Schachtheorie
(Bauernendspiele, Turm gegen Bauer, Wolga-Gambit, Turm gegen Turm + Bauer)
Heilbronner-Schachverein
(Infos, Bilder, Download, Mattaufgaben, Partien)
Schachtagebuch
Gronk-Award

Mein Schachtagebuch

     Seite 8
 
Einträge 81 - 100 Einträge 141 - 160 von 324 ( vom 07. Oktober '04 - 27. Januar '05)

Eintrag #141 (vom 07.10.04)
"Dr. Anderthaler, Dr. Anderthaler", erklingt hinter mir ein Rufen. Ich drehe mich um und sehe einen der Assistenzärzte. "Was gibt es, Flachzange?", frage ich zurück. "Die Heilbronner Stadtmeisterschaft startet in die nächste Runde. Könnten sie nach dem rechten sehen?" "Kein Problem - und es heißt Dr. N. E. Anderthaler. So viel Zeit muss sein."
Ich fahre also los und kaum fahre ich auf den Parkplatz, sehe ich schon meinen Kollegen Dr. Sezginadse im Auto vor mir den Rückwärtsgang einlegen. Das ist aber nett von ihm, dass er mir den Parkplatz frei hält, denke ich und parke meinen Wagen. "Werter Kollege, sie hätten aber warten können, bis ich draußen bin." "Hier ist doch genügend Platz. Einfach rückwärts rein und dann drehen." "Mein Wagen ist zu groß, das reicht nicht aus." "Dies passt locker", entgegne ich und mache im Gedanken einen Vermerk, nachzuprüfen, ob mein Kollege zu viel Golf spielt und nur noch die Ausmaße eines Golfwagens gewöhnt ist. Drinnen ist es sehr ruhig. Innen finde ich dann auch Wolf Böhringer vor, der eine Ehrung der besonderen Art bekommen hat. Er bekam das Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland verliehen und auch hier noch einmal meine Gratulation. Ich blicke auf die Uhr. Sie zeigt 20:39 an. Ich zücke mein Krankenblatt.
1) Helmut Faden - Siegfried Nowikow: Französische Bauernstruktur aber mit g6, Lg7 auf der schwarzen Seite? Klassische synoptische Fehlleistung. Dies müsste Weiß zum Vorteil führen.
2) Vladimir Nidens - Hans-Henrik May: Gleichmäßiger Pulsschlag auf beiden Seiten. Nichts Aufregendes in Sicht, was diesen höher treiben könnte.
3) Günter Kamm - Heinz Krämer: Erhöhte Aktivität auf Seiten von Weiß. Erzwingt höheres Nachdenken bei Schwarz. Könnte demzufolge zu Schweißausbrüchen führen.
4) Bernd Muntzke - Egon Schuster: Eine bisher noch unbekannte Abart des Wolga-Gambit-Fiebers - der schwarze Bauer wurde nicht geschlagen sondern ist mittlerweile vorbeigezogen. Die Bauernstruktur am Damenflügel ist: a6, b5, c5, d6, e7 bzw. a3, b2, c4, d5, e4, f4.
5) Karl-Heinz Weyhing - S. Hoffmann: Die, wie verhindere ich am besten meine Rochade Krankheit (De7, Lf8, g7) scheint ein neues Opfer gefunden zu haben. Sicher ist, wenn der König noch länger in der Mitte bleibt, ist jede ärztliche Hilfe zu spät.
6) Michael Eberhard - Michael Wickenheisser: Ein chronisches Qualitätsdefizit macht Schwarz zu schaffen.
7) Jens Weiß - Wolfgang Sommer: Das Ende ist schon da. Die Kraft des Sommers ist gebrochen.
Uhrzeit: 20:48. Dies ist eine sehr schnelle Runde gewesen. Ich verstaue meinen Schreiber, als das Licht plötzlich teilweise ausgeht. Hans-Henrik May hatte sich nach hinten gelehnt und dabei den Lichtschalter getroffen. "Hans-Henrik hat gedacht im Dunkeln kann man besser denken", kommentiert jemand die Situation. Draußen vor der Türe versammelt sich die Prominenz. Es erscheint Michael Waldherr, der stolz verkündet, dass man ihn offiziell Turnierleiter nennen darf. (Eine Info: Turnierleiter ist die Vorstufe zum Schiedsrichter, der ausführende Privilegien bzgl. der Leitung von Turnieren besitzt. Ist eine vergleichsweise eher schwache Form der Privilegien, die ein Schachdoktor wie ich oder Dr. Sezginadse besitzen.) Natürlich möchte nun Dr. Sezginadse wissen, wie die Handyregelung vom Verband umgesetzt werden kann. Ist es eine Muss- oder eine Soll-Regel? Darf das Handy bei jedem Teilnehmer einmal klingen oder ein einziges Mal überhaupt, bevor drakonische Strafen verhängt werden? Oder ist die Weisung vom Verband eh irregulär, weil nach den Statuten die Richtlinien vom Verband nur gelten, wenn sie nicht gegen die vom  deutschen Schachverband widersprechen, die ihrerseits einen analogen Paragraphen bzgl. der FIDE hat. Letztendlich wird es so wie im Fußball sein, dass der Schiedsrichter Tatsachenentscheidungen fällt.
21:50 Uhr - Zeit für den nächsten Inspektionsgang. Die Prioritäten verteile ich diesmal nicht nach der Reihenfolge der Brettbelegung.
1) Michael - Michael: Der Qualitätsdefizit ist bis ins Endspiel rüber gewandert. Dies sieht nach einem klaren Sieg von Michael Eberhard aus.
2) Helmut Faden - Siegfried Nowikow: Das Erkennen eines Planes und die Durchführung eines solchen ist das A und O. Wenn man keinen Plan hat, dann passiert genau das, was nicht passieren sollte. Plötzlich ist Schwarz im Vorteil. Es droht schon der Verlust des Bauern auf d4.
3) Karl-Heinz Weyhing - S. Hoffmann: Pocken hinterlassen Löcher in der Haut, die vernarben. Aufgrund der schwarzen Löcher am Königsflügel, vermute ich stark, das hier die Pocken herrschen.
4) Bernd Muntzke - Egon Schuster: Eine schwarze Bauernepidemie ist am Damenflügel von Weiß beherrschend. Der Mehroffizier wird nicht ausreichend sein, dem entgegen zu wirken.
5) Günter Kamm - Heinz Krämer: Einige Krankheiten können zu Flüssigkeitsverlust führen, andere stören das Zeitgefühl. Anscheinend gab es Störungen bei Günter. Statt sich mit Lc4 weiter zu entwickeln und den Raum- und Stellungsvorteil umzusetzen, machte er unnötige Züge mit Dame und Turm, um eventuell einen Bauern zu gewinnen. Konsequenz: Durch die Verteidigungszüge konnte Heinz seine Bauernstruktur verbessern, seinen Turm aktiver setzen, offene Linien gegen den weißen König am Damenflügel nutzen. Ein Bauernverlust von Weiß ist unvermeidbar.
6) Vladimir Nidens - Hans-Henrik May: Es ist immer noch ausgeglichen.
Resümee: Die Qualität ist zum Teil erschreckend niedrig. Erste-Hilfe Maßnahmen sind erforderlich. Hier die kompletten Endstände:
1) Vladimir Nidens - Hans-Henrik May  0 : 1
2) Günter Kamm - Heinz Krämer 0 : 1
3) Wilfried Adam - Traugott Streicher 0 : 1
4) Bernd Roser - Hans Speh  ½ : ½
5) Bernd Muntzke - Egon Schuster 1 : 0
6) Wolfgang Müller - Simon Weißbeck 1 : 0
7) Karl-Werner Weißbeck - Michael Edam   + : -
8) Sebastian Hoffmann - Karl-Heinz Weyhing  1 : 0
9) Oliver Jung - Helmuth Follmer  1 : 0
10) Jens Weiß - Wolfgang Sommer  1 : 0
11) Helmut Faden - Siegfried Nowikow  0 : 1
12) Michael Eberhard - Michael Wickenheisser  1 : 0
Dr. N.E. Anderthaler

Eintrag #142 (vom 14.10.04)
Im letztem Jahr - vgl. Eintrag #50 (vom 07.03.03) - luden uns die Biberacher zu einem Freundschaftsspiel ein. Es gab ein Blitzturnier, wir gegen sie, und wir gewannen ultraknapp mit 1 Punkt Vorsprung. Natürlich versprachen wir damals ein Rückspiel, so dass sich die Biberacher revanchieren konnten. Heute war es soweit. Im Vorfeld gab es ein wenig Probleme genügend Leute zusammenzutrommeln, so dass wir gerade mal mit 10 zum Kampf antraten. Aber dafür konnte sich die Qualität sehen lassen: Robin, Jaro, Boris, Saygun, Vladimir - alle gute Blitzer. Aber auch unsere Gäste traten stark an: Eugen, Konstantin, Detlef Rook sind starke Blitzer. Die Turnierleitung übernahm ich. Ich hatte klugerweise daran gedacht, die Blitztabelle vom letztem Jahr mitzunehmen, so dass man nur geschickt die Namen austauschen musste. Es ging dann gleich los. Die erste Runde ging mit 6:4 an uns. Die Zweite ging mit 7:3 deutlich wieder an uns. Es schien, dass unsere Mannschaft ziemlich motiviert war. Denn auch die nächsten Runden gingen immer auf unser Konto. Schon bald zeichnete es sich ab, dass der Freundschaftskampf zu unseren Gunsten ausgehen würde. Es gab nur zwei offene Fragen: 1) Wie hoch würde es ausgehen? und 2) Wer von uns würde mit einer reinen Weste rauskommen, denn kurz vor Schluss waren Robin, Jaro, Boris und ich verlustpunktfrei. Okay, Jaroslaw vergeigte seine makellose Bilanz in der letzten Runde, indem er Konstantin Patt setzte, zur Freude desjenigen. Zum Überblick der Einzelergebnisse habe ich hier die Excel-Tabelle zum Download bereitgestellt.

