem Plan fest und spielte g4. Das konnte einfach nicht gut gehen.
Thomas hatte am Damenflügel sehr viel Raum gewonnen und konnte sicherlich mit
dem a-Bauern die Linie öffnen. Stattdessen schwenkte er um auf den Königsflügel.
Bei einem Figurentausch befürchtete ich kurzfristig, dass ungleichfarbige Läufer
zurück bleiben würden, aber dann ging der Moment vorbei und es kam zu einem
reinem Schwerfigurenendspiel. Wolfgang hatte für den Bauern immer noch nicht
genügend Kompensation erreicht und sein Gegner versäumte es mehrfach, im
Endspiel den Sack zu zu machen. Karl-Heinz stand besser und ich rechnete dort
schon mit einem Sieg, als plötzlich der Gegner ausrief: "Das war's!" Ich schaute
mir die Stellung an. Karl-Heinz hatte in besserer Stellung eine Falle übersehen
und verlor eine Figur. Da konnte man nichts mehr machen. Richard gewann dann
eine Figur ("das hätte ich einen Zug vorher schon machen können"), worauf der
Gegner aufgab. Und Jürgen gewann auch relativ schnell. Bei mir wurde die
Stellung kritisch, nachdem ich mir weitere schwache Züge geleistet hatte. Kurz
darauf hatte ich die Wahl, die Dame gegen zwei Figuren zu geben und in ein
hoffnungsloses Endspiel überzugehen oder mich Matt setzen zu lassen. Letzteres
ging schneller. Thomas hatte inzwischen einen Bauern gewonnen und war im
Turmendspiel, das für ihn gewonnen sein musste. Hans-Henrik tauschte die Damen
ab und gewann den g-Bauer, womit die Stellung für ihn klar gewonnen war. Ralf
gewann die Qualität und wir konnten noch einen Sieg abhaken. Wolfgangs Gegner
spielte immer ängstlicher, worauf Wolfgang die Überhand gewann (und ein paar
Bauern dazu). Nichtsdestotrotz konnte der Schwarze per Dauerschach immer noch
leicht remis halten, versuchte aber seinen Freibauer auf d2 durchzudrücken. Aber
es kann ja nicht Schaden, noch einen Trick zu probieren. Wolfgang zog h5 und
jetzt hätte Dxh5 Wolfgang zum remis gezwungen, nach Dc1 allerdings war ein Matt
in 5 drin. So endete es dann mit 6:2 für uns.
Eintrag #52 (vom 20.03.03)
Die guten Zeiten im Hotel Kastell sind bald vorbei. Wir werden im April
wieder zurück zum DGB ziehen und unseren Spielbetrieb dort weiter führen.
Vorerst im großen Saal, danach wider im Jugendheim, wenn die Umbauarbeiten
vollendet sind. Klar, das Hotel besitzt nur einen Konferenzraum und wenn der
belegt ist, haben wir keinen Platz zum spielen. so mussten wir an diesem Abend
im Flur spielen, eine völlig neue Erfahrung. Auf dem Programm stand ein
Thematurnier: Königsgambit. Vorgabe war: 1.e4 e5 2.f4 exf4. Keiner, der daran
teilgenommen hat, hat sich anscheinend vorbereitet. Nicht mal ich, der Alex den
Vorschlag gemacht habe. So sahen alle Partien grauenhaft aus: Niemand hatte
einen Plan und es gab die lustigsten und seltsamsten Stellungen. Jochen, der ein
wenig später kam, hatte auch keine Ahnung von der Theorie. Interessant war, dass
sehr häufig Weiß gewonnen hatte. Da muss man sich fragen, ob man diese Eröffnung
nicht in sein Repertoire aufnehmen sollte. Das könnte sehr interessant sein. Ich
denke, wenn ich Zeit habe, werde ich mich mit dieser Eröffnung etwas näher
beschäftigen. Vielleicht mache ich auch mal einen Vortrag dazu, analog dem
Wolga-Gambit. Das Turnier gewann Saygun vor mir aufgrund der besseren
Sonneberger Feinwertung. Dies schien Alex unheimlich zu freuen. Womit man
manchen Menschen doch eine Freude bereiten kann? He,he. Na ja, der Abend war
dann relativ kurz, es war ja auch nicht gerade entspannend, im Flur zu spielen.
Nächste Woche steht wieder Monatsblitz auf dem Programm; da wird mehr los sein
und garantiert wird mein Bericht im Tagebuch länger sein.
