Schachtheorie
(Bauernendspiele, Turm gegen Bauer, Wolga-Gambit, Turm gegen Turm + Bauer) |
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Einträge 181 - 200 von 324 ( vom 12. Juni '05 - 22. September '05) |
Eintrag #181 (vom 12.06.05)
KO-Pokal. 1. Runde auf der Verbandsebene (Viertelfinale). Das Los hatte uns
wieder ein Auswärtsspiel beschert. Der Gegner hieß Blaustein, was bei Ulm lag.
Im Vorfeld suchte ich unsere Mannschaft zusammen. Marc hatte seine Teilnahme
zugesagt, Heinz war auch erpicht. Julian wollte nur im Notfall mitspielen, falls
kein vierter Mann auftauchte. Hier hatte ich Boris anvisiert, der am Donnerstag
mir Bescheid geben wollte. "Der ist schon für Fußball-Schach vorgemerkt", sagte
Julian am Spielabend. Saygun hatte hier schon etliche Leute abgezweigt. Okay,
ein kurzer Anruf und Ramin war Nummer vier im Boot. Das Spiel war für 14:00 Uhr
angesetzt. Ich hatte am Mittwoch angerufen und gefragt, ob wir nicht schon
früher anfangen könnten, so um 10:00 Uhr. "Nein, das geht nicht, weil unser
Spitzenbrett von München anreist und den kann ich nur schriftlich erreichen, was
nun gar nicht mehr möglich ist. Und außerdem sind andere wiederum kirchlich
involviert." Ich denke, ich lasse diese Aussage mal unkommentiert. So fuhren wir
bei einem herrlichen Sonntagswetter über die Autobahn. Ohne größere Probleme
erreichten wir dann deren Spiellokal. Blaustein hatte an Brett 1 einen starken
Mann mit DWZ > 2200. Alle anderen lagen unter 2000. Die Chancen waren
einigermaßen gleich verteilt. Marc spielte Damengambit, ich musste mich mal
einmal mehr gegen ein Königsfianchetto mit Schwarz verteidigen. Heinz vertraute
auf die Spanische Verteidigung und Ramin spielte nach 1.e4 c5 2.c3, was ein
sofortiges d5 zur Antwort hatte. Nach
einiger Zeit sah alles noch in Ordnung aus. Marc baute sich systematisch auf.
Ich musste durch den Vorstoß meines f-Bauerns mich einer drohenden Einkesselung
erledigen. Heinz hatte die Damen getauscht und einen Doppelbauer auf c6, sein
Gegner einen auf f3. Bei Ramin sah es remislich aus. Plötzlich stand es 1:0 für
uns. Ramins Gegner war in eine hübsche (wenngleich) auf primitive Falle
gegangen: Es drohte ein Grundreihenmatt, das nur unter Weggabe einer Figur und
eines Bauerns abgewendet werden konnte, bei schlechter Stellung. Jetzt musste
Heinz nur noch c5 spielen und konnte sich seines Doppelbauerns entledigen. Wie
grauste es mir, als ich b6 sah. Das war nur noch schlecht. Marc, unrochiert,
verschärfte das Spiel mit einem g4 -> Angriff auf den König. Sein Gegner
antwortete mit c5 und drohte das Zentrum aufzureißen. Mir mir wurde es ein
positionelles Lavieren. Dies kostete Bedenkzeit. Ab und zu blickte ich zu Marcs
Stellung herüber. Hier brannte es. Marc opferte eine Figur für einen
Königsangriff. Leider stellte es sich heraus, dass dies unzureichend war. Marc
verlor die Partie und Heinz ebenfalls. Damit war das Match schon zugunsten
Blausteins entschieden, da selbst bei einem Sieg meinerseits die Berliner
Wertung gegen uns sein würde. Obwohl ein Sieg meinerseits plötzlich in weiter
Ferne rückte. Ich hatte meine gute Stellung mittlerweile zum Remis vergeigt,
weil ich eine Fesslung nicht ausgenutzt hatte. Da hätte ich eine Figur gewinnen
können. Ich spielte trotzdem weiter. Manchmal gibt es im Leben noch einen
Ausgleich. Mein Gegner tauschte in einer Lage, wo ich nichts mehr machen konnte
die Dame. Wahrscheinlich dachte er, dass ich die Dame mit dem Läufer nehmen
musste, welches nach Lxf6 gxf6+ eine Bauerngabel auf König und Dame zur Folge
haben würde - was wiederum im Endeffekt mich eine Figur kosten würde. So
bemerkte er, dass nach Dxf6 gxf6+ der König auf f7 sehr gut stand und ich in
zwei Zügen den f-Bauern gewinnen würde. Das Endspiel war dann schnell
entschieden: Nach dem Läufertausch liefen meine g- und h-Bauern vor. Seine
einzige aktive Figur war der Springer. Ich opferte dann noch den Turm gegen den
Springer und einen weiteren Bauern, weil der weiße Turm gegen die vorgerückten
Bauern machtlos war und dann hieß es schon KO für meinen Gegner. Ich blickte auf
die Uhr. Es war schon 7:30 Uhr vorbei, da hatten wir die Bedenkzeit fast bis zum
Ende ausgekostet. Eigentlich hatte ich erwartet, dass wir auf Heinz würden
warten müssen, weil er in der Regel so lange spielte, nun gut, so kann man sich
irren. Nun hieß es schnell nach Hause. Die Fahrt dauerte etwas länger, weil wir
nicht sofort auf die Autobahn fuhren. Aber so hatten wir Zeit zum Schwatzen.
Marc erzählte, dass er für die Fußball-WM 2006 Karten für die Kolumbienserie
geordert hatte. Kolumbien? Sind die überhaupt qualifiziert und was will Marc
damit? Marc erklärte es: "Karten für die deutschen Spiele zu bekommen ist fast
aussichtslos. Kolumbien ist momentan 6. in der Südamerika-Qualifikation. Der
Fünftplatzierte wird gegen den Vertreter aus Ozeanien, vermutlich den
Salomon-Inseln, ein Entscheidungsspiel um einen freiern Platz bei der WM
spielen. Da hoffe ich auf einen Sieg Kolumbiens. Auf jeden Fall wird Kolumbien
in der Vorrunde in einer Gruppe gegen einen starken europäischen Vertreter
kommen, sagen wir Portugal. Solle Portugal weiterkommen, wird aus meiner
Kolumbienserie eine Portugalserie. Käme dann Portugal gegen England und
verliert, bekomme ich eine Englandserie und wenn die im Endspiel gegen
Deutschland kämen, hätte ich sehr preisgünstig Karten fürs Finale." Und sollte
sich Kolumbien nicht qualifizieren, okay, dann müsste Marc nur zehn Euro
abschreiben. Auf jeden Fall waren wir jetzt beim Thema Fußball angelangt und
Heinz fragte: "Habt ihr das Spiel von Deutschland am Mittwoch angeschaut?" Marc:
"Nein, ich habe mir das Spiel von Kolumbien angeschaut." Dann waren
wir auch schon wieder zurück in Heilbronn.
Eintrag #182 (vom 16.06.05)
Es begab sich wieder einmal, dass ich zum Schach ging, schließlich soll mein
Schachtagebuch gefüllt werden. Draußen vor der Türe traf ich schon Saygun und
Nummer Zwei, die sich gerade über den Jugendausflug unterhielten, der nächsten
Monat stattfinden sollte. Es wurde gerade diskutiert wohin man gehen könnte.
Elsaß war eine Möglichkeit. "Da gibt es herrliche Gegenden zum Wandern", sagte
ich. "Oh, oh. Erwähne nie dieses Wort vor den Jugendlichen. Sobald das Wort
'Wandern' fällt, geht keiner mehr mit", erwiderte Saygun. "Das musst du
umschreiben." "So wie Erlebnistour, oder Canyoning." "Ja, richtig. Aber nie
Wandern erwähnen." Der andere Ort wäre dann in Baden-Württemberg. "Da gibt es
eine alte Silbermine, die man besuchen kann", sagte Michael. "Hört sich gut an,
dann können sie für den Verein gleich mal die Kassen auffüllen." "Silber gibt es
da wohl nicht mehr." Na gut, vielleicht müsste man die Mine wechseln. Eine
Kalkmine ginge ja auch. Ich ließ die beiden diskutieren und ging rein. Es wurde
aufgebaut für den Spielabend. Ein
15 Minuten Schnellturnier stand auf dem Programm und es herrschte eine rege
Beteiligung. 13 Teilnehmer spielten mit. Bei so vielen Teilnehmern hätte ich mir
lieber 7 Runden gewünscht, aber es musste auch so gehen. Alex startete den
Laptop. "Der ist schon zu langsam." Ich erblickte den Desktop. Wirklich, jede
freie Stelle war mit einer Verknüpfung oder Datei belegt. "Du solltest mal ein
wenig Ordnung schaffen, der Desktop ist ja vollgemüllt." "Ich bin noch nicht zum
Aufräumen gekommen." Helmut, der heute nicht mitspielte, weil er ins Kino gehen
wollte: "Wenn man schon einen Rechner vollmüllt, dann wenigstens den fremden."
Da musste auch Michael lachen. Michael Bösherz war auch da und sprach mich auf
den Triathlon an. Das finde ich gut, neben Michael Eberhard, Sascha Seiler,
Julian Bissbort, Michael Bösherz und seid neuestem auch Bernd Muntzke haben wir
schon eine deutliche Zunahme an Interessenten. Dann ging das Turnier los. Und
gleich in der ersten Runde gab es die Sensation. Michael Waldherr (ja, es sind
schon ziemlich viele mit diesem Vornamen vertreten) besiegte Saygun. "Ich musst
diesem jungen Mann seine Grenzen aufzeigen", meinte er dann auch hinterher
trocken. Ich gewann meine Auftaktrunde gegen Michael Eberhard. Und der nächste
Michael - Wickenheisser - gab dann eine Runde aus, weil er letzte Woche
Geburtstag gehabt hatte. Als dann zwei Runden später Saygun gegen Wickenheisser
verlor, meinte ich: "Jetzt kannst du noch eine zweite Runde ausgeben." Während
noch einige Partien zur dritten Runde gespielt wurden, erinnerte ich Saygun an
die Berichte für die Vereinsnachrichten, die er mir geben wollte: "Denk' daran,
am 30. ist Redaktionsschluss und ich hätte gerne die Berichte 3 Tage vorher."
"Drei Tage vorher ist doch paradiesisch, nicht wahr Michael?" Michael Waldherr:
"Was?" "Ich sagte, dass es doch paradiesisch ist, wenn man die Berichte schon 3
Tage vor Redaktionsschluss zugeschickt bekommt." "Dann fang ich an zu fluchen!"
Plötzlich geht die Tür auf und Jochen erscheint überraschend. "He, was ist los,
habe dich erst nächste Woche erwartet." "Nächstes Wochenende habe ich schon was
vor, deshalb bin ich dieses Wochenende schon gekommen." Die 4. Runde startete,
für mich die einzige Niederlage in diesem Turnier gegen Vladimir. Saygun hatte
gewonnen und beobachtete das Endspiel von M. Waldherr. "Du spielst auch nur auf
Zeit! FIDE-Regeln, Paragraph 10.2" "Machst du doch nicht anders", meinte ich zu
ihm. Die letzte Runde gewann ich dann wieder. Somit hatte ich mit 4. Punkten
Platz 1 inne, Vladimir mit 3,5 auf Platz 2 vor Saygun, Hengert und Waldherr mit
jeweils 3 Punkten. Letzterer war sehr zufrieden mit seiner Leistung. "So, jetzt
gehe ich nach Hause. Bevor ich ins Bett gehe, nuckle ich noch ein Bier." "Falls
du welche im Kühlschrank hast." "Habe zwei kalt gestellt. Einen für den Durst,
das Zweite für den Genuss." Na, dann Prost.
Eintrag #183 (vom 23.06.05)
Ich fuhr mit dem Auto vor und stieg aus. Michael Eberhard: "Ja, was ist denn
los? Kein Training für den Triathlon?" Ich schaute ihn an. er war mit dem Rad
gekommen. "Heute auf keinen Fall. ich muss meine Kräfte schonen!" "Wieso?"
"Morgen Nachmittag ist ein Firmenlauf angesagt. Die ganzen Firmen im Engineering
Park sind daran beteiligt. Und ich muss mitlaufen. 5km und das noch bei der
brütenden Hitze die angekündigt ist." (Info: Es wurden 34° gemessen - im
Schatten, und wir liefen in der prallen Sonne). Auf jeden Fall ahnte ich schon,
was kommen würde und das war dann der Grund, warum ich doch mit dem Auto fuhr.