Eintrag #143 (vom 21.10.04)
Die Stadtmeisterschaft war wieder mal voll im Gange
Nur zuschauen konnte ich heute nicht allzu lange.
Zuhause gab es viel tun, aber es machte keinen Unterschied ginge ich jetzt oder 1 Stunde später
Also sprang ich hurtig rein und begrüßte erstmal Detlef, sowie aus Lauffen Kafi und noch Peter.
Dann griff ich zu Kuli und Block und machte mich an die Partien heran.
Bei Michael Wickenheisser gegen Helmut Faden fing ich mit der Analyse an.
1.e4 e6 2.d4 d5 3.Sd2 Le7 - was will denn der Läufer hier?
Nach 4.Sf3 c5 5.c3 cxd4 6.cxd4 stände er deutlich besser auf b4.
Am Nachbartisch war man noch nicht so weit gediehen
Edam wollte oder konnte gegen Jens nicht so schnell ziehen.
Auf jeden Fall stand so ganz alleine und verlassen ein Bauer auf d4 rum
Wie soll ich da die Parte kommentieren? Das ist ja dumm!
Gut, wende ich mich der Partie Weyhing - Sommer zu.
Da prescht gerade ein Bauer auf c5 vor und lässt Wolfgang keine Ruh.
Der Raumvorteil von Karl-Heinz ist damit ziemlich groß
Mehr ist auf dem Brett aber noch nicht los.
Daneben sitzt Siegfried Nowikow und spielt gegen Michael Eberhard
Gespielt wurde bisher 1.d4 Sf6 2.c4 und jetzt wird's hammerhart
Michael spielt e5 und ich frage mich, welcher Teufel ihn ritt,
dass er todesmutig greift zum scharfen Budapester Gambit?
Am Brett daneben Speh - Nidens, kann es denn sein?
Das ist ein Königsgambit - klassisch und astrein!
Es ist doch schade, dass ich heute Abend so früh gehen muss,
Gerade bei den letzten beiden Partien würde es mich interessieren, wer bekommt von wem eine auf die Nuss?
Und Heinz ist auch noch da, unser an Schacherfahrung reicher
Königsindisch spielt er heute gegen Traugott Streicher.
Das sind dann alle Notizen, die ich mir von unseren Leuten konnte machen
Nun warte ich dass eventuell Saygun kommt und muss dann lachen
Als Koelle laut "Skandal! Die Uhr läuft nicht!" schreit
Na ja, bis zu einem Skandal ist dies noch ziemlich weit.
Eher in die Richtung geht dann seine zweite Beschwerde: "Es ist zu laut!"
wobei er vorwurfsvoll zum Turnierleiter rüber schaut.
Dieser ist natürlich ein wenig betroffen,
denn er selbst hatte hier zu laut gesprochen.
Nun denn, das Warten auf Saygun lohnt sich nimmer
Also tschüss und macht es gut wie immer.

Eintrag #144 (vom 24.10.04)
Letztes Jahr spielten wir in der zweiten Runde ebenfalls gegen Schwäbisch Hall. Damals verloren wir mit 2,5:5,5. Das sollte heuer nicht passieren. Zum Glück konnte Jürgen spielen, der erst am Vortag aus dem Urlaub gekommen war. So waren wir bis auf Hans-Henrik komplett. Auch die Haller konnten nicht in Bestbesetzung antreten, aber ihre Topleute waren dabei. Es kam zu folgenden Paarungen: Eberlein-Menschner, Wollrab-Dr. Prinz, Wohlmuth-Herold, Wolbert-Berg, Fetzer-Funk ("An Brett 5 wird es also funken oder fetzen", musste ich einfach loswerden.), Lademacher-Krenedics, Meinel-Appel, Geshnizjani-Dr. Xander. Die Eröffnungen entwickelten sich normal, mehr oder minder. Bei Jürgen kam mit Zugumstellung ein Sizilianer aufs Brett (Rossolino-Variante). Richard probierte gegen den Königs-Indischen Aufbau das Sämisch-System und Marc spielte ebenfalls Königsindisch, wobei er sich einem sehr frühen Angriff mit h4 und g4 auseinandersetzen musste. Mein Gegner spielte auf 1.d4 b6. Nun wusste ich dass nach 2.e4 Lb7 man normalerweise Ld3 sielt. Aber ich hatte die Varianten nach f5 exf5 nicht mehr im Kopf, also spielte ich einfach 3.d5, welchen Berg mit e6 gleich mal um seine Meinung fragen wollte. Bei Alfred kam ebenfalls Königsindisch aufs Brett, ohne den Zug c4. Hier befragte Alfred dann auch schnell den Läufer auf g5 mit h6, um nach Lh4 g5 , Lg3 Sh5 diesen zu tauschen. Ralf spielte mit 2.c3 eine eher seltene, dafür aber auch eine unterschätzte Antwort auf den Sizilianer vom Gegner. Bei Thomas gab es die symmetrische Variante im englischen und Ramin hatte es mit Pirc zu tun. Nach einer Stunde sah es bis auf Brett Acht noch ausgeglichen aus. Ramin hatte durch die bekannte Eröffnungsfalle Lb5+ Ld7 e4-e5 es geschafft, den Springer auf f6 zu gewinnen. Nach einer weiteren Stunde warf ich wieder einen Blick in die Runde. Der weiße Angriff auf Brett 1 existierte schon nicht mehr und Jürgen würde wohl über kurz oder lang zu b5 mit guten Gegenspiel kommen. Richards Stellung war sicher, aber trotz eines Raumvorteils wollte es hier nicht so recht weitergehen. Ein Zentrumsangriff war momentan wirkungsvoll blockiert und schwarz droht selbst à la Wolga-Gambit über die Öffnung der b-Linie Gegenspiel zu erreichen. Marc stand positionell ein wenig schlechter da, ich stufte es aber noch nicht als kritisch ein. Mein Gegner kontrollierte zwar momentan die offene e-Linie, aber mit der Dame voran ist das meist keine gute Idee, da ich Tfe1 nebst Le2d3 zu spielen drohte. Mit Sce4 versuchte er dann auch gleich Figuren von mir abzutauschen, nur um zu erkennen, dass die Initiative nun an mich überging. Entweder gewänne ich jetzt einen Bauern oder ich konnte ihm per Damentausch ein hässlichen Doppelbauer aufzwingen und die Kontrolle der e-Linie übernehmen. Er entschied sich für den Doppelbauer und tauschte die Türme ab, um mit den Leichtfiguren es mit mir im Endspiel aufzunehmen. Alfreds Stellung war remislich, keiner von beiden schien hier etwas wagen zu wollen, Ralf stand positionell besser und Ramin waren schon weitere Figuren getauscht worden. Wenn er es jetzt noch schaffen würde, seinen König per Rochade in Sicherheit zu bringen, sollte es mit der Mehrfigur zum Gewinn reichen. Als dann bald darauf Alfred zu mir kam und mich fragte, ob er denn remis machen dürfte, meinte ich: "Ja, geht wohl in Ordnung. Schau dir aber noch die Stellungen der anderen an." Dann musste ich wieder Gehirnschmalz in meine Stellung stecken. Mein Springer beherrsche das Zentrum, aber mein König musste noch ran. Ich zog f3. Später kritisierte Marc den Zug: "Wolltest du nicht einen Bauern gewinnen?" "Nein. Der anfällige Doppelbauer läuft mir nicht weg. Hätte ich ihn geschlagen, wäre sein König über e7 ins Zentrum gekommen. Dann hätte er zumindest Gegenspiel." So kontrollierte ich das Spiel, da seinen Figuren der Platz fehlte. Schnell noch ein Blick auf die anderen Bretter. Mein Gott, was war mit Ramins Stellung passiert? Sein König stand so ziemlich festgenagelt in der Mitte. Sein eigner Turm auf a1 war nicht im Spiel. Theoretisch gab dies Schwarz sehr gute Remischancen, wenn nicht sogar mehr. Thomas war ins Endspiel übergegangen und hier sah es nach Remis aus. Ralf hatte einen entfernten Freibauern gewinnen können. Schnell rechnete ich die Stellung durch und sah, dass Schwarz genau ein Tempo für einen Bauerndurchbruch fehlte. Das war dann wohl gewonnen. Richard nahm dann auch gerade das Remis an. Marc stand sehr bedenklich. Er würde ersatzlos einen Bauern am Damenflügel verlieren. Jürgen gewann im 20. Zug einen Bauern. Es schien so, aber Eberlein konnte mit einem schönen Turmzug kurz darauf den Bauern zurückgewinnen, allerdings stand Jürgen hier schon positionell besser. Dann ging es sehr schnell. Ralf gewann. mein Gegner gab einige Züge später auf und auch Ramin gewann schneller als gedacht. Damit stand es schon 4:1 und ei Remis würde uns reichen. Dann versaute Thomas einzügig das Endspiel und nun hing es von Marc bzw. Jürgen ab. Marc stand kaputt. Jürgen hatte Dame und ein Turmpaar getauscht und einen Mehrbauer. Ein zweiter würde folgen. Dann hieße es 4 gegen 2 Bauern am Königsflügel und ich glaubte nicht, dass hier was passieren würde. Aber nun waren Marc und sein Gegner in Zeitnot. ich musste mitschreiben und wie es der Zufall so will. Marcs Gegner fraß mit Lx45 den Bauer und nach Te8 hätte er mit d6 den Läufer über den Turm decken können. Aber hier kam der Fehler mit Lc3. Mit Txe4+ stand Marc besser und nach fxe4 Dxe4 war es gewonnen. zwar übersah Marc noch ein einzügiges bzw. zweizügiges Matt, aber er gewann die Partie noch. Und bei Jürgen traute ich meinen Augen nicht. Wieso war der König von g5 nach f6 gegangen. Weiß hatte nun mit h4 die Schotten dicht gemacht und beide einigten sich bald auf ein Remis. Damit endete die zweite Runde mit einer gelungenen Revanche.

Eintrag #145 (vom 28.10.04)
Auf, auf ihr lieben Leut', kommt doch mal wieder zum Monatsblitz vorbei. Mit nur 10 Teilnehmern war es mager besetzt. Gut, der Vorteil war, dass wir es dann doppelrundig spielen konnten, was nach einer Abstimmung auch gemacht wurde. Es spielten noch: Jaro, aus Lauffen: Holger Scherer, Axel Widmer, Peter und Benjamin Lörencz, sowie Vladimir und einige andere. Wir legten los und Behar kam verspätet an. Da wir aber schon auf Doppelrundig umgestellt hatten, konnte er nicht mehr mitmachen. Es lief gut an. Jaro saß immer neben mir, wodurch ich ihn gut im Auge behalten konnte. Im direkten Vergleich konnte ich ihn überspielen. Auch gegen Holger gewann ich, womit ich meine ärgsten Konkurrenten auf Distanz halten konnte. Kurz vor Schluss der Hinrunde patzte ich dann gegen Benjamin, obwohl ich einen Bauern zwischendurch mehr hatte. Dies bekam Holger trotz Benjamins Jubelruf nicht mit, der auch noch zwei Runden später zu mir meinte: „Du willst auch wohl nichts abgeben?“ Nach der Halbzeit lag ich vorne. Die Rückrunde verlief fast so wie die erste. Diesmal gab ich nur gegen Holger ein remis ab und Jaroslaw rief entsetzt aus: „Nicht schon wieder.“ Ja, da hatte er in besserer Stellung wieder was eingestellt. Und da meine Verfolger sich noch untereinander die Punkte wegnahmen, hatte ich es mal wieder geschafft. Und das sogar, ohne meine Duselkeule auspacken zu müssen. Die hebe ich mir fürs nächste mal auf. Ach ja, und da aufgrund von Vergleichen festgestellt wurde, dass meine ersten Einträge im Schachtagebuch kürzer und prägnanter waren, endet damit auch dieser. Oder wenn ihr meint, ein etwas mehr eloquentere Darstellung wäre besser, dann teilt es mir mit.