Eintrag #53 (vom 15.03.03)
Ja, ihr lest richtig. Eintrag #53 ist chronologisch vor dem Eintrag #52
einzuordnen. Natürlich wollte ich den Bericht über die Württembergische
Mannschaftsblitzmeisterschaft nicht verschweigen, hatte aber keine Zeit, den
noch vorher rein zu bringen. Von der guten Platzierung des
letzten Jahres angespornt, wollten wir auch dieses Jahr ein gutes Ergebnis
erreichen. Wir, das waren Marc, Saygun, Wolfgang und ich. Da das Turnier bei
Weinsberg stattfand, mussten wir keine große Strecke zurücklegen und ich fuhr
gegen 12:40 Uhr los, um rechtzeitig gegen 13:00 Uhr dort zu sein. Kaum hatte ich
Weinsberg durchquert sah ich auch schon einige Schachspieler am Straßenrand den
Daumen hochhalten. Aber da in meinem TT keine 4 Leute reinpassten, mussten Gheng
und die anderen weiter warten. Ich dachte mir noch: 'Hm, wenn keine anhält,
müssen die sich sputen. Es sind noch 3km bis zur Halle." Umso erstaunter war
ich, dass sie keine 2 Minuten nach mir ankamen. Fahre ich denn so langsam? Egal,
Marc war schon da. Saygun kam auch kurze Zeit später, nur Wolfgang ließ noch auf
sich warten,... und warten. Sollten wir denn wirklich wie Asperg damals nur "Zu
Dritt" antreten? Nee,... nee, nee. Gegen halb Zwei ging es los: 23 Mannschaften
spielten im Rundensystem gegeneinander. Titelverteidiger Stuttgarter SF 1
fehlten, da sie sich schon für die Deutsche qualifiziert hatten. So stritten nur
noch der Rest um die begehrten 2 Plätze zur Qualifikation. Von Anfang an lief es
nicht so gut, wir machten zwar Punkte, bekamen aber auch ein paar Mal eine
Klatsche. Lag unter anderem daran, dass wir Anfangs sehr starke Gegner hatten.
Nichtsdestotrotz, letztes Jahr hatten wir Bebenhausen mit 4:0 geschlagen,
diesmal revanchierten sie sich ebenfalls mit 4:0. Zur Mittagspause lagen wir im
hinteren Mittelfeld, aber anbetracht der kommenden Gegner rechnete ich mir noch
ein Platz 11 oder 12 aus. Aber dadurch, dass wir am Ende uns eine Niederlage
gegen die Lauffener (Platz 21?) leisteten, wurden wir nur 13er. Mit 11,5 Punkten
lag ich noch gerade bei 50%, nicht ganz das Ergebnis wie vom letzten Jahr. Aber
ich arbeite daran.
Eintrag #54 (vom 27.03.03)
Konfuzius sagt:
"Die Geschichte ist ein Rad, das sich immerzu dreht. Alle
Ereignisse kehren einmal wieder zurück." - Was bedeutet, dass wir auch diese
Woche wieder im Gang spielen mussten, weil das Konferenzzimmer belegt war.
Konfuzius sagt: "Freunde und Verwandte sind wie Naturkatastrophen. Sie kommen
immer wieder." - Und siehe da, wer tauchte an diesem Abend auf? Robin und
Rainer.
Konfuzius sagt: "Im Leben werden Furcht einflößende Gegner deinen Weg
kreuzen." - Nun ja, wenn man sich bei einem Monatsblitz mit Thomas, Robin,
Jaro auseinander setzen muss, kann man das so sehen.
Konfuzius sagt: "Der weise Mann geht ausgeruht und mit einem klaren Kopf in
den Kampf." - Mist, und ich habe heute noch länger arbeiten müssen und war
total fertig.
Konfuzius sagt: "Die Witze werden auch nicht besser." - 'He, hier fehlt
ein Bauer.' Robin: 'Wenn Jochen kommt, können wir ihn ja dort hin setzen.'
Konfuzius sagt: "Auch ich kann mich mal irren. Manche Witze sind einfach
gut." - Kein Kommentar.
Konfuzius sagt: "Auch ein Vogel, der davon träumt ein Fisch zu
sein wird mal erwachen und feststellen, dass er ein Schmetterling ist." -
Entsprechend so spielte ich heute Schach.
Konfuzius sagt: "Lass keine gute Gelegenheit vorbei streichen,
packe sie am Schopf." - Saygun ließ sich an diesem Abend dies nicht zweimal
sagen, wann immer es möglich war, auf eine dumme Bemerkung einen dummen Spruch
loszulassen, war er dabei. Ich natürlich auch.