(Hinweis: Es gibt immer eine Möglichkeit, etwas triftig zu begründen, damit es
sich nicht wie eine faule Ausrede anhört.) Beim Schnellturnier, dass bald darauf
startete, war ich noch geistig abgelenkt. Das ist die Begründung für die
Auftaktniederlage gegen Waldherr. Dann gewann ich gegen Sabine Schäfer-Hennoch,
spielte in der 3. Runde nur ein Remis gegen Heinz, womit ich mich plötzlich weit
hinten in der Tabelle befand. Mit einem Sieg in der 4. Runde fasste ich wieder
Fuß und kam gegen Saygun, der bisher ungeschlagen schon als Turniersieger
feststand. "So sollte es immer sein", meinte er. Auch der Ausgang der Partie
sollte so wie immer sein. Ich habe in einem Endspiel, indem ich mir einen
kleinen, fast unscheinbaren, aber entscheidenden Vorteil erarbeitet hatte,
Saygun niedergerungen. Vladimir und Heinz, die es verfolgten mochten anfangs
nicht glauben, dass das Endspiel zwingend verloren war. Saygun: "Doch, es war
verloren. Da ging nichts mehr." Natürlich gab es von beiden Vorschläge und
Alternativen. Die meisten Vorschläge konnten Saygun und ich sofort entkräftigen,
weil wir das in der Partie schon gesehen hatten. Warum glaubt Heinz es nie? Wir
mussten jede Variante auf dem Brett zeigen. Letztendlich siegte dann doch die
Einsicht. Somit landete ich auf Platz 2, mit der besseren Feinwertung vor
Michael Waldherr. Alex ärgerte sich, weil er in der letzten Runde verloren
hatte: "Nein, mit einem Sieg wäre ich Zweiter geworden!" Tja, hat nicht sollen
sein.
Eintrag #184 (vom 26.06.05)
Heilbronner Schnellschachmeisterschaft - ausgerichtet von TSG Sontheim, SV
23 Böckingen, Sfr. Biberach und uns. Es war am Morgen schon brütend heiß und
dadurch, dass ich gerade mal 4 Stunden Schlaf gehabt hatte, fühlte ich mich KO.
Ich war relativ früh da und begrüßte Andreas Warsitz, sowie Oli von Sontheim,
den ich noch nicht kannte. Andreas machte die Turnierleitung und ich packte mein
Notebook aus, das als Backup dienen sollte. Alex und Michael tauchten auf, die
die Kasse übernahmen und dann trudelten so nach und nach die ersten Teilnehmer
auf. Andreas und ich gaben sie in den Computer ein. Trotz der Hitze wurden es
mehr und mehr. Ich selbst schwankte lange, ob ich überhaupt mitspielen sollte.
Als dann Anmeldeschluss war und alle Teilnehmer drin standen, sagte ich zu
Andreas: "Schau mal, wie viele wir haben. Wenn es ungerade ist, mache ich noch
mit." Es war eine ungerade Zahl. Somit war es entschieden. Von unserem Verein
machten zehn Leute mit. Von den anderen Ausrichtern waren ebenfalls mehrere
dabei, auch von Biberach, die heute noch das Halbfinale im KO-Pokal bestreiten
mussten. Nur, was ziemlich traurig war, von Böckingen gab es nur einen
Teilnehmer. Dreimal dürft ihr raten wer. Bingo: Wächter. Nach einer kurzen
Begrüßung ging es los. Die Auftaktrunde war, weil nach Rangliste ausgelost
wurde, einfach. Auch die zweite Runde gewann ich ohne Probleme. Mit Hannes Rau
hatte ich dann den DWZ-stärksten Gegner am Brett. Stärker als einige der IM's,
die mitspielten. Die Partie gegen ihn war schön. Nach aufregenden Verwicklungen
im Mittelspiel hatte ich durch die Kontrolle des Zentrums plötzlich Oberhand und
konnte Stück für Stück meine Stellung verbessern, bis ich einen Bauern, dann
eine Figur gewann. Nachdem ich eine Mattdrohung abgewehrt hatte und nun auch
noch die Qualität zu gewinnen drohte, gab Hannes auf. Saygun machte sogar ein
Bild von mir, wie ich gegen Hannes spielte. Da ich nicht so vorteilhaft
getroffen war, habe ich es nicht in die Vereinsnachrichten rein gebracht. Das
lief super. Auch in der Partie gegen Thilo Kabisch konnte ich mit Schwarz in der
französischen Verteidigung ausgleichen und stand nach einem Fehler von Thilo auf
Gewinn. Qualität mehr, Damen tauschen und das Endspiel musste nur noch nach
Hause gebracht werden. Aber wie es so war, meine Zeit lief mir davon und Thilo
schlug ein Remisangebot von mir aus. Er befand sich zwar in einer
Verluststellung, wollte mich aber über die Zeit lupfen. Leider schaffte ich es
nicht mehr, ihn Matt zu setzen. Meine Zeit fiel. Das war der Punkt, wo es so
langsam mit meinem Spiel bergab ging. Zwar gewann ich die nächste Runde aber
gegen Namyslo patzte ich im Endspiel und er gewann. Es gab eine Mittagspause,
die ich nutzte, um schnell heim zu fahren und was zu essen. Beim TSG wollte ich
nichts essen, einfach schon aus dem Grund, den Wirt zu boykottieren. Dieser
hatte die Preise trotz vorheriger Vereinbarung eigenmächtig erhöht. Man hatte
ihn sogar abfällig reden gehört: "Das sind ja nur blöde Schachspieler. Die
machen wenig Umsatz. Dann sollen sie ruhig mal was mehr bezahlen." So viel mehr,
das der Preis für ein Schnitzel im Restaurant um 30 Cent billiger gewesen wäre,
als den Preis, den er im Restaurant auf der Karte stehen hatte. Viel Zeit hatte
ich nicht. Kaum war ich zurück, ging es weiter. Ein Remis folgte, dann eine
Niederlage gegen Alexander Probst, gegen den ich schon die Qualität mehr hatte.
Ein Sieg konnte ich dann doch noch landen, so dass ich mit 5,5 Punkten (Platz
21) am Ende abschnitt. Nhi hatte mit 5,0 Punkten ebenfalls ein sehr gutes
Ergebnis und gewann einen Ratingpreis. Ralf Lademacher kam und ich begrüßte ihn.
Bis zur Siegerehrung konnte ich dann auch nicht mehr warten, weil ich noch zu
einem Geburtstagskuchenessen eingeladen war. Die aktuelle Tabelle und Endstände
vom Schnellschach könnt ihr über die Homepage von Biberach abfragen.
Eintrag #185 (vom 30.06.05)
Oh welch ein Schock ereilte mich an diesem Abend. Da sagte doch tatsächlich
unser Spielleiter, dass er daran denkt, das Monatsblitz abzuschaffen und statt
dessen ein Monatsschnellschach einzufügen. Uh, da schüttelt es mich. Dann wird
ja nur noch Schnellschach im Verein gespielt, welch grausames Schicksal. Dem
gilt es entgegen zu treten. Aber nun hieß es, einigen anderen Gegnern im Schach
entgegen zu treten: Thomas Heinl, Saygun, Vladimir. Von auswärts kamen Wächter,
Peter und Söhnchen Benjamin und auch Bernd. Insgesamt waren es 12 Teilnehmern.
Zum Startschuss bekam ich Alex verpasst, der mit Weiß versuchte mein
französische Verteidigung. Er überreizte seinen Angriff und verlor. "Ich habe
festgestellt, dass ich aggressiver gegen dich spielen muss. Wenn ich passiv
bleibe, gehe ich gnadenlos ein. So gefällt mir mein Spiel deutlich besser."
"Viel geholfen hat es auch nicht", meinte ich lakonisch. "Ich stand gut",
lautete seine Antwort. Die nächsten Runden verliefen gut. Während ich meine
Punkte holte, lief es bei Saygun nicht so gut, er machte einige Fehler zu viel.
Auch Thomas hatte nicht seinen besten Tag. Er gab gegen mich einen Punkt ab und
verlor auch gegen Benjamin, der sich erstaunlich stark präsentierte. Vier Runden
vor Schluss führte ich die Tabelle alleine an und holte mir ein Malzbier. Thomas
saß schon an seinem Brett und Alex setzte sich zu ihm hin. "Ah, der Geile Gnom
Geilfuß", begrüßte er ihn. "Ich sage auch nicht Ranziger Riese Thomas",
schnappte er. "Wenn schon, müsste es Tüchtiger Titan Thomas heißen", erwiderte
er. "Toller würde besser passen", meinte ich, anspielend auf die Doppelbedeutung
des Wortes. Dann widmete ich meiner Partie. Auch die gewann ich. Es gab an
diesem Abend nur eine Partie, in der ich nicht auf Gewinn stand und das waren
gegen Heinz. Hier war das Endspiel remis, aber mit einem Mehrbauern spielte ich
es trotzdem weiter und da Heinz wie üblich schlechte Zeit hatte, verlor er es.
Die restlichen beiden Partien gewann ich wieder. Bald darauf war es vorbei. He,
ich war gut. Ohne einen Punkt abzugeben war ich vorne. Thomas mit 8. Punkten war
auf dem zweiten Platz, vor - Überraschung - Benjamin Lörencz. Platz vier ging an
Bernd vor Saygun und Wächter.
Eintrag #186 (vom 08.07.06)
Eigentlich wollte ich heute Abend beim Neckarblitz in Wimpfen mitspielen,
eigentlich. Eigentlich wollte ich um halb Sechs Feierabend machen, eigentlich.
Eigentlich wollte ich gemütlich nach Hause fahren, was Essen und dann nach Bad
Wimpfen losdüsen, eigentlich. Aber dann, gegen 17:00 Uhr merkte ich, dass die
Installation der Rechner im Schulungsraum hing. Eigentlich hätte die
Installation fertig sein müssen, eigentlich. Es fehlten nur noch die
Softwarebundles und da war das Problem. Der Datenserver, auf dem die Software
lag, hatte einen Festplattenfehler und das Dateisystem hatte es erwischt. Bis
ich dies repariert hatte, dauerte es und dann musste ich die Daten wieder
synchronisieren und die Installation neu anstoßen. Es war 19:20 Uhr. Eigentlich
müsste es noch reichen nach Wimpfen zu kommen, eigentlich. Aber es war Freitag
und es gab eine blöde Baustelle bei Untergruppenbach und wo diese aufhörte, fing
ein Stau an. Das Radio brachte noch die Verkehrsinfo, dass dieser mehrere
Kilometer lang wäre. Ich fuhr runter und dachte: Eigentlich reicht es mir nicht
mehr nach Wimpfen, genauso gut könnte ich heimfahren. Aber dann wollte ich doch
noch vorbeischauen. Um 20:45 Uhr war ich dort. Die zweite Runde war gerade zu
Ende, zu spät um noch mitzumachen. Saygun: "Kommst spät." "Dumm gelaufen." "Ich
habe es auch gerade noch so geschafft, ich bin auch zu spät gekommen." Alexander
Probst: "Ach, schön dass du kommst. Machst du die Turnierleitung?" "Keine
Chance! Das kannst du vergessen, ich habe bis kurz vor Halb Acht gearbeitet."
Ich schaute ein wenig bei Saygun zu, der Levent und Valon mitgebracht hatte. Oh,
mein Gott, spielte der schlecht! Das lässt sich gar nicht in Worten ausdrücken.
In jeder Partie stand er auf Verlust! Dass er die eine oder andere doch noch
gewann, lag nur an seinem schnellen Spiel oder der Gegner stellte in der Zeitnot
noch was ein. Plötzlich stand Helmut neben mir. Er spielte im Nachbarzimmer eine
Partie der Stadtmeisterschaft vor (bzw. nach, weiß ich nicht mehr so genau),
ebenso auch Michael Eberhard. "Kann es sein, dass deine Haare heute etwas kürzer
sind als gestern?", meinte ich, seinen Kurzhaarschnitt betrachtend. "Könnte
sein", meinte er. Bei den Partien, die sie spielten stand Helmut mit Weiß
schon besser als sein Gegner, hier bereitete er in der Französischen Partie
gerade einen Königsangriff vor, während bei Schwarz der komplette Damenflügel
unterentwickelt war. Michael hatte ein zweischneidiges Spiel. Die a-Linie war
für den Gegner offen, aber der a-Bauer war hinreichend gedeckt und Weiß musste
im Gegenzug auf seinen schwachen b-Bauer aufpassen. Ich schaute mir dies eine
Weile an und ging zurück. Beim Neckarblitz dominierte Philipp Huber das
Geschehen, aber auch Alexander Probst war gut dabei. Saygun spielte immer noch
nicht besser wie vorher - zumindest nicht viel. Gerade holte er gegen Levent
einen Punkt, der an diesem Abend nicht allzu viel Punktete. Besser ging es schon
Valon, der sich noch Hoffnungen auf einen Ratingpreis machen konnte. Ich warf
einen Blick wieder ins Nebenzimmer. Helmut stand jetzt auf Gewinn: Der schwarze
König hatte keine Bauern mehr und Helmut gab gerade ein Schach, was im den
schwarzen Turm einbringen würde. Aber einen Moment, da war mehr drin. Ich sah
ein Matt bzw. um es abzuwehren, musste Schwarz Läufer und Dame opfern und der
Turm hinge immer noch. Als dann Helmut profan nach dem Turm griff, seufzte ich
innerlich. Das würde den Gewinn zwar auch in ein paar Zügen sicherstellen, aber
anders wäre es endrucksvoller und schöner gewesen. Bei Michael wurde taktiert
und Wolfgang Sommer, der eine Gewinnstellung gegen Holger Spahn auf dem Brett
gehabt hatte, hatte sie verworfen. Plötzlich stand er auf Verlust. Drüben im
Saal näherte man sich langsam dem Ende entgegen, es waren noch drei Runden zu
spielen. Kaum war ich einige Minuten drüben, kam auch schon Helmut mit einem
selbstzufrieden Grinsen und dem Partieformular in der Hand herein. Er hatte
gewonnen. Eigentlich, so dachte ich, müsste ich ihm mal zeigen, was er nicht
gesehen hat. "Helmut, komm mal her, ich will wir was zeigen." Ich baute die
Stellung auf und zeigte ihm, wie es statt Dxf4 mit Tg3+ weitergegangen wäre.