Eintrag #146 (vom 01.11.04)
Traditionell findet an diesem Tag die Bezirks Einzel- und Mannschaftsmeisterschaft statt. Ziel war es, uns (Marc, Sascha, Julian und ich) für die Mannschaft zu qualifizieren. Aber auch am Einzel nahmen wir teil. Hier würden die ersten 4, bei der Mannschaftsmeisterschaft die ersten 5 weiter kommen. Insgesamt nahmen 36 oder 38 Leute teil. Starke Spieler waren unter anderem: Hans-Peter Faißt, Dietmar Teller, Armin Bauer, Armin Winkler. Auch Bernhard Förster, Hartmut Kotz, Wolfgang Kolb, sowie noch einige nahmen daran teil. Der Start verlief für Marc optimal, bald spielte er am Brett 1. Ich hatte in der zweiten Runde verloren, so ganz getreu nach dem Motto: "Wenn ein ungedeckter Läufer die Dame angreift, schlägt man diesen nicht raus, sondern zieht weg, so dass man die Qualität verliert." Pustekuchen. Nach 5 Runden lag Marc auf Rang1 und ich auf 4. Irgendwie spielte ich zu langsam, was mir kurz darauf noch zwei weitere Niederlagen bereitete. Aber die Aufholjagd startete dann wieder. Nach 10 Runden war mit Platz 6 noch alles im Rahmen des möglichen und dann kam ich gegen Marc und gewann. Zwei Runden später war Sascha mein Gegner. Und hier machte ich einen unmöglichen Zug und verlor. Dadurch war Sascha aufgrund der besseren Feinwertung einen Platz vor mir. In der letzten Runde sah es so aus, dass Marc sicher unter den ersten 4 sein würde. Auf Platz 4-6 lagen Winkler, Sascha und ich mit je 9,5 Punkten. Wir würden den 4. Platz unter uns ausmachen. Aber wie es so lief, trotz Gewinnstellung verlor ich auf Zeit, ebenso verlor auch Sascha, was uns im Endresultat Platz 6 und 8 einbrachte. Aber eine Qualifikation im Einzel wäre ja nur die Kür gewesen. Die Pflicht war das Mannschaftsspiel. Acht Mannschaften nahmen dran teil. Hier mussten wir noch warten, da Lauffen zum Beispiel sich nur für die Mannschaftsmeisterschaft angemeldet hatte und wir nicht vor 14:30 Uhr starten konnte. Beziehungsweise, 2 Minuten mussten wir draufgeben, da der vierte Mann der Willsbacher sich verspätete. Mit 4:0 gegen Besigheim 2 starteten wir ganz gut, um dann gegen Öhringen mit 1,5:2,5 zu verlieren. Es folgten Siege gegen Lauffen, Willsbach, Besigheim 1 und Tamm, sowie noch einer Niederlage gegen Kornwestheim. Am Ende war mit Platz 3 die Qualifikation sicher erreicht.

Eintrag #147 (vom 04.11.04)
Kaum trat ich ins Zimmer ein, sprach mich schon Valon an: "He, ich hab' gehört, du hast gegen Yannis verloren." (Anmerkung der Redaktion: siehe Beitrag #146 bzgl. des ungedeckten Läufers). Das hatte sich aber schnell rumgesprochen, dachte ich mir. "Könnte sein", entgegnete ich gelassen. "Haha." Ich grinste und begrüßte den Rest und dann nahm ich meine Arbeit auf. Die Stadtmeisterschaft könnte wieder ein paar Kommentare vertragen. Die Spitzenpaarung lautete Streicher - May. Hier waren 14 Züge gespielt und die Stellung von Schwarz war schon positionell schlechter. Streicher besaß das Läuferpaar, hatte schon groß rochiert und wenn Hans-Henrik jetzt selbst rochieren würde, würde er nach g4 in einen gefährlichen Königsangriff herein geraten. Aber in der Mitte stand der König auch nicht gut. Die Partie von Adam - Krämer ging gerade von der Eröffnung ins Mittelspiel über. Wilfried hatte den passiven Aufbau mit e4, e3 und Läuferfianchetto gespielt und Heinz suchte mit b5 Gegenspiel. Sofern man nicht schon in der Eröffnung mit d5 den Bauern auf e4 zur Entscheidung zwingt, ist dies die richtige Strategie. Daneben spielte Michael Eberhard gegen Hans Speh. Michael hatte guten Raumvorteil mit der Bauernfront auf d4,e4,f4. Nur sein Springer auf a3 war deplaziert. Aber auch die schwarzen Springer hatten momentan wenig Perspektiven. Hans sieht, wie ich ich mir Notizen mache. "Was machst du da?" "Stellungsbeurteilung", entgegnete ich. "Überlass das den Großmeistern", warf Wilfried von der Seite ein. Bei Sommer - Ackermann war man schon im Damenendspiel angelangt, mit Springer und ungleichfarbigen Läufer. Aber aufgrund der Möglichkeit am Damenflügel einen entfernten Freibauer zu bilden (25. - Da3 mit der Idee c5), sah ich Jens in Vorteil. Bei Nidens gegen Jung hatte letztere nach 9 Zügen gerade mit dem Läufer auf e5 geschlagen, angesichts der schwarzfeldrigen Löcher (h7,g6,f7,,e6) keine gute Entscheidung. Bei Weyhing gegen Schuster war auf der c-Linie ein Doppelbauer entstanden. Bei schon drei getauschten Offizieren würde sich dieser mehr und mehr negativ auswirken, je weiter man ins Endspiel übergehen würde. Und dann gab es da noch die Partie Faden - Weißbeck (der Jüngere). Bei Schwarz wirkten einige Figuren deplaziert, wie der Springer auf b6. Und als letzte Partie schaute ich mir die von Edam gegen Nowikow an, wo gerade mal 11 Züge absolviert waren. Hier war gerade mal ein Bauer getauscht worden, aber dafür hatte sich der h-Bauer bis nach h6 vorgewagt. Zweischneidig, der Bauer kann stark werden, aber auch schwach. Ich selbst hätte hxg6 statt h6 gespielt. Dann schaute ich mir die aktuelle Tabelle etwas näher an. Aber was war das, eine riesengroße Schrift war eingestellt. Das war ja fast schon Blindenschrift. Sollte Hans-Henrik gewinnen, wäre er so gut wie durch, aber danach sah es momentan nicht aus. 40 Minuten später machte ich wieder den Rundgang. Jens, der inzwischen einen Bauern mehr hatte konnte durch ein Scheinopfer den gegnerischen Springer schlagen, weil er mit der Gabel die Dame zurückbekam inklusive eines weiteren Bauerns zu dem schon erhaschten Springer. Das war's dann wohl. Dies sah auch Wolfgang Sommer ein. Bei der Partie Eberhard gegen Speh war gerade ebenfalls der entscheidende Zug gefallen. Michael hatte seinen Springer weggezogen und es Hans erlaubt mit der Springergabel die Qualität zu gewinnen. Es ging nicht mehr viel. Der Versuch einen Turm gegen zwei Springer zu geben (Txd4 cxd4 cxSd5 scheitert leider an d3+ nebst Damenverlust). Die Stellung war jetzt objektiv verloren. Vorher stand Michael gar nicht mal so schlecht. Bei Wilfried gegen Heinz sah es mehr nach einer Bunkerstellung aus. Hans-Henriks König stand immer noch in der Mitte. Zwar waren ein paar Figuren mehr vom Brett verschwunden, aber Weiß beherrschte eindeutig das Geschehen. Sah nicht mehr gut aus. Ein Blick aufs nächste Brett: Nidens - Jung. Schwarz hat die b-Linie und droht mit Tb2 den a-Bauern zu holen. Vladimir hat am Damenflügel ein Problem. Seine beste Chance auf Gegenspiel besteht meines Erachtens in Dh4 mit der Idee Sf3,g5 um Mattdrohungen aufstellen zu können. Bei Edam - Nowikow steht der schwarze König auf d7 bedenklich. Einfach 0-0-0 mit der Drohung e5 scheint stark zu sein. Inzwischen hat Helmut gegen Weißbeck eine überlegene Stellung erreicht. Zwar ist momentan jede Schwäche von Schwarz (d6, b7) ausreichend gedeckt, aber die Figuren können nicht wegziehen. Weit und breit kein Gegenspiel in Sicht. Hier sah ich die Möglichkeit mit Se4 (droht e5,e6). Und dann kam Saygun. Derjenige Saygun, der mich am Sonntag anrief, um mir ein Geschenk von Robin zu überbringen und es dann doch nicht schaffte zu kommen. Ebenso wenig wie der Vorschlag am Montag Morgen vorbeizukommen bzw. am Dienstag. "Und wenn im Paket etwas wie ein Kuchen oder was ähnlich Verderbliches ist?", fragte ich am Mittwoch, als Saygun sagte, er bringe es am Donnerstag mit. "Das ist bis dahin verdorben." "Ist nicht dabei. Habe schon nachgeschaut." "Ja, ja, den hast du bestimmt schon aufgegessen. Gib es zu." "Nein, habe ich nicht." Auf jeden Fall war ich gespannt, was im Paket drin war. Dies musste er denn auch gleich rausrücken. "Der Sahnekuchen ist schon weg", meinte er scherzend. Ist ja kein Problem, dann kriege ich von Saygun einen neuen. Während ich das Paket aufmachte und jede Menge liebevoll zusammengeklebte Figuren von Groo und Co. entdeckte, kam auch schon Michael Eberhard auf uns zu. "Einzügig durch die Springergabel die Qualität eingestellt", beklagte er sein Schicksal. Aber Michael kämpfte weiter. Als ich um 22:00 Uhr die letzte Runde machte, war er im Endspiel aber schon klar in einer Verluststellung. Adam - Krämer sah remislich aus. Nidens verliert gerade einen Bauern, Weyhing spielt wie erwartet Sg5 und Helmut steht klar auf Gewinn. Hans-Henrik musste die Qualität geben und kämpft ums Remis. Dann taucht Sascha zum Kiebitzen auf und auch Jaro.  Wir machen einige Blitzpartien hinter der Theke. Gleich in der ersten Partie stehe ich gut und Sascha gibt ein verzweifeltes Schach. Ich ziehe weg. Da meint Sascha: "Was mache ich, wenn du den Springer nimmst?" Richtig, der hing ja. Eigentlich war das ja die Idee meines Plans gewesen. Und dann verlor ich die Partie noch. Aber das Blitzen wurde kurz darauf eingestellt, weil jetzt einiges Partien spannend wurden. Hans-Henrik übersah die Chance zum Ausgleich und verlor. Und bei Vladimir schüttelte ich den Kopf. Ungleichfarbige Läufer und mit Df6(drohend Dg7#) müsste Schwarz die Damen tauschen und nach exf6 kommt der schwarze König nicht mehr raus, weil der Läufer auf h6 steht. Sascha: "Oh, der kommt ja gar nicht mehr raus. Das ist ja so einfach, das habe ich nicht gesehen. Aber auch so gewann Vladimir die Partie noch, wenn auch mit mehr Mühe. Helmut hatte auch gewonnen. Ich bin mal gespannt, wie es weitergeht. Die Luft an der Tabellenspitze ist dünn.

Eintrag #148 (vom 11.11.04)
Ein Schnellturnier war angesetzt. Aber da ich dafür keine Lust hatte, kam ich später. Da lief die erste Runde schon. Saygun kam direkt nach mir. "Wie sieht es aus? Wenn du Lust hast, können wir beide noch einsteigen." "Nein, solange will ich nicht bleiben - aber wir können ja eine blitzen." Gemacht getan. Mitten in der Partie kam Rainer Schulte rein, den Saygun erwartete zwecks des Nikolaus-Jugend Opens. "Gleich, nach der Partie", sagte Saygun zu Rainer. Die Partie dauerte nicht mehr so lange, weil Saygun gleich darauf in eine Verluststellung geriet. "Daran ist nur Rainer schuld, er hat mich abgelenkt." "Können wir später  ja sehen." Ja und später sahen wir es dann. Die zweite und dritte Partie ging auch an mich, wobei ich in der letzteren etwas Glück hatte. Entweder wurde Saygun stärker oder ich baute ab. Und so langsam zogen wir immer mehr Zuschauer an, die Saygun anfeuerten. Entsprechend knapp wurde es in der vierten Partie, die ich doch noch zu meinen Gunsten umdrehen konnte. Aber in der fünften stand ich Haushoch auf Verlust. "Jetzt packst du ihn!", wurden die Anfeuerungsrufe lauter. Aber ich hatte noch einen Ass im Ärmel - Sayguns schlechte Zeit und so konnte ich ihn darüber hinweglupfen. "5-0", grinste ich. "Noch eine?" "Nein, das ist genug - sonst verliere ich noch höher." Das Schnellturnier gewann Holger Scherer, der angesichts der Tatsache, dass wir heute nicht gegeneinander spielten, meinte: "Dich kriege ich auch noch!" Nun, damit musst du bis zum nächsten Monatsblitz warten.