Konfuzius sagt: "Der Maßstab des Erfolges ist relativ." -
Relativ zu meinem Zustand gesehen war der 7. Platz am Ende des Turniers wohl als
Erfolg zu werten.
Christian sagt: Alex hat zu viele Boxkämpfe im gesehen." - Bei der
Siegerehrung: 'Uuund gewonnen haaaat - Jaaro, wo bleibt mein Preisgeld? -
Jaaaroooslav Gelfenboiiim.'
Eintrag #55 (vom 30.30.03)
Schlussrunde in der Verbandsliga. Und wir trafen auf den Tabellenführer. In
(na ja fast) Bestbesetzung konnten wir uns gute Hoffnungen auf ein 4:4 machen;
dies würde, falls Willsbach verliert, noch für den 6. Platz reichen. Ich war gut
drauf, die Sonne schien vom Himmel, was konnte da noch schief gehen? Vor dem
Spiellokal traf ich schon die ersten Gmünder. "Morgen. Seid ihr nur zu fünft
oder kommen die anderen noch?" "Die sind auch schon da. Notfalls könnten wir ja
mit 5 Mann spielen." "Theoretisch würden sogar 4 Mann ausreichend sein." "Nicht
für euch!" Ich spielte
mit Weiß und war sehr bald zufrieden mit meiner Stellung. Zwar hatte mein Gegner
seine Bauern am Damenflügel weit vorgeschoben, aber vorgeschobene Bauern können
auch leicht Angriffsziele werden. Zudem kontrollierte ich das Zentrum und plante
demnächst, die f-Linie zu öffnen. Es waren knapp 1,5 Stunden gespielt worden,
als ich ein erstes Zwischenresumé zog. Jürgen stand materiell gleich, aber
positionell deutlich schlechter. Marc hatte die Initiative und gewann einen
Bauern. Bei der Stellung sah das nach einem Sieg aus. Richard, wo noch nicht
viele Züge gemacht worden waren, sah alles remislich aus. Bei mir rechnete ich
nicht mit einer Niederlage. Hans-Henrik stand auch auf Remis. Thomas hatte im
Sizilianischen als Weißer seinen Gegner überspielt. Hier rechnete ich fest mit
einem Sieg. Wolfgang stand wie Hans-Henrik ausgeglichen und bei Saygun war es
ein positionelles Gewürge, bei dem man nicht sagen konnte, wie es ausgehen
würde. Mittlerweile kamen auch die ersten Kiebitze. Und sie bekamen was zu
sehen. Mein Gegner hatte seine Dame so schlecht platziert, dass er eine glatte
Figur geben musste, um sie nicht zu verlieren. Und anschließend gleich noch die
Qualität, so dass ich mit einem glatten Mehrturm spielte. Und meine Läufer
beherrschten die Stellung. Das würde ich auf keine Fall mehr verlieren. Noch mal
ein Blick auf die anderen Bretter: Jürgen - Figur weniger, unübersichtliche
Stellung, die Niederlage war trotzdem abzeichenbar. 0:1. Marc - Ein Mehrbauer im
Leichtfigurenendspiel L+S gegen S+S sollte gewonnen sein. 1:1. Richard - In
verteidigender Position, aber sicher. 1,5:1,5. Meine Partie gewonnen: 2,5:1,5.
Hans-Henrik - sah für mich immer noch remis aus. 3:2. Thomas - Hatte seine Dame
verloren. Aber mit dem Material das er dafür bekam, war dies immer noch glatt
gewonnen. 4:2. Wolfgang hatte schon remis gemacht: 4,5:2,5. Saygun - ein
Turmpaar war schon weg, die Bauernstrukturen auf Blockade ausgerichtet. Könnte
mit Remis enden. 5:3 Wenn alles weiter so glatt lief. Wahnsinn. "Ihr wehrt euch
ja richtig", meinte ein Schwäbisch Gmünder zu mir. Ich spielte
weiter, mein Gegner leistete noch Widerstand. Aber nach einer halben Stunde sah
er seine Niederlage ein und gab auf. Marc stand inzwischen ganz gut. Später kam
heraus, dass er in dieser Stellung b3 nebst Läuferopfer auf b6 hätte spielen
können, was zum Gewinn geführt hätte. Bei Richard setzte mir kurz das Herz aus.