"Das ist ein schöner Cheffe-Zug", meinte er. "Aber da ich nicht in der
Landesliga spiele, denke ich über solche Züge gar nicht nach, nicht wenn ich
einen ganzen Turm einsacken kann." "Profaner Gewinn von Material meinte ich.
"Aber du hättest sogar auf das Schach Dh6+ verzichten können. Gleich Tg3 wäre
auch ein hübscher stiller Zug gewesen, es droht dann Dg7#, Df6# und dann auch
noch Th3#. Alle Varianten kann Schwarz nicht vernünftig abdecken. Hier hätte er
wieder Dame und Läufer gegen den Turm geben müssen." "Hast ja Recht. Könntest du
mich dann nachher mit nach Heilbronn nehmen?" "Ja, aber ich muss noch auf das
Ende vom Turnier warten." Dieses dauerte nun auch nicht mehr lange. Philipp
gewann es, Saygun hatte irgendwie es noch geschafft, sich etwas nach vorne
heranzuarbeiten und Valon gewann den Ratingpreis unter 1500. Ich fragte Philipp,
ob er noch Lust hätte eine zu blitzen. "Ja." Die Partie gewann ich, ebenso die
Revanche, die ich im gewährte. Dann strengte er sich an. Ich lief in eine
Variante rein, die ich so noch nicht kannte: 1.d4 Sf6 2.Lg5 Se4 3.h4 Sxg5 4.hxg5
d5 5.g6. Hoppla, mit dem h-Bauern nehmen war überhaupt nicht gut, h6 nebst gxf7+
gefiel mir nicht, so blieb nur noch fxg6. Aber nun hatte ich ein Problem mit
meinem König. Schnell drohte Lxg6, so dass ich mit Kf7 mich auf Wanderung
begeben musste. Irgendwie fand Philipp nicht den Gewinn und ich konnte mich
verteidigen. Er opferte noch einen Bauern für den Angriff, aber das reichte
nicht mehr. "Eine Letzte", forderte er. Aber die gelang ihm noch weniger. "Wer
hat heute noch das Blitz gewonnen?" fragte ich scherzhaft. Dann drängte
Helmut auf eine Heimfahrt, ich verabschiedete mich noch von allen. Michael
spielte immer noch, hatte aber seine Stellung verschlechtert, indem er sich
einen Isolani auf e6 hatte machen lassen. Muss mal bei Gelegenheit fragen, wie
die Partie ausging. Helmut und ich unterhielten uns noch angeregt über den
Verein auf der Rückfahrt und dann war der Abend auch schon zu Ende.
Eintrag #187 (vom 14.07.05)
Nachdem letzte Woche unsere Spielerversammlung war, wir unter vielen
Diskussionen und Beiträgen wir es endlich geschafft hatten, die Aufstellungen
festzulegen, und ich wegen der Leitung keine Zeit hatte, mir Notizen zu machen,
müsst ihr euch nun mit dem 4-Disziplinen Turnier begnügen, das heute statt fand.
4 Disziplinen bedeutete: 2x5Min, 1x10,1,x30 und zum Schluss 1x20 Minuten.
Eigentlich wollte "Der, Der Nicht Genannt Werden Möchte" die 30
Minuten zum Schluss machen, aber nachdem auch Saygun meinte, dass selbst bei
einer Teilnehmeranzahl von 15 Personen, die Spitzenpaarung schon vorher
stattfindet, lenkte er doch noch ein. Es machten mit Saygun, Sascha, Julian,
Vladimir, Heinz, Michael Waldherr und Wickenheisser und einige andere, die, um
sie jetzt aufzuführen Tipparbeit bedeuten würde, zu der ich momentan nicht
geneigt bin. Ich hoffe es sei mir vergeben, wie auch mir vergeben wird, dass ich
in den ersten 3 Runden meine Gegner platt machte. Ebenso auch Saygun. "Schade,
dass es kein Blitz ist, da hätte ich bessere Chancen gegen dich." "Wie können
ja, 6 mal 5 Minuten Blitz machen", erwiderte ich. "Super, stell die Uhr auf die
andere Seite, damit Alex es nicht mitbekommt." Wir spielten die erste Partie,
die Saygun gewann. Bei der zweiten wurde es hektisch. Die Endphase wurde heiß.
Vladimir kam vorbei: "Eure Uhr stimmt nicht, guckt euch die Zeit an." Ich:
"Wissen wir. Ist okay so." Julian kommt dann auch und sagt ganz laut: "He, es
kann doch nicht sein, dass ihr beide nur noch 3 Minuten auf der Uhr habt." "Das
passt schon so." Julian blickst irgendwie nicht und weiter ganz laut: "Ihr
wisst, dass wir jetzt 30 Minuten pro Partie haben." "Ja, das wissen wir",
erwidere ich und spiele weiter. "Dann stimmt eure Zeit nicht." Das war dann ein
Satz zuviel. Jetzt wurde auch Der, Der Nicht Genannt Möchte aufmerksam.
Damit war die Katze aus dem Sack und jetzt, erst jetzt kapierte es Julian. "Sorry,
ich habe es zu spät geschnallt", meinte er hinterher entschuldigend. Saygun:
"Und, was machen wir jetzt? Spielen wir weiter?" Ziehen wir es durch." Nach 4 Blitzpartien
stand es 2:2. Die dritte gewann Saygun durch einen Einsteller meinerseits. "Ein
Remis habe ich schon sicher", meinte Saygun. "Es hat sich schon für mich
gelohnt." In der letzten Partie hatte ich Weiß. Es wurde ein 4-Springerspiel,
ein Läufer- und ein Springerpaar wurden getauscht, Saygun konnte einen Springer
auf f4 positionieren, ich auf f5 meinen. "Ein Springer auf f4 ist die halbe
Miete zum Gewinn", sagte Michael Waldherr. "Abwarten", erwiderte ich. Ich
überlegte kurz, was ich tun sollte, Saygun hatte gerade Dg5 gespielt. Ich
überlegte kurz Df3, dann meinte ich, dass es doch besser wäre, den Läufer zu
befragen. "Das passiert aber selten, dass du ein einzügiges Matt übersiehst."
Ich: "Wo?" Die Antwort führte Saygun gleich aus: Dg2#. "Uh, es ist halt wirklich
schon spät." Die letzte Runde spielte ich dann gegen Sascha, diesmal die 20
Minuten. Nebenbei bemerkt, sah ich wie Julian gegen Saygun auch die Bedenkzeit
auf 4x Blitzen reduzierten. Ich verteidigte mit einem Sieg meinen zweiten Platz,
während Saygun mit einem Remis, kein Risiko einging. Hier der Endstand:
1. | Sezgin,Saygun | Heilbronner SV | 1936 | 4.5 | 15.5 | 13.75 | ||
2. | Wolbert,Christian | Heilbronner SV | 2061 | 4.0 | 16.0 | 11.50 | ||
3. | Bissbort,Julian | Heilbronner SV | 1902 | 3.5 | 15.5 | 9.25 | ||
4. | Krämer,Heinz | Heilbronner SV | 1766 | 3.0 | 13.5 | 6.00 | ||
5. | Seiler,Sascha | Heilbronner SV | 1940 | 3.0 | 12.0 | 6.00 | ||
6. | Waldherr,Michael | Heilbronner SV | 1657 | 3.0 | 11.5 | 5.00 | ||
7. | Nidens,Vladimir | Heilbronner SV | 1785 | 3.0 | 11.0 | 5.00 | ||
8. | Wickenheisser,Michael | Heilbronner SV | 1645 | 2.0 | 15.5 | 6.00 | ||
9. | Sommer,Wolfgang | Heilbronner SV | 1318 | 2.0 | 13.5 | 3.00 | ||
10. | Krüger,Sabine | Heilbronner SV | 2.0 | 12.0 | 3.00 | |||
11. | Geilfuß,Alexander | Heilbronner SV | 1655 | 2.0 | 12.0 | 2.00 | ||
12. | Huynh,Nhi Lang | Heilbronner SV | 1297 | 2.0 | 9.5 | 2.00 | ||
13. | Hengert,Oliver | Heilbronner SV | 1.0 | 10.0 | 1.00 | |||
13. | Schäffer-Henoch,Sabine | Heilbronner SV | 1.0 | 10.0 | 1.00 | |||
15. | Bösherz,Michael | Heilbronner SV | 1175 | 1.0 | 8.0 | 0.00 |
Eintrag #188 (vom 21.07.05)
Regelkundeabend. Pflicht für Mannschaftsführer. Da musste ich gleich mal
überprüfen, wer da war. Uwe hatte sich ja entschuldigt, die anderen waren da.
Ich begrüßte ein paar Leute und setzte mich auf die Couch, mit dem Vorsatz den
Abend zu genießen. Im Gegensatz zu den Vorjahren würde unser Spielleiter den
Vortrag halten und nicht Saygun. Da hatte ich im Vorfeld übrigens eine Wette
verloren. Am Montag, als ich Saygun von der Uni her abholte und wir nach
Heilbronn fuhren, fragte ich ihn auf der Fahrt, ob nun er, oder wie angedacht,
Alex den Vortrag halten würde. "Eigentlich er, aber er hat von mir noch nicht
die Unterlagen angefordert, die er braucht." "Ich wette, so wie ich ihn kenne,
das geschieht erst am Donnerstag oder er schickt dir eine Mail, in der er fragt,
ob nicht du es übernehmen könntest." "Nein, am Mittwoch." Es war dann doch der
Dienstag, womit Saygun näher dran war. Der Vortrag war grauenhaft. Anders kann
ich es nicht beschreiben. Ich habe später nach Ende versucht, Alex einige
konstruktiven Verbesserungsvorschläge zu unterbreiten, da er diesen Vortrag auch
bei der Mannschaftsführerschulung halten wird. Es ist einfach schlecht, wenn man
20x zwischen der Lösung und der Frage hin und her blättert, bei den
Fragestellungen, sich mehrfach wiederholt, gleichzeitig versucht, schon die
Lösung zu erklären, bevor man überhaupt die Fragestellung komplett vorgestellt
hat. Ehrlich, hätte ich die Fragen nicht gekannt oder hätte ich sie nicht selbst
von der Leinwand lesen können, ich hätte überhaupt nicht verstanden, was Alex
überhaupt wollte. Und da war ich nicht der einzige. Um ein Beispiel zu bringen:
Folgendes war an die Wand projiziert: "Spieler A und Spieler B spielen mit
einer digitalen Schachuhr eine Turnierpartie gegeneinander. Beide haben den 40.
Zug schon hinter sich gebracht. Nachdem Weiß seien 41. Zug gemacht hat, bemerkt
Schwarz, dass auf der Uhr von Weiß ein schwarzer Balken blinkt. Wie ist dies zu
werten. Hat Weiß die Partie verloren oder muss weiter gespielt werden, weil
schon der 41. Zug gemacht wurde?" Und hier ungefähr die Darstellung von
Alex: "Spieler A und Spieler B spielen mit einer digitalen - das ist also eine
ganz spezielle Situation, die sich dadurch unterscheidet, dass man mit einer
digitalen, also nicht mir einer analogen Uhr spielt, was eine ganz besondere
Situation ergibt, eben weil es sich um eine digitale Uhr handelt - also wir
haben hier die besondere Situation, dass mit einer digitalen Uhr gespielt wird
und der 40. Zug wurde schon absolviert. Wir haben hier also nicht den Fall, dass
vor dem 40. Zug das Blättchen gefallen ist, sondern der wurde schon absolviert.
Bei einer analogen Uhr würde man auf weiterspielen plädieren, aber hier haben
wir eine ganz besondere Situation, dass nun eine digitale Uhr verwendet wurde,
die im Gegensatz zu einer analogen Uhr eine Besonderheit aufweist, das diese
ganz spezielle Situation anders bewerten lässt, eben weil keine analoge Uhr
verwendet wurde. Denn bei einer digitalen Uhr zeigt der Balken eindeutig an, bei
wem die Zeit überschritten wurde, was bei einer analogen Uhr ja nicht der Fall
ist, wodurch sich diese ganz spezielle Situation ergibt. Hat Weiß nun die Partie
verloren oder muss weiter gespielt werden?" Und so ging es weiter, ständig
schon der Versuch, gleich die Erklärung mitzuliefern, mehrfach redundant, war
ziemlich ermüdend. Hinzu kam das schwülheiße Wetter. Ich musste einfach mehrmals
den Saal verlassen und nach draußen gehen, weil ich alles so ermüdend fand. Und
die ständigen Wortwiederholungen leisteten ihr übriges. Der Vortrag war für 1,5h
Stunden, maximal 2, ausgelegt und hatte bisher immer so lange gedauert.
