Jochen  Schröder

"Du siehst ja gar nicht so bösartig aus, wie du immer beschrieben wirst."
 

Zitat von Jasmina (meiner kleinen Schwester)

Jochen zu beschreiben ist gar nicht so einfach. Einige Attribute fallen mir spontan ein:

Wenn Jochen unterwegs ist, trägt er eine große Tasche mit sich, in der sich meistens eine Flasche Sprudel oder Apfelsaft befindet (unter anderem. - man sah zudem häufig Nimm-2 Tüten, einen Pulli, Sandalen, Regenschirm). Beim Jugendschach konnte er einmal nicht mit ansehen, wie ungeschickt einer der Jungs Bretter und Figuren in den Schachschrank packte. Er ließ die Tasche von der Schulter rutschen: "Lass mich das machen." Nachdem er fertig war und seine Tasche wieder aufgehoben hatte bemerkte ich: "Deine Tasche tropft!" "Was? Nein?! Argh!" Eine halbe Flasche Apfelsaft war zu Bruch gegangen und sorgte für eine kleine Sauerei. Wie heißt es so schön:
Eine Flasche Apfelsaft    -    1 €
Eine blaue Tasche           -    20 €
Seinen Freunden etwas bieten zu können     - unbezahlbar
(Jochen variierte dies später: Seinen Freunden und Christian etwas bieten zu können...)

Beim Vereinsausflug 2002 war eine Radtour geplant. Treffpunkt  Samstags, 11:00 Uhr. Zwei Tage zuvor verkündete Jochen, dass er Freitags eine Netzwerkparty hätte und daher nicht teilnehmen, sondern ausschlafen wolle. Also rufe ich Samstags um 10:30 Uhr bei ihm an. Jochens Mutter geht ans Telefon. "Ist der Jochen wach?" "Nein, aber ich wecke ihn. Einen kleinen Moment." Kurze Zeit später höre ich jemanden ans Telefon schlurfen und tief ausatmen. "Hallo Jochen? He, ich wollte dir Bescheid geben, dass gleich der Vereinsausflug stattfindet. Jochen???" Eine Pause von mehreren Sekunden, dann: "Asshole." "Aha. Ich habe mir doch gleich gedacht, dass du es vergessen hast. Also in einer halben Stunde am Götzenturm." Wieder eine kleine Pause, dann mit mehr Nachdruck: "Asshole!"