Er hatte nur noch 6 Minuten auf der Uhr (sein Gegner 20) und gerade mal 21 Züge
gespielt und Richard war noch nie berühmt für sein Blitz. Kurz darauf setzte
mein Herzschlag ein 2. Mal aus. Thomas hatte in ein Bauernendspiel übergeleitet
mit 2 Türmen, Läufer und 3 Bauer gegen Dame und 2 Bauern. Das war glatt
gewonnen. Sein Gegner gab noch ein Racheschach und Thomas zog viel zu schnell
Kg1. Da war nach Dd4+ plötzlich der Läufer auf d5 weg. Kh1 nebst Kh2 und Lg2 und
Schwarz hätte nichts mehr in der Hand gehabt. Aber noch war die Stellung zu
gewinnen. Und Hans-Henrik stand plötzlich auch auf Verlust. Oh je. Mittlerweile
fragte mich Marc, ob er mit aller Gewalt zu gewinnen versuchen müsse. So wie es
momentan stand, sagte ich ja. Marc rechnete anscheinend an einem Figurenopfer,
das er dann auch spielte. Bei Richard kam es wie es kommen musste; er verlor auf
Zeit. Marcs Figurenopfer verfehlte sein Ziel. Zwar konnte er die schwarzen
Bauern alle abgrasen, doch durch einen Zwischenzug, den er nicht gesehen hatte,
konnte sein Gegner die weißen Bauern vereinzeln, wodurch sie eine leichte Beute
für den Springer wurden. Die Partie endete remis. Ja und Jürgen gab auch bald
auf. Jetzt sah es gar nicht mehr gut aus. Immerhin war noch ein 4:4 drin. Aber
das Zuschauen kostete Nerven. Ich sah auf den ersten Blick den Gewinnweg bei
Thomas, Richard auch. Auch Thomas sah den Ansatz, wusste jedoch nicht, wie er
fortsetzen sollte. Richard meinte zu mir: "Wenn man daran denkt, dass man nicht
mit jedem Zug angreifen muss, sondern auch mal Abwartezüge machen kann, ist es
einfach." Wie wahr und dann kam es durch das planlose Herumgeschiebe der Figuren
so, wie ich es befürchtet habe, der Gegner konnte dreimalige
Stellungswiederholung reklamieren. Damit war es vorbei. Blieb noch Saygun, er
kämpfte, sein Gegner auch. Sie nutzten die komplette Bedenkzeit von 7h aus. Kurz
vor Schluss verlor Saygun einen Bauern, was zum Verlust der Stellung führen
sollte, aber da beide nur noch wenige Minuten Bedenkzeit hatten, konnte noch
alles passieren. Und dann machte Sayguns Gegner einen entscheidenden Fehler. Er
ließ eine Fesslung auf d5 hinzu. Dadurch konnte Saygun nicht nur den Bauern
zurückgewinnen, sondern sogar die Partie, vorausgesetzt er schlug zuerst mit dem
Läufer auf d5 und nach cxd5 Sxd5+ Sxd5 Kxd5 hätte der c-Bauer das Rennen
gemacht. Aber nach Sxd5 cxd5 Lxd5 besaß Schwarz keinen Grund mit dem Springer
zurück zu nehmen und konnte diesen gegen die beiden weißen Bauern tauschen,
womit es remis ausging. So war das Glück am Ende auf Seiten der Gmünder. Sie
werden aufsteigen und so wie es aussieht, wir ab. C'est la vie.
Eintrag #56 (vom 03.04.03)
Der vorletzte Spielabend im Hotel Kastell. Am 17. April findet dort noch
einmal die Stadtblitzmeisterschaft statt. Heute gab es das Schachtriathlon.
Allerdings gab es nicht viele, die dabei mitspielen wollten. Zumindest waren nur
wenige Leute um 8 Uhr da. Ich blitzte mich mit Wilfried warm. Kurz darauf kam
Saygun und Alex begann endlich mit dem Turnier. Alex: "Wir spielen 3x5 Min.,
2x15 Min., 1x30 Min. und 1x10 Minuten. Die Idee vom Triathlon ist, das bei
Schweizer System in späteren Runden bevorzugt in der Runde 6 gleichwertige
Gegner gegeneinander spielen und diese mit mehr Bedenkzeit gegeneinander
spielen." "Bei so wenigen Teilnehmern werden die Spitzenpaarungen eher in der
Runde 4 auftreten. In der Runde 6 oder 7 wirst du runter gelost", meinte ich.
Aber gut, was soll's. Spielen wir nach dem ausgeschriebenen Modus. Dann las Alex
die Paarungen für die erste Runde vor: "Brett 1: Saygun - Christian."