Mittlerweile waren 3,5 Stunden vorbei und als ich in die Gesichter der noch
anwesenden blickte (Vladimir war schon z.B. gegangen), bedeutete ich Alex,
Schluss zu machen. Die Leute waren einfach nicht mehr aufnahmefähig. "Ich habe
nur noch ein paar Folien." Es gibt einen Zeitpunkt, da sollte man zu einem Ende
kommen und als es endlich kam, waren alle froh. Saygun versuchte noch ein paar
zum Blitzen zu animieren und siehe da, 6 hatten noch Lust. Gewonnen hat das
Turnier übrigens Saygun, womit auch dieser Abend vorbei war.
Eintrag #189 (vom 28.07.05)
Das Wetter war gut und in 10 Tagen steht der Vereinstriathlon an, zwei
Gründe, das Auto zuhause zu lassen und mit dem Rad in den Verein zu fahren. Dort
kam gleichzeitig mit mir auch Thomas Heinl auf dem Rad an. "Ah, der Wolbi kommt
mit dem Rad." "Ich tue mal was für meine Figur." "Ich habe mir auch gerade eine
Pizza reingezogen." Kein Kommentar! Drinnen war noch nicht viel los. Neben
Wächter (der bei jedem Turnier da ist), waren noch Holger Scherer und ein
seltener Gast, Traugott Streicher dabei. Auch Julian und Sascha waren da. Am
Ende waren wir zu Zehnt und wir entschieden, das Turnier doppelrundig
auszutragen, obwohl Bernd meinte, er würde nach der 1. Runde aussteigen. Nur
Saygun wollte nicht mitspielen, weil morgen früh der Vereinsjugendausflug
starten würde und er ausschlafen wollte. Trotzdem war es ein schönes, starkes
Feld. Mit einem Auftaktsieg gegen Wächter und Nummer 2 startete ich gut und
hatte in Runde 3 mit Holger die erste Herausforderung, bei der ich mich dann
selbst besiegte. Verärgert über meinen Patzer mussten in den folgenden Runden
Bernd und Vladimir dies büßen, ist halt Pech für die beiden. Dann kam Big Thomas
und hier sah es für mich zwischenzeitlich nicht ganz so gut aus. Trotz eines
Minusbauern und schlechter Stellung konnte ich im Endspiel, wo ich noch einen
weiteren Bauern verlor mich noch irgendwie rauswursteln und es wurde remis. Ein
Blick auf die Tabelle zeigte, dass nach sechs Runden Holger mit 5 Punkten
führte, vor Thomas und mir mit 4,5. Ich gab dann in den letzten 3 Runden nur
noch einen halben Punkt gegen Julian ab, der es geschafft hatte Thomas zu
versenken. Auch Holger Scherer musste einen halben Punkt gegen Julian abgeben,
womit er nur noch einen halben Punkt vor mir lag. Mit 2 Punkten Rückstand Julian
und Thomas. Die Rückrunde verlief anfangs gut. In der dritten Runde punktete ich
konsequent gegen Holger. Vorher musste ich lachen. Julian und Thomas mussten am
Nachbarbrett ebenfalls gegeneinander antreten. Julian: "Denk' daran! Du kannst
nur noch ausgleichen." Das Punkten ging nur bis zur Runde 6, wo Thomas gegen
mich um einen Punkt reicher wurde. Die Tabelle war spannend: Julian, Holger und
ich hatten jeweils 12 Punkten, Thomas 10,5 auf Platz vier. Noch 3 Runden und ich
musste noch gegen Julian antreten. Nachdem Holger gegen Thomas verlor, ich gegen
Sascha, Julian in der 8. Runde gegen mich führte ich in der letzten Runde
aufgrund der besseren Wertung vor Holger und mit einem Punkt dahinter Julian.
Die letzte Runde entschied es. Gegen Traugott Streicher hatte ich schnell eine
Gewinnstellung, verpasste aber einen gewinnendes Figurenopfer, übersah ein
Gegenopfer, dass zum Matt führte und verlor. Damit gewann Holger, vor mir und
Julian und Thomas.
Eintrag #190 (vom 04.08.05)
Alljährlich wieder findet von Wolf geleitet der Problemabend statt. Vier
Mattaufgaben müssen in nicht ganz drei Stunden gelöst werden. Zum Glück war
Jochen nicht anwesend, wodurch Richard und ich die besten Chancen hatten, mal
ganz oben auf's Treppchen zu landen. Als ich kurz nach Acht ankam, waren schon
alle fleißig dabei, die Aufgaben zu lösen. Aufgaben, die unter dem Motto
"Klassik pur" standen. Die erste Aufgabe stammte von Mackenzie aus dem Jahre
1898/99 und war wie üblich ein Matt in 2 Problem. Richard, der neben mir saß und
diese schon gelöst hatte sagte: "Das ist mal wieder eine Aufgabe, bei der man
viel schreiben muss!" Ich schaute mir die Stellung an und erkannte bald, dass es
sich um ein klassisches Zugzwangproblem handelte mit entsprechend vielen
Varianten. Es war eine einfache Aufgabe. Die nächste war von Juchli ebenfalls
aus dem Jahre 1899. Die Aufgabe war ein Hammer. Da saß ich über eine Stunde an
der Stellung, ohne dass mir das Matt in 3 offenbart wurde. Zwar hatte ich
prinzipiell die richtige Idee, aber die Fortsetzung fehlte mir. Ich ließ sie
links liegen und wandte mich dem nächsten 3-Züger zu, der von Klett aus dem
Jahre 1888 stammte. Auch hier kam ich nicht weiter. Nach einer dreiviertel
Stunde, machte ich mich dann an den 4-züger heran, damit ich wenigstens 2
Aufgaben lösen konnte. Hier fiel mir der Schlüsselzug schnell ins Auge und
konnte das Problem von Mörtzsch aus dem Jahre 1862 schnell lösen. Zurück zu den
anderen Aufgaben. Die zweite Aufgabe erwies sich immer mehr und mehr als harte
Nuss und als Wolf dann sagte: "Nur noch 15 Minuten.", gab ich es endgültig auf
und widmete mich der dritten Aufgabe. Hier hatte ich bald das Gefühl für das
korrekte Mattbild, aber in der kurzen Zeit schaffte ich nicht den Schlüsselzug.
Dann hieß es abzugeben. Während wir noch die Aufgaben diskutierten bekam ich so
beiläufig mit, dass niemand die zweite und dritte Aufgabe gelöst hatten. Auch
bei der letzten hatten fast alle versagt. Selbst die einfache erste Aufgabe war
bei vielen als unlösbare Aufgabe unlösbar eingestuft worden. Wolf, nach der
Auswertung: "Eines habe ich festgestellt, im nächsten Jahr muss ich die Aufgaben
leichter gestalten. hier hat niemand die zweite oder dritte Aufgabe gelöst,
obwohl ich mir sicher bin, dass Jochen, mindestens eins davon gekannt hätte, da
es sich wirklich Klassiker des Mattproblems handelt." Wie gesagt, Jochen war zum
Glück nicht da. Es wurden die Stellungen aufgebaut und Wolf demonstrierte die
Lösung. Ehrlich, die zweite Aufgabe hätte ich vermutlich nie rausbekommen, da
ich die Hauptvariante zum Mattsetzen nie gesehen hatte. Mit etwas mehr Zeit
hätte ich die dritte Aufgabe gelöst. Aber auch zwei gelösten Aufgaben reichten
zum Sieg. Zweiter wurde Richard, der bei der letzten Aufgabe zwar den
Schlüsselzug fand, aber nicht die Varianten. Dritter wurde, wenn ich mich
richtig erinnere Heinz. Gemessen an der Beteiligung war die Anzahl der korrekten
Lösung ziemlich mager. Weit über der Hälfte hatten nicht mal einen einzigen
Punkt. Und wer nun mal selbst sich an den Aufgaben versuchen möchte, kein
Problem:
1) #2 (9+8): W: Kh3,Dg8,Tf2,Th4,Ld1,Lf4,Sh1,Sg7,c3 S:
Ke4,Te7,Te2,Sf1,Ld8,b6,b5,d3
2) #3 (10+7): W: Kg8,Dg1,Tc5,Sd4,c6,c4,d3,e2,f4,f6 S:
Kd6,Dc2,Sc3,Lh6,a3,c7,g3
3) #3 (11+8): W: Kb5,Db1,Se4,Lh2,Lh7,c3,d5,d2,f3,g2,h3 S:
Kf5,Sg6,b6,c5,c4,d6,d4,h4
4) #4 (7+8): W: Kg6,Dh5,Se6,b3,d6,f5,h7 S:
Kh8,Dd2,Lf6,b5,c5,d7,e7,g4
Eintrag #191 (vom 06.08.05)
Scheiße, es geht wieder los. Diese traditionellen Worte starteten wieder
einmal den Vereinstriathlon, der zum dritten Mal ausgeführt wurde und mit einer
Rekordbeteiligung gleich Maßstäbe setzte: Sascha Seiler, Michael Eberhard,
Carsten Vollmar, Bernd Muntzke, Leonardo Titzschkau, Alexander Tschlatschler,
Michael Bösherz und ich. Treffpunkt war das Freibad am Gesundbrunnen um halb
Acht Morgens. Ich kam pünktlich an und der größte Teil des Trosses war schon anwesend.
Michael Eberhard packte gerade sein Rad aus, Saygun, der die Dokumentation
übernahm und als Streckenposten fungieren sollte, hantierte fleißig mit der
Kamera. Da erblickte ich Michael Bösherz mit Rennrad, Radlertrikot und richtigen
Radschuhen. "Ich glaube, dich muss man gleich von vorne herein
disqualifizieren", scherzte ich. Alexander Tschlatscher machte sich gerade warm.
"Was ist mit deinem Bruder - ich dachte, der wollte auch mitmachen?" "Der
schläft im Auto." Ein Blick in die Runde - es fehlte noch Sascha. Aber der hatte
ja angekündigt, dass er zehn Minuten später kommen würde, da sein Zug erst um
halb am Bahnhof ankam und er dann bis zum Freibad einige Minuten brauchen würde.
Da klingelte Sayguns Handy. "Sascha", erklärte Saygun. "Er hat was von
einem Platten gesagt, aber das er gleich hier sein würde." "Das wäre ja Scheiße,
wenn er deswegen nicht mitmachen kann." Wir warteten gespannt auf Sascha. Kurz
darauf kam er angeradelt. "Ich dachte, du hättest einen Platten?" "Ich war an
der Tankstelle mein Rad aufpumpen, aber das Druckgerät war leer. Ehe ich mich
versah, wich die Luft aus dem Reifen raus, weil kein Druck da war. Dann musste
ich zuerst das Druckgerät aufladen und bis ich damit fertig war, war der Zug
weg. Dann musste ich die Strecke hierher fahren." Michael: "Dann bist du
wenigstens schon warm gefahren." Ich: "Okay, ein Zweiter, den wir wegen
wettbewerbswidrigen Vorteilen disqualifizieren können." Dann ging es endlich
los. Nach einigen ermahnenden Worten, vorsichtig zu fahren, fielen die
traditionellen Worte. Sascha und Michael übernahmen die Führung. Beim Pflanzenkoelle gab es die erste Unstimmigkeit. Sascha wollte direkt nach rechts
auf den Radweg, während Michael geradeaus wollte. Die bremsten sich gegenseitig
ab. Auch ich musste abbremsen und dachte mir, komm, gehe direkt auf den Radweg.
Aus der Mathematik war mir bekannt, dass im Dreieck die Summe zweier Seiten
immer länger ist, als die dritte, war mir bekannt, aber dass dann der ganze
Tross 200m vor mir auf den Radweg auftauchte, hatte mich schon unangenehm
überrascht. Zumindest hatte ich das Feld von hinten im Blick. Es bildete sich
ein Führungsquartett heraus mich Michael, Michael, Sascha und Carsten. Dahinter
Leonardo, gefolgt von Alexander und Bernd. Den holte ich nach einer Minute ein.
Am Neckar entlang konnte ich auch Alexander einholen und orientierte mich an
Leonardo. Bei Neckarsulm ging es über den Neckar drüber, weiter auf den Radweg.
