Kreml
Kreml ist das einzige Spiel, das ich kenne, bei dem man auch gewinnen kann,
wenn man nichts tut! Erstaunlich, aber oft genug nur zu wahr. Inaktivität kann
genau so gut zum Ziel führen, wie jemanden nach Sibirien schicken oder als
imperialistischen Spion zu verdächtigen. Zum besseren Verständnis der
Spielablauf:
Wir schreiben das Jahr 1951.
An der Macht befindet sich Nestor Aparatschik. Allerdings ist dieser
aufgrund seines hohen Alters etwas senil und starrköpfig geworden. Auch
mit seinem Gesundheitszustand steht es nicht gerade zum Besten. Höchste
Zeit für einen Machtwechsel im Kreml. Setze geheim deinen Einfluss auf
Politiker im Politbüro und versuche, einen deiner Kandidaten an die
Macht zu bringen, aber wehe, einer deiner Mitspieler hat mehr Einfluss
auf deinen Mann. Dann hast du ihm in die Hände gespielt. |
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Kreml spielt sich in Jahresabläufen zu 8 Phasen ab, die immer wiederkehren:
- Phase 1: Kuren
Kranke Politbürolisten können zur Kur gehen. Der Nachteil ist, man lässt den anderen Genossen im Politbüro freie
Hand.
- Phase 2: Säuberungen des KGB
So schlägt die Stunde des KGB-Chefs. Dieser kann versuchen,
unliebsame Mitglieder des Politbüros nach Sibirien zu schicken. Damit verbunden
ist Stress und Stress lässt eine altern.
- Phase 3: Imperialistischer Spion
Danach ist der Verteidigungsminister am Zuge. Seine Lieblingsbeschäftigung
besteht darin andere als imperialistische Spione zu verdächtigen, verdächtige
Personen anzuklagen oder auch darin, einen unliebsamen Kandidaten nach Sibirien
zu schicken. Aber das kostet Stress, Stress, Stress.
- Phase 4: Gesundheitszustand ermitteln
Alle Jahre wieder macht den alten, gestressten Herren die Gesundheit zu
schaffen. Zur Ermittlung ihres Gesundheitszustandes wird gewürfelt. Eine
leichte Krankheit ist meistens noch zu verkraften, eine Attacke ist schon
sehr bedenklich und Todesfälle kommen im hohen Alter nur zu leicht vor, vor
allem wenn gerade eine Grippewelle grassiert.
- Phase 5: Wahl des Vorsitzenden der Begräbniskommission
Findet nur statt, falls in Phase 4 der Partei- und Regierungschef an der
Kremlmauer beigesetzt wurde. Dann muss natürlich ein neuer Chef her und die
Wahl ist sehr delikat. Es kann sogar jemand zum neuen Chef gewählt werden,
der zur Zeit zur Kur im Sanatorium ist. Was mitunter auch nicht übel ist.
- Phase 6: Ersetzungen
Freie Plätze im Politbüro müssen vervollständigt werden. Natürlich
können die amtierenden Politiker ihren Einfluss nutzen, um ihre Günstlinge
aus dem Volk hoch zu hieven. Aber ihr wisst ja, der Stress lässt einen
altern.
- Phase 7: Rehabilitierungen
Befindet sich ein alter Parteigenosse in Sibirien? Dann ist jetzt deinen
Chance gekommen, ihn zurückzuholen. Was für ein Stress, aber jetzt ist
wieder eine Person bereit, ins Politbüro zu kommen und dich zu
unterstützen.
- Phase 8: Oktoberparade
Alljährlich findet auf dem Roten Platz der Höhepunkt statt, durch den
Vorbeimarsch der Oktoberparade. Der Partei- und Regierungschef steht hierbei
winkend auf der Tribüne und präsentiert sich der Weltöffentlichkeit. Ist
er allerdings krank, kann es sein, dass er vorher zusammenbricht und er die
Oktoberparade nicht erfolgreich abnehmen kann.
Das Spiel endet automatisch mit dem Gewinn des Parteichefs, der 3-mal
erfolgreich die Oktoberparade abgenommen hat.
Oder mit dem Parteichef, der 1960 erfolgreich die Oktoberparade abgenommen hat
bzw. spätestens mit dem Politiker, der nach der Phase 5 im Jahre 1961
Parteichef ist.
Manchmal kann das Spiel auch vorzeitig unentschieden enden, falls das
Politbüro nicht mehr vollständig besetzt werden kann oder alle verlieren,
falls es der alte Nestor Aparatschik es schafft, 3 mal die Oktoberparade
abzunehmen.
Endet das Spiel mit dem Gewinn eines Parteichefs, kommt die große
Offenbarung. Alle Spieler decken ihre geheimen Einflusspunkte auf. Wer am
meisten Einfluss gesetzt hat, gewinnt das Spiel. Haben zwei oder mehr Spieler
gleich viele Punkte gesetzt, so gewinnt nicht, wer den Chef derzeit
führt. Was mich zu den Spieltipps führt.
Spieltipps:
- Versuche möglichst einen deiner Kandidaten, auf den du sehr viel Einfluss
gesetzt hast, in den Sessel des Parteichefs zu bringen und zwar so, dass du
ihn am besten nicht führst.
- Halte dich stets bedeckt und verrate nicht zu früh, wer dein
Spitzenkandidat ist, da die anderen versuchen, diesen nach Sibirien zu
schicken
- Da es sehr oft zu Wahlabstimmungen im Politbüro kommt, ist es sehr
wichtig, auch auf alte Politbürolisten wie Aljesvurkadse viel Einfluss zu
haben. Vier oder fünf Einflusspunkte sind da nicht verkehrt.
- Merkst du, dass ein anderer Spieler einen hohen Politiker zum Parteichef
wählen lassen will, und du hast keinen oder weniger Einfluss auf ihn, lass
keine Panik aufkommen. Sage doch laut, dass du es für eine gute Idee
hältst und stimme für ihn. Dein Gegner befindet sich dann in der
Zwickmühle. Wenn er vermutet, dass du ebensoviel geheimen Einfluss
ausübst, wie er selbst, könnte er versucht sein, seinen eigenen Kandidaten
abzuschießen.
- Wenn dein Spitzenkandidat unter einer Krankheitsattacke leidet und das
Spiel vermutlich noch länger geht, könnte als Alternative zum Sanatorium
auch Sibirien in Betracht genommen werden. Dort ist er sicher vor
unliebsamen Attacken der anderen. Das Problem besteht nur darin, ihn
rechtzeitig zurückzuholen.
- Wenn sich zu Beginn sehr viele junge Genossen im Politbüro
befinden, ist eine Überfallstrategie meist erfolgreich. Man setzt seine
Einflusspunkte auf diese Politiker und versucht möglichst schnell mit
Unterstützung der anderen seinen Topmann in die Position des Parteichefs zu
bringen. In fast allen anderen Fällen führt diese Strategie nicht zum
Gewinn. Man sollte seinen Topmann im Volke haben, wo man ihn im Laufe der
Zeit hochbringt und dann das Spiel gewinnt.
- Bist du im Zweifel, ob du eine Aktion durchführen willst, mache es nicht.
Vielleicht übernimmt ja ein Gegner dies.
- Achte darauf, wer Stellvertreter für den KGB-Chef, Verteidigungsminister,
usw. ist. Sollte einer von diesen sein Amt nicht wahrnehmen können, obliegt
es den Stellvertreten deren Pflichten nachzukommen, und es wäre gut, wenn
du sie kontrollierts.