Saygun blickte mich grinsend an. "Wie war das noch mit der Runde 6 und
gleichwertige Gegner?" Ich zu Alex: "Alex, es wäre sinnvoller, wenn du die erste
Runde nach DWZ auslosen würdest." "Ich kann die DWZ eingeben und noch einmal
auslosen." "Hast du auf die Uhr gesehen, wie spät es ist. Wir sollten schon
anfangen." Und so ging es los. Ich gewann die erste runde gegen Saygun, der
heute keinen guten Lauf hatte. Er verlor gegen Peter. "Ich habe den Saygun
gepackt!" frohlockte er zu mir. "Das ist keine Kunst", erwiderte ich grinsend.
"Den packt jeder." Nun, beinahe hätte Peter auch mich gepackt. Ich ließ eine
Kombi vom Stapel, bei der ich zwei Bauern gewann. Im Gegenzug ließ ich meinen
König ungedeckt, wodurch Peter nicht nur Dauerschach hatte, sondern wie Wilfried
bemerkte, er mich auch hätte Matt setzen können. Da aber Peter auf dem falschen
Feld mit der Dame Schach gab, wo die Dame von meinem Läufer geschlagen werden
konnte, gab es dieses Ende nicht. "Oh", stöhnte er. "Jetzt hätte ich heute euch
beide, dich und Saygun, schlagen können. Den Tag hätte ich in meinem Kalender
angestrichen." "Es hat halt nicht sollen sein", erwiderte ich. Und kurz darauf
kam die Runde 6 und ich wartete gespannt welchen gleichwertigen Gegner
ich bekommen würde. Die Paarung lautete: Wolbert - Geilfuß. Hehe. Damengambit.
Nach ein paar Zügen leistete sich Alex eine Ungenauigkeit. Sofort ergriff ich
die Gelegenheit einen Angriff zu starten. Der war an sich nicht zwingend, denn
Schwarz kann alles abwehren, er wird nur in einem schlechteren Endspiel landen.
Das tückische daran war, dass Weiß mit jedem Zug eine neue Drohung aufstellt,
bei der er entweder einen Bauern oder eine Figur verliert oder Matt gesetzt
wird. Es war herrlich Alex Gesicht zu sehen. Mit jeder Drohung, die ich
aufstellte, schaute er verdrießlicher rein. Und als ich c4 zog, den Springer auf
d5 angriff, Alex diesen schon anfassen wollte, sah er mit Schrecken, dass ein
Matt auf d8 droht, wenn der Springer wegzieht. Da schien er zu resignieren, er
sah nicht, dass wenn er mit dem Springer nach e7 zieht, das Matt abgedeckt ist.
So griff er im Gegenzug meinen Läufer an und verlor einen Bauern auf c6. Nach
Lc4 Le6, Ld5 Lxd5, exd5 war mein Mehrbauer ein gedeckter Freibauer und der Rest
nur noch eine Frage der Technik. Am Ende gewann ich ungeschlagen das Turnier und
blitzte anschließend mit Saygun: Countdown. Mit Peter als Kiebitz. Die ersten 4
Partien gewann ich, wobei ich mit weiß jeweils aggressiv spielte. Mit 1 Minute
auf der Uhr, war klar, dass Saygun die nächsten Partien auf Zeit spielen würde.
Also alles auf Angriff: 1.e4 e6 2.d4 d5 3.f4 mit der Idee möglichst schnell mal
f5 durchzudrücken. Mein Angriff war nicht korrekt, aber durchschlagend. Peter:
"Ja Saygun, hast du denn nichts aus den vorigen Partien gelernt. Schon wieder
ist Christian auf f7 eingedrungen." "Noch habe ich nicht verloren." "Das kann
aber nicht mehr lange dauern." Und es dauerte nicht mehr lange. 5-0 im
Countdown. Ja! Gegen Saygun ist das gut. "ich denke, ich sollte jetzt
ungeschlagen nach Hause gehen", meinte ich grinsend. Ließ mich aber noch zu
einer zweiten Runde Countdown überreden. Und siehe da, Saygun gewann sofort die
erste Partie. "He ich bin einmal in Führung! Das ist ein gutes Zeichen." Diese
Runde war ausgeglichen. Dann hieß es 1 Minute gegen 1 Minute. Das war nur noch
ein Rumgezocke. Ich spielte auf Gewinn, benötigte nur noch ein paar Züge zum
Matt, als Saygun auf Unentschieden reklamierte. Bei uns beiden war die Zeit
gefallen, heute bei ihm ausnahmsweise als erster. Na ja, die anschließende
Partie verlor ich dann auf Zeit und so ließ ich Saygun gewinnen (hehe).