Im Gegensatz zum letzten Jahr lief es gut. So bekam ich noch mit, wie das
Führungsquartett die Fußgängerbrücke bei Obereisesheim überquerte um am rechten
Neckarufer nach Wimpfen reinzuradeln. Leonardo hatte nur noch 50m Vorsprung, die
er einbüßte, als er hinter der eben genannten Brücke nicht mehr wusste, wie es
weitergeht. Er hatte den roten Pfeil auf dem Boden übersehen. Gemeinsam fuhren
wir nach Wimpfen herein. Unterhalb von Wimpfen ging es dann weiter, als mein
Handy klingelte: Saygun. "Was gibt es?" "Wo seid ihr? Ich seh'
euch nicht." "Wo bist du?" "Auf dem Radweg." "Da sind wir auch." "Auf
welcher Seite?" "Wenn du den Neckar runterschaust, links." "Welche Seite ist
links?" "Die Seite, auf der der Blaue Turm steht." "Na toll, dann bin ich auf
der falschen Seite." "Beeil dich herüber. Ich bin schon an Wimpfen vorbei und
bald müssten Sascha und Michael zurückkommen." Ich legte auf. Leonardo hatte
schon einen kleinen Vorsprung herausgefahren. Dann begegnete uns das
Führungsquartett: Michael Bösherz und Sascha an der Spitze und mit einem kleinen
Abstand dahinter Michael Eberhard und Carsten. He, und ich konnte schon den
Wendepunkt sehen, der war nur noch ca. 700m entfernt. So groß war der Vorsprung
nicht. Am Wendepunkt verschärfte Leonardo das Tempo und ich fiel etwas ab. Als
ich Wimpfen erreichte, sah ich Saygun. Mit der Videokamera nahm er mich auf.
Jetzt stand da ein Kleintransporter beim Bootshaus und versperrte den Weg.
Zuerst wollte ich links vorbei fahren, aber da stand ja Saygun. Also um den
Transporter herum. Mist war es. Denn hinter dem stand ein Bootsanhänger von 10m
Länge. Das hieß, mit einem Fluch über diesen blöden Falschparker vom Rad
absteigen und über das Grüne auf den Radweg laufen. Das Tempo war noch gut, ich
hatte keinen Zusammenbruch wie sonst (das Training hatte sich gelohnt). Trotzdem
wäre ich froh, wenn die Radstrecke schon vorbei wäre. Momentan näherte ich mich
der Brücke bei Neckarsulm. Dort stand schon Saygun und filmte Leonardo, wie er
die Straße überquerte. Ich näherte mich dem Anstieg. "Saygun, drücke auf den
Ampelknopf", rufe ich und mache eine entsprechende Handbewegung. Aber nix,
Saygun steht einfach ruhig da und filmt weiter. "Saygun, drück die Ampel!" Noch
ein Versuch, aber keine Reaktion. Oben angekommen, ein Blick nach links, einen
nach rechts und über die Straße. "Typisch cheffe", sagt Saygun, "Leonardo wartet
Minuten lang, bis die Ampel grün wird und cheffe fährt bei Rot drüber." Wenn der
Streckenposten nicht auf die Ampel drückt. Ein Gutes hatte es, Leonardo war nur
noch 150m vor mir und als er bei der Neckargartachbrücke zu früh hochfuhr und
umkehren musste, hatte ich ihn eingeholt. "Jetzt habe ich durch mein mehrmaliges
Verfahren mindestens 2 Minuten verloren", schimpfte er. Gemeinsam erreichten wir
das Freibad. Ich stellte mein Rad ab. Leo: "Wo ist Saygun? Er hat meine Tasche
im Gepäckraum. Ich wollte mich umziehen." "Laufen kannst du auch so. Sperr
einfach dein Rad ab." "Mein Fahrradschlüssel ist in der Tasche." Ohne
Worte. "Bring dein Rad herüber. Ich sperre es mit meinen zusammen ab.
Abschließen, zum Kofferraum, einen Schluck trinken, da sah ich Saygun um die
Ecke biegen. "Da kommt Saygun", informierte ich Leonardo. "Ich laufe schon mal
los." Die Strecke die Saarlandstraße hoch ist lang. Zudem war das Laufen anfangs
schrecklich, weil vom Radfahren genau die falschen Muskeln bewegt worden waren.
Auf der Höhe vom Gesundbrunnen drehte ich mich um, um zu sehen, wo Leonardo
blieb. Noch nichts zu sehen. Gut so! Oben angekommen ging es ins Carrée. Links
sah ich schon Sascha auf dem Rückweg. Zirka 100m hinter ihm war noch jemand, den
ich nicht erkennen konnte und im gleichen Abstand dahinter eine dritte Person.
Später stellte es sich heraus, dass es sich um Carsten und Michael Eberhard
gehandelt hatte. Michael Bösherz hatte beim Umziehen so viel Zeit verloren, dass
er noch hinter diesen war. Ich lief im Quadrat alleine vor mich hin. Es war
immer noch keine Spur von Leonardo zu sehen. Da vermutete ich schon, dass er
sich verlaufen hatte. Bestätigt wurde es, als ich auf dem Rückweg auf der
Saarlandstraße Saygun begegnete, der mir mitteilte, dass dieser schon vor 5
Minuten vorbeigekommen war. Das würde ihn 500m Extraschwimmen kosten. Am Freibad
angekommen gab es schon wieder ein Problem: Die Kasse war nicht besetzt. Vor mir
stand schon ein Mann: "Es scheint niemand da zu sein." Man könnte es mal mit
Rufen probieren, dachte ich mir und ließ ein kleines "Hallo?" los. Die Antwort
kam gedämpft von weit, weit hinten: "Einen Moment." Dann dauerte es noch gut
eine Minute, bis die Frau da war und ich eintreten konnte. Eine Minute - das war
eine ganze Bahn! Hoffentlich hatte Michael Eberhard keinen großen Vorsprung. Auf
dem Weg zum Becken kam plötzlich von rechts mir Carsten entgegen. "Bist du schon
fertig?", fragte ich erstaunt. "Nein, ich habe einen Krampf bekommen und
aufgeben müssen." Ich blickte ihn an: jung, fit und durchtrainiert. Bringt
einem doch nichts. Immerhin, um einen Platz hatte ich mich verbessert. Nun kam
es drauf an, wie weit Michael war. Da hatte ich Glück, er hatte 8 Bahnen hinter
sich, also nicht ganz die Hälfte. Aus der Erfahrung von den letzten beiden
Jahren wusste ich, dass ich doppelt so schnell schwamm wie er. Damit konnte ich
ihn einholen. Michael meinte später zu mir: "Mir war schon klar, als du
auftauchtest, dass es für mich nicht mehr reichen würde." So war es auch. Sascha
war als Erster fertig. Michael Bösherz schwamm auch nicht gerade schnell, aber
sein Vorsprung war zu groß, als dass ich ihn einholen konnte. Leonardo zog seine
Bahnen, aber dadurch, dass er eine falsche Strecke gelaufen war, spielte es
keine Rolle mehr. Saygun schoss natürlich Fotos vom Beckenrand. Man merkte ihm
sichtlich an, dass er seinen Spaß daran hatte uns filmen zu können und nicht
selbst mitschwimmen musste. Gute zwanzig Minuten später war es soweit. Ich
schlug an, noch vor Michael. Fix und fertig stieg ich aus dem Wasser. Sofort war
Saygun da und hielt mir die Kamera unter die Nase: "Wie sieht ihr Kommentar zum
Wettkampf aus?" Da fiel mir nix ein. "Hauptsache, vor Nummer 2", erwiderte ich.
Bald darauf waren alle fertig. Nachdem Michael Bösherz mit Familie weg ging und
sich auch Bernd verabschiedete, gingen Sascha, Saygun, Leonardo, Michael und ich
noch einkaufen und machten zum Abschluss bei mir zuhause eine Lasagne.
Eintrag #192 (vom 07.08.05)
Die Woche zuvor hatte mich Saygun gelöchert: "Machst du mit beim
Mannschaftsblitz am Sonntag?" "Mal schauen, wenn ich den Triathlon überlebe,
mache ich mit", hatte meine Erwiderung gelautet. Ich hatte ihn überlebt und nun
hieß es am Sonntag früh aufstehen, entdecken, dass der Tank für die Fahrt
aufgefüllt werden musste und dann ab zum Treffpunkt beim Sozialamt. Nummer Zwei
wartete schon dort, das Auto voll gepackt mit Andreas, Ramin, Sascha, Stefan und
Xinping. (Sortierung erfolgt alphabetisch und nicht nach DWZ). Vladimir war mit
Saygun vorgefahren, weil sie Heinz abholen mussten. Wir wollten uns dann bei der
Tankstelle in der Neckarsulmer Straße treffen, wo wir noch Levent aufgabelten.
Saygun kam dann auch und ab ging es Richtung Ketsch. Auf der Fahrt dahin fuhr
Michael vorne weg, da musste ich aufpassen, dass ich den Anschluss nicht verlor.
Aber zum Glück machte er immer langsam, wenn er mich aus den Augen verlor.
Vladimir hingegen befand sich irgendwo hinter uns. Im Gegensatz zu mir kannte
der den Weg. Eine dreiviertel Stunde später kamen wir an. Gleichzeitig fand an
diesem Wochenende ein Fest statt, ich glaube, es hieß Backfischfest. Aus diesem
Grund stand eine Matrone auf der Zufahrt zum Parkplatz und knöpfte uns Geld für
diesen ab. Wir liefen dann zur Halle, als ich an der Hauptstraße Vladimirs Wagen
vorbeifahren sah. "Oh", sagte ich zu Michael. "Sieh mal an, man kann ja direkt
vor der Halle parken. Und ich wette, da muss man keine Parkgebühren zahlen." Was
soll ich sagen, so war es dann auch. Saygun übernahm die Anmeldung. Wir würden
wie folgt spielen. 1. Mannschaft: Sygun, Vladmir, Michael und ich die 2.
Mannschaft unsere Jugendgang: Sascha, Ramin, Stefan und Xinping, sowie Heinz,
Andreas, Levent und noch einen Fremdläufer von einem fremden Verein. Es würde
eine Vorrunde geben. Jeweils die Ersthälften platzierten würden in die
Hauptrunde A kommen, die anderen in die B Gruppe. Punkte aus den Vorrunden
würden nicht übernommen werden, was ich schlecht fand, denn die Vorrunde spielte
ich super. Mit 9,5 aus 11 sorgte ich unter anderem dafür, dass wir in die
A-Gruppe kamen. Saygun hatte 6,5 Punkte, Vladimir und Michael spielten synchron
(verlor der eine, dann auch der andere) und holten jeweils 4 Punkte. Bei unserer
Jugendmannschaft lief nicht alles optimal. Sie qualifizierten sich nur für die
B-Gruppe. Doch bevor die gespielt wurde, gab es Mittagspause. Da die erste
Gruppe aus 12 Mannschaften bestand, die andere aus 10, spielten wir in der
ersten 2 Runden mehr. Das bekam eine Mannschaft wohl nicht mit und ging zu
Mittag mit der andere Gruppe weg. So kann man auch verlieren. Die Pause
verbrachten wir auf dem Backfischfest. Ich gönnte mir ein Eis (zu Essen hatte
ich genug mitgebracht) und auf dem Rückweg trafen Saygun, Michael und ich dann
wieder unsere Jugendlichen, die vor der Halle mit einem Pseudoball Kickfußball
spielen. Dann kam die Rückrunde. Ich merkte schon beim Warmblitzen gegen Sascha,
dass die Pause mir alles andere als gut getan hatte. Ich startete gleich mit
drei Nullen. Auch Saygun, Michael und Vladimir rissen nichts mehr. Es gab unsere
erste 4:0 Niederlage. Aber dann fing ich mich. Ich holte noch 6 aus 10. Saygun
mit 4 Punkten konnte auch noch ein vernünftiges Ergebnis vorzeigen.
Nichtsdestotrotz zierten wir das Ende das Tabelle. Genauer gesagt, wir
versuchten unseren vorletzten Platz zu verteidigen, was uns letztendlich gelang.
Unsere Jugendmannschaft kämpfte in der B-Gruppe lange Zeit um den Sieg,
vergeigte dann aber das entscheidende Spiel. Aber so ist Schach: Man gewinnt,
man verliert. Zumindest gab es für alle noch Sachpreise. Nach der Siegerehrung
ging es dann nach Hause.
Eintrag #193 (vom 11.08.05)
Wie soll ich anfangen? Mal überlegen. Es fing damit an, dass jemand auf den
Terminplan folgendes ansetzte: Themavortrag Französische Verteidigung inklusive
eines anschließenden Turniers. Dann fuhr diese Person in den Urlaub. Saygun zu
mir: "Hat er dir gesagt, dass du den Vortrag übernehmen sollst?" "Nein, und zu
dir?" "Kannst du es machen?" "Habe nichts vorbereitet und kaum Zeit was zu
machen. Und bei dir?" "Ich müsste noch was von früher haben. Es ist keine
Theorie, sondern mehr Partieanalyse." "Immerhin etwas." "Ich schicke es dir zu.
Kannst du den Vortrag halten?" "Halte du ihn. Partieanalysen ohne sich die
Partien vorher anzuschauen, bringen nix." "Wäre aber immer bisschen dürftig."
"Pass mal auf, schicke mir das Ding zu. Ich tue noch ein klein wenig Theorie
darum herum aufbauen und schicke es dir zurück." So geschah es dann auch.