Ganz groß ist Jochen im Organisieren von Treffen. Anlässlich seines Einstandes in der Studentenkneipe Z10 in Karlsruhe (übrigens ein netter Laden) wollte er seine Freunde einladen. "Wen hast du denn eingeladen?" fragte ich. "Oh, die Leute, die du schon kennst: Kai, Jörg und so. Dann habe ich noch ein paar vom Schach gefragt, wie Saygun. So 5 oder 6 Leute werden es schon sein." "Hast du auch Marc gefragt?" "Nö, mach du das mal." Dadurch, dass es ein Montag war, bot mir Jochen auch eine Übernachtung inklusive Frühstück an (das habe ich sogar noch schriftlich), damit ich am nächsten Morgen von dort aus direkt zur Arbeit fahren konnte. An diesem Montag mailte mich Marc noch an und fragte, wie viele denn kommen würden. Er könnte auch noch einige Leute auftreiben. Ich antwortete ihm, dass wir ca. 5 oder 6 sein werden, was für einen Spieleabend ausreichend sein sollte (es sei denn für Diplomacy). Als Uhrzeit war 20:00 Uhr ausgemacht. Gegen halb 8 traf ich ein und sah niemanden, obwohl laut Jochens Mitbewohner dieser schon hier sein sollte (Gut, die Flasche hatte sich geirrt, aber das änderte nichts daran, dass auch sonst niemand da war). Als Jochen kam, sagte er auch schon: "Die anderen kommen nicht!" Wenigstens kam Marc, den Einzigen, den ich organisiert hatte! Wir unterhielten uns, lästerten über Jochen, wie er hinter der Theke stand und ungeschickt mit den Gläsern hantierte und vielen vor Lachen fast vom Stuhl als Jochen einem Mädel (das garantiert noch keine 16 war) ein alkoholisches Getränk servierte. Da mussten wir natürlich Jochen fragen, ob er denn noch nie davon gehört hätte, dass Alkoholausschank an Minderjährige nicht erlaubt sei. Natürlich nicht. In Anbetracht der Vielzahl von Jochens Freunden, die erschienen waren, bat ich Marc, ob nicht er seine Kumpels auftreiben könnte. "He, ich habe erst heute Nachmittag denen abgesagt. Die wären schon gekommen. Wenn ich jetzt anrufe und sie frage, ob sie vorbeikommen, sehe ich verdammt blöde aus." "Ich weiß, bei wem du dich dafür bedanken kannst", entgegnete ich schmunzelnd. Aber immerhin konnte Marc noch Michael auftreiben und es wurde ein netter Abend. Gegen halb zwei machte der Laden dicht. Es würde eine kurze Nacht werden. Aber immerhin würde es dafür ein Frühstück geben. Würde es? Jochen: "Wenn du Brötchen willst, dann müssen wir die morgen früh vom Bäcker holen. Übrigens habe ich auch nichts im Kühlschrank. Falls du auf den Brötchen was bestimmtes drauf haben willst, müssen wir das morgen früh ebenfalls besorgen." "Tee oder Kakao?", fragte ich. "Habe ich auch nicht da." Das würde was werden. Auf jeden Fall hieß es zuerst mal schlafen gehen. Jochen ließ sein Rad stehen und er fuhr mit mir im Auto mit. Ich ließ mich von Jochen lotsen, da ich den Weg nicht kannte: "Fahr dort geradeaus!" An der nächsten großen Kreuzung: "Wo sind wir hier? Ach ja, fahre gerade aus und dort müssen wir links." Gesagt, gefahren. Jochen: "Dort drüben geht es zur Mensa und hier rechts ist der Fasanengarten,... - rechts? Einen Moment, wir sind auf der falschen Seite der Uni! Du musst umdrehen." "Ich dachte, du bist hier ortskundig?" "Nachts sieht hier alles anders aus." Gut, einmal gewendet und zurück in die andere Richtung gefahren. "Ich hoffe, du kennst dich jetzt aus?" fragte ich. "Ja, kein Problem, hier vorne rechts." "Dann sind wir wieder in der selben Straße, in der ich geparkt hatte." "Nein, dass war eine Parallelstraße." "Nee, war es nicht. Schau mal, da vorne ist die leere Stelle, wo ich geparkt hatte." "Oh! Na, ja. Aber hier geht es jetzt rechts." "Bist du sicher?" "Ja. Und hier links!" Ich fuhr auf die linke Abbiegespur. Die Ampel war gerade rot. Wie wir da stehen, schaut mich Jochen verlegen von der Seite an und sagt: "Eigentlich müssten wir geradeaus fahren." Kurz zurückgesetzt - ist nachts um halb zwei kein Problem - und die Spur gewechselt. Ab da ging es dann fast ohne Irrtum weiter: "Vorne kommt auf der rechten Seite ein Bäcker, da musst du links abbiegen." "Halt, der Bäcker ist ja schon hier! Hier abbiegen." Dann waren wir in der richtigen Straße drin und suchten einen Parkplatz. Das Frühstück, ein paar Stunden später bestand aus trockenen Brötchen (ohne Butter) und einigen Mini-Salamis. Aber ich habe schon angekündigt, dass dies nicht zählt und die Einladung zu einem Frühstück noch aussteht.

Man könnte zweifellos weitere Attribute für Jochen finden. Eigentlich könnte man das ganze Alphabet durchgehen:
A    wie    Asshole
B    wie    Bequem, Bösartig
C    wie    Charmant zu seiner Mutter ("Jetzt nerv' nicht rum!")
...

Aber das ganze bringt es nicht so genau auf den Punkt. Wer jetzt Lust verspürt hat, Jochen einmal zu erblicken oder kennen zu lernen, der kann ruhig nach Karlsruhe gehen. Allen anderen empfehle ich einen sehr großen Bogen um die Stadt zu machen. :-)

Update (24.09.07): Ein weitere Anekdote. Was macht man, wenn man einen Hefe-Teig anrührt und den Teig dann ziehen lassen möchte? Man stellt den Backofen auf 50°C, stellt die Teigschüssel mit einem Tuch abgedeckt hinein und lässt die Hefe die Arbeit tun. Nichts einfacher als das möchte man meinen. Es sei denn, man heißt Jochen, dann passiert... Ach was, lasst euch die Geschichte besser von Jochen selbst erzählen (Achtet auf das Foto von seinem Gesicht!).


Weitere Porträts:     Robin Stürmer, Marc Herold