Eintrag #57 (vom 10.4.03)
Der erste Tag, an dem wir wieder beim DGB spielen. Und an diesem Abend waren
gleich 20 Leute da. So sah man seltene Gäste, wie Stefan Witte oder
(mittlerweile auch) Jochen. Und Jochen spielte das Schnellschachturnier mit!
("Ich wurde von Alex genötigt!") Dies widerfuhr mir nicht, musste ich doch noch
von Velbert her anreisen, so dass das Schnellturnier schon halb vorbei, als ich
den Saal betrat. Ich kam gerade noch rechtzeitig mit, um zu sehen wie bei Saygun
die Zeit fiel. Genauer, ich hörte es, als Wolfgang laut 'Zeit' rief. Ich
sehe schon, wie ihr gerade voller Schreck zusammenzuckt: Bei Bey Zeitzocker
fällt das Blättchen?! Der größte Zeitschinder bei GICS spielt langsamer als es
die Polizei erlaubt? Ja, das ist nicht erlogen. Es ist die reine Wahrheit. War
Saygun krank? (Jochen, spar die die Bemerkung 'Ja, geisteskrank.', das mache ich
schone, hehehe). Nein, Say war total übermüdet. So fertig war er noch nicht mal
nach einem 12h Blitz. Jochen spielte auch nicht besser; er erreichte immer eine
Gewinnstellung, um sie dann noch zu verpatzen, so stellte in er Zeitnot gegen
Peter seine Dame ein. "Läuft die Uhr denn richtig?", meinte er. "Ich habe doch
unmöglich so lange nachgedacht." "Doch, vor allem als du überlegt hast, ob du
mit dem Springer auf h7 reinschlagen sollst, hast du viel Zeit verbraucht",
erwiderte ich. "Wäre es denn gegangen?" "Nein, gerade mal so nicht, weil Schwarz
hinterher seine Dame auf d7 stellen kann und nach dem Abzug das Feld h7
überdeckt." "Ich weiß jetzt gar nicht, wovon du redest!" "Du weißt ja, das ist
ja der Grund, warum du nicht in der ersten Mannschaft spielst." Auf jeden Fall
war die Tabelle nach der 3. Runde sehr interessant. Peter stand an der Spitze,
Saygun und Jochen weit hinten. Aber Saygun sollte noch gegen Peter kommen, da
konnte er wieder Boden gut machen. Und es sah ganz danach aus. Saygun spielte
druckvoll, zwang Peter zur Verteidigung und hatte dann eine klare Gewinnstellung
auf dem Brett. Er konnte d6 spielen, mit Angriff auf den Turm e7; sollte dieser
wegziehen, wäre Txf7+ gekommen und Schwarz hätte Dame und Partie verloren. Aber
Saygun zog es vor c6 zu spielen, mit Angriff auf die Dame auf d7, was Peter
erleichtert aufatmen ließ. So konnte er die Partie noch remis halten. Aber
gerade noch, weil Saygun weiterhin schwach spielte. Und dann war auch noch Wolf
da. Er hatte ein neues Mattproblem mitgebracht (#7). Die ersten beiden Züge
hatte Jochen schon herausgefunden, da Wolf ihm den Tipp gegeben hatte, dass der
Springer auch auf a6 stehen könnte. "Das einzige Feld, dass der Springer von
seinen beiden möglichen Ausgangsfeldern erreichen kann, ist das hier", belehrte
mich Jochen. "Aber wie geht es weiter?" Ich überlegte kurz c4, merkte dann aber,
dass ich den Läufer nicht nach d4 bringen konnte, ohne dass er geschlagen werden
konnte und zog c3. "Wieso ziehst du c3? - Ah, weil es Matt wird!" Und
blitzschnell zog Jochen die restlichen Züge zum Matt. Ein Matt, das ich noch
nicht gesehen hatte, ich hatte einfach nur das Gefühl, das c3 der richtige Zug
ist. So ist das. Das Turnier war dann zu Ende: Peter (1.), Jochen (2.) und
Saygun unter ferner liefen. Ich blitzte noch eine Partie gegen Peter (1:0) und
drei gegen Saygun (2:1). Danach mussten wir aufhören, da uns der Saal nur bis
Mitternacht zur Verfügung steht und ich ging nach Hause, wo ich in mein Bett
fiel und tief schlief.