Natürlich konnte es sich dann Saygun es nicht verkneifen beim Vortrag beiläufig
zu erwähnen, dass ich mich davor gedrückt habe, diesen zu halten. Irgendwie fiel
mir auf, dass Saygun den einen oder anderen Teil vom Theorieteil übersprang.
Aber es war schon interessant zu sehen, dass viele historisch gesehen nur wenig
von der Geschichte des Schachs wissen. So wussten nur zwei Personen, darunter
Ramin, woher die Französische Eröffnung ihren Namen hatte. Na ja, es sollte ja
noch ein Turnier anschließend gespielt werden. Die erste Runde brachte mir
gleich eine Niederlage gegen Sascha bei. Nach drei Runden sah es wieder besser
aus. Nach 2 Siegen kämpfte ich wieder um den Sieg mit, da in einer Partie "Not
gegen Elend" Sascha gegen Ramin verlor. Während dann meine meine Konkurrenten
sich gegenseitig wieder Punkte abnahmen, konnte ich konsequent punkten. Und mit
einem Schlusssieg stand ich mit 4 Punkten an der Spitze. Mit jeweils 3 Punkten
folgten dann Ramin, Sascha und Vladimir vor Xinping und Saygun mit 2. Heinz und
Eduard Leiker teilten sich mit 1,5 Punkten den letzten Platz.
Eintrag #194 (vom 18.08.05)
Sommerzeit ist Gaudizeit. Und das bedeutet, dass ein Spassekenturnier
anstand. Ein Schach/Dart Kombiturnier ward angesetzt. Da ich die Woche frei
hatte, übernahm ich die Turnierleitung und kaufte natürlich in bester
LOED-Tradition eine Tafel Schokolade für den Turniersieg. Julian würde sein
Dartscheibe mitbringen und vorsorglich hatte ich ihn instruiert, mal seine
Magic-Karten mitzubringen - für hinterher. Eine kleine Überraschung erwartete
mich schon im Verein, Hans-Henrik beehrte uns mit seiner Gegenwart. Wir
schwätzten ein bisschen und bei ihm läuft es beruflich in Norwegen ganz gut,
aber er trägt sich mit dem Gedanken, wieder komplett nach Deutschland zu ziehen.
So pendelt er regelmäßig hin und her uns sammelt Flugmeilen. Aber es wurde Zeit,
mit dem Turnier anzufangen. Julian und ich hängten die Dartscheibe auf und nach
einigen erklärenden Worten zum Modus (Sieg beim Schach bzw. Dart gibt es einen
Punkt) konnte es losgehen. "Wie lange geht es?", fragte Ramin. Ich überlegte
kurz. Wenn wir ein Rundensystem machten - 11 Runden Blitz, die andere Hälfte
spielte zugleich Dart, also gut 2 Stunden. "Kurz nach Zehn Uhr", erwiderte ich.
Okay, hat jemand mitgerechnet? Nicht? Dann einfach weiter lesen. Das Turnier
startete. Ui, spielte ich schlecht Dart. Letztes Jahr hatte ich im Schnitt 3
Treffer von 9 Würfen gelandet. An dem Abend war ich froh, wenn ich einen Treffer
landete. Schnell war klar, wer das Turnier gewinnen würde: Es war Julian
aufgrund seiner Überlegenheit im Dart. Und beim Blitzen ist er ja auch nicht
schlecht. Die Verfolgergruppe bildeten Hans-Henrik, Vladimir, Ramin und ich. Ich
verwendete eine kleine Exceltabelle, mit der ich die Feinwertung berechnete.
Irgendjemand wunderte sich noch, dass die Felder bei einem Sieg automatisch grün
wurden. Weiß aber nicht mehr wer. Nun, jetzt kennt er das Feature "Bedingte
Formatierung". Nach einer guten Stunde hatte ich meinen Rechenfehler erkannt.
Zwar wurden 11 Runden gespielt, da aber die eine Hälfte zuerst Dart spielte,
wurden ja zeitversetzt 2 Blitzpartien gespielt pro Runde, so musste man fast die
doppelte Zeit pro Runde rechnen. Wir schauten halt, dass wir es zügig durchzogen
und siehe, kurz nach Halb Zwölf konnte ich die Tafel Schokolade an Julian
(17 Pkt.) als Siegtrophäe überreichen. Den zweiten Platz mit 15,5 Pkt. belegte
ich dank der besseren Feinwertung vor Vladimir. Einen Punkt hinter uns
Hans-Henrik. Eins war klar, für das nächste Mal sollte ich mich im Dart
vorbereiten, wenn möglich. Das Turnier war vorbei und die meisten machten sich
auf den Heimweg. Bernd war schon früher gegangen und Sascha hatte seinen Platz
eingenommen. Aufgrund der Ferienzeit blieben einige länger. Ich spielte ein
wenig mit Julian Magic. Sascha schaute uns über die Schulter und entfernte dann
später aus dem Deck von Julian einige überflüssige Karten, sprich Verzauberungen.
Hans-Henrik unterhielt sich auch noch lange mit Heinz. Als er ging, sagte ich zu
ihm: "Wäre schön, wenn du in Zukunft mal wieder vorbeischauen könntest." "Jetzt
hast du mich zwei Tage lang gesehen, dass muss vorerst reichen." Auf meinem
Gesichtsausdruck prangten drei Fragezeichen. Da lachte er und sagte: "Ich merke
schon, du bist gar nicht mehr an meinen Humor gewöhnt." Jetzt fiel es mir wie
Schuppen von den Augen: Mitternacht war ja schon vorbei. Manchmal dauert es bei
mir halt ein wenig länger.
Eintrag #195 (vom 25.08.05)
Schon wieder der letzte Donnerstag im Monat. Es scheint, dass der August der
Monat der lange nicht mehr gesehenen Leute scheint. So war Jürgen Kleinert mal
wieder da. Nach der Begrüßung: "Hast du schon wegen der Spielverlegung dem
Hans-Jörg geantwortet?" "Welche Spielverlegung?" "Landesliga gegen uns." "Da
weiß ich noch gar nichts davon!" "Hans-Jörg wollte eine Email an Saygun
schicken, oder hat es schon." "Hm, ich bin Mannschaftsführer der ersten
Mannschaft, die Email sollte an mich gehen. Saygun ist Mannschaftsführer in der
Zweiten. Will er denn das Spiel eurer 2. Mannschaft in der Bezirksliga verlegen,
oder was?" Jürgen schickt einen verzweifelten Blick in den Himmel und mit einem
fast resignierenden Tonfall: "Da muss ich Hans-Jörg mal wieder Bescheid geben."
Von diesem seltenen Gast abgesehen, gab es den vertrauten Anblick der üblichen
Verdächtigen: Thomas, Julian, Vladimir, Peter, Wächter, Wickenheisser und da
Ferien waren, auch Ramin. Saygun hatte es in die sonnige Türkei gezogen. Schade,
einen garantierten Punkt weniger [:-)]. Mit 9 Teilnehmern konnten wir wieder
doppelrundig spielen. An diesem Abend lief alles super. Entgegen meiner
sonstigen Angewohnheit, Eröffnungen zu misshandeln, kam ich immer gut heraus.
Dies zeigte sich dann in einer makellosen Bilanz in der ersten Runde. In der
Rückrunde lief es genauso schön. Es gab nur eine Partie, wo ich schlechter
stand: gegen Thomas. Aber da konnte ich mich ins Remis retten. Und gegen Heinz
hatte ich am Ende einen Mehrbauern am Königsflügel, war theoretisch ein
remisliches Läuferendspiel, wenn Heinz keinen Fehler machte. Aber das wollte ich
sehen und lehnte das Remis ab. Und bekam den vollen Punkt doch noch. Thomas
hatte auch nur gegen mich Punkte abgegeben und belegte den zweiten Platz. Mit
etwas Abstand dahinter Jürgen Kleinert vor Julian. Thomas lobte dann Ramin: "Du
hast gute Spielansätze. Da merkt man schon das Talent." Und mit einem Blick zu
mir. "Bei dir sind die Partien immer sehr taktisch. Finde ich gut, weil es sehr
interessant und variantenreich ist. Kein positionelles Rumgeschiebe." "Dann lass
uns noch mal ein paar Klötzchen rumschieben." Wir spielten noch drei
ausgeglichene Partien. Dann war es Zeit, wieder aufzuräumen und nach Hause zu
fahren.
Eintrag #196 (vom 01.09.05)
Die Jahreszeiten wechseln. Nach Frühling und Sommer kommt der Herbst und so
hieß dann auch das 4-Jahreszeiten Schnellturnier. Mit 12 Teilnehmern hieß es mal
wieder 5 Runden Schweizer System. Den Auftakt gewann ich und bekam mit Sascha
dann den stärksten Gegner. Im Königsindisch erarbeite ich mir Vorteile, bis hin
zu zwischenzeitlich 2 Mehrbauern. Einen verlor ich wieder und musste dann aber
die Türme tauschen. Dadurch bekam Sascha einen starken Freibauer auf der d-Linie
und ich sah keine andere Wahl, als mit Springer und Dame das weitere Vorrücken blockieren. Mein
Mehrbauer auf dem Damenflügel war blockiert und meinen Königsflügel durfte ich
nicht weiter öffnen, um nicht in die Gefahr eines Dauerschachs zu geraten. Als
also alles nach Remis aussah, stellte Sascha durch eine Springergabel den Läufer
ein. Der Rest war Sache der Technik. Und die Konkurrenz? Saygun startete mit
einer Niederlage gegen Michael Waldherr ins Rennen. Das war für eine gute
Platzierung meinerseits ziemlich gut. Es folgte noch ein Sieg über Heinz und Wicki,
als ich in der letzten Runde gegen Vladimir kam. Hier hoffte Sascha auf eine
Niederlage meinerseits. Und fast wäre sein Wunsch in Erfüllung gegangen. Mein
Handy klingelte, es war meine Schwester, die von mir dringend was wissen wollte.
Schon beim ersten Klingeln rief Michael Waldherr: "Verloren!" Und dann
erst: "Bei wem klingelt es denn?" Und wie er bemerkte, dass es bei mir war,
sofort: "Gleich den Burschen nullen." "Ich verkniff es mir, ihm die Zunge
rauszustrecken. Vladimir machte gerade einen Zug. Ich warf einen Blick auf
die Uhr. Okay, da war noch genug Zeit drauf und bei der Stellung war es egal,
welchen Zug Vladimir machte. Die war für ihn verloren. Und es dauere dann auch
nicht mehr lange, bis er aufgab. Das war es. Sascha hatte die anderen Partien
souverän (zumindest nehme ich das an) gewonnen. Wickie wurde mit 3,5 Dritter vor
Vladimir und Waldherr mit 3,0. Und als dann Platz 7 mit 2,0 Punkten vorgelesen
wurde, wurde gleich gelästert: "So weit hinten warst du schon lange nicht mehr,
Saygun." Dem kann ich nur zustimmen.
Eintrag #197 (vom 08.09.05)
Gegen Mittag hatte ich mich endgültig entschieden: Dr. N. E. Anderthaler
würde nicht wie im letzten Jahr die Gesundheitsfunktionen bei der Heilbronner
Stadtmeisterschaft überwachen, diesmal hieß es, selber mitspielen. Also kurz
eine Mail an den Turnierleiter geschickt zwecks Voranmeldung. Um halb Acht war
ich pünktlich zum Turnierbeginn dort. Allerdings war nicht so viel los. Es
herrschte geringer Andrang. Insbesondere waren wenige auswärtige Spieler
anwesend. Von unserem Verein machten einige mit. Sechzehn zählte ich Ende. Unter
anderem: Alfred, Julian, Wickie, Vladimir und Waldherr, der sogleich meinte:
"Ah, ein kampfloser Sieg. Den müsst ihr nur auf dem Handy anrufen." Sowie noch
Karl-Heinz, Heinz, Tilo, Helmut, Nummer Zwei, Nilofar und Sabine und die beiden
Weißbecks. Eine gute Viertelstunde später eröffnete Der Dessen Name
Nicht Genannt Werden Möchte das Turnier mit einer - wie üblich -
langatmigen Rede. Als er die Thematik mit Spielverlegungen ansprach und
erklärte, dass heute zu Beginn einige Teilnehmer sich entschuldigt hatten und
verlegen wollten. "Wie viele sind es denn. Wenn es passt, paar diejenigen die
fehlen gegeneinander." "Nein, das würde die Tabelle verzerren." "Es gibt noch
keine Tabelle und außerdem könnte es durchaus passen." "Es sind einige die
fehlen, das geht nicht." Julian: "Wie viele fehlen denn?" "Einige." "Was heißt
einige?", fragte Julian nach. "Ich habe sie nicht gezählt, aber es sind
mehrere." Ich: "Dann schau nach, wer fehlt," sagte ich. "Das mache ich später.