Eintrag #149 (vom 14.11.04)
Landesliga. Öhringen ist in dieser Saison aufgrund der Verstärkung durch Ksieski für mich klar der Favorit. Deshalb war es nicht so gut, als am Samstag mich Marc anrief, er hätte sich auf der Studienfahrt etwas eingefangen und müsse ausfallen. In Bestbesetzung hätte ich mir durchaus Chancen auf einen Sieg ausgerechnet. So fuhren wir am Sonntag Morgen, wo ich mich mal ausnahmsweise um 10 Minuten mal verspätete, nach Öhringen. Pünktlich angekommen, ging es alsbald auch los. Jürgen hatte wie erwartet Ksieski zum Gegner, Richard spielte gegen Bauer, ich musste mich mit Teller auseinandersetzen und Hans-Henrik gegen Florian Scholz. An den letzten vier Brettern sah die Paarung folgendermaßen aus: Lademacher - Straub, Funk - Schmidt, Appel - Greschbach und Geshnizjani - Dietrich. Nach 30 Minuten schaute ich mir die Stellung an. Ksieski hatte gegen Jürgen den b-Bauer gegen einen Zentrumsbauer getauscht und hatte mit Tb8 den Bauer b2 im Visier. Zusammen mit dem Läufer auf g7 ergab dies eine langfristige Druckstellung. Dies hatte ich auch schon mal früher gesehen. Richard Dudek hatte dies in der Heilbronner Stadtmeisterschaft gespielt und gewonnen. Richard und Wolga-Gambit sieht man öfters zusammen. Hier spielte Bauer die Hauptvariante mit 7.e4. Bei mir wurde es Indisch und Dietmar hatte nach Lb4 und Sc3 mir einen Doppelbauer verpasst. Ich glaube, in dieser Stellung ist es gut, wenn ich e4 durchdrücken kann und spielte entsprechend Sd2. Das gefiel mir hinterher aber nicht mehr so gut. Hans-Henrik hatte eine ausgeglichene Stellung und bei Alfred sah ich im Sizilianischen schon kleine Vorteile, wenngleich auch nur Raumvorteile. Ralf spielte Französisch und hatte die Eröffnung hinter sich gebracht, mit besserer Stellung. Eben spielte er La6 um diesen zu tauschen, Lc5 hätte mir besser gefallen. Thomas spielte Spanisch mit 4.Sd4. Wenn Schwarz noch erfolgreich zu d5 kommt, sollten auch hier keine Eröffnungssorgen auftreten. Ramin spielte Caro-Kan. Hier kam es zur Abtauschvariante. Nach 1h50 war Jürgens Stellung schon schlecht. Schwarz hatte Druckspiel auf dem Damenflügel und die Bauern b2 bzw. c4 waren anfällig. Richards Figuren standen sehr aktiv und es dürfte nicht mehr lange dauern, bis er den Bauern bei besserer Stellung wieder haben würde. Ich hatte es bisher noch nicht geschafft, mich mit e4 zu entlasten. Mein Doppelbauer war eine Schwäche, gegen die Dietmar langsam, aber sicher losging. Hans-Henriks Gegner hatte mehr Raum, aber die Partie war immer noch auf Remiskurs. Alfred hatte einen Bauernangriff auf die Königsstellung gestartet, aber dann nicht konsequent weitergespielt. Jetzt hatte er Löcher in der Bauernstruktur. Das sah nicht gut aus. Ralf war im Vorteil und Thomas hatte den Mehrbauer aus der Eröffnung bis jetzt halten können, ohne dass Schwarz nennenswerte Kompensation hatte. Ramin hatte wenig Gegenspiel. Eine Dreiviertelstunde später sah es dann so aus. Jürgen hatte zwar nichts verloren, aber sein Läufer stand abgesperrt auf a4 ohne Perspektiven. Richard konzentrierte sich gerade voll auf den Damenflügel. Ich fände es besser, wenn er vorher den Bauer auf d5 unter Beschuss nimmt, so dass Weiß nicht zu e5 kommen kann. Dietmar hatte schwach weiter gespielt und es mir gestattet, den Doppelbauer aufzulösen. Allerdings würde ich ihm dafür die B-Linie geben müssen. Hans-Henrik sah sich einem Minoritätsangriff am Damenflügel ausgesetzt. Alfred verlor gerade seine Bauern am Königsflügel. Umgekehrt hatte Ralf jetzt einen auf c5 gewonnen. Thomas: Immer noch ist der Mehrbauer in seinem Besitz. Schwarz hat eben f5 gespielt um mit f4 den Königsflügel aufzureißen. Gut, mit f4 konnte Thomas dem einen Riegel vorschieben. Ramin hatte einfach einen Bauern am Damenflügel eingestellt und stand jetzt ziemlich schlecht. Bald darauf waren die ersten Partien entschieden: Alfred verlor, Ralf gewann und Richard konnte nicht mehr als ein Remis herausholen. Hans-Henrik verlor und nachdem ich einen Bauern einstellte und kurz darauf noch einen zweiten Bock schoss, war es für mich ebenfalls verloren. Ramin konnte seine Partie aufgeben und es spielten nur noch Jürgen und Thomas. Am Brett eins sah man dann, welch ein Unterschied 200 DWZ-Punkten doch machen. Jürgen verlor systematisch einen Bauern nach einem Durchbruch und bald die Partie. Und Thomas fand im Endspiel irgendwie nicht die richtige Fortsetzung und es wurde nur remis. Damit endete der Kampf mit 6:2 für Öhringen.

Eintrag #150 (vom 25.11.04)
Nachdem ich letzte Woche keine Zeit hatte bei der sechsen Runde der Stadtmeisterschaft reinzuschauen, gab es dementsprechend keinen Beitrag. Und fast hätte es an diesem Tag auch keinen Beitrag gegeben. Das lag daran, dass ich Montag und Dienstag wenig Schlaf hatte und am Mittwoch daher früh ins Bett gefallen bin. Das war gegen Neun. Dann wachte ich um Ein Uhr auf und konnte nicht mehr einschlafen. Irgendwie blöde. Nachdem dann irgendwann die Zimmeruhr Drei anzeigte, war es mir dann auch egal - ich schaltete das Licht ein und dann noch den Computer. Und irgendwann ging dann auch die Sonne auf und es ging zur Arbeit. Am Nachmittag schwankte ich, ob ich zum Monatsblitz gehen sollte oder nicht. Nachdem dann aber Alex anrief, er könne den Spielabend nicht leiten, weil er für das Nikolaus-Jugend Open die Teilnehmer in den Computer eingeben musste, war die Sache dann entschieden. Auf zum Monatsblitz! Vor der Tür traf ich schon Holger und Vladimir und auch Peter. Während wir die Bretter aufbauten, kamen noch Michael Eberhard, Siegfried Nowikow, Jens Weiß, Bernd Muntzke und noch Branko Drofonik. "Kommt den Thomas Heinl nicht mehr?", fragte mich Holger. "Keine Ahnung. Die letzten beiden Male habe ich ihn nicht gesehen. Ich weiß nicht wo er ist." Und wer kommt dann die Türe rein. Richtig geraten. Big Thomas. Damit waren wir 10 Leute und nach einer kurzen Diskussion ob wir eine oder Doppelrundig spielen, ging es dann los. Da half auch das Betteln von Holger bezüglich einer Raucherauszeit nicht. In der ersten Runde kam ich mit Weiß gegen Michael: 1.e4 e5 2.f4 d5 Oh, nein, warum nimmt Michael kein Königsgambit an, dachte ich noch und zog so mir nix dir nix 3.fxe5. Michael schaut aufs Brett, dann auf mich: "Das kann nicht gut sein!" "Echt?", fragte ich zurück, der es immer noch nicht sah. => 3. ...Dh4+. Jetzt sah ich es! 4.g3 Dxe4+ 5.Kf2 Lc5+ 6.d4 Lxd4+ 7.Dxd4 Dxd4+ 8.Kg2. "Was habe ich denn jetzt für die Dame?" So wie es aussah viel zu wenig und die schlechtere Zeit hatte ich auch noch. Aber im Mittelspiel konnte ich mit meinen Leichtfiguren Verwirrung stiften und irgendwann entschloss sich Michael die Dame zurückzuopfern, aber da stand ich schon besser und gewann noch auf Zeit. Dann kam ich gegen Thomas. "Ich muss dich gleich warnen. Ich hatte gerade eben nach ein paar Zügen schon meine Dame eingestellt." "Dann schauen wir mal." Bald darauf meint Thomas zu mir: "Du hast dich verbesserst. Diesmal ist es nicht die Dame, die du eingestellt hast." Nein, es war nur eine Figur und zwei Bauern, aber es reicht zur Niederlage. Ich war mal gespannt auf Runde 3. Mit Schwarz gegen Siegfried Nowikow. Und ich steigerte mich wieder. Diesmal war es nur die Qualität, die ich geben musste. Aber auch das war ausreichend für eine Niederlage. Runde 4, da musste ich mich zusammenreißen. Aber gegen Vladimir gewann ich, weil er in der Eröffnung Mist baute. Dann spielte ich mit Schwarz Wolga-Gambit gegen Bernd. Nachdem ich meine Kräfte am Damenflügel konzentriert hatte opferte Bernd die Qualität und dann noch eine Figur gegen zwei Bauern in meiner Königsstellung. Jetzt wurde es heiß. Da hatte er jetzt schon Mattdrohungen drin. Aber mir gelang es immer, noch exakt einen Gegenzug zu finden, wobei ich einmal fast meine Dame durch eine Gabel eingebüßt hätte. Aber nachdem Bernd noch einen Springer gegen meinen tauschte, war es mit seinem Angriff endgültig vorbei und dann war es aus. Jetzt hatte ich mich auf Platz 3 vorgearbeitet, punktgleich mit Nowikow. Thomas führte ungeschlagen vor Holger, der ein Remis abgegeben hatte. Gegen Jens gab es ein schnellen Sieg. Jens, einen traurigen Blick auf das Brett werfend: "Ich glaube, jetzt kann ich aufgeben." Und dann kam ich gegen Holger. Wollte ich Platz zwei erreichen, musste ich gewinnen, denn er hatte immer noch 1,5 Punkte Vorsprung. Ja, und ich packte es. Sehr schön. Wenn Holger jetzt noch gegen Thomas verlieren würde, wäre ich auf Platz zwei. Aber was macht Thomas, er verliert gegen Holger. Da nutzte mein Sieg gegen Pete wenig. Nun gut, Platz 3 würde ich wohl nicht abgeben. Zumindest sah es momentan nicht danach aus. Da hätte ich mir gegen Drofenik eine Niederlage leisten können und hätte es mir auch fast geleistet. Aber da hatte ich zweifaches Glück: a) Branko beherrscht Endspiele nicht so gut und b) er hatte nicht gemerkt, dass meine Uhr vor seiner gefallen war. Mit dem Remis hatte ich dann mein Ziel erreicht. Gewonnen hat Thomas vor Holger, Vladimir wurde Vierter.

Eintrag #151 (vom 02.12.04)
Eigentlich dachte ich, heute würde die letzte Runde der Stadtmeisterschaft starten. Deshalb war ich überrascht, als ich einen halbleeren Raum vorfand. 6 Leute spielten auf der einen Seite ein Schnellturnier, auf der anderen spielten Edam und Muntzke die Stadtmeisterschaft vor. Bernd hatte Probleme. Michael Edam drohte die Qualität durch Sc7+ zu gewinnen und Bernd konnte es nur durch einen Bauernverlust verhindern. Ich wandte mich dem Schnellschach zu. Es spielte Vladimir gegen Alex. Letzterer zog gerade Se4. Nicht gut, dachte ich. das verliert den Bauern: Sxe4 dxe4 und statt nun Sf3g5 zu spielen, rochierte Valdimir. Jetzt geschah natürlich exf3 mit Figurengewinn. "Das der Springer hängt, habe ich gar nicht gesehen", sagte Vladimir ungläubig. So geschieht's. Daneben spielte Michael Eberhard gegen Heinz. Die Damen waren schon getauscht und Michael konnte gerade durch einen Bauernvorstoß ein starkes Zentrum aufbauen. Paarung drei lautete Wolfgang Sommer gegen Michael Wickenheisser. Michael - Moment, das sind mir ein paar Michaels zu viel, ich nenne ihn von jetzt an Wicki - also, Wicki, hatte zwei Mehrbauern, alle Leichtfiguren waren weg und ein großer Teil der Bauern. Beide Königsstellungen waren luftig und von daher würde ich die Partie nicht als verloren für Wolfgang ansehen. Dauerschach war eine der permanenten Optionen. "Oh nein", hörte ich ein Stöhnen. Ich wandte mich der Partie von Alex zu. Da stand jetzt ein weißer Läufer auf a8, wo vorher ein Turm gestanden hatte. Nun gut, die Qualität weniger... einen Augenblick... da stimmte was nicht, da fehlte noch eine Leichtfigur von Schwarz. Das bedeutete einen ganzen Turm weniger. Wie konnte das nur passiert sein? Jetzt war die Stellung verloren. Vladimir gewann und dann hörte ich auch schon, dass Wicki gegen Wolfgang gewonnen hatte. Es spielte noch Michael. Das Endspiel mit Doppelturm gegen Turm und Läuferpaar war klar gewonnen für Michael, insbesondere da er auf der a- und b-Linie zwei Freibauern mehr hatte. Nach einigen wenigen Zügen sah die Stellung so aus: W: a5,b6,e4,f6,h3,Tc6,Td5,Ke3 S:h7,f7,Ld6,Le8,Td8,Ke6. Michael muss etwas mehr Taktik üben. Hier übersah er die schnelle Gewinnkombination: Tcxd6+ Txd6 b7+-). Aber es war auch so gewonnen. In der Runde 2 spielten Wicki gegen Vladi. Hier entwickelte sich am Damenflügel bald ein offener Schachtabtausch. Alex war ausgestiegen (er wollte nach Hause ausschlafen), hatte seinen Platz Volker Schneider überlassen, der in der Eröffnung alsbald einen Bauern einstellte. Wie sich die Eröffnung von Heinz gegen Wolfgang gestaltet, bekam ich nicht mit. Nur stellte ich fest, dass Heinz schon eine Dame mehr hatte. Am ersten Brett hatte sich der Schlagabtausch am Damenflügel zu Wickis Gunsten entwickelt, er verzeichnete einen Mehrbauern. Michael kam zu einem Endspiel Dame gegen Turm und Heinz rief gerade nach einer zweiten Dame, was neben der Umwandlung gleich ein Matt bedeuten würde. "Heinz, du musst mit Springer oder Läufer Matt setzen", meinte ich. Er ließ sich überreden und nahm einen Läufer. Aber auch das würde zwingend zu einem Matt in 4 führen. Wolfgang wählte die Kürzere Variante: Matt in 2. Vladimir hatte gegen Wicki die Figur verloren gegen 3 Bauern, wobei allerdings einer gleich wieder fallen würde. Die anderen würden sich auch nicht lange halten können. Wicki versäumte es aber dann den Bauern auf e4 zu nehmen, nahm statt dessen den unwichtigen auf b7, aber es war immer noch gewonnen. Michael verspeiste die ganze Zeit schon die Tuc-Kekse. Das machte Hunger. Ich folgte ihm zur Theke und kaufte mir ebenfalls ein paar. Als wir wieder zurück gingen, traute ich meinen Augen nicht. Wicki stand af Verlust. Er hatte aufgrund einer zu spät gesehen Mattdrohung den Läufer und einen Bauern gegeben. Nun war aber die Endstellung für ihn eindeutig verloren. Und wieder gewann Vladimir mit Glück. Runde drei. Jetzt spielte er gegen Heinz. He, er spielte ein Königsgambit, das Heinz ablehnte. Bei Michael gegen Wicki wurde es Pirc und und Wolfgang gegen Volker sah so ziemlich alles nach Italienisch aus. Ich konzentrierte mich auf die Partie von Vladimir gegen Heinz. Heinz zog geradeSa5, um den Läufer auf c4 zu schlagen. Das war ein schlechter Zug, denn der Läufer konnte einfach wegziehen und nun musste der Springer wieder zurück, weil b4 drohte mit Figurengewinn (da stand noch ein Läufer auf c5). Und was macht Heinz? Er zieht was anderes. Na, da hat Vladimir wieder Dusel, dachte ich mir. Aber Vladimir sah es nicht. Jetzt sah es dafür Heinz und dann sah es auch Vladimir und beklagte Kopfschüttelnd die vergebene Chance. Später verlor Vladimir die Partie. Ich wandte mich mal wieder der Stadtmeisterschaftspartie zu. Hier waren die Damen getauscht worden, aber der Mehrbauer stand immer noch auf der Habenseite von Edam. Dann tauchte Julian auf. Julian hatte sich einige Magicdecks zusammengestellt und wollte sie testen, weshalb ich auch zwei von mir mitgebracht hatte. Ich wählte eins aus. Es war ein weißes Deck, das, wie ich später herausstellte nur so von Rares wimmelte. In der ersten Partie bekam ich von diesen nicht so viel zu sehen, da ich meine Lanowarwächter dank Titanias Priesterin so schnell raus hatte, dass er aufgeben musste. Das zweite Spiel zog sich hin. Hier zeigte sich, dass Julians Deck den Mangel hatte, dass es sehr Manalastig war. Trotzdem wurde es knapp. Einmal konnte er alle Kreaturen vernichten, aber dadurch, dass ich mehr Karten ziehen konnte, war dies schnell wieder aufgehoben. Leider musste Julian dann wieder heim, so dass wir nicht erfuhren, welches Deck gewonnen hätte. Mal sehen, was das Schnellturnier machte. Es führte Vladimir, der sich gerade mal wieder in einer totalen Verluststellung befand. Aber das Glück schien ihm wieder hold. Sein Gegner stellte eine Figur ein und damit gewann Vladimir wieder. Gleich drei Partien an einem Abend, in denen er hätte verlieren müssen noch durch Dusel gewonnen. Das ist eine Nominierung wert! Bernd hatte seine Partie verloren. Damit war es dann auch für mich vorbei und ich ging nach Hause.

Eintrag #152 (vom 05.12.04)
Einen Tag vor Nikolaus. Die vierte und fünfte Mannschaft hatten ein Heimspiel. Gegen halb Eins fuhr ich passend gekleidet (mit Nikolausmütze) zum Spiellokal, um mir das Ende anzusehen. Auf dem Weg dorthin sah ich Michael Bösherz an der Allee lang laufen. Das deutete darauf hin, dass die fünfte Mannschaft schon fertig war. Als ich ankam, war es wirklich so. Die Vierte kämpfte noch, es stand 2:2. Die Fünfte hatte klar mit 7:1 gewonnen und die Jugendlich saßen (oder liefen) fröhlich rum. Saygun hatte Mühe, sie zur Ruhe zu bringen, angesichts des heißen Kampfs, der da lief. Michael Eberhard hatte eine schwierige Stellung, zwar hatte er Materialvorteil, aber sein König stand sehr unbequem in einem halb geknüpften Mattnetz. Jens hatte auch die Qualität mehr, aber sein König stand in der Mitte gefangen und sein Gegner opferte gerade noch seinen letzten Turm, um den Angriff zu vollenden. Helmut hatte ein Endspiel Turm und Läufer gegen Turm und Springer und Stefan hatte einen Mehrbauern und es herrschte eine beiderseitige Fesselstellung, bei der jeder ein Grundreihenmatt drohte. Michaels Stellung war ziemlich schwierig. Er würde auf jeden Fall den Turm verlieren. Aber mit Glück konnte er noch einen Springer als Ausgleich bekommen. So kam es auch, aber trotz des starken Freibauerns auf h2, der vom König blockiert wurde, war das Endspiel objektiv schwer zu halten, wenn nicht gar verloren. Helmut gewann einen Mehrbauern inklusive Turmtausch. Das Endspiel musste gewonnen sein, dachte ich mir. Stefans Gegner machte einen Fehler und durch ein Scheinturmopfer konnte Stefan den Springer schlagen. Weder mit der Dame, noch mit dem Turm durfte er zurückschlagen, da immer noch ein Grundreihenmatt drohte. Damit stand es 3:2. Jens Gegner bot anscheinend Remis an, was dieser annahm. Zu seinem Glück, die Analyse zeigte klar, dass Jens auf Verlust stand; zwar würde es nicht Matt werden, aber Schwarz würde eine zweite Dame bekommen und das Endspiel Doppelturm + Springer gegen Dame, Läufer und Springer wäre verloren gewesen. Das zeigte die Analyse mit Sascha. "Du hättest vorher rochieren sollen", bemerkte Sascha. "Wer rochiert schon?", entgegnete Jens. "Alle guten Spieler", erwiderte ich. Michael gewann auch, weil sein Gegner übersah, dass er den Bauern e4 gedeckt halten musste und Michael ihn Matt setzte. Damit war der Sieg sicher. Helmut schaffte es nicht zu gewinnen und fing an zu fluchen: "Ich kann kein Schach spielen. Solche Stellungen habe ich mit dem Springer schon verloren. Der Läufer muss stärker sein." "Du hättest dir doch dann einfach merken können, wie du verloren hast und heute dann selbst so spielen können." Dann analysierten wir die Stellung. Die Idee war einfach: den König oder den Springer an den Bauern am Damenflügel binden. Diesen dann opfern, so dass der eigene König über d5 oder e5 eindringen und die Bauern am Königsflügel abräumen konnte. Dann fuhr draußen Wilhelm Filker vor und aus dem Auto stieg die Hälfte der Dritten Mannschaft, die heute ein Auswärtsspiel gehabt hatte. "Die haben geloost", meinte ich, als ich ihre Gesichter sah. Verloren hatten sie zwar dann doch nicht, aber auch nicht gewonnen. Nach einem kleinen Gelabere ging ich dann nach Hause.