Eintrag #58 (vom 17.04.03)
Man nehme sich den Tag frei, um Abends ausgeruht und voll konzentriert an
der Heilbronner Stadtblitzmeisterschaft teilzunehmen. Pustekuchen. Schon bei den
ersten Partien spürte ich deutliche Konzentrationsschwächen. Zum Beispiel ließ
ich doch glatt in einer Gewinnstellung die Dame stehen. Mit 1:4 Punkten startend
hatte ich dann auch kaum noch Chancen auf einen der vorderen Plätze. Und dieser
eine Punkt gegen Sascha war noch glücklich, weil er das Matt in 2 nicht gesehen
hatte. Mit 16 Teilnehmern wurde ein Vollrundensystem gespielt. Favorit war, mit
der am Abstand besten DWZ, Thomas, der aber Anfangs gegen Julian schon einen
Punkt abgab, so dass unter anderem Saygun an der Tabellenspitze zu finden war.
Aber wie üblich kann ich mich darauf verlassen, dass Saygun gegen mich was
einstellt und meine Erwartungen wurden erfüllt. Gegen Ende war ich dann wieder
gut drauf und schaffte es, mich bis auf Platz 5 vorzuarbeiten. Meinen Vorschlag,
das Turnier nun doch doppelrundig zu spielen, wurde leider nicht aufgenommen.
Aufgenommen wurden nur die Fotos der Gewinner und derjenigen die noch eine
Urkunde bekamen. Unser Hausfotograph, Saygun, zeichnete sich für die Aufnahmen
verantwortlich und ich denke, dass er aus der letzten Episode gelernt hat: Der
Akku war aufgeladen. Alex bescherte sich bei mir, dass ich die Urkunde nicht
deutlich vor mich gehalten hatte und wollte noch eins machen. Darauf Saygun:
"Nicht nötig. Ist das schönste Bild geworden." Ich grinste: "Logisch. Ich bin ja
auch das schönste Motiv!" Worauf Thomas in einen Heiterkeitsausbruch verfiel.
Als Turniersieger sei ihm das noch mal verziehen. Da ich mich jetzt wieder gut
in Form fühlte, forderte ich Thomas noch zu ein paar Partien auf. Ich habe mit
Schwarz so ziemlich jede Partei verloren und mit Weiß gewonnen. Ach ja, und das
war es dann auch mit dem voraussichtlich letzten Abend im Hotel Kastell. Von nun
werden meine Einträge im Schachtagebuch hauptsächlich vom neuen Ort des
Spielgeschehens, dem DGB, herstammen.
Eintrag #59 (vom 02.05.03)
Ja, eine lange Zeit ist verstrichen, liebes Tagebuch, seitdem ich dich zum
letzten Mal aufgeschlagen habe. Aber jetzt möchte ich dir mitteilen, was sich
wieder ereignet hat. Es geschah an diesem Tage, dass ich während eines Einkaufs
kurzfristig beschloss, doch ganz spontan bei der Schachjugend vorbei zu schauen.
Ich betrat das Zimmer und sah Saygun beim Quasseln. Sehr, sehr leise schlich ich
mich näher, um ihn zu überraschen. Doch Alex erblickte mich und sagte 'Hi', was
Saygun natürlich ebenfalls veranlasste, sich umzudrehen. Saygun reichte mir eine
Hand rüber. Dies war die Gelegenheit, etwas über Sayguns Zukunft zu erfahren.
Als ergriff ich das Handgelenk und drehte die Handfläche nach oben. "Oh, wie
schön. Ich darf dir also aus der Hand lesen. Nun, deine Lebenslinie verläuft...
" Und schon hatte er die Hand weggezogen. Na, so kann er nie was über seine
Zukunft erfahren, denn aus Teeblättern lesen kann ich ja nicht, liebes Tagebuch.
"Du darfst nichts sagen oder etwas machen, wenn Christian hinter dir steht,
sonst landest du noch im Schachtagebuch", bemerkte er zu Alex. Alex: "Wem sagst
du das, ich stehe in letzter Zeit nur noch im Schachtagebuch." Ja, dies liegt
daran, dass ich ja (wie alle Leser des Schachtagebuchs wissen) nur a) über Leute
berichte, denen ich begegnet bin und b) die etwas gesagt oder getan haben, dass
wert ist, im Tagebuch erwähnt zu werden. Oh, an dieser Stelle möchte ich denn
auch gleich erwähnen, dass am 8. Juni 2003 dein erster Geburtstag bevorsteht,
liebes Schachtagebuch. Anlehnend an die Oscar-Verleihung, wird dann hier die
Verleihung des Gronk-Awards stattfinden. Verschiedene Kategorien sind geplant,
aber lass dich überraschen, liebes Tagebuch. Als nächstes lief ich herum und
schaute mir an, wer so alles da war. Sascha versuchte gerade ein paar Youngstern
das Wort harmonisch zu erklären und forderte mich kurz darauf zum Blitzen auf.