Jetzt lose ich aus und später kann man immer noch korrigieren." "Wäre es nicht
sinnvoller, erst zu schauen und dann zu losen?", meinte ich. "Nein, dann sehe
ich ja, wer fehlt." "Ich möchte immer noch gerne wissen, wer alles fehlt",
meldete sich Julian. "Einige. Jetzt fangen wir an." Es ist eine Sache, wie man
ein Turnier leitet, eine andere ist es, wie man mit den Menschen umgeht. Selbst
wenn Der Dessen Name
Nicht Genannt Werden Möchte die Auslosung nicht anpassen will, was er
durchaus so handhaben könnte - eine Frage, dir dreimal an ihn gerichtet wurde,
nicht zu beantworten gehört sich nicht. "Fang an, aber ohne mich", sagte ich nur
noch. "Was soll das?" "Ich steige aus. Ich spiele nicht mit." "Nein, jetzt setz
dich hin." "Ich setzte mich nicht hin. Ich hole mein Startgeld und gehe. Wenn du
nicht in der Lage bist, dich mal bereit zu erklären zu schauen, wer fehlt, dann
habe ich keine Lust in dem Turnier mitzuspielen." ich glaube, erst jetzt merkte Der Dessen Name
Nicht Genannt Werden Möchte dass es mir Ernst war. Und plötzlich gab er
nach. Siehe da, es fehlten drei Leute. Adam, Koelle und Sabine Schäffer-Hennoch.
Da letztere keine DWZ hatte und als letzte in der Teilnehmerliste stand, müsste
sie nach der Hälftenbildung sowieso spielfrei sein müssen, da wir ungerade
waren. Und Adam gegen Koelle zu paaren war keine große Verzerrung. (Für
diejenigen, die sich mit der Thematik nicht so ganz auskennen: Bei einem
Turnier, das nach Schweizer System gespielt wird, ist es wichtig einen guten
Start hinzulegen. Denn für die Feinwertung zählen die Punkte der Gegner, gegen
die man gespielt hat. Bei Punktgleichheit kommt es auf die Feinwertung an. Wenn
man also früh in der Tabelle vorne liegt, bekommt man stärkere Gegner und somit
auch eine bessere Feinwertung. Bei einer Niederlage wird man gegen einen gelost,
der auch verloren hat und hat, wenn man gewinnt, durch diesen immer noch keine
Punkte für die Feinwertung bekommen. Für einen Spitzenspieler, der laut
Setzliste Chancen auf den Turniersieg hat, ist demzufolge katastrophal, wenn er
in der ersten Runde verliert. Genauso schlecht wäre es für ihn, wenn er in der
ersten Runde gegen den schwächsten Spieler gelost wird. Dann zieht er aufgrund
seiner Feinwertung bei Punktgleichheit mit einem anderen Spieler ziemlich
wahrscheinlich den Kürzeren, was die Platzierung betrifft. In der Praxis
versucht man das Problem wie folgt zu lösen. Bei, sagen wir mal zehn
Teilnehmern, sortiert man sie nach Spielstärke und setzt folgende Paarungen an:
1-6, 7-2, 3-8, 9-4, 5-10. Damit ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein
Spitzenspieler die erste Runde verliert, gering und er hat was die Feinwertung
betrifft keine Nachteile. Er nicht, aber das System hat den gravierenden
Nachtteil, dass es nur für die starken Spieler gut ist. Es ist in dem Sinne
ungerecht, dass ein schwacher Spieler wenig Chancen hat, sich gut zu platzieren.
Denn statistisch gesehen, wird er die erste Runde zu 80-90% verlieren, was wie
oben festgestellt in einem Schweizer System von Nachteil ist. Aber man hofiert
ja gerne die an der Spitze stehen. Absolut gerecht wäre es, wenn alle die selben
Chancen hätten, in der ersten Runde einen Punkt zu holen. Man also wie folgt
paarte: 1-2, 3-4,5-6, 7-8, 9-10. Da beide Gegner jeweils ungefähr gleich stark
wären, hätte jeder dieselbe Gewinnwahrscheinlichkeit. Bei nur sieben Runde
würden Spitzenspieler ungern dieses für sie hohe Risiko eingehen. Ich kann's
einerseits verstehen, andererseits ist es halt nicht fair.) Obwohl Der Dessen Name
Nicht Genannt Werden Möchte nun sich endlich bequemt hatte, mal Julians
Frage zu beantworten, war ich immer noch versucht, auszusteigen. Aber dann
dachte ich mir, dass es noch wenige Teilnehmer wären und wenn nicht mal ein
Spieler bei der Stadtmeisterschaft dabei wäre mit einer DWZ > 2000, sich doch
ein armseliges Bild ergab. Gelost wurde ich gegen Nowikow. Die Eröffnung sah
erst nach Königsindisch aus, aber Siegfried spielte nicht Sf6, sondern
fianchettierte und lud mich in der Eröffnung nach Sc6 zum Vorstoß d5 ein. Was
ich auch prompt machte. Worauf er Sd4 zog. Okay, dann mal zur Theorie. Ich
spielte Se2 und auf c5 zog ich konsequent Sxd4. Jetzt war ich gespannt, wie er
zog. ...cxd5 Sb5 Db6 wäre keine gute Option, da ich mit c4-c5 ein schönes
Bauernopfer bieten konnte, dessen Annahme (...dxc5 Lf4 - droht Sc7+ oder ...Dxc5
Ld2 mit der Drohung Tc1) mir ein wunderbares Figurenspiel geben würde. Siegfried
zog aber Lxd4, was besser war. Diese Stellung hatte ich schon mal auf dem Brett
gehabt. Entweder spielte Schwarz den Läufer wieder zurück auf g7, was ein
Tempoverlust war, den man in der Eröffnung hinnehmen kann, oder er schlug auf
c3, was zwar seine schwarzen Felder schwächte, aber den Damenflügel von Weiß
nach bxc3 in einen hässlichen Zustand versetzte. Er ließ ihn stehen und
versuchte, sich zu entwickeln. Da war Sf6 keine gute Idee, da nach Se2 ich
plötzlich drohte einen Bauern zu gewinnen. Bisher hatte wir gemeinsam gerade mal
20 Minuten verbraucht. Siegfried dachte, dass er mit Lg4 den Springer auf e2
fesseln konnte, übersah aber mein Zwischenschach auf a4. Jetzt war guter Rat
teuer. Auf Dd7 würde ich tauschen, den Läufer schlagen und nicht konnte
verhindern, dass ich den Bauern auf d4 gewinnen würde. Ld7 würde mit Db3
(Angriff auf b7) beantwortet werden. b5 würde auch einen Bauern kosten. Nach
einigem Überlegen zog er Ld7 und kurz darauf stand der Bauer auf d4 alleine da.
Mit Lh6 verhinderte ich die Rochade. Es kam voreilig Sg4 und jetzt konnte ich
nach Lg7 den Bauer abkassieren und hatte die Rochade verhindert. Jetzt spielte
Nowikow auf alles oder nichts und versuchte das Zentrum zu öffnen. Sein
taktischer Versuch, seinen Springer stehen zu lassen und durch eine Bauerngabel
die Figur zurückzuholen scheiterte wieder an einem Zwischenschach. Und so nach
insgesamt 40 Minuten endete die Partie ziemlich schnell zu meinen Gunsten. Figur
mehr, plus 2 Mehrbauer, plus bessere Stellung auf meiner Seite, zu nicht
rochiertem König und zerrütteter Bauernstruktur auf seiner Seite ließen
Siegfried aufgeben. So früh fertig geworden nutzte ich die Gelegenheit mit
Saygun hinter der Theke ein wenig zu Blitzen. Irgendwie scheint Saygun sich mit
einem Niederlagenvirus angesteckt zu haben. Anders kann man diese Serie von
Verlusten, die in den letzten Wochen passieren, nicht erklären. Oder doch, man
kann es. Sayguns Niveau hat nachgelassen, weil er nur noch in der zweiten
Mannschaft spielt. :-) Ab und zu warf ich einen Blick auf die laufenden
Brettern. Hier fiel mir auf, dass sich die Favoriten nirgendwo richtig
durchsetzen konnten. Sie machten sich das Leben schwer. Edam spielte remis gegen
Helmut und auch Alfred, der zwischendurch positionell schlechter stand,
erkämpfte sich nur ein Remis. Bei Julian sah es trotz Bauerngewinn lange Zeit
nur nach einem Remis aus. Und Traugott Streicher konnte von Glück reden, das
Michael Waldherr nicht sah, wie er ihn plätten konnte. Karl-Heinz verlor gegen
Detlef und Heinz schaffte es auch nur zum Remis. Nur auf den hinteren Brettern
gab es Favoritensiege. Ich bin mal gespannt, wie es in der zweiten Runde
aussieht.
Eintrag #198 (vom 11.09.05)
Zum Saisonauftakt spielte unsere Zweite gegen die Dritte. Zum Start, so
dachte ich, könnte ich ja einen Kuchen backen. Mit einem Backblech
Mandarinen-Sahne Kuchen fuhr ich kurz nach zehn los. Im Hof stand Vladimir, der
schon fertig war. "Habe Remis gespielt", sagte er. "Remisschieber!", erwiderte
ich lächelnd. Drinnen wurde heiß gekämpft. Insbesondere "Der Dessen Name
Nicht Genannt Werden Möchte" war ultranervös. Das ist immer so, wenn er im
Schach eine kritische Position hat. Diesmal stand er gegen Ramin ziemlich gut,
er würde einen Bauern gewinnen. Nichtsdestotrotz darf für ihn in diesem Zustand
kein Laut fallen. Beim geringsten Laut fährt er sofort den Urheber an. Selbst
Saygun bekam von ihm eine Drohung verpasst. "Ich bin Mannschaftsführer", meinte
Saygun, "er kann mich nicht raus schmeißen." Dann probierte Saygun meinen
garantiert Schweinefleisch freien Kuchen. "Wie viel Sahne hast du drin?" "2
Becher Sahne und 2 Becher Schmand." Man braucht ja Nervennahrung. Michael
Eberhard, der auch kurz da war, musste schon wieder gehen, aber nicht, ohne dass
ich ihn dazu nötigte, ein Stück Kuchen zu essen. Eine gute Stunde später ging
ich mit Helmut und Vladimir zum Schwätzen in den Hof hinaus. "Alles so knapp",
meinte Vladimir. "Da merkt man nicht, dass wir die stärkere Mannschaft sind."
"Ja, und bestimmt bist du hinterher Schuld, wenn die Mannschaft verliert, weil
du gegen Uwe Remis gespielt hast. Helmut: "Nun ja, Vladimir hat ja gegen einen
Meister auf diesem Gebiet gespielt. Er mag es zwar noch nicht wissen, aber Uwe
beherrscht das Remisspielen wie ein Weltmeister und erreicht sein Ziel in 80%
seiner Partien." Mittlerweile war noch keine Entscheidung gefallen. Söhner hatte
seine gute Stellung verschenkt, indem er unnötig Linien geöffnet hatte. Dann
tauschte er alles ab. Gewann zwar jetzt Bauern, aber dadurch, dass die Damen auf
dem Brett standen, hatte Valon letztendlich immer die Chance zum Dauerschach, da
sich sein König nirgendwo verstecken konnte. Und während ich die Zeilen schrieb,
machten sie schon Remis. Kurz vor Zwölf gab es den ersten Sieg: Karl-Heinz
gewann gegen Wicki. Der Dessen Name Nicht Genannt Werden Möchte war
gerade dabei seine gute Stellung zu versauen. Taktisch gesehen hat Ramin mehr
drauf. Obwohl er heute einen Kater hatte. "Was soll man machen, wenn man Besuch
hat und in Heilbronn gerade Weindorf ist? Da geht man aufs Weindorf. Und wenn
man schon mal da ist, muss man auch Wein trinken." Helmut: "Man kann ja aber
auch nach dem ersten Glas aufhören und nicht zehn trinken." "Da spricht jemand
aus jahrelanger Erfahrung", warf ich ein. Ramin: "ich möchte bloß wissen, wie
Boris das schafft. Wenn er einen Kater hat, spielt er besser." Kurz darauf
verlor Der Dessen Name Nicht Genannt Werden Möchte seine Partie. Unnötig,
wie die Analyse mit Julian, Helmut und mir zeigte. Den Gewinn hatte er
übersehen. Damit stand es statt 2:2 nun 3:1 für die Zweite. Es wurde weiter
gekämpft. Alfred gegen Eduard war noch unklar. Heinz stand besser gegen Thomas.
Saygun positionell eher schlechter und Xinping gegen Bene ebenfalls noch offen.
Gegen 13:00 Uhr hatte sich das Blatt gewendet. Alfred stand auf Gewinn. ich sah
nicht, wie Eduard fortsetzen sollte. Am besten schien es noch zu sein, die Qualität zu
geben. Würde aber nicht viel helfen. Heinz hatte Turm+2 Bauern gegen einen
Läufer sich erarbeitet und stand auch auf Gewinn. Sayguns und Thilos Stellung
konnte von keiner Seite aus gefallen. Und zwischen Bene und Xinping stand es
gleich. Helmut schätzte, es würde 6:2 ausgehen. "Eher 6,5:1,5", schätzte ich.
Ich blitzte zwei Partien gegen Julian. Dann zeigte Julian mir sein erstes
Mattproblem, dass er komponiert hatte. Ramin kannte es schon: "Es ist einfach,
ich hatte es nach 2 Minuten raus." Jul: "Ja, man kriegt es in zwei Minuten raus.