Eintrag #153 (vom 09.12.03)
Das Ende der Stadtmeisterschaft stand an. Grund genug, sich mal alles aus der Nähe anzuschauen. Ich fand die Atmosphäre ziemlich spannungsgeladen. Viele hatten noch Chancen auf eine gute Platzierung. Aber ich schenkte den Partien dann doch nicht viel Aufmerksamkeit. Zwar warf ich ab und zu mal einen Blick darauf, aber dann unterhielt ich mich dann doch mehr mit Saygun. Helmut kam hinzu und er wirkte zufrieden. "Läuft wohl besser als am letzten Mannschaftskampf", meinte ich (siehe vorigen Eintrag). "Manchmal muss man durch ein tiefes Tal durch. Es geht mal abwärts, aber dann muss man dranbleiben, bis es wieder aufwärts geht." "Ja, aber einige biegen, wenn sie im Tal unten angekommen sind, rechtwinklig ab." "Das hast bildlich schön dargestellt", meinte Saygun. "Das wäre was fürs Schachtagebuch. So was gehört hinein."  Auch Helmut war der Meinung, dass eine bildhafte Beschreibung schöner wäre. Aha. Bildhafte Beschreibung. Beschreibender Text ist also nicht ausreichend? Saygun, damit bringst du mich auf die Idee, mir einen Fotoapparat zu kaufen, und zu meinem Berichten Schnappschüsse zu machen. Mal sehen. Eventuell starte ich nächstes Jahr das Projekt. Bei der Stadtmeisterschaft gewann Hans-Henrik seine Partie. Damit war er auf jeden Fall schon mal Zweiter. Nun musste nur noch Streicher verlieren. Entsprechend oft stand er prüfend am Brett und schaute sich die Partie zwischen Günter Kamm und Traugott Streicher an. Es war ein Wolga-Gambit, dass da auf ein Ergebnis wartete. Günter spielte mit Weiß. Momentan sah es nach Remis aus, mit kleinen Vorteilen für Weiß. Dann kam Hans-Henrik zu mir. "Ich habe eine schlechte Nachricht für dich." "Sag' bloß, du musst für Sonntag absagen?" "Schlimmer!" "Was, noch schlimmer?" "Ja. Ich gründe mit Anderen eine neue Firma. In Norwegen. Ab Januar werde ich dort Geschäftsführer sein." Von Heilbronn nach Norwegen ist es wirklich ein ziemlicher Sprung. Schade, Hans-Henrik wird uns fehlen. Er wird anfangs noch öfter zwischen Norwegen und Heilbronn pendeln. So werden wir ihn vielleicht noch ab und zu mal wiedersehen. Wir unterhielten uns noch ein wenig, dann wurde Hans-Henriks Aufmerksamkeit wieder an das Brett zwischen Streicher und Kamm gezogen. Günter hatte den Turm gegen Springer und 2 Bauern geopfert. Aber es fehlte ihn ein Tempo. Dauerschach konnte Streicher nicht mehr verhindern, aber mit der Gegendrohung Matt zu setzen, blieb Günter dann doch nichts anderes übrig. Dann verabschiedete ich mich, hatte ja noch ein geschäftiges Wochenende vor mir (siehe die nächsten beiden Einträge).

Eintrag #154 (vom11.12.04)
KO-Pokal. Mit sieben antretenden Vereinen musste man nur zwei Runden überstehen, um sich auf Verbandsebene zu qualifizieren. Das Los hatte uns Steinheim beschert. Marc, Ich, Helmut und Jens fuhren so kurz nach halb Zwei los, um unser Glück - Pardon, Können zu versuchen. Viel wussten wir nicht über Steinheim. Nur, dass der diesjährige Heilbronner Stadtmeister (T. Streicher) aus Steinheim kam. Wir rätselten, in welcher Liga Steinheim wohl spielte. Ich schätze Kreisklasse oder A-Klasse. War nicht mal soweit daneben. A-Klasse war richtig. Nach einer freundlichen Begrüßung ging es los. Fast, wir mussten noch die Aufstellung diskutieren. "Bist du sicher, dass wir aufstellen können, wie wir wollen?", fragte Marc. "Ja." "Ganz sicher?" "Da ich den KO-Pokal leite, bin ich mir ziemlich sicher, wie der Modus von mir ausgeschrieben wurde." Nachdem auch dieser Punkt geklärt war, konnte es nun wirklich losgehen. Marc spielte gegen Traugott Streicher, der es mit Grünfeld-Indisch probierte. Ich erwiderte auf 1.e4 mal zur Abwechslung e6, um in die McCatcheon Variante überzugehen. Die Eröffnung von Helmut bzw. Jens habe ich mir jetzt nicht gemerkt. Irgendwie war ich noch ziemlich müde, weshalb ich des öfteren an die frische Luft rausging und auch noch einen kleinen Spaziergang machte, um den Kopf frei zu kriegen. Aber so richtig nutzen, wollte auch das nicht. Ich geriet immer mehr in eine gedrückte, verteidigende Stellung. Marc hatte die Damen getauscht und mit seinen starken Zentrumsbauern klare Vorteile. Helmut stand positionell schon besser und bei Jens war es unklar, da gab es auf beiden Seiten viele Möglichkeiten, taktisch fehl zu greifen.  Die Partien zogen sich hin. Nach drei Stunden sah es bei Marc sehr gut aus, ich zweifelte nicht mehr an einen Sieg. Helmut stand deutlich besser und Jens war im Endspiel am längeren Hebel. Bald darauf gewann er im Turmendspiel einen Bauern, den er aber durch ein Zwischenschach wieder hergeben musste. Ich hatte mit einem taktischen Gegenschlag den h-Bauern gewinnen können und stand nun vor der Frage: Halten oder durch Rückgabe in ein offenes Endspiel überzuleiten. Ich war mal wieder materialistisch eingestellt und deckte ihn. Gleich darauf war ich dann noch verfressener und kassierte den g-Bauer ab. Zwar musste ich aufgrund eines Schachs meine Rochademöglichkeit einbüßen und zulassen, dass seine Dame nach d6 kam, aber noch konnte ich alles überdecken. Jetzt musste mein Gegner einen dritten Bauern geben, damit er den anderen Turm zum Angriff auf die f-Linie bringen konnte. Jetzt wurde es ziemlich brenzlig. Dann gewann neben mir Helmut und auch Jens siegte. Fünf Minuten später gewann Marc. Jetzt durfte ich einfach nicht mehr verlieren. Mit meiner Dame gelang es mir den wunden Punkt e6 zu überdecken. Nach dxe6, fxe6 hatte mein Gegner die Wahl mit Dxe6 die Damen zu tauschen, was mir nur Recht sein würde, oder mit dem Turm, was seinen direkten Angriff auf dem König unterbrechen würde und mir damit den entlastenden Gegenangriff bringen würde. Die dritte Alternative, die ich nicht berechnet hatte, mit dem Turm meine Dame auf f4 anzugreifen, scheiterte zum Glück am Gegenschach auf g6. Jetzt war ich am Drücker und als ich dann zwei Züge später mit Dxe5+ den dritten Bauern gewann und nun zwingend die Türme tauschen konnte, gab er auf. Marc, der erst jetzt bemerkte, dass ich fertig war, fragte mich: "Wie ist es ausgegangen?" "Ich habe gewonnen."  "Das hast du noch gewonnen?? Wie ist das passiert?" Er konnte es nicht glauben. "Ich gebe zu, dass ich nach der Eröffnung nicht glücklich stand, aber so schlimm war es nicht." Aber irgendwie wollte er mir das nicht abnehmen. Aber egal. Hauptsache wir hatten gewonnen. Mit einem zufriedenen 4:0 ging es nach Hause.

Eintrag #155 (vom 12.12.04)
Die Landesliga hatte uns wieder. Gegen Bietigheim hatten wir in der letzten Saison durch das 4:4 wohl unseren Aufstieg mitvergeigt. Diesmal sollte es besser laufen. Ich war dann auch gleich als Zweiter beim Verein, nach Marc. Der Rest der Mannschaft trudelte auch dann gleich ein und Thomas kam dann schwer bepackt mit einem Ableger eine Pflanze vorbei, die er mir mitbringen wollte. Die Bietigheimer kamen auch und nach der Begrüßung konnten wir rechtzeitig starten. Nach 20 Minuten zog ich die erste Bilanz. Jürgen: Englische Eröffnung und Jürgen konnte seinen weißfeldrigen Läufer gegen einen Springer tauschen. Angesichts des geschlossenen Charakter des Zentrums ein leichter Vorteil. Richard spielte mit Weiß die Abtauschvariante im Damengambit und stand positionell leicht besser. Marcs Gegner, Gustav Nistler, probierte im Königsindisch, inwieweit er nach 7. ...e5 8.dxe5 dxe5 8.Dxd8 zu einem Vorteil kommen konnte. Mein Gegner ließ sich auch auf die Abtauschvariante im Damengambit ein, spielte aber mit a6 eine bessere Variante als Reinhard, der es Richard später gestatte ohne Tempoverlust b4,b5 zu spielen. Dann folgten auf den Brettern 5-7 die Sizilianerfraktion. Hans-Henrik spielte den Drachen, Alfred als Weißer sowieso und einen Drachen gab es auch bei Thomas. Und Vladimir bekam Pirc aufs Brett. Es lief gut. Nach 55 Minuten Spielzeit stand ich zufriedenstellend. Mein Gegner hatte den schwarzfeldrigen Läufer getauscht und den Springer f6 mit Sg4 deplaziert. Jetzt nahm mein Minoritätsangriff Kontur an. An Brett Eins war die Initiative auch an Jürgen übergegangen, der mit b5 den Damenflügel öffnete. Richard hatte seinen Minoritätsangriff durchgedrückt und auf c6 eine Bauernschwäche erzeugt, während Reinhard in bewährter Manier versuchte, durch einen Angriff am Königsflügel Gegenchancen zu bekommen. An Brett drei hatte Nistler versucht mit g4 und so weiter die Stellung zu öffnen, war aber kläglich gescheitert. Nun war sein weißfeldriger Läufer durch die eigenen Bauern eingesperrt. und kaum Felder. Bei Hans-Henrik sah es nicht mehr ganz so schön aus. Zwar war alles noch im Lot, aber Weiß hatte das Läuferpaar und Schwarz mit d6 einen rückständigen Bauern. Alfred kämpfte gegen Jauch. Hier hatten beide Seiten einen Isolani (e4 respektive d6). Alfreds Stellung war aber besser, den die schwarzen Figuren tümmelten sich großteils auf der Grundreihe. Thomas stand so nicht schlecht, er müsste aber verhindern, dass sein Gegner zu e5 kommen würde. Vladimir hatte seinen Gegner zu einem Doppelbauern auf der e-Linie verholfen. Hier sah ich ihn in Vorteil. 1h45 gespielt. Jürgen hat sich gerade zu f5 entschlossen. Hier fand ich e5 sinnvoller, da es den Läufer auf e5 zementiert, oder falls auf e5 nimmt, Jürgen nach Lxe5 nebst f6 den weißfeldringen Läufern jede Perspektive nehmen würde. Richard konnte durch f4 die schwarzen Angriffschancen am Damenflügel drastisch reduzieren, so dass er vorteilhafter am Damenflügel operieren konnte. Marc hat seine Figuren schön umgruppieren können. Er kontrolliert zwar die Felder, aber noch ist alles geschlossen und Weiß hat die Einbruchsfelder unter Kontrolle. Mein Gegner hatte Null Gegenspiel erreicht und musste nun seine Figuren zurückziehen, um b7 bzw. c6 zu decken. Aber es war zu spät. Ich kam jetzt zu b5 und egal, wie er spielen würde, ein Bauer würde in der Folge fallen. Hans-Henrik sah sich am Königsflügel einem nicht ungefährlichen Angriff ausgesetzt, da aufgrund der weißfeldrigen Löchern, die der weiße Läufer kontrollierte, seinen eigenen König nicht in Sicherheit bringen konnte. Aber auch Weiß musste aufpassen, dass er nicht zu unbekümmert vorpreschte, da Hans-Henrik über die Öffnung der c-Line Gegenchancen bekommen würde. Bei Alfred war es unklar. Thomas besaß jede Menge positioneller Löcher; Weiß könnte da was herausschlagen und Vladimir hatte die Damen getauscht. Hier würde ich versuchen die Bauernmajorität am Damenflügel auszunutzen, um mir einen Freibauern zu verschaffen. Eine halbe Stunde später gab es die ersten Entscheidungen. Vladimir spielte Remis, und Jürgen ebenfalls. Eine gute halbe Stunde später: Bei Richard sah es gut aus. Marcs Gegner hatte seinen schwarzen Läufer getauscht, sprich, eine seiner aktivsten Figuren. Die Folge war, dass Marc jetzt in die weiße Stellung eingebrochen war und nun würde er in zwei Zügen den h-Bauern erobern. Ich hatte meinen Mehrbauern und konnte den Springer auf g4 tauschen. Sah gut aus. Bei Hans-Henrik war es kritisch. Alfred und Jauch machten Remis und Thomas, der zwischendurch eine Qualität gegeben hatte (für 2 Freibauern und Läufer), hatte diese wieder zurück inklusive 3 Mehrbauern. Das gute Ende ließ dann auch nicht mehr lange auf sich warten. Einige Minuten später hatte ich einen zweiten Mehrbauern, da mein Gegner nicht die Damen tauschen wollte. Richard hatte auch einen Mehrbauern, und tauschte die Figuren ab. Leider nahm er den Turm mit dem König und nicht mit der Dame, was Reinhard in die Lage versetzte, Dauerschach zu geben. Zwei Minuten später setzte ich meinen Gegner Matt bzw. er ließ sich das Ende nicht mehr zeigen und gab nach dem ersten Schach auf. Nun spielte nur noch Hans-Henrik, der Glück hatte, dass durch die offenen Diagonalen a1-h8, er über ein Abzugsschach Figuren tauschen konnte. Nachdem dann die Damen, ein Paar Türme und die Leichtfiguren weg fahren, einigte man sich auf ein Remis. So war nach etwas mehr als 4 Stunden der Mannschaftskampf vorbei. Sollte auch noch die zweite Mannschaft gewinnen, so wäre es ein erfolgreicher Tag für den Verein.

Eintrag #156 (vom 23.12.04)
Diesmal wird es ein kurzer Eintrag, liebes Schachtagebuch, ein ziemlich kurzer genau genommen. Das Weihnachtsblitzturnier fand statt. Das ist alles woran ich mich nach 4 Wochen noch erinnern kann. Es waren nicht viele da, die noch so kurz vor Weihnachten, daran kann ich mich ebenfalls noch erinnern. Und ganz dunkel habe ich noch im Gedächtnis, dass ich nicht allzu gut geblitzt habe. Ich denke, das war es.

Eintrag #157 (vom 30.12.04)
Zwischen Weihnachten und Silvester finden traditionell die Deutschen Vereinsmeisterschaften statt. Saygun und Alex waren mit jeweils einer Mannschaft in Thüringen bzw. Köln und nachdem ich vergeblich auf Infos gewartet hatte, um diese auf die Homepage zu bringen (kein Netzzugang), dachte ich mir, ich würde heute Abend alles erfahren. Denn sie mussten zurückkommen. Da ich nicht genau wusste, wann, bereitete ich schon mich darauf vor, das Monatsblitz zu leiten. Das dachte sich auch Saygun, denn er gab mir per Handy Bescheid, dass er mitmachen würde. Kaum hatte ich aufgesperrt und die die Bretter aus dem Schrank geholt, tauchten schon die ersten Rückkehrer ein. Sascha und Julian traten ein. Köln war schön, wenngleich sie nicht gut abgeschnitten hatte. Sie wurden nur Vorletzter, aber sie waren trotzdem nicht unzufrieden. Sie hatten gut gespielt. "Boris das Tier", sagte Julian, "er hat mit 5,5 aus 7 einen Brettpreis abgeräumt." "Ein paar Mal aber nur mit Dusel", warf Sascha ein. "ja, zweimal hat er auf Zeit gewonnen im 39. Zug, weil seine Gegner gedacht haben sie hätten schon vierzig Züge. Eins davon gegen ein Mädchen - also, die war ein Hammer. So nach dem Motto, wo schaut man hin, wenn man nicht gerade am Brett sitzt und spielt." Dann kam auch schon Saygun herein und so langsam wurde es Zeit für das Monatsblitz. Nach kurzer Diskussion entschieden wir, statt eine Doppelrunde, das Turnier einrundig zu spielen und hinterher würden wir uns noch einige Partien der DVM anschauen. Das Blitzturnier war mit 9 Runden schnell vorbei. Hier der Endstand:
1 Wolbert, Christian 8.0 30.00
2 Seiler, Sascha 7.5 26.50
3 Bissbort, Julian 7.0 26.00
4 Sezgin, Saygun 6.0 18.50
5 Muntzke, Bernd 4.5 14.75
6 Leikert, Eduard 3.5 10.00
7 Nidens, Vladimir 3.0 7.50
8 Wächter, Wilhelm 2.5 6.75
9 Eberhard, Michael 1.5 4.25
10 Geilfuß, Alexander 1.5 3.25

Entsprechend hielt ich die Siegerehrung auch kurz und dann wurde das Demobrett aufgebaut. Sascha und Julian zeigten dann zwei interessante Partien. Sascha, wie er gegen Hannes Rau ein Königs-Indisch aufs Brett brachte und durch einen verfrühten Springerzug seine gute Stellung verprasste. Julians Partie war dann mehr von der lustigen Sorte. Ganz nach dem Motto. Wie viele Fehler kann man machen? Aber wie heißt es immer: der letzte Fehler verliert und Julian gewann es noch. Dann erzählte Saygun noch von Thüringen. Bei der DVM waren sie in einem Schullandheim untergebracht, das mitten in der Pampa lag: "Stellt euch vor: Irgendwo 5km abseits einer Ortschaft, steht da ein Berg und dort einer und auf einem dann das Schullandheim. Und wir hatten 15 cm Schnee. Die Heizung funktionierte nicht. Der Strom ist zweimal ausgefallen. An den Türen gab es keine Schlösser zum abschließen, da hätte jeder reinmarschieren können und Zeug klauen können." "Wer läuft schon 5 km durch den Schnee? Man könnte zudem ganz einfach den Spuren im Schnee folgen. Und wie war das mit dem Stromausfall?" "Zuerst ist der Strom für 15 Minuten ausgefallen. Es gab eine Pause und dann wurde weitergespielt. Als kurz darauf wieder der Strom ausfiel, wurden Kerzen aufgestellt, das sah so richtig romantisch aus. Dann hat der Schiedsrichter nach ein paar Minuten und Diskussionen, gegen den Willen der Betreuer und Beteiligten, entschieden, dass die Partien eingestellt werden. Er hat die Uhren eingesammelt und kaum war das geschehen, ging das Licht wieder an. Jetzt konnte man natürlich nicht mehr weitermachen. Die komplette Runde wurde annulliert. Blöde war, dass schon einige Partien entschieden waren. Am nächsten Tag wurde einfach eine neue Runde angesetzt, so dass insgesamt nur 6 Runden gespielt wurden." "Blödsinn." "Du sagst es. Irgendwie will der Osten im Schach mehr mitreden und die Jugendturniere ausrichten. Wenn man schaut, was letztes Jahr und dieses Jahr passiert ist, kann man nur sagen, sie sind nicht in der Lage dazu." Diesen Eindruck kann ich mich auch nicht verwehren.

Eintrag #158 (vom 13.01.05)
Nachdem der Donnerstag davor ein Feiertag war, war dies das erste Schachevent für mich in diesem Jahr. Im Terminkalender auf der Homepage hatte ich offener Spielabend rein geschrieben, weil noch Alex noch keinen erstellt hatte. Es wurde dann ein Schnellturnier veranstaltet über 5 Runden. Das neue Jahr brachte übrigens auch weitere Überraschungen. Wann waren schon mal drei der Top-Vier Spieler des Vereins da und machten im Schnellturnier mit? Jürgen und Richard nahmen teil. In der ersten Runde kam ich gegen Sommer und gewann ohne größere Probleme. In der zweiten Runde spielte ich mal wieder mit Schwarz gegen Bernd Muntzke. Ich muss mir mal wieder die Theorie anschauen zur f3 Variante im Wolga-Gambit. Ich kam so schlecht raus und verlor dann. Aber mit Peter Lörencz konnte ich in der nächsten Runde wieder Boden gut machen. Mit Saygun kam dann ein weiterer Test, den ich gut überstand. Und in der Schlussrunde musste ich gegen Jürgen spielen. Da verpasste ich es, am Damenflügel für Gegenspiel zu sorgen und wurde in eine passive Verteidigungsstellung gedrängt und verlor dann auch. Jürgen gewann das Turnier und ich wurde Dritter oder Vierter. Und dann habe ich Saygun noch vorgewarnt, dass er morgen beim Jugendschach mit dem Erscheinen von Jochen rechnen müsste. "Oh Gott, dann muss ich schauen, ob wir ein anderes Zimmer kriegen."

Eintrag #159 (vom 16.01.05)
Landesliga. Gegner: Böckingen. Diesmal sollte nicht dasselbe passieren wie im letztem Jahr. Aber diesmal standen wir nicht so unter Druck wie im letztem Jahr und konnten beruhigt aufspielen. Die Paarungen lauteten: Menschner gegen Scharping, Funk - Wollrab, Herold - Kleinert, Beil - Wolbert - an dieser Stelle sagte ich: "Schwarz? Ich habe die ganze Zeit geglaubt, ich hätte Weiß und mich entsprechend darauf eingerichtet." Marc: "Ich finde es gut, dass du auch mal endlich Schwarz hast. Bisher habe immer ich mit Schwarz spielen müssen. Jetzt weißt du, wie das ist." Na ja, auch gut. Die restlichen Paarungen waren: Funk - Gerth, Zeh - Lademacher, Appel - Rau und Bückert - Kozul. Thomas eröffnete gegen mich mit 1.e4 worauf ich mit e6 reagierte. Zweimal habe ich ihn im französischen geschlagen. Das wollte Thomas diesmal nicht so kommen lassen, weshalb De2 folgte. Dann nicht. Aber 2. ...c5 ist trotzdem gut. Mal schauen, was daraus wird. Nach einer Viertelstunde blickte ich auf die anderen Bretter. Jürgen: Abtauschvariante im Damengambit, alles noch Theorie. Richard spielte auf 1.d4 Sf6 und nach 2.Sf3 g6 zeichnete sich ein Königsindisch ab. Wobei Günter ein zurückhaltendes System mit e3 wählte. Marc spielte ein Damengambit, das Jürgen wie im letzten Jahr gegen mich annahm. Mal schauen, ob Marc die Eröffnung besser behandeln würde als ich damals. Meine Partie sah inzwischen etwas komisch aus. Ich hatte passiv weitergespielt (d6, e5), worüber ich hinterher nicht mehr so glücklich war. Nach dem passiven Aufbau von Thomas hätte ich die Kontrolle übernehmen sollen. Alfred versuchte den Königsindischaufbau von Holger mit h4 zu stören, worauf h5 erfolgte. Bei Ralf waren die Damen schon getauscht, hier würden die Leichtfiguren das Mittelspiel bestimmen. Thomas hatte zur Abwechslung als Weißer ein Sizilianisch auf dem Brett und Boris hatte wie üblich eine Spezialeröffnung auf dem Brett. Nach einer Stunde sah es wie folgt aus. Jürgen hatte seine Dame auf dem Königsflügel postiert, mit der Idee einen Königsangriff zu initiieren. Der Nachteil war, dass Martin Scharping am Damenflügel die Kontrolle hatte und es in meinen Augen fraglich war, ob Jürgens Angriff Erfolg versprechend sein würde, da es noch keine Schwäche dort gab, während sein b-Bauer ziemlich schwach war. Bei Richard und Günter stand es ausgeglichen. Jürgen hatte gegen Marc immer noch seinen Mehrbauern verteidigt. Ich hatte gerade meinen Bauern auf b7 eingestellt. Dxb7 Sxd6+ nebst Sxb7 war indiskutabel, es blieb nur noch Tc7, in der Hoffnung, entweder seine Dame einzufangen oder den Bauern zurückzubekommen bzw. durch Lxc4, dxc4 ihm einen Doppelbauer zu verpassen. Aber es fehlte mir zu beiden immer ein Tempo. Jochen, der dann mal kurz rein schaute, schüttelte nur den Kopf. Bei Alfred schloss sich die Stellung immer mehr und mehr. Da wurden keine Bauern getauscht. Ralf gab Turm und Bauer gegen zwei Leichtfiguren. Bei Thomas sah es unklar aus, beide Seiten hatten Möglichkeiten, wobei Thomas etwas aktiver stand. Bei Boris keine großen Veränderungen, es sah immer noch seltsam und unklar aus. Eine weitere Stunde später gab es das erste Remis. Alfred und Holger trennten sich, nachdem die Bauern alle blockiert waren und keiner mehr irgendwo durchkam. Ein schneller Blick zu den anderen Brettern. Jürgens Stellung hatte sich in der Hinsicht verbessert, dass Scharping nicht mehr konsequent am Damenflügel spielte, sondern seine Figuren verteidigend zum Königsflügel zog. Richards Stellung war unklar. Dame und Läufer sind Dame und Springer unterlegen, aber es gab jeweils noch einen Turm auf dem Brett. Bei Marc war es klar, dass er den Mehrbauern nicht mehr bekommen würde. Sein Springer stand auf d6 stark, aber es gab noch keine Möglichkeit in die schwarze Stellung einzudringen. Bei mir hatte Thomas den a-Bauer zu schnell und unüberlegt vorgestoßen. Den würde er nicht mehr halten können, das war schon abzusehen. Bei Ralf gab es eine kritische Stellung, der b6-Bauer drohte demnächst zu fallen. Ich dachte mir Sd7 wäre nicht schlecht und auf Tb5 mit Sc8 diesen decken. Auch Jochen meinte dies und dann mit h5 und so weiter die Bauern zum laufen zu bringen. Ralf wählte die andere Alternative, in der er den Bauern gab, um mit seinen Turm auf der zweiten Reihe einzudringen und dort einen Bauern zu kassieren. Bei Thomas sah es nach Remis aus. Boris wickelte gerade in ein Endspiel ab, indem ich leichte Vorteile sah. Zehn Minuten später gab Richard auf, seine Stellung war unhaltbar geworden. Dann ging es im 5-Minuten Takt weiter. Jürgen gewann die Qualität, dann verlor Ralf sein Spiel; die weißen Türme auf der 8. Reihe drohten nach c5 ein Matt, weshalb Ralf einen Turm tauschen musste. Hinterher waren aber beide Leichtfiguren ungedeckt. Marc verlor und Thomas gewann, da Frank Rau alle Figuren getauscht hatte und in einer Oppositionsstellung in Zugzwang geriet. Boris misshandelte fast noch sein Endspiel, aber sein Gegner nutzte die Schwächen nicht aus. In meiner Partie hatte ich den Bauern wieder und meine Figuren standen im Zentrum besser. Hier fühlte ich mich wohl. Bald darauf gewann Boris und es lag jetzt bei mir. Ich konnte, nachdem das Zentrum geschlossen wurde, endlich rochieren und meinen Turm auf die b-Linie überführen. Jetzt würde ich nach Tb6, a6 die a-Linie bekommen und zudem die offene b-Linie haben. Aber Thomas machte es mir einfach. Statt Dd1 zog er Db3. Jetzt kam ich doch noch zu meinen Damenfang. Auch Marc sah es sofort: Ta1+ nebst Sa4 nebst Aufgabe. Damit war der Sieg unter Dach und Fach. Ich fuhr dann noch nach Heilbronn herein, wo unsere zweite gegen Biberach spielte (unseren nächsten Gegner). Es stand 2,5 zu 2,5. 3 Partien liefen noch. Julians Endspiel gegen Kreis war gewonnen. Saygun hatte eine Remisstellung gegen Hubert und ihm schon zweimal dieses angeboten, was Hubert konsequent abgelehnt hatte, denn obwohl Eugen gegen Heinz auf Gewinn stand, würde dies nur ein 4:4 bedeuten. Meine Nachricht, dass wir gegen Böckingen gewonnen hatten wurde von beiden Mannschaften als gut betrachtet. Ich blieb dann aber nicht mehr bis zum Ende, da ich zum Kaffee und Kuchen auf einem Geburtstag eingeladen war. Julians Sieg bekam ich noch mit und Saygun bekam dann doch noch sein Remis, wie ich später hörte.

Eintrag #160 (vom 27.01.04)
Letzte Woche war die Jahreshauptversammlung und heute Abend war dann wieder Spielbetrieb, sprich - neuer Stoff fürs Tagebuch. Es waren schon einige da und es kamen noch mehr. Thomas Heinl, Jürgen, Saygun, Julian, Vladimir, dann noch Peter und Benjamin aus Lauffen, insgesamt wollten 14 am Blitz teilnehmen. Ich gab die Leute in den Computer ein. An den Tischen wurde schon fleißig geblitzt. Benjamin schüttelte gerade verzweifelt den Kopf, als Thomas ihm schachlich den Todesstoß versetzte. "Das finde ich gut, Thomas", sagte ich zu ihm. "Was?" "Das du die Gegner schon vor dem Start demoralisierst." So lässt es sich leichter Punkte sammeln. "ich bin heute zu Fuß gekommen", sagte er zu mir. "Von Böblingen aus?", fragte ich scherzhaft zurück. "Hast du etwa vorgestern beim Schneefall dein Auto stehen lassen und bist dann den ganzen Weg hierher gelaufen?" Dann ging es los. Ich las die Paarungen vor und warteten, bis sich alles gesetzt hatten. Ein Platz war noch unbesetzt. Peter: "Wer ist immer der Letzte? Saygun, wer sonst." Der Start verlief gut. Dann hatte ich mit Saygun den ersten härteren Gegner. Ich rückte noch meine Figuren zurecht, als Saygun die Uhr drückte. "Glaubst du wirklich, es kommt auf die paar Sekunden an?", fragte ich scherzhaft. "Och, man kann nie wissen." Zwei Minuten später stand Saygun vor einer kaputten Stellung und suchte verzweifelt nach einem Rettungszug. "Glaubst du wirklich, dass es auf die Sekunden noch ankommt?" "Vielleicht geh ja noch was." Oder auch nicht. Gegen Thomas wurde es eine wilde Stellung. Er opferte einen Bauern in der Eröffnung, bekam gutes Figurenspiel und gewann den Bauern zurück nebst einen weiteren. Obwohl Thomas besser stand, gelang es ihm nicht, mich KO zu setzen und nach kurzer zeit kam es zu einem Endspiel, bei dem ich seinen Mehrbauer zu einem blockierten Doppelbauer entwertete. Nach einem Blick auf die Uhr bot ich erschrocken remis an. Ich hatte ziemlich viel Zeit verloren und stand kurz vor knapp. Thomas lehnte ab und alsbald war die Stellung totremis; ich hatte den Bauern zurück und es hieß T+B gegen T+B. Aber die Uhr fiel dann bei mir. Peter war dann wieder mein Lieblingsaufbaugegner. Und es klappte sehr schön. Am Ende hatte ich ein undeckbares Matt mit Turm und Springer. Peter: "Das ist aber nicht schön." "Aber dafür hast du noch ein Racheschach." Genau genommen war es ein dreifaches Racheschach. Danach leistete ich mir einen Lapsus. Gegen Wächter ließ ich in gewonnener Stellung einfach meine Dame stehen. Hui, hat der sich gefreut, so schnell wie er die gepackt hatte. Kurz vor Ende passierte mir gegen Julian was ähnlich. Bauer und Figur gewonnen und übersehe dann ein einzügiges Grundreihenmatt. Aber dann hatte ich gegen Jürgen umgekehrt Glück. Das war die einzige Partie, bei der ich total auf Verlust stand. Hatte mal wieder ein Wolga-Gambit verhunzt. Eine Runde vor Schluss lagen Julian und Thomas gleichauf an der Spitze. Und hier entschied Thomas das Duell zu seinen Gunsten. Ich wurde Dritter und Jürgen Vierter. Und dann blitzten Thomas und ich einige Partien, aufmerksam von den Blicken der herumstehenden Kiebitze wie Heinz verfolgt und kommentiert. Die ersten beiden Partien gewann ich klar. Julian, der gerade zugeschaut hatte: "Thomas, kannst du mich mitnehmen?" "Ich bin zu Fuß da." "Du kannst ihn trotzdem mitnehmen, auf den Rücken", bemerkte ich grinsend. Das erzeugte mal wieder ein lautes Auflachen bei Thomas. Es wäre ein Bild für die Götter. Die nächste Partie verlor ich auf Zeit in einem gewonnenen Endspiel. Thomas: "Ich glaube, da muss ich auf Zeit reklamieren, bevor ich noch verliere." Heinz: "Ja, ist das denn so nett?" "Ich muss doch das Zeitnotverhalten von Wolbi trainieren." Die nächste Partie verlor ich dann gnadenlos. Irgendjemand erwähnte dann die Wörter Morgen und Arbeit. "Oh, das muss ich ja auch", entfuhr es mir, "warte, Thomas, ich pack schnell meine Sachen zusammen, dann spielen wir noch eine. Eine geht noch." Die letzte war schön und das Matt am Ende mit zwei Springer und Turm sah toll aus. "Ich muss Alex rufen, dass er die Stellung von oben fotografiert, meinte ich grinsend." Das war dann dieser Abend.


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