Da ich müde war, schlug ich einen Countdown vor. Herrje, war ich langsam und
schlecht, mit 5:4 gewann ich gerade noch. Ja und dann kam Johannes hinzu und
schließlich auch noch Boris, der Schreckliche. Sie forderten mich zum Tandem
auf. Aber sicher, sagte ich mir. Schnell lag ich mit 3:1 in Führung, gewann noch
eine. Bei der nächsten Partie wurde ich übermütig, ich hatte Johannes sozusagen
im Sack, Boris kein Gegenspiel und benötigte nur noch einen Springer. Also
opferte ich ne Dame und dann noch en Figur und so weiter, bis ich feststellte,
hmm, egal wie ich die Figur einsetze, es wäre mit Matt eingesetzt. Ich verlor
viel Zeit, aber dann sah ich die Lösung. Hier und da ein kleines Opfer und Jo
wäre platt. Dumm war nur, dass ich zu wenig auf das Nachbarbrett schaute und
dann mich quasi selbst einzügig habe Matt setzen lassen. genauer gesagt, ich
musste die zeit laufen lassen, so wie Jo. Aber diesmal machte er das Rennen. Und
noch eine letzte Partie. Hier stand das Spiel ebenfalls auf der Kippe und kippte
dann über. Jo: "Hauptsache, wir gehen mit zwei Siegen nach Hause." Wie
Ehrgeizlos doch die Jugend ist, gibt sich mit dem Gewinn einzelner Schlachten
zufrieden, wo sie doch mehr erreichen könnte. Es war ein schöner Abend, gerade
weil nach langer Zeit ich mal wieder Tandem spielen konnte. Bis zum nächsten
Eintrag.
Eintrag #60 (vom 8.05.03)
Zum Gedenken an Karl Junker fand heute ein Gedächtnisturnier statt. 5 Runden
à 20 Minuten waren vorgesehen und mit einer mittlerweile schon fast üblichen
Verspätung fand es statt. Es war quantitativ gut besetzt und von Thomas Heinl
mal abgesehen gab es keine schwere Brocken. Gut, Kafi kam ja noch und auch
Andreas, aber die spielten nicht mit. Aber schon in der ersten Partie gegen
Peter merkte ich, dass ich keine Konzentration mehr aufbringen konnte. Ich
gewann die Partie. Aber dann spielte ich gegen Karl-Heinz Schrott. Ich hatte
noch 5 Sekunden vorher gesehen, dass ich den Zug nicht machen darf, weil ich
einen Bauern verlieren würde und ich dachte mir noch, hmm, wenn ich nun den
Springer nach b5 ziehe, kommt er noch da weg? Die Antwort lautete nee. Na schön,
ich war früh fertig und blitzte ein wenig mit Jochen. Überraschend war, dass
nach 3 Runden - ich hatte mal wieder eine Partie gewonnen ein gewisser Alexander
G. mit 2,5 Punkten vor mir lag. Was war los mit ihm? Auch in der 4. Runde
spielte er gut und stand auf Gewinn. Mit 3 Punkten lag er gleichauf mit mir. Und
ich sagte noch zu Jochen, wenn ich jetzt gegen Thomas komme und verliere, könnte
Alex vor mir landen. Aber dann musste ich gegen Wilfried spielen. Französisch,
ich stand gut und überlegte, soll ich den Läufer jetzt abtauschen oder opfern.
Ach komm, ist egal, opfern wir, die paar Züge kann ich noch blitzen. Blitzen?
Nachdem ich geopfert hatte, fiel mir auf, dass wir ja ein Schnellturnier
spielten und kein Blitz. Wilfried hatte noch über 10 Minuten Zeit. Es wurde noch
eine interessante Partie. ganz am Schluss übersah ich dann ein einzügiges Matt
und verlor. Ein Remis hätte mich auf Platz 2 gebracht. So wurde ich Fünfter.
Sieger: Thomas vor Karl-Heinz. Wilfried und Alex.
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