So, wie bau ich es auf, ohne, dass die Lösung gleich offensichtlich ist?" "Stell
doch einfach alles der Reihe nach aufs Brett." Jul stellte auf: "So, das ist ein
Matt in Zwei. Du hast zwei Minuten Zeit." Sofort fiel mir die Diagonale mit
König, Läufer und Dame auf. Der König blockierte dies und auch sein Turm war
gefesselt. Stände der König nicht auf e5, drohte ein Matt in den Turm, bzw. ein
Matt mit dem Läufer auf b8. Also noch kurz abchecken, auf welches Feld der König
ziehen durfte und dann zog ich es. Ramin brach in Lachen aus. "Das war keine
Minute, Julian. Bei weitem keine Minute." Es waren ungefähr 20-30 Sekunden
gewesen. Wir gingen wieder rein, um zu schauen, was der Kampf machte. Sayguns
Partie ging remis aus. Xinping hatte gewonnen und Heinz schien sich nur die
Frage zu stellen, wie er am schönsten gewinnen würde. Damit war alles klar. Ich
wollte noch Julians Mattproblem in mein Notebook eingeben, kam aber nicht dazu,
weil Der Dessen Name Nicht Genannt Werden Möchte diesen noch blockierte,
weil er seine Partie analysierte. Er konnte sich nicht entscheiden, ob er
gefrustet sein sollte, oder happy, dass er eine gute Partie gespielt hatte und
diese nur durch einen Fehler zum Schluss verloren hatte. Heinz hatte sich
endlich zu einem langsamen, den Gegner quälenden Sieg entschlossen und bald
darauf war der Schachsonntag mit dem Start in die neue Saison beendet. Während
wir aufräumten, sprachen wir noch über die bevorstehenden Wahlen. Saygun fand
den Wahl-o-mat im Internet, so wie ich auch, ganz interessant. Denn er gibt
einem einem eine Möglichkeit sich einen Überblick zu verschaffen, ob die Partei
den eigenen Zielen entspricht. Wie hatte Helmut doch geschrieben: "Oh Gott, ich
wusste nicht, dass ich politisch so drauf bin." Nur einer, dessen Name ich nun
wirklich nicht nennen muss, meinte: "Das ist doch alles getürkt. Die haben eine
Vorliebe und es kommt immer das raus, was denen gefällt." "Quatsch, du kannst in
den Wahlprogrammen der Parteien ja alles überprüfen. Nach der Wahl hast du sogar
die Möglichkeit, die einzelnen Punkte mit den Angaben der Parteien zu
vergleichen." "Was da steht, stimmt nicht. Ich weiß was ich wähle und kenne die
Ziele der Partei." "Das nehme ich dir nicht ab. Oder hast du die 300 Seiten des
Wahlprogramms deiner Partei durchgelesen." "Die bescheißen beim Wahl-o-mat und
das ist meine Meinung. Die steht." Arrgh! "Wie kann man nur so voreingenommen
sein!" "Deswegen musst du nicht lauter werden. Ich habe meine Meinung und daran
glaube ich." "Ich werde nicht deswegen lauter, sondern weil du nicht in der Lage
bist, eine Sache objektiv zu betrachten bzw. zu diskutieren. Das ärgert mich."
"Ich muss gehen." Na, das war mal wieder typisch. Da fehlen mir die Worte. Ich
nehme an, dass in vier Jahren, wenn mal wieder gewählt werden soll, manche Leute
immer noch nicht wissen werden, dass der Wahl-o-mat von der Bundeszentrale für
politische Bildung zur Verfügung gestellt wird. Und um es hier klar zu stellen,
der Wahl-o-mat ist nicht dazu gedacht, das zu wählen was rauskommt, sondern er
soll einen dazu bringen, sich näher mit dem Wahlprogramm der Parteien zu
beschäftigen. Denn viele Fragen lassen sich nicht einfach nur mit einem Nein
oder Ja beantworten und bei Punkten, wo eine Partei keine feste Position hat,
also neutral ist, muss man schon nachdenken, wie sie bei bestimmten Koalitionen
dazu stehen wird. Zur schnellen Übersicht ist er aber sehr geeignet.
Eintrag #199 (vom 15.09.05)
Es war die letzte der Runden vom Neckarblitz, die stattfinden sollte. Wie es
sich schon beim vorigen Mal herausgestellt hatte (und es sich auch bei Sontheim
gezeigt hatte), ist ein Termin unter der Woche ziemlich schlecht. Es kommen zu
wenige. Freitage sind da ideal. So waren es immer um die 20 Teilnehmer, die
Freitags mitmachten. Unter der Woche konnte man von Glück sagen, wenn es zehn
wurden. So sah es auch heute aus. So gut wie niemand war da. Thomas Heinl kam
und Hubert, sowie Detlef aus Biberach, das war es auch schon von den auswärtigen
Gästen. Saygun kam. Der Dessen Name Nicht Genannt Werden Möchte, nutzte
gleich die Gelegenheit nichts tun zu müssen, indem er die Spielleitung an mich
übertrug. Natürlich nicht, ohne einen Kommentar bezüglich des schlechten Besuchs
abzugeben: "Das Turnier ist schlecht ausgeschrieben. Man findet nichts auf den
SVW Seiten, auch in der Zeitung nichts. Zudem finde ich das Turnier nicht
attraktiv genug für schwächere Spieler - es gibt viel zu wenig Preise." In Punkt
1 hat er Recht, die Ausschreibung war nicht gut, aber wie, so frage ich mich,
erklärt er dann die geringe Beteiligung an der Heilbronner Stadtmeisterschaft,
für die er mehr Preise ausgeschrieben als in den Jahren zuvor und trotzdem sind
es weniger Teilnehmer (sogar weniger als in Schwaigern). Aber egal, jetzt hieß
es mal, das Turnier hinter sich zu bringen. Ich fragte Vladimir, ob er mitmachen
würde, aber bei so wenigen Leuten wollte er nicht mitmachen, da wollte er lieber
mit Wicki einige Partien spielen. So waren es mit Saygun und mir fünf, als sich
überraschend Uwe Bäuerle sagte, er würde mitspielen. Später meinte ich dann zu
ihm, dass ich mich freue, dass er mal wieder Donnerstags komme und dann gleich
bei einem Turnier mitspielte. Das komme daher, dass es ihn wieder kribbelt. Er
hätte seit langem mal wieder eine Partie gewonnen und dann eine Zweite
hinterher. Jetzt hätte er einen Biss. Es ist ziemlich viel Wahres in dem Spruch:
Erfolg spornt an. Wir spielten doppelrundig. Thomas ließ von Anfang an keinen
Zweifel aufkommen, dass jeder, der siegen möchte, erst an ihm vorbeikommen muss.
Und das ist bei seiner Größe schwer. Und da ich nun mal höflich bin (zumindest
ab und zu), ließ ich ihm den Vortritt. Nach der Vorrunde lag Thomas mit einem
Punkt in Führung, gefolgt von mir Hubert, sowie Saygun. Uwe: "Ich fürchte, dass
ich nur einen auf den Säckel kriege." Der Meinung war ich nicht, denn von dem
was ich bisher gesehen hatte (Gewinnstellung gegen Hubert) und auch meine eigene
Partien gegen ihn betrachtete, spielte er ganz gut mit, nur a) langsamer und b)
er machte schneller einen Fehler. Aber in der Rückrunde konnte er dann gegen
Saygun den vollen Punkt einfahren. "Siehst du", sagte ich, "schon hat sich der
Abend gelohnt." Thomas gewann dann ohne Punktverlust das Turnier. Ich wurde
Zweiter vor Hubert, der theoretisch noch Chancen auf einen Platz in der
Jahreswertung gehabt hätte, wobei er heute allerdings 68% hätte holen müssen.
Mit 5/10 gelang es ihm nicht. Aber es hatte auch einen Vorteil, dass nicht so
viele Leute anwesend waren. Die Auswertung der Jahreswertung ging deutlich
schneller. Da nur Saygun und ich sechsmal mitgespielt hatten, lagen wir vorne.
Dann kamen schon welche, die an sich keine gute Blitzer sind, aber durch
mehrmalige Teilnahme doch vorne lagen: Arnst, Leiker als auch Herold von
Böckingen, und von uns war Vladimir auch mit dabei.
Eintrag #200 (vom 22.09.05)
Stadtmeisterschaft Runde 2. Ich musste mich Vladimir stellen, der mit Weiß
natürlich angreifen wollte. Die Eröffnung war Königsindisch und ich tauschte
anfangs relativ schnell Figuren ab. Gegen schwächere Spieler sollte man dies in
der Eröffnung nicht tun, da mit mehr Figuren auch mehr taktische Möglichkeiten
existieren. Es sei denn, man sieht die Möglichkeit, dem Gegner einen
Doppelbauern zu verpassen. Soweit so gut. Nun saß ich da am Brett und fragte
mich, warum ich das gemacht hatte. Ich hatte keinen Plan, wie es weitergehen
sollte! Ganz grob war mir klar, dass ich am Damenflügel aktiv werden sollte.
Aber jedes Manöver wäre langwierig. Na ja, ich bereitete b5 vor, während
Vladimir versuchte mit f4 nebst f5 Druck gegen meinen König zu führen. ich kam
zu b5 und nach cxb5 hatte ich die Wahl mit der Dame zu schlagen und die b-Linie
zu öffnen oder mit dem a-Bauern diese Linie zu öffnen. Wie üblich bei solchen
strategischen Entscheidungen, die ich spät abends treffen muss, wenn ich sowieso
nicht mehr allzu gut denken kann, entschied ich mich für die schlechtere
Variante. Von den nächsten Zügen, die ich absolvierte waren die meisten
Damenzüge. Eigentlich lernet man schon früh im Jugendschach, dass es kein gutes
Zeichen ist eine Figur mehrmals hintereinander zu ziehen, aber zu der Zeit, als
ich in den Heilbronner Schachverein kam, gab es keine Jugendarbeit, womit es zu
erklären ist, wie ich so nach und nach in eine schlechte Stellung geriet. Später
in der Analyse zeigte es sich, dass Vladimir eine starke Fortsetzung übersah,
nach der ich die Dame gegen beide Türme hätte geben müssen und dies auf Kosten
einer offenen Königsstellung. In dieser Stellung hätte Vladimir ein Remis
erzwingen können. Aber zurück zur Partie. Die Stellung wurde brenzlig und ich
steckte viel Gehirnschmalz hinein. So viel, dass ich nicht mitbekam was um mich
herum passierte. So war zum Beispiel Hans-Jörg Herold gekommen wegen des
Preisgelds vom Neckarblitz, eine Stunde wartete und dann ging, weil er mich
einfach nicht stören wollte. Vladimir erging es nicht viel besser als mir.
Plötzlich wurde es am Königsflügel dramatisch. Anders kann ich meine Lage nicht
beschreiben. Ich gewann den h-Bauern, aber dann drohte Vladimir mit seinen
Türmen diesen zurückzuerobern. Allerdings verwendete er die falsche Fortsetzung.
Das eine Tempos, dass ich dadurch gewann, reichte mir, meinen König in
Sicherheit zu bringen - inklusive eines Bauerns, der da so herumhing. Ein
Turmpaar wurde getauscht und wir landeten in einem Endspiel, dass schon
eindeutig vorteilhaft für mich war. Nach einer Fehlkalkulation seinerseits
kalkulierte ich meinerseits richtig und gewann seinen e-Bauern, womit zwei
Bauern puls auf mein Habenkonto standen und Vladimir seinerseits nicht wusste
wie er mit seinen zwei Sollbauern noch was ausrichten sollte. Ein kleiner Tausch
der Damen folgte und mein Zentrum fing an sich nach vorne zu bewegen. Als ich
dann noch drohte, einen dritten Bauern zu kassieren, sah Vladimir ein, dass
nichts mehr zu holen war. Somit war mein Sollziel erreicht, wenn auch mühsamer
als gedacht. Ein Blick auf die Uhr zeigte, dass es schon nach Zwölf war. Huch,
das war eine lange Partie. Die anderen waren mit ihren Partien schon fertig.
Julian hatte gewonnen und zwei Punkte, Adam ebenso und auch noch Follmer. Alle
anderen hatten schon was abgegeben. Der Dessen Name Nicht Genannt werden Möchte
loste noch die nächste Runde aus. Mit Weiß gegen Julian. Schauen wir mal.
Jahr | Beiträge | Tagebuchseiten (20 Beiträge/Seite) |
2002 | #001 - #039 | Seite 1 und Seite 2 |
2003 | #040 - #094 | Seite 2, Seite 3, Seite 4, Seite 5 |
2004 | #095 - #157 | Seite 5, Seite 6, Seite 7, Seite 8 |
2005 | #158 - #213 | Seite 8, Seite 9, Seite 10, Seite 11 |
2006 | #214 - #264 | Seite 11, Seite 12, Seite 13, Seite 14 |
2007 | #265 - #315 | Seite 14, Seite 15, Seite 16 |
2008 | #316 - #324 | Seite